AD LEGENDUM – mehr Klischee als ein lateinischer Name für eine juristische Fachzeitschrift geht doch gar nicht! Und wem Latein nicht unbedingt im Blut liegt, mag auf die Idee kommen, dass die Namenswahl etwas Gladiatorisches an sich hat, geradezu etwas „Legendäres“. Wie so oft in den Rechtswissenschaften trügt der Schein jedoch. Die deutsche Übersetzung von „ad legendum“ heißt in etwa „das zu Lesende“ – weder gladiatorisch noch besonders legendär. Dabei ist die erste Assoziation gar nicht so unpassend: Die Ausbildungszeitschrift aus Münsters Juridicum ist gewissermaßen einzigartig in der deutschen juristischen Publikationslandschaft.
Die AD LEGENDUM ist ein Projekt, das 2004 von Münsteraner Studierenden gestartet wurde und sich seitdem in Umfang und Reichweite stetig weiterentwickelt hat. Das Konzept dabei ist die Publikation einer juristischen Fachzeitschrift, die sich auf Themen rund um die juristische Ausbildung konzentriert. Dabei besteht die einmal im Quartal erscheinende Zeitschrift aus vier wiederkehrenden Komplexen. Im Zentrum jeder Ausgabe steht ein wechselnder „Schwerpunkt“, der die Leserinnen und Leser in ein bestimmtes Themenfeld aus den unterschiedlichen Rechtsgebieten einführt und in vier Beiträgen ein kompaktes und fundiertes Wissen liefert. Die „Fallbearbeitung“ liefert Übungsfälle samt Musterlösung für das Grundstudium und auf Examensniveau. Zum festen Bestand gehören daneben auch die „Grundlagen“. Hier befassen sich die Autoren mit juristischen Basics und Hintergründen aus Zivilrecht, Strafrecht und Öffentlichem Recht. Losgelöst vom Prüfungsstoff selbst befasst sich die „Studienpraxis“ mit aktuellen Themen der juristischen und universitären Fachwelt.
Von der Theorie in die Praxis
Aktuelle Praktika, Referendarstationen & Wissenschaftliche Mitarbeit in
Was 2004 klein begann, hat sich nach 15 Jahren am Markt etabliert: Mittlerweise hat die AD LEGENDUM eine Auflage von 1.500 Stück und wird von über 200 Bibliotheken in ganz Deutschland und weltweit geführt, darunter auch von allen Bundesgerichten. Rund 40 Studierende sind ehrenamtlich im Verein tätig, entweder in der Redaktion oder im eigenen Verlag. Der Schlüssel des Erfolgs: Die engagierte Mitarbeit von ausschließlich Studierenden, ähnlich dem amerikanischen Vorbild der „Law Reviews“, die von den dortigen Law Schools herausgegeben wird. Diese Unabhängigkeit ermöglicht es uns, die Schwerpunktsetzung der Themen unserer Zeitschrift den Bedürfnissen der Studierenden „live aus der Uni“ anzupassen. Darüber hinaus kann der Verkaufspreis aufgrund der Organisation als nicht-wirtschaftlicher Verein in studierendenfreundlichem Maße gering gehalten werden.
Events, Workshops, Praktikantenprogramme
Hier triffst du potenzielle Arbeitgeber
Doch wie sieht der Alltag bei der AD LEGENDUM aus? Die Aufgaben sind vergleichbar mit denen eines kleinen Start-Up-Unternehmens. Vor allem die Führung im Eigenverlag verlangt ein gewisses organisatorisches Talent – gerade wenn die Zeitpläne von der Korrekturphase über den Druckauftrag bis hin zum endgültigen Versand der Zeitschrift eng getaktet sind. Dabei werden die Studierenden bewusst ins kalte Wasser geworfen und lernen innerhalb kürzester Zeit die Grundkompetenzen in Sachen Vertrieb, Rechnungswesen, Verlagsorganisation und Unternehmenskommunikation. Allein gelassen wird jedoch niemand: „Alte Hasen“ sorgen für eine Betreuung, eine Rahmenorganisation und eine Koordination und stehen als Ansprechpartner zur Seite, sodass das Wissen von Semester zu Semester weitergegeben wird. Auch die Arbeit in der Redaktion ist geprägt von einer gewissen journalistischen Hektik – trotz einer Vorausplanung über das folgende Jahr hinaus lernen neue Mitglieder schnell: Eine Redaktion, die nicht die letzten Minuten bis zur endgültigen Drucklegung ausnutzt, gibt es auch in der eher langatmigen Welt der Fachliteratur nicht. Doch egal ob im Verlag oder in der Redaktion: Der Fokus liegt immer auf der Lösung neuer, bis dato noch nie aufgetretener Probleme. Dabei ist von allen Seiten Kreativität und Flexibilität gefragt – und Mut! Denn irgendwie muss eine Lösung gefunden werden, den Kopf in den Sand zu stecken, ist keine Alternative. Gerade dies fördert Kompetenzen, die im Studium oft zu kurz kommen: Häufig entscheidet nämlich nicht eine dogmatisch saubere Subsumption über den Erfolg, sondern eine innovative Lösung, die beide Seiten akzeptieren können. Dabei ist Teamwork der Schlüssel zum Erfolg!
Unsere Erfolgsgaranten – Drei unserer Mitarbeiter stellen sich vor:
Henning Ahlers, 20 Jahre, 3. Semester, Redaktion
Wie bist du zur AD LEGENDUM gekommen?
Am Anfang jedes Semesters stellen sich verschiedene Hochschulgruppen vor, wobei mich die Ad Legendum besonders ansprach. Nach einem Besuch bei einem Informationstreffen war für mich klar, dass ich dort mitmachen möchte. Eine Entscheidung, die ich bislang nicht bereut habe.
Welchen Input kannst du für dein Studium nutzen?
Besonders hilfreich ist, dass man durch die Arbeit bei der Ad Legendum einen tiefergehenden Einblick in bestimmte Themengebiete innerhalb und außerhalb des klassischen Jurastudiums bekommt, wodurch man Wissen wiederholt und vertieft, vor allem aber einen Blick über den „Tellerrand des Studiums“ werfen kann und das Studium als Ganzes besser einordnen kann. Außerdem sammelt man Erfahrungen im wissenschaftlichen Arbeiten, was besonders für Haus- und Seminararbeiten hilfreich ist und knüpft bereits Kontakte mit lokalen, nationalen und auch internationalen Autoren.
Welche drei Eigenschaften bringt der perfekte Autor mit sich?
Der perfekte Autor arbeitet nach wissenschaftlichen, juristisch fundierten Methoden, kann mit seinem Beitrag inhaltlich überzeugen und dabei ggf. – je nach Thema – über das hinausgehen, was das klassische Studium und Lehrbücher zu bieten haben. Und er beachtet die gesetzten Frist- und Formvorgaben, sodass der Beitrag pünktlich und stressfrei in unserer Ausgabe erscheinen kann.
Felizitas Heet, 26, 6. Semester, Finanzvorstand
Was war deine Motivation, bei der AL mitzuarbeiten? Wie hat deine Mitarbeit begonnen?
Ich hatte damals Lust, neben der Uni noch in einem studentischen Projekt mitzuarbeiten und fand es schön, andere Jurastudierende kennenzulernen.
Du trägst für vieles Verantwortung – wie fühlt man sich damit?
Aufgrund des wirklich tollen Teams fühlt man sich bei der Aufgabenbewältigung nie allein. Wichtige Entscheidungen werden stets im Team besprochen und so die Ansichten aller einbezogen, das macht die Sache sehr viel leichter.
Gibt es eine Situation, die dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Besonders Spaß macht es, die AD LEGENDUM auf Messen zu vertreten und dabei gemeinsam für unsere Zeitschrift zu werben. Da hat man einen direkten Kontakt sowohl zu unseren Lesern als auch zu unseren Anzeigenpartnern.
Neele Kunz, 22 Jahre, 8. Semester, Anzeigen
Was macht die Mitarbeit bei der AD LEGENDUM für dich besonders wertvoll?
Mir gefällt vor allem die vielseitige Arbeit, die immer wieder neue Herausforderungen mit sich bringt. Denn obwohl wenn man selbst nur für ein Ressort zuständig ist, bekommt man immer von allen etwas mit und kann seine Ideen mit einbringen. Dabei ist es immer ein gutes Gefühl, wenn die Zeitschrift am Ende erscheint und aus vielen kleinen Teilen ein großes Ganzes geworden ist.
Beschreibe mit drei Worten die Arbeitsweise der Verlagsorganisation.
Spaßige und abwechslungsreiche Teamarbeit!
Gibt es auch mal stressige Situationen? Wie gehst du damit um?
Natürlich gibt es auch bei uns stressigere und weniger intensive Phasen. Für mich ist dann immer das Wichtigste, alles im Blick zu behalten und die Abläufe bestmöglich zu organisieren. Dabei achten wir vor allem darauf, dass die Kommunikation zwischen den Ressorts problemlos funktioniert, um voneinander zu profitieren und effizient arbeiten zu können.
Wie alle Verlage blickt allerdings auch die AD LEGENDUM in eine ungewisse Zukunft. Der Markt für Printprodukte schrumpft aufgrund ruckläufiger Zahlen der in Printmedien verkauften Anzeigenplätze insgesamt. Valide Konzepte für ein digitales Verlagszeitalter gibt es bisher in der Verlagswelt nicht. Dabei ringen nicht nur die Verlage untereinander um Lösungsansätze. Technisches Know-How ist hier der springende Punkt, daher ist in Zukunft eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Technikbranche gefragt, um digitale Lösungen zu erarbeiten. Trotz aller Ungewissheit freuen wir uns auf die nächsten 15 Jahre guter Zusammenarbeit mit engagierten Mitarbeitern, einem stolzen Herausgeberbeirat und Partnern, die unsere Arbeit schätzen und unterstützen. Als juristische Ausbildungszeitschrift wollen wir Kommilitonen vom Grundstudium bis zur Examensklausur begleiten und ihre Begeisterung für die Rechtswissenschaften fördern.