Dr. Diane Lindermann | Redeker Sellner Dahs

Veröffentlicht am 14.02.2022

Hervorragende Perspektiven im Datenschutzrecht

Dr. Diane Lindermann von Redeker Sellner Dahs über herausfordernde Mandate und ihren Einstieg in der Kanzlei

Dr. Diane Lindermann ist als Senior Associate im Datenschutz- und Digital-Team von Redeker Sellner Dahs tätig. Die Kanzlei kannte sie aufgrund des Renommees im öffentlichen Recht bereits aus dem Studium, weshalb sie sich 2019 für den Einstieg nach dem 2. Staatsexamen für die Kanzlei entschied.
 

Frau Dr. Lindermann, Sie sind seit 2019 bei Redeker Sellner Dahs im Bereich Datenschutz/Digitalisierung tätig. Hatten Sie bereits während Ihres Jurastudiums ersten Kontakt mit Datenschutzrecht und was hat Sie zu dem Einstieg bei Redeker Sellner Dahs bewogen?

Während des Studiums hatte ich tatsächlich noch keine Berührungspunkte mit dem Datenschutz- und Digitalisierungsrecht. Der Bereich ist mir erst so richtig ins Bewusstsein getreten, als mit dem EU-Kommissionsentwurf im Januar 2012 die Pläne für eine Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) offenbar wurden.

Während der Wahlstation meines Referendariats im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie habe ich die Stellenanzeige des Teams bei Redeker entdeckt und mich direkt beworben. Hoch motiviert wollte ich endlich in den Beruf starten und dabei inhaltlich daran anknüpfen, womit ich mich im Rahmen meiner Promotion lange befasst habe. Der öffentlich-rechtliche Schwerpunkt der Kanzlei war mir noch in Erinnerung und für mich letztlich ausschlaggebend für eine Bewerbung. 

Sie haben 2017 an der Universität Rostock zu einem datenschutzrechtlichen Thema promoviert. Was macht dieses Rechtsgebiet für Sie so spannend und sind fachliche Vorkenntnisse Ihrer Ansicht nach notwendig, um im Datenschutzrecht als Anwältin bzw. Anwalt tätig zu werden?

Spannend ist die interdisziplinäre Ausrichtung des Rechtsgebiets. Vorkenntnisse sind nicht zwingend, solange die Bereitschaft besteht, neben dem juristischen Arbeiten die technischen Grundlagen nachvollziehen und verstehen zu wollen. Ein toller Nebeneffekt sind die interessanten Begegnungen mit Persönlichkeiten aus der IT-Branche.
 

Wie abwechslungsreich ist die Arbeit im klassischen Datenschutzrecht und müssen in diesem Fachbereich die Rechtsfragen häufiger schnell bzw. kurzfristig geklärt werden?

Nach meinem Gefühl arbeiten wir in einer sehr abwechslungsreichen Materie, in der technische Entwicklungen und Trends immer auch durch die Brille des Datenschutz- und IT-Rechts zu betrachten sind. Deshalb ist es vor allem ein dynamischer Tätigkeitsbereich.

Hinzu kommen unterschiedliche Zuständigkeiten auf nationaler und europäischer Ebene: Aufsichtsbehörden auf Bundes- und Landesebene, die Datenschutzkonferenz sowie europäische Institutionen und auch Gerichte sind jeweils potentielle Richtungsweiser. Den Überblick behält, wer gut vernetzt ist. Kurzfristige Betrachtungen sind vor allem nach Grundsatz-Entscheidungen des EuGH zu Rahmenbedingungen von Datenverarbeitungsvorgängen erforderlich – zuletzt aufgrund des Urteils in Sachen Schrems II. 
 

Sie bearbeiten unter anderem Fälle mit sehr aktuellen politischen Bezügen. Gibt es ein besonderes Projekt oder Mandat, das Ihnen in Erinnerung geblieben ist?

Vor allem die mit den Anfängen der Corona-Pandemie 2020 zusammenhängenden Mandate haben mich nachhaltig beeindruckt. Angesichts des zeitlichen Drucks mussten wir pragmatisch lösungsorientiert beraten, ohne die juristische Präzision zu vernachlässigen. Dabei haben wir gezeigt, dass der Datenschutz eben keine „Bremse“ ist, wenn er von Beginn an mitbedacht wird.

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Welche Herausforderungen begegnen Ihnen besonders häufig im Bereich Datenschutzrecht/Digitalisierung und inwieweit kann Ihnen Ihre berufliche Vorerfahrung behilflich sein?

Um herauszufinden, wo bei einem Vorgang die datenschutzrechtlichen Fallstricke liegen, ist eine detaillierte Verfahrensbeschreibung oder eine Datenflussanalyse unerlässlich. Diese erfordert ein grundsätzliches technisches Verständnis auf Seiten der Mandanten. Häufig ist ihnen nicht bewusst, in welcher Granularität wir die Verfahren für die rechtliche Bewertung erfassen müssen. Durch meine Befassung mit dem Datenschutz, auch schon vor Erlass der DSGVO, habe ich ein Gespür für diese „versteckten“ Verarbeitungsvorgänge mitgebracht. Davon habe ich zu Beginn meiner Tätigkeit sicherlich profitiert.

Die politische Relevanz der Mandate, die Sie zusammen mit Ihren Kolleginnen und Kollegen bearbeiten ist hoch: Die Digitalisierung der Verwaltung und Digitalisierung der Covid-Pandemiebekämpfung. Gibt es große Unterschiede zwischen politischen und nicht-politischen Mandaten und verändern sie Ihre Herangehensweise bei solchen Beratungen?

Rund um die Covid-19-Pandemie waren die Mandate vor allem eines: Sehr zeitkritisch und von großer Bedeutung für eine Vielzahl Betroffener. Diese Art von Druck und die politische Brisanz hat uns sehr motiviert. Aber auch für Unternehmen kann die Beratung zu internen Prozessen, von denen hunderte Mitarbeitende oder unzählige Kundinnen und Kunden betroffen sind, von existentieller Bedeutung sein. Datenschutzvorfälle, die von der Presse aufgegriffen werden, führen zu Bußgeldverfahren und Reputationsschäden, die immense wirtschaftliche Folgen nach sich ziehen.

Unser Anspruch ist eine wissenschaftlich fundierte und belastbare Beratung und Vertretung, die gleichermaßen von der öffentlichen Hand und den privaten Unternehmen geschätzt wird. Davon profitieren am Ende die Betroffenen, also die natürlichen Personen, um deren personenbezogene Daten es geht. 
 

Die Digitalisierung ist für Ihr rasantes Tempo bekannt. Welche Risiken und Chancen sehen Sie als Anwältin, insbesondere für die Verwaltung und öffentliche Behörden?

Die Verwaltung sollte gerade die Digitalisierung zu ihrem eigenen Vorteil nutzen. Öffentliche Stellen haben allerdings häufig große Bedenken in Bezug auf den Datenschutz, großzügig besetzte föderal arbeitende Steuerungskreise sind dabei nicht immer vorteilhaft.

Hilfreich ist eine frühzeitige und konsequente Einbindung der behördlichen Datenschutzbeauftragten – ein Ideal, das häufig nicht erreicht wird. In der Corona-Pandemie ist dieser Prozess aber deutlich beschleunigt worden; die Aufsichtsbehörden haben die digitale Transformation in unserer Beobachtung konstruktiv begleitet. Das war auch für uns ein spannendes anwaltliches Betätigungsfeld. 

Unser Anspruch ist eine wissenschaftlich fundierte und belastbare Beratung und Vertretung, die gleichermaßen von der öffentlichen Hand und den privaten Unternehmen geschätzt wird.
Dr. Diane Lindermann

Inwiefern ist die Zusammenarbeit sowohl Team- als auch büroübergreifend für Mandate im politischen Umfeld notwendig und welche Vorteile bieten sich diesbezüglich bei der Arbeit in einer mittelständischen Kanzlei?

Wir sind sehr häufig dezernats- und standortübergreifend tätig. Bei der Digitalisierung von Verwaltungsleistungen bspw. kommen wir Datenschutzjuristinnen und Datenschutzjuristen nicht mehr ohne die Verwaltungs- und Verfassungsrechtlerinnen und -rechtler aus und umgekehrt. Dass wir sowohl im Verwaltungsrecht als auch im Datenschutzrecht und angrenzenden Rechtsgebieten so viele spezialisierte Kolleginnen und Kollegen haben, kommt den Bedürfnissen der Mandanten sehr entgegen; denn in der interdisziplinären Zusammenarbeit werden auch verborgene Fußangeln identifiziert und beseitigt.
 

Wie gestaltet sich Ihr Arbeitsalltag bei Redeker Sellner Dahs und welche Vorteile bringt die Position als Senior Associate in einer mittelständischen Kanzlei mit sich?

Durch die Erfahrungen mit der pandemischen Lage arbeiten wir viel häufiger Remote. Für die kurzen Tage in der Woche bleibe ich zu Hause und kann so die verfügbare Zeit bestmöglich einsetzen. Lange Arbeitstage arbeite ich konzentriert im Büro. Als Senior Associate habe ich einen vorwiegend selbstbestimmten Tagesablauf. Einige Mandate bearbeite ich autark, wenngleich mir meine Mentoren jederzeit für Rücksprachen zur Verfügung stehen.

Nach der langen Aus- und Weiterbildung war es mir wichtig, als zugelassene Rechtsanwältin schnell selbst in Mandate zu kommen. Mit dem juristischen Vorbereitungsdienst haben wir ja eine praktische Bewährungsprobe durchlaufen müssen. Vorteilhaft an der Arbeit bei Redeker ist die Zusammenarbeit mit den jungen Kolleginnen und Kollegen. Die Arbeit im Team schätze ich sehr. 
 

Welche Aufgaben erwarten Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger bei Redeker Sellner Dahs, die eine Tätigkeit im Fachbereich Datenschutzrecht/Digitalisierung anstreben und inwieweit können Sie diese in Ihrer Position unterstützen?

Bei uns gibt es keine Aufwärmphase – im positiven Sinn. Wir sind von Beginn an bei Mandanten und Mandaten sichtbar involviert und können so nach der wirklich sehr langen juristischen Ausbildung direkt durchstarten. Die Aufgaben sind dabei vielfältig wie das Rechtsgebiet selbst: Wir erstellen und prüfen Datenschutzinformationen und Auftragsverarbeitungsvereinbarungen sowie Datenschutzkonzepte und Datenschutz-Folgenabschätzungen.

In größeren Projektteams sind wir bei der technischen Konzeption beratend involviert. Aufsichtsbehördliche und gerichtliche Verfahren nehmen zu, so dass wir auch häufiger im klassischen öffentlich-rechtlichen Verfahren tätig werden. Im Team legen wir den größten Wert auf den Austausch und einen offenen, direkten Umgang miteinander. Für ein inhaltliches Sparring stehen wir uns gegenseitig immer zur Verfügung. 

Dr. Diane Lindermann
Dr. Diane Lindermann

Sie sind neben Ihrer anwaltlichen Tätigkeit im Vorstand einer Elterninitiativ-Kita engagiert. Wie lässt sich diese Tätigkeit mit Ihren Aufgaben als Anwältin vereinbaren und gibt es in Ihrer Kanzlei die Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten?

Mein Einstieg bei Redeker erfolgte bereits in Teilzeit. Meine Kinder sind im Laufe der juristischen Aus- und Weiterbildung zur Welt gekommen. Die hohe Flexibilität des Anwaltsberufs ermöglicht es mir, beiden Aufgaben gerecht zu werden. Andernfalls hätte ich mich für eine andere Tätigkeit entschieden. Meine Prioritäten sind da sehr klar: Die Kinder stehen an erster Stelle. Meine Karriere ist mir aber auch sehr wichtig. Die anspruchsvolle Tätigkeit in unserem Beruf und Bereich fordert mich genauso, wie ich es mir noch während des Studiums gewünscht habe.
 

Vor Ihrer Tätigkeit bei Redeker Sellner Dahs waren Sie unter anderem Mitarbeiterin bei einer auf das Datenschutzrecht spezialisierten Anwaltskanzlei und haben hierbei zu den Technologieprogrammen „IKT für Elektromobilität” des Bundeswirtschaftsministeriums begleitend geforscht. Welche rechtlichen Fragen kommen bezüglich Datenschutzrecht/Digitalisierung und Elektromobilität auf?

Mitte letzten Jahres habe ich die Kommentierung zweier Datenschutz-Vorschriften des Messstellenbetriebsgesetzes für die Neuauflage des Berliner Kommentars zum Energierecht übernommen. Seit Geltung der DSGVO sind zahlreiche Regelung aus dem Recht der Elektromobilität angepasst worden. Ob eine vorwiegend terminologische Anpassung der bereichsspezifischen Datenschutzvorschriften ausreicht, wird sich zeigen. 
 

Hat sich das Datenschutzrecht Ihrer Meinung nach in den letzten Jahren positiv weiterentwickelt und wie funktioniert die „Verschmelzung” von Recht und Digitalisierung?

Die gegenwärtige Aufmerksamkeit für Datenschutz- und IT-Themen empfinde ich als positiv. Vereinzelt gibt es hitzige Diskussionen, wenn zum Beispiel der Datenschutz als Bremse für eine wirksame Pandemiebekämpfung dargestellt wird. Letztlich lenken solche Debatten Aufmerksamkeit auf das Thema Datenschutz und sorgen für die Sensibilisierung der Bevölkerung. Die Verschmelzung von Recht und Digitalisierung braucht dagegen mehr Flexibilität, um die tatsächlichen Rahmenbedingungen berücksichtigen zu können. Zurzeit fehlen vor allem Fachkräfte, die die „geregelte Digitalisierung“ umsetzen.

Gibt es in Ihrer Kanzlei die Möglichkeit, sich fachlich im Datenschutzrecht oder im Hinblick auf die Digitalisierung weiterzubilden?

Innerhalb unserer Praxisgruppe findet ein regelmäßiger jour fixe statt. Jeder im Team fokussiert auf unterschiedliche Schwerpunkte und informiert die Kolleginnen und Kollegen zu aktuellen Entwicklungen und Veröffentlichungen. Externe Netzwerke sind ebenfalls sehr interessant für uns. Durch die Pandemie haben vor allem digitale Formate zugenommen. Das Angebot ist sehr vielfältig, so dass verschiedene Fach- und Fokusgruppen einen Austausch rund um das Datenschutzrecht ermöglichen. Letztlich ist die praktische Erfahrung und der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen unschlagbar fruchtbar für die eigene Arbeit.
 

Was würden Sie Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteigern, die sich für Datenschutzrecht und IT-Recht interessieren, raten und mit auf den Karriereweg geben?

Lassen Sie sich von der Dynamik des Rechtsgebiets nicht abschrecken und nutzen Sie die hervorragenden Perspektiven, die sich gegenwärtig bieten. Wir sind in einem Bereich tätig, in dem eine große Nachfrage nach qualifizierten und interessierten Juristinnen und Juristen herrscht.

Ihr Fazit?

Ein anderes Tätigkeitsfeld als das Datenschutzrecht kann ich mir gegenwärtig nicht vorstellen. Die unzähligen Digitalisierungsbestrebungen betreffen immer auch datenschutzrechtliche Aspekte. Dabei gibt es noch viele Grundsatzfragen, die es zu klären gilt. Dazu möchte ich gern meinen Beitrag leisten.

Vielen Dank, Frau Dr. Lindermann!

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