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 Veröffentlicht am 01.03.2021.

"Wer sich auf die Bereiche Energie und Infrastruktur fokussiert, kann unsere Zukunft aktiv mitgestalten"

Die Energy & Infrastructure Group von Baker McKenzie stellt sich vor

Dr. Claire Dietz-Polte LL.M., Holger Engelkamp B.Sc. LL.M. und Vivien Vacha sind Mitglieder der deutsch-österreichischen Energy & Infrastructure Group von Baker McKenzie. Sie beraten überwiegend zu M&A Transaktionen, Projekten und regulatorischen Fragen im Energie- und Infrastruktursektor.

Frau Dr. Dietz-Polte, Sie sind Counsel der Public Law Practice im Berliner Büro und Co-Leiterin der deutsch-österreichischen Energy & Infrastructure Group bei Baker McKenzie. Wie gestaltet sich die Tätigkeit für Sie und Ihre Kolleg:innen innerhalb der Energy & Infrastructure Gruppe und inwiefern ist ein Austausch innerhalb des Teams über Landesgrenzen hinweg erforderlich? 

Dr. Claire Dietz-Polte: Wir beraten sehr breit – mit Schwerpunkt M&A-Transaktionen und Projekte. Wegen der Energiewende liegt der Fokus auf Projekten im Bereich Erneuerbare Energien, doch wir beraten unsere Mandanten auch zu kommerziellen Vereinbarungen und regulatorischen Fragen, z.B. im Bereich E-Mobilität. Bei großen Transaktionen und Projekten arbeiten Kolleg:innen verschiedener Praxisgruppen, wie Real Estate, IT/Datenschutz, Financing, Employment, eng zusammen, regelmäßig auch über Grenzen hinweg. Für viele deutsche Mandanten implementieren wir von Deutschland aus Projekte weltweit. Außerdem ist unsere Gruppe eingebunden in die globale Energy, Mining & Infrastructure (EMI) Industrie Gruppe. Hier tauschen wir uns global und regional ständig zu Themen aus, v.a. zu den neuesten Gesetzesinitiativen und Industrietrends.
 

Sie verfügen über umfangreiche Erfahrungen in der Beratung von Erzeugungsanlagen (Gas, Kohle, Kernkraft, erneuerbare Energien), Speichern sowie Übertragungs- und Verteilungsanlagen. Wie hat sich Ihr Karriereweg bezüglich dieser Spezialisierung gestaltet und inwiefern können Sie hierdurch Ihren Kolleg:innen, vor allem innerhalb der Praxisgruppe, behilflich sein? 

Dr. Claire Dietz-Polte: Im Referendariat arbeitete ich im Bereich M&A Energy in einer anderen internationalen Großkanzlei. Schon damals gefiel mir die vielseitige Arbeit im Energiebereich und ich begann dort als Associate. Meine ersten Mandate spielten sich noch in der alten Energiewelt ab, insbesondere Atom- und Kohlekraftwerke. Es kamen immer mehr Mandate im Bereich Erneuerbare Energien dazu, schwerpunktmäßig Wind Onshore und -Offshore. So habe ich quasi die Energiewende von Anfang an mitvollzogen. Über die Jahre reihten sich etliche Mandate im Bereich Infrastruktur ein. Ich sammelte vor allem viel Erfahrung mit Netzen jeder Art wie Pipelines, Übertragungsnetze, Verteilnetze und Glasfasernetze. In letzter Zeit beraten wir auch viel zu Batteriespeicherprojekten und dem Aufbau und Betrieb von Ladeinfrastruktur. Wegen der Spezialisierung unseres Teams ziehen uns Kolleg:innen in solche Mandate mit ein, die eine besondere Expertise und Branchenkenntnis im Bereich Energie- und Infrastruktur verlangen.

Ebenso beraten Sie Unternehmen in allen Phasen der Projektentwicklung, besonders bei Anlagen für erneuerbare Energien. Können Sie anhand einer beispielhaften Transaktionen diese Phasen, die durchlaufen werden, näher ausführen und inwiefern die Energy & Infrastructure Group hierbei eine Rolle spielt?

Dr. Claire Dietz-Polte: Unsere Mandanten involvieren uns in unterschiedlichen Projektphasen – manchmal bereits in der Planungs- und Bauphase oder erst in der Phase der Inbetriebnahme. Je nachdem, wann wir in das Projekt hineinkommen, beraten oder verhandeln wir bei Projekteverträgen, z.B. Planungs- und Beratungsverträge, EPC Verträge, O&M Verträge, Power Purchase Agreements. 
Vor kurzem berieten wir einen Mandanten beim Kauf eines Batteriespeicherprojekts, das sich noch im Bau befand. Los ging es mit Verhandlungen, um den Generalübernehmervertrag anzupassen. Kurz vor Inbetriebnahme berieten wir dann auch zum O&M- und Vermarktungsvertrag. Parallel lief die Due Diligence und wir führten SPA Verhandlungen. Zudem waren wir Ansprechpartner zu energieregulatorischen Fragen. Dieses Projekt zeigt schön: Durch die Verbindung von Kolleg:innen verschiedener Praxisgruppen, doch derselben Industrieexpertise und speziellem juristischen Fachwissen, können wir über den kompletten Projektzyklus hinweg in unserer Energy & Infrastructure Gruppe "aus einer Hand" beraten.
 

Herr Engelkamp, Sie sind Co-Leiter der Energy & Infrastructure Group bei Baker McKenzie. Wie sah Ihr Weg in die Energy & Infrastructure Group aus und wie viel Know how rund um das Thema Energie wird hier gefordert?

Holger Engelkamp: Ich kam eher zufällig während meiner Wahlstation in Toronto mit dem Energierecht in Berührung. Nach meinem Einstieg bei Baker McKenzie konzentrierte ich mich auf das M&A Geschäft in regulierten Industrien, v.a. Energy und Life Sciences, und wurde im letzten Sommer zum Co-Leiter der Energy & Infrastructure Group ernannt. Das Energiegeschäft ist sehr schnelllebig und wir sind regelmäßig mit Gesetzesänderungen konfrontiert. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz z.B. feierte 2020 seinen 20. Geburtstag und wurde in den letzten beiden Dekaden schon sieben Mal umfassend reformiert. Wer Mandanten rund ums Thema Energie beraten möchte, muss Spaß daran haben, sich immer wieder in neue Themen einzuarbeiten. Wir erwarten allerdings nicht von allen Kolleg:innen umfangreiches Expertenwissen zu jeder Detailfrage.

Sie haben eines der weltweit größten investorengeführten Strom- und Gasunternehmen im Zusammenhang mit der Verschmelzung seiner Gaseinheit mit seiner Energiehandelseinheit beraten. Auf welche ungeahnten Herausforderungen stoßen Sie bei Projekten dieser Größenordnung? 

Holger Engelkamp: Bei großen Projekten müssen sehr viele Fäden zusammengehalten werden. Daher muss man sehr strukturiert vorgehen, um den Überblick zu behalten. Ich bewundere unsere Mandanten, die nicht "nur" die rechtlichen Themen im Auge behalten, sondern besonders auch dafür sorgen müssen, dass am sog. Day-1 das gesamte operative Geschäft seinen gewohnten Gang weitergehen kann.      
 

Baker McKenzie ist seit mehr als 65 Jahren auf internationale Energie- und Infrastrukturprojekte spezialisiert. Wie hat sich die Einheit in den letzten Jahren entwickelt und wie ist es um die aktuellen Entwicklungspläne bestellt?

Holger Engelkamp: Das Thema Energie(wende) ist in aller Munde und betrifft fast alle Unternehmen. Wir planen daher, unsere Energy & Infrastructure Group immer weiter auszubauen und stets Vorreiter bei der Beratung zu Zukunftstechnologien zu sein. Unser Tätigkeitsfeld unterliegt einem steten Wandel: Während vor einigen Jahren z.B. das Bergrecht – Stichwort Kohleabbau – noch besonders relevant war, beschäftigen uns heute überwiegend Fragen rund um Erneuerbare Energien und Elektromobilität.       
 

Frau Vacha, Sie sind seit mehr als zehn Jahren im Bereich Energie & Infrastruktur tätig. Seit 2018 arbeiten Sie bei Baker McKenzie und sind Mitglied in der Energy & Infrastructure Group. Haben Sie sich bereits während Ihres Studiums für diesen Fachbereich entschieden und wie können Sie von der Arbeit innerhalb der Praxisgruppe profitieren?

Vivien Vacha: Ja, mein universitärer Schwerpunktbereich hatte einen energierechtlichen Fokus. Weil das spannend war, begann ich im Studium, als wissenschaftliche Mitarbeiterin im M&A Energy Team einer großen Kanzlei zu arbeiten. So lange dabei zu sein, gibt mir einen sehr guten Überblick über den Markt und die vielen Entwicklungen und Veränderungen, die unseren Bereich kennzeichnen. Und mitunter verkaufen wir heute Projekte, die wir vor vielen Jahren in der Bauphase begleitet haben. Das ist dann besonders spannend.   
 

Darüber hinaus sind Sie Mitglied in dem Verein “Women of New Energies e.V.”, welcher Frauen aus der Erneuerbaren Energien Branche vernetzt. Inwiefern kann und konnte dieser Verein Ihre persönliche und berufliche Weiterentwicklung unterstützen?

Vivien Vacha: Das Netzwerk ist toll, weil es wahnsinnig viele Bereiche abdeckt, von der Bankerin über die Planerin, die Ingenieurin oder die Lobbyistin – und trotzdem haben wir einen gemeinsamen Nenner. Das bringt spannende Einblicke und zudem sind die Wege kurz, wenn ich etwas diskutieren möchte oder Information brauche.

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Erleichtert Ihr breites Netzwerk zu relevanten Akteuren bei Energie- und Netzgesellschaften, Projektentwicklern und Lobbygruppen Ihre Tätigkeit innerhalb der Energy & Infrastructure Group?

Vivien Vacha: Natürlich, in jeder Hinsicht. Zum einen sind viele meiner Kontakte potentielle Mandanten. Zum anderen ist der fachliche Austausch extrem wichtig, um zu wissen, welche Themen und Trends in der Praxis gerade relevant sind. Außerdem lernt man "seinen Sektor" auch immer wieder aus anderen Blickwinkeln kennen, wenn man zum Beispiel mit den Technikern spricht. Auch das hilft in der täglichen Arbeit.  
 

Frau Dr. Dietz-Polte, gemeinsam mit Frau Vacha haben Sie den Beitrag „Elektromobilität und Erneuerbare Energien: Energierecht nach Corona” veröffentlicht. Sie setzen sich hier mit den geplanten Maßnahmen auf europäischer und deutscher Ebene auseinander. Welchen Einfluss haben diese planmäßigen Änderungen auf Ihre Tätigkeit und die Arbeit innerhalb der Energy & Infrastructure Group?

Dr. Claire Dietz-Polte: In den letzten beiden Jahren berieten wir bereits verstärkt im Bereich Elektromobilität. Ganz aktuell sind die europäischen und nationalen Dekarbonisierungsziele und Konjunkturpakete, die geschnürt wurden, um wirtschaftliche Folgen von Corona zu bekämpfen. Im Zuge dessen erwarten wir einen immens beschleunigten Aufbau von Ladeinfrastruktur und einen Umbau der Automobilwirtschaft hin zur Elektromobilität. Bereits jetzt spiegelt sich das in unserer Arbeit wieder. So gewannen wir in den letzten Monaten viele neue Projekte im Bereich E-Mobilität dazu – und diese gehören mittlerweile fest zu unserem Beratungsportfolio.
 

Sollten sich Unternehmen Ihrer Meinung nach bereits jetzt mit den Neuerungen auseinandersetzen und wie könnte dies aussehen?

Dr. Claire Dietz-Polte: Unternehmen haben die einmalige Chance, von umfassenden Fördertöpfen auf europäischer und nationaler Ebene zu profitieren und sich gleichzeitig zu transformieren, um in einer Welt mit klaren Nachhaltigkeitsregularien zu bestehen. Allerdings müssen sie mit ihren Projekten strenge Förderkriterien erfüllen. Daher sollten sie sich möglichst früh mit den komplexen Neuerungen auseinandersetzen. 
 

Herr Engelkamp, vor Ihrem Eintritt bei Baker McKenzie arbeiteten Sie für internationale Kanzleien in Berlin und Toronto. Sind diese beruflichen Vorerfahrungen zwingend, um innerhalb der Energy & Infrastructure Group und der damit verbundenen Tätigkeit, große grenzüberschreitende Projekte und Herausforderungen bewältigen zu können?

Holger Engelkamp: Je vielfältiger die Vorerfahrungen einer oder einer Berufseinsteigers:in sind, desto leichter fällt der Start. Ein Muss sind einschlägige Berufserfahrungen aber nicht. Wichtig ist vor allem, dass die oder der Berufseinsteiger:in ins Team passt, Elan mitbringt und sich im Umgang mit der englischen Sprache sehr wohl fühlt.

Das Energiegeschäft ist sehr schnelllebig und wir sind regelmäßig mit Gesetzesänderungen konfrontiert.
Holger Engelkamp

Stichwort: Herausforderungen. Gab es in Ihrer beruflichen Laufbahn eine Projekt-Beratung, die Sie besonders gefordert hat?

Holger Engelkamp: Jedes Projekt hat seine eigenen Herausforderungen: Manchmal sind die rechtlichen Fragen besonders komplex, mal ist der Zeitdruck besonders hoch und mal sind besonders viele Jurisdiktionen involviert, so dass es großen Abstimmungsbedarf gibt. Projekte mit mehreren Verhandlungspartnern, z.B. bei Bieterprozessen, empfinde ich als besonders herausfordernd.    
 

Frau Vacha, Sie waren bereits an der Beratung von Finanzierungen diverser Windparkprojekte beteiligt. Welche Erfahrungen konnten Sie dadurch mit in die Energy & Infrastructure Group einbringen und haben Sie Ihre Passion in den erneuerbaren Energien gefunden?

Vivien Vacha: Ich wechselte beim Berufseinstieg aus dem M&A bewusst in den Finanzierungbereich, weil kein Projekt zustande kommt, wenn es nicht irgendjemand finanziert. Das beeinflusst die Projekteverträge in unseren M&A Transaktionen – Stichwort Bankabilty – und ich wollte verstehen, wie Projektfinanzierung funktioniert. Heute, zurück im M&A, hilft mir der ganzheitlichere Blick. Und ja, dass wir aus Sonne, Wind und Wasser Strom erzeugen können, begeistert mich nach wie vor.  
 

Neben Ihren Praxiserfahrungen haben Sie auch einen fundierten akademischen Hintergrund in Bezug auf den deutschen und europäischen Energiemarkt als Autorin eines einführenden Lehrbuchs zu dieser Thematik. Inwiefern können Sie aufgrund dieser fundierten fachlichen Kenntnis Kolleg:innen in Ihrem Team als Mitglied fördern bzw. unterstützen?

Vivien Vacha: Das Buch führt ein ins Energierecht und seine rechtlichen Grundlagen, beschreibt die relevanten Märkte – Strom, Gas, Fernwärme – und stellt Bezüge zu verschiedenen Rechtsgebieten dar, z.B. dem Umwelt- oder Wettbewerbsrecht. Es hilft oft, wenn ich anhand des Buches Hintergründe erläutern kann oder die Kolleg:innen sich zielgerichtet einlesen können. Das macht aktuelle Regelungen verständlich. Zudem ist Energierecht nicht nur juristisch, sondern auch politisch und technisch spannend und facettenreich. Es macht Spaß, das Interesse der Leser:innen und Kolleg:innen zu wecken.

Dr. Claire Dietz-Polte: Die Arbeit im Energie- und Infrastrukturbereich wird sich weiter stetig wandeln. In den kommenden Jahren werden etliche neue Beratungsfelder hinzukommen, wie der Bereich Wasserstoff(technologien) und ESG Regulierung. Für mich ist es besonders reizvoll, den Markthochlauf für Wasserstoff mitzuerleben und ggf. auch die Einführung eines neuen Fördersystems – wie damals mit der Einspeisevergütung für EEG-Anlagen.

Holger Engelkamp: Wer sich auf die Bereiche Energie und Infrastruktur fokussiert, kann unsere Zukunft aktiv mitgestalten und helfen, den Weg für nachhaltige Technologien zu ebnen. Für mich gibt es nichts Schöneres als gute Arbeit für unsere Mandanten zu leisten – und gleichzeitig einen Beitrag zum Wohle der Gesellschaft und unseres Planeten.

Vivien Vacha: Unsere Arbeit wird sich mit dem Markt weiter wandeln, daher wird es sicher nicht langweilig. Ansonsten freue ich mich, wenn ich sehe, wie selbstverständlich heute auf der ganzen Welt Erneuerbare Energien-Projekte entstehen, die am Anfang meiner Zeit im Energierecht noch als "exotisch" und "riskant" galten. 

Vielen Dank, Frau Dr. Dietz-Polte, Herr Engelkamp und Frau Vacha!

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