Umkehrung durch Widerspruchslösung
Einige Abgeordnete um Gesundheitsminister Jens Spahn haben fraktionsübergreifend im März 2019 einen Gesetzentwurf präsentiert. Ihr Ansatz sieht vor, dass das System umgekehrt wird.
In Zukunft würden demnach alle Menschen ab 16 Jahren zunächst als Organspender gelten. Wer kein Spender sein möchte, soll nun aktiv widersprechen müssen.
Jeder Bürger soll mehrfach angeschrieben und auf die Änderung der Rechtslage und deren Konsequenzen hingewiesen werden. Ein Widerspruch oder eine Änderung der abgegebenen Erklärung wäre zu Lebzeiten jederzeit und ohne Begründung möglich.
Zugleich ist die Schaffung eines Registers vorgesehen, in dem die Bürger ihre Erklärung zur Organspende eintragen lassen können. Wenn nach dem Hirntod eines Menschen eine Spende in Frage kommt, soll der zuständige Arzt verpflichtet werden, durch eine Anfrage bei diesem Register eine mögliche Erklärung des Betroffenen zu erfragen. Ist keine Erklärung vorhanden, muss der nächste Angehörige kontaktiert werden. Dieser erhält die Möglichkeit, sich gegen die Organentnahme zu wenden, wenn ihm ein entgegenstehender Wille des potenziellen Spenders bekannt ist. Eine Pflicht zur Organspende würde somit nicht entstehen. Jeder Mensch müsste aber selbst aktiv werden, um nicht potenzieller Spender zu sein.
Mögliche Vorteile der Widerspruchslösung
Durch die Einführung einer Widerspruchslösung würde sich die Zahl der Spenderorgane mit großer Wahrscheinlichkeit erhöhen. In den Ländern, die bereits eine entsprechende Regelung haben, finden deutlich mehr Transplantationen statt als in Deutschland.
955 Menschen spendeten hierzulande 2018 nach ihrem Tod Organe. Im Vergleich zu den Vorjahren ist die Zahl damit gestiegen, dennoch liegt Deutschland unter dem EU-Schnitt. Die Menschen, die generell zu einer Spende bereit wären, aber bislang aus verschiedenen Gründen keinen Ausweis ausgefüllt haben, würden durch die Widerspruchslösung in das System integriert. Es soll niemand zu einer Zustimmung gedrängt werden, nur vorhandene Bereitschaft soll mobilisiert werden.