Was sind die Unterschiede zwischen einer Boutiquekanzlei und einer Mittelständischen Kanzlei

Verfasst von Finn Holzky

Boutique Kanzlei oder Mittelständische Kanzlei?

Wo liegen Gemeinsamkeiten und Unterschiede?

Wer sich für den Berufseinstieg oder beim Jobwechsel auf die Suche nach einem zukünftigen Arbeitgeber macht und sich für die Tätigkeit als Anwalt entschieden hat, der steht früher oder später vor der Entscheidung, in was für einer Art von Kanzlei er tätig sein möchte. Entscheidet man sich gegen die Großkanzlei, besteht die Qual der Wahl zwischen sogenannten Boutique Kanzleien und mittelständischen Kanzleien. Ähnlich wie in den großen Wirtschaftskanzleien erwarten Juristen hier auch beachtliche Einstiegsgehälter im ersten Jahr. Womit können spezialisierte und mittelständische Sozietäten außerdem punkten?

Breiteres Angebot vs. Spezialisten

Boutique Kanzleien sind keine Allrounder, die ein juristisches all-inclusive Angebot anbieten. Anders als in Großkanzleien und in vielen mittelständischen Sozietäten wird in der Anwaltsboutique nur ein kleines Rechtsgebiet, manchmal sogar nur eine Nische eines bestimmten Rechtsgebiets, abgedeckt. Dafür kann jedoch mit besonderer Fachexpertise geglänzt werden.
Der Beratungsschwerpunkt von Rotthege liegt beispielsweise auf allen Fragestellungen rund um Immobilientransaktionen, während Kather Augenstein seinen Fokus ganz auf den Bereich IP Recht richtet. Dolde Mayen setzt seinen ausschließlichen Tätigkeitsschwerpunkt auf das Öffentliche Recht und Spezialisten in der haftungsrechtlichen Beratung insbesondere für die Automobilzulierferbranche und die Medizinprodukteindustrie sind reuschlaw Legal Consultants. Als erste deutsche Kanzleiboutique hat sich zudem Orbit auf das Fondsrecht spezialisiert. 

Bei den mittelständischen Kanzleien verhält es sich anders. Diese sind in der Regel deutlich breiter aufgestellt und befinden sich, was die Breite ihres Angebots an Mandanten angeht, näher an den Großkanzleien als an den Boutiquen. Mittelständische Wirtschaftskanzleien wie LUTZ | ABEL oder GSK Stockmann beraten in vielen verschiedenen Rechtsgebieten und sind bieten ihren jungen Juristen tolle Karrierechancen und Weiterbildungsmöglichkeiten.

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Die Mandantschaft in Anwaltsboutiquen

Die Boutique Kanzlei zeichnet sich durch ihre besondere Expertise in kleinen oder großen Nischen wie zum Beispiel dem gewerblichen Rechtsschutz aus. Dementsprechend werden ihre Dienste von nahezu allen denkbaren Mandanten auf diesem Gebiet auch gesucht.

Sie reichen daher von Kleinunternehmern über Mittelständische bis hin zu Großkonzernen und die Anzahl der Mandanten ist somit oft nicht unbedingt geringer. Im Gegenteil:  Boutique Kanzleien stehen nicht selten sogar mit den Großkanzleien in Konkurrenz, da diese das entsprechende Fachgebiet in der Regel ebenfalls ihren Mandanten anbieten. Die Mandate sind durchaus auch international, da viele Boutiquen, um ihren Nachteil gegenüber den international agierenden Konkurrenten gegenzusteuern, einem Netzwerk von Kanzleien verschiedener Länder angehören.

Anders sieht es wieder bei den mittelständischen Kanzleien aus. Hier sind Großkonzerne als Mandanten eher die Seltenheit, internationale Mandate sowieso. Die Mandantschaft besteht in der Regel größtenteils aus mittelständischen Unternehmen, zumeist aus Deutschland oder anderen inländischen Institutionen bzw. auch Privatpersonen.

Als Associate nur Backoffice? Zweimal nein!

Die allgemeine Arbeit in beiden Kanzleitypen ist allerdings gar nicht so verschieden. Beide binden in der Regel ihre Mitarbeiter bereits früh in die direkte Bearbeitung von Mandaten ein und auch der direkte Mandantenkontakt gehört für Juristen von Anfang an dazu. Vor allem für Berufseinsteiger, die direkt in die Mandatsarbeit eingebunden werden wollen, lohnt sich der Einstieg in einer der kleinen Kanzleien.

Hintergrundrecherchen ohne wirklichen Zugang zum Fall ist hier also nicht zu befürchten. In der alltäglichen Arbeit unterscheiden sich Boutique Kanzleien und mittelständische Kanzleien natürlich dennoch.
Der Spezialist in einer Kanzleiboutique ist häufig an mehreren Mandaten gleichzeitig immer in genau seinem Fachgebiet tätig und fungiert primär als juristischer Experte. Die Anwälte der mittelständischen Kanzleien sind häufiger als Allrounder unterwegs. Die verschiedenen Mandate und ihre Belange bringen daher eine große Abwechslung in den Arbeitsalltag eines Anwalts.

 

Qualifikation, Arbeitsbelastung und Gehalt

Wer sich nun erhofft über die Anwaltsboutiquen den Einstieg in das internationale Business, ohne die hohen Einstellungskriterien der großen Sozietäten zu schaffen, der muss leider enttäuscht werden.
Der Anspruch einer Boutique an die juristische Mitarbeiterqualifikation ist kaum niedriger als der einer Großkanzlei. Auch die kleinen und hoch spezialisierten Kanzleien erwarten oftmals ein “vollbefriedigend” als Abschlussnote des Staatsexamens ihrer Bewerber. Allerdings besteht eine etwas höhere Chance durch entsprechende Vorkenntnisse, besondere Fähigkeiten oder beispielsweise Erfahrungen aus Praktika oder Referendariat ein etwas schwächeres 1. oder 2. Staatsexamen auszugleichen. Aufgrund der zum Teil internationalen Mandate und der Zusammenarbeit mit Kanzleien aus dem Ausland sind verhandlungssichere Englischkenntnisse häufig fester Bestandteil der Stellenausschreibungen. Wer einen im Ausland erworbenen LL.M. hat, steigert folglich seine Chancen. 

Auch der Schwerpunktteil des Studiums, der hingegen von anderen Kanzleiarten kaum bis keine Beachtung erfährt, kann für eine Boutique von Interesse sein, wenn er in genau ihrem Bereich der Rechtsberatung stattgefunden hat. Ansonsten gilt auch in einer hier häufig: Ohne Prädikat wird es schwierig.
Die Anforderungen von Mittelständischen können nicht per se als niedriger eingestuft werden, gestalten sich allerdings tatsächlich anders. Hier wird Persönlichkeit, Engagement und auch ein roter Faden im Lebenslauf mehr gewürdigt als in den Großkanzleien. Insbesondere Vorkenntnisse und Praktika können etwas schwächere Examensnoten ausgleichen. Ein guter Eindruck in der Referendariatsstation oder der wissenschaftlichen Mitarbeit ist ebenfalls ein gutes Einstiegsszenario in eine mittelständische Kanzlei. 
Bei der Arbeitsbelastung verbietet sich eine allgemeine Aussage.  Insbesondere die Boutiquen sind für hohe Arbeitsbelastung bekannt.  

Wer zudem vor dem Einstieg als Associate als Wissenschaftlicher Mitarbeiter oder Referendar erste praktische Erfahrungen sammeln konnte, hat ebenfalls einen kleinen Vorteil und kann ein eventuell nicht-vollbefriedigendes Examen ausgleichen.

Hinsichtlich des Gehalts ist die Situation unterschiedlich. Die Gehälter mittelständischer Kanzleien liegen in der Regel unter den Gehältern von Boutique Kanzleien. Bei den diesen ist wohl die größte Bandbreite an Gehältern überhaupt vorhanden. Einige bezahlen auf dem Niveau kleinerer mittelständischer Kanzleien, einige etwas darüber und einige auf Großkanzleiniveau. In ganz seltenen Fällen gibt es bei extrem erfolgreichen und hoch spezialisierten Boutiquen für herausragende Bewerber auf ihrem Gebiet sogar Gehälter über den Verdienstmöglichkeiten der Großkanzleien. Diese sind allerdings dann auch immer mit höchster Belastung oder Verantwortung der Anwälte verbunden. Eine Pauschalaussage zum Gehalt ist also für beide Typen nicht möglich.

Pluspunkt Zukunftsperspektive

Was hingegen beiden gegenüber den Großkanzleien einen großen Beliebtheitsbonus verschafft, sind die internen Aufstiegschancen. Den Partnerstatus in einer Großkanzlei zu erlangen, gilt nicht zu Unrecht als Mammutaufgabe.
Insbesondere die Anforderungen an zukünftige Partner sind dabei auch vielen hoch motivierten Neueinsteigern einfach zu hoch bzw. die Chancen wirklich Partner zu werden, sind ihnen für die zu bringenden Opfer zu gering.
Das sieht in einer Boutique und in einer mittelständischen Kanzlei tatsächlich ganz anders aus. Flache Hierarchien, oft durch Aussteiger aus Großkanzleien geprägt, laden zum schnellen Aufstieg bei entsprechenden Leistungen ein. Auch die Nähe zu Mandanten verhilft dem Anwalt bereits früh zu steigender interner Bedeutung.


Wer also den Partnerstatus anstrebt, der sollte sich Boutique oder mittelständische Kanzleien unbedingt genauer ansehen, denn hier gibt es realistische Chancen zu häufig angenehmeren Bedingungen. Auch abseits des Sprungs in die Partnerschaft bieten kleinere und mittelständische Einheiten bemerkenswerte Karriereoptionen: Insbesondere Kanzleiboutiquen unterstützen ihre jungen Anwälte auf dem Weg zum Fachanwalt, bei weiteren Zusatzqualifikationen, wie der Promotion oder einem LL.M. oder nutzen ihr internationales Netzwerk, um ihren Anwälten bei Bedarf ein Secondment zu ermöglichen.

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