Ghostwriting ist eine traditionsreiche Tätigkeit, die sich bis in die Antike zurückdatieren lässt. So wurden etwa Reden und Briefe der antiken Prominenz wie Plato, Nero oder Cäsar von Ghostwritern geschrieben. In der heutigen Gesellschaft bedienen sich Politik und Wirtschaft regelmäßig ebenso eines Ghostwriters. Aber auch Privatpersonen können sich an Ghostwriting-Agenturen wenden, die sich ohne weiteres im Internet finden lassen: lediglich eine kurze Suche via Google genügt. Einige dieser Agenturen werben überdies auf Facebook, wobei eine auf Jura spezialisierte Ghostwriting-Agentur sogar angibt, dass Ghostwriting zwar nicht gerecht, aber legal sei. Ist akademisches Ghostwriting aber tatsächlich legal?
Eine rechtliche Betrachtung: Was ist Ghostwriting?
Ghostwriting meint das auftragsmäßige Anfertigen von Texten gegen Entrichtung der verabredeten Vergütung. Der Ghostwriter verpflichtet sich demnach zur Erstellung der vereinbarten Leistung – etwa eines wissenschaftlichen Textes. Im Gegenzug verpflichtet sich der Auftraggeber, die vereinbarte Vergütung zu entrichten. Rechtlich betrachtet handelt es sich somit um einen Werkvertag i.S.d. § 631 BGB, der jedoch eine Besonderheit hat: Der Ghostwriter verzichtet zusätzlich auf sämtliche Ansprüche aus dem Werk. Dieser Verzichtsanspruch umfasst daher regelmäßig sämtliche urheberrechtlichen Ansprüche an dem Text sowie die Übertragung der Nutzungsanrechte an den Auftraggeber.
Wieso wird Ghostwriting für Jura-Studierende angeboten?
Das rechtswissenschaftliche Studium fordert als zentrale Kernkompetenz logisches und strukturiertes Denken. Gelehrt wird dies unter anderem anhand der Fallbearbeitung im Rahmen einer juristischen Hausarbeit. Innerhalb dieser Hausarbeiten werden jedoch oftmals nicht die Standardprobleme geprüft, sondern Randthemengebiete, die im weiteren Studienverlauf, im Examen und sogar in der Praxis kaum eine Rolle spielen.
An diesem Umstand setzen die Ghostwriting-Agenturen an: Sie werben damit, dass die „erfahrenen Jura-Ghostwriter“ einem bei der Erstellung juristischer Gutachten im Rahmen von rechtswissenschaftlichen Hausarbeiten oder Seminararbeiten zu unterstützen. Man bietet den ohnehin regelmäßig überforderten Studierenden also eine unkomplizierte Alternative, das Erlernen von unnötigem Stoff für eine notwendige Hausarbeit zu vermeiden und trotzdem eine gute Note zu erhalten. Damit einhergehend werden sie mit Worten geködert, dass Ghostwriting zwar nicht gerecht, aber legal sei.