Irgendwas mit Recht Marc Ohrendorf Podcast

 Veröffentlicht am 20.07.2020.

“Juraexamina – und dann?” – Tipps und Tricks im Jura-Podcast

RA Marc Ohrendorf, LL.M. von “Irgendwas mit Recht” im Interview

Bei Irgendwas mit Recht (IMR) erhalten junge Jurist*innen Einblicke in den Arbeitsalltag zukünftiger und aktueller Kolleg*innen. In zweiwöchig erscheinenden Podcast-Episoden beleuchtet IMR vielseitige juristische Werdegänge und Tätigkeiten – beispielsweise in der Wirtschafskanzlei, den Gerichten oder einem Konzern.

Marc Ohrendorf Irgendwas mit Recht Jura-Podcast
Seit 2018 Gastgeber des Jura-Podcasts Irgendwas mit Recht: Marc Ohrendorf, LL.M.

Marc, dein Podcast trägt den wundervollen Namen “Irgendwas mit Recht” – war das gewissermaßen auch deine Antwort auf die Frage, was du nach deinem Jurastudium beruflich machen wirst?

Nach meinem Studium habe ich zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Wirtschaftskanzleien gearbeitet. Gewissermaßen war durch LL.M. und Referendariat der weitere Weg dann vorbestimmt, wobei ich schnell feststellte, dass mich das Thema Verhandlungsmanagement neben wirtschaftsrechtlichen Themen sehr interessiert. In diesem Feld habe ich dann vier Jahre als Verhandlungsberater und Rechtsanwalt in Europa und Asien gearbeitet.

Schließlich habe ich mich entschieden, nochmals zu einem didaktischen Thema in diesem Zusammenhang am Kompetenzzentrum für juristisches Lernen und Lehren in Köln zu promovieren. Der Podcast ist aus dieser Tätigkeit heraus entstanden und hat das Ziel, für die Jura-Karrieren der Hörer*innen Motivation und Orientierung zu bieten.
 

Inhaltlich widmet sich “Irgendwas mit Recht” verschiedenen juristischen Berufsfeldern, den Perspektiven für Studierende und liefert in Interviewform Hintergründe zu verschiedensten Themen. Wonach wählst du deine Themen und Interviewpartner*innen aus?

Am Anfang nach eigenem Interesse und Erreichbarkeit der Gäste; mittlerweile aber ausschließlich nach der Nachfrage der Hörer*innen. Ich freue mich sehr, wenn Themen- und Gastvorschläge beigesteuert werden, denn der Podcast lebt hiervon. Sei es, dass jemand einfach neugierig ist, was eigentlich in einer bestimmten Behörde vor sich geht oder beispielsweise ein Interview mit einer spannenden Anwältin gelesen hat, von der er oder sie gerne mehr hören würde. 

In naher Zukunft bin ich besonders gespannt auf die anstehenden Gespräche mit Partner*innenn aus Wirtschaftskanzleien und Vertreter*innen der Bundesgerichte. Außerdem gibt’s immer wieder Kontakte mit spannenden Menschen, mit denen der Kontakt eher spontan zustande kommt – das erweitert natürlich auch meine Erwartungshaltung immer auf’s Neue und ist schwer vorhersehbar. 

Den Podcast gibt es mittlerweile seit mehr als zwei Jahren. Wie genau kam es zu der Idee und welcher Aufwand steckt hinter dem Projekt?

Die Idee hierzu kam mir während meiner Anwaltsstation im Referendariat. Als ich mich mit einem Kollegen unterhielt und fragte, wie es für ihn nach dem zweiten Examen weitergeht, kamen wir auf Syndikusrechtsanwält*innen zu sprechen. Hierbei stellte sich raus, dass ihm dieser Teil der juristischen Tätigkeit total neu war. Daraus erwuchs dann die Idee, die Vielseitigkeit juristischer Berufe näher zu betrachten.

Denn das Jurastudium ermöglicht trotz allen Diskussionsbedarfs zu seiner Reform noch immer wunderbar breite Tätigkeiten. Mit dem Kompetenzzentrum für juristisches Lernen und Lehren an der Uni Köln fand ich anschließend Unterstützer der Idee, welche die Umsetzung erst ermöglichten.

Zum zweiten Teil deiner Frage: Der Production-Workflow ist aufwändiger, als es vielleicht von außen wirken mag. Die Koordination mit Gästen, Vorbereitung, Aufnahme und Nachbereitung einer Folge nehmen viel Zeit in Anspruch. Ferner erstellen wir Snippets für Social Media und teilen den Podcast bzw. Ausschnitte der Episoden auf diversen Plattformen, um ihn möglichst vielen Interessierten zugänglich zu machen. Da kommt einiges an Arbeit zustande, sodass ich sehr froh bin, auf ein tolles Team zurückgreifen zu können.
 

Auf der Suche nach einem Jura-Podcast wird man bei Spotify & Co schnell fündig. Inwiefern unterscheidet sich “Irgendwas mit Recht” von den anderen Podcasts?

Als wir das Projekt Ende 2017 geplant und wenig später gestartet haben, gab es noch keinen dauerhaften Interview-Podcast im juristischen Bereich und es freut mich, dass es mittlerweile so viele Audioangebote für Studierende, Referendar*innen und junge Jurist*innen gibt. In den letzten Produktionsjahren haben wir viele spannende Erkenntnisse sowohl in inhaltlicher als auch technischer Hinsicht gewonnen, was sich im Produktionsablauf niederschlägt.

Beispielsweise versuchen wir wann immer möglich, das Interview persönlich zu führen. Ferner enthält jede Folge Kapitelmarken, die das Auffinden bestimmter Themen innerhalb der Episode erleichtern. Das kommt bei unseren Zuhörer*innen sehr gut an und erleichtert das Nachhören von Folgen. Außerdem freue ich mich, über das universitäre Netzwerk viele potentielle Gäste erreichen zu können, die uns auch aufgrund der Tatsache, dass es bereits über 50 Interviews in unserem Archiv gibt, vertrauen.  

Neben klassischen Themen aus den Bereichen Studium, Referendariat und Berufseinstieg finden sich verschiedene Folgen zum Thema Legal Tech in der Episodenliste. Liegt dies an deinem persönlichen Interesse an dem Thema oder kommt Legal Tech im (universitären) Alltag häufig zu kurz?

Sowohl als auch. Ich war schon früh recht technikaffin und habe in meiner Jugend eSport betrieben (auch wenn der Begriff damals noch nicht so verbreitet war). Mittlerweile beschäftige ich mich natürlich dann eher mit der Frage, wie Technik im Arbeitsalltag sinnvoll genutzt werden kann. Auch für das Studium ist das übrigens ein spannendes Thema, das auf viel Zuspruch trifft. 

Es freut mich daher, dass sich neben Irgendwas mit Recht viele spannende studentische Initiativen wie etwa Legal Tech Labs dem Thema widmen und Gelegenheit zur Mitarbeit anbieten.

Bezüglich des Rechtsmarkts und Legal Tech habe ich den Eindruck, dass es viele spannende Ansätze gibt, diese sich jedoch momentan noch auf die Lösung einzelner Anwendungsfälle fokussieren und sehr von motivierten Pionieren abhängen. Ich wage die Prognose, dass sich in den nächsten Jahren weiterhin viele Insellösungen entwickeln werden und anschließend ein Konsolidierungsprozess stattfindet. Die Erkenntnisse daraus werden dann hoffentlich wieder in der universitären Ausbildung abgebildet. 


Welche Themen stoßen auf unerwartet viel beziehungsweise wenig Interesse? 

Gute „War Stories“ ziehen viele Zuhörer*innen in ihren Bann – das ist dann auch unabhängig vom Rechtsgebiet. Außerdem hat Strafrecht einen großen Reiz auch für Nichtjurist*innen; das sieht man beispielsweise auch am Erfolg der zahlreichen True-Crime-Podcasts. Am Ende des Tages hängt die Menge an Feedback, die wir erhalten, hauptsächlich mit der Persönlichkeit zusammen, die im Vordergrund der Folge steht.

Je mehr Tipps und Insights Studierende, Referendar*innen und Young Professionals mitnehmen können, desto besser. Auch ich werde häufig überrascht, welch spannende Perspektive die Kolleg*innen auf ein bestimmtes Thema haben, über die ich so noch nie nachgedacht habe. Ferner spielt natürlich die individuelle Dynamik zwischen dem Gast und mir eine Rolle für die Frage, wie gut ein Gespräch bei den Zuhörer*innen ankommt. Denn man hört zwischen den Zeilen, wenn es zwischenmenschlich einfach passt.

In den letzten Produktionsjahren haben wir viele spannende Erkenntnisse sowohl in inhaltlicher als auch technischer Hinsicht gewonnen, was sich im Produktionsablauf niederschlägt.
Marc Ohrendorf, LL.M.

Das zweite Examen hast du bereits 2017 abgelegt und bist aktuell als wissenschaftlicher Mitarbeiter, Verhandlungsberater und Rechtsanwalt tätig – inwiefern beeinflusst der Podcast und die damit gewonnen Insights auch deine eigene berufliche Zukunftsplanung?

Durch den Podcast erhalte ich Einblicke in viele spannende Tätigkeiten, sodass für mich persönlich wichtig ist, mich abseits des Podcasts auf meine tatsächlichen juristischen Interessen und Tätigkeitsschwerpunkte zu fokussieren. Das durch den Podcast gewonnene Netzwerk und die diversen Perspektiven tragen jedoch dazu bei, dass ich bei meinem nächsten Schritt bewusster für bzw. gegen eine Option entscheiden kann.

Zudem werde ich in meinem Blick auf die juristische Ausbildung bestärkt: Wir sollten – unabhängig von der späteren Tätigkeit – schon in der Jurist*innenausbildung verstärkt in Soft Skills und den Austausch mit Praktiker*innen investieren. Das juristische Handwerkszeug ist selbstverständlich wichtig und wird auf einem sehr hohen Standard vermittelt – dazu gehören aber in der Praxis ebenso Verhandlungsfähigkeiten, Teamfähigkeit sowie effiziente Kommunikation nach innen und außen.

Ich freue mich sehr, wenn ich zu diesem Austausch mit Irgendwas mit Recht einen kleinen Teil beitragen kann. 
 

Was war der spannendste oder auch lustigste Moment mit deinen Gästen, an den du dich bis heute gerne erinnerst?

Jedes Interview ist tatsächlich auf seine eigene Art spannend. Besonders toll finde ich persönlich immer Folgen, in denen wir beleuchten, wie man zur Anwaltspersönlichkeit wird; beispielsweise, welche Fähigkeiten bei der Beratung im Arbeitsrecht in der Wirtschaftskanzlei eine Rolle spielen oder was es braucht, um innerhalb einer Kanzlei aufzusteigen.

Kürzlich diskutierte ich mich mit zwei Gästen mit Großkanzleierfahrung über Innovation und Recht. Für viele Zuhörende war es toll zu hören, dass auch die großen Einheiten Innovationsthemen auf dem Schirm haben und Junganwält*innen Möglichkeiten zur Mitgestaltung innovativer Lösungen anbieten.

Kurios war ein Ereignis im Zusammenhang mit der 100. Folge des FAZ-Einspruch-Podcasts, in dessen Rahmen ich als Gast eingeladen war. Dort wurde nach einigen Minuten eine Zuschauerin ohnmächtig. Zum Glück ging es ihr gut, sodass wir einen Moment später weitermachen konnten. Da haben wir uns kurz wie Rockstars gefühlt, aber es lag wohl einfach an den Temperaturen.

Dein Fazit?

Irgendwas mit Recht ist ein Weg, neben dem Studium und Referendariat einen Sneak Peak in die praktische Arbeitswelt zu erhalten – und zwar entspannt, zu beliebiger Zeit und anonym. Junge Jurist*innen im Berufsleben erhalten einen Eindruck von Kolleg*innen haben die Möglichkeit, ihr Netzwerk zu erweitern. Alle Abo-Links und Feedbackmöglichkeiten gibt’s auf www.irgendwasmitrecht.de.

Vielen Dank, Marc!

Hogan Lovells
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