Mansplaining im Büro

Verfasst von Laura Hörner|Veröffentlicht am 08.03.2021

Mansplaining: Wenn Männer alles besser wissen

8 Tipps, wie du richtig auf Klugscheißer reagierst

Männer wissen alles. Das könnte man zumindest meinen, wenn man manchen von ihnen zuhört. Seit einigen Jahren sorgt ein Phänomen für Aufmerksamkeit, das bereits sehr lange existiert: Das sogenannte Mansplaining, das sich aus den Wörtern „man“ und „explaining“, also „Mann“ und „erklären“, zusammensetzt. So machen viele Frauen die Erfahrung, dass sie immer wieder von Männern belehrt werden – oft sogar, obwohl sie selbst die eigentlichen Expertinnen in dem Thema sind. Für einiges Aufsehen sorgte zum Beispiel ein Mann, der auf Twitter einer Gynäkologin trotz ihres Titels den Unterschied zwischen einer Vulva und einer Vagina erklären wollte. Doch auch im Berufsalltag kommt es oft vor, dass Frauen von Männern unterbrochen und „aufgeklärt“ werden.

 

Woher kommt es nun, dass so viele Männer scheinbar der Meinung sind, Frauen ungefragt die Welt erklären zu müssen - und sie in Gesprächen immer wieder unterbrechen, um ihre eigene Meinung kundzutun? Forscher gehen hier unter anderem von einem geschichtlichen Hintergrund aus. Denn Männer werden historisch gesehen von der Gesellschaft als intelligenter eingeschätzt.

Frauen fiel Jahrtausende lang die Rolle der Mutter zu, während nur Männer eine akademische Laufbahn einschlagen konnten. Auch heute ist zum Beispiel ein Großteil der Professoren immer noch männlich.

Frauen wurde also, was Wissen anbelangt, immer weniger zugetraut als Männern. Das zieht sich bis in die heutige Zeit und spiegelt sich auch jetzt noch im Alltag und im Beruf wider: Zum Beispiel, wenn der neue Mitarbeiter an seinem ersten Tag der Chefin erklärt, wie sie den Drucker zu benutzen hat. Oft sind sich Männer diesen Verhaltens gar nicht bewusst. Sie sind in gewisser Weise dazu erzogen worden, selbstbewusst aufzutreten und ihre Meinung kundzutun - so wie Mädchen dazu erzogen wurden, sich nicht zu sehr zu behaupten und im Zweifelsfall lieber zu lächeln und zu nicken.

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Was tun bei Mansplaining?

Wenn Frauen von Männern belehrt werden, wissen sie oft nicht, wie sie reagieren sollen. Das hängt unter anderem mit eben dieser Erziehung zusammen, die sie darauf konditioniert hat, Konflikten aus dem Weg zu gehen, diese zu entschärfen und eine passive Rolle einzunehmen. Frauen schämen sich oft im Nachhinein dafür, wenn sie gegenüber einem Mann zu selbstbewusst auftreten und ihn in die Schranken weisen. Zu tief sitzt noch das Vorurteil gegenüber „vorlauten“ und dominanten Frauen, eine Eigenschaft, die sich in konservativen Kreisen nicht für eine Dame gehört. Was nun also tun bei Mansplaining? 
 

1. Analysiere dein eigenes Verhalten und deine Gefühle, wenn du unterbrochen oder von oben herab behandelt wirst. Viele Frauen schämen sich zum Beispiel und fühlen sich hilflos. Sie werden rot, die Stimme zittert oder sie trauen sich einfach gar nicht mehr, etwas zu sagen. Bewusst zu verstehen, wie du in einer solchen Situation reagierst, hilft dir dabei, dieses Verhaltensmuster zu verändern.
 

2. Schätze die Situation ab und überlege, wie bestimmt du auftreten kannst. Handelt es sich bei dem belehrenden Mann zum Beispiel um deinen Chef, solltest du (je nachdem, wie stark ausgeprägt die Hierarchien sind und wie gut ihr euch versteht) Vorsicht walten lassen. Denn hier gibt es ein klares Machtgefüge und nicht immer ist es ratsam, dieses zu durchbrechen. 

3. Mache dir bewusst, dass selbstbewusstes Auftreten nichts Negatives ist. Im Gegenteil kann es dich im Beruf sogar weiterbringen, wenn du deinen männlichen Kollegen einmal sagst, was Sache ist. Viele Frauen scheuen die Konfrontation, weil sie befürchten, dass diese ihnen schadet. Sie möchten lieber die (falsche) Harmonie aufrechterhalten. Dabei ist gerade die Konfrontation das, was dich weiterbringt, denn dadurch zeigst du, in welcher Position du bist, und verschaffst dir vielleicht sogar mehr Respekt bei deinen männlichen Kollegen. Übertreibe es jedoch nicht: Nicht hinter jedem Erklärungsversuch eines Kollegen steckt ein Angriff auf deine Kompetenz. 

4. Wenn du unterbrochen oder belehrt wirst, dann solltest du ganz klar sagen, was du davon hältst. Bleibe höflich, aber bestimmt, und sehe deinem Gegenüber in die Augen. Schon ein „Würdest du mich bitte zu Ende sprechen lassen“ kann manchmal Wunder bewirken, vor allem dann, wenn sich dein Gegenüber gar nicht bewusst war, dass er dich unterbricht. Möchtest du ein wirkliches Machtwort sprechen, dann achte vor allem darauf, dabei nicht zu lächeln und so die Situation herunterzuspielen. Du musst dabei nicht unfreundlich wirken, solltest aber deinen Worten Nachdruck verleihen.

5. Auch wenn dir der Kollege oder eine Bekanntschaft mal wieder die Welt erklärt, solltest du klarmachen, dass du dich mit dem Thema ebenso gut auskennst wie er. Das tust du am besten, indem du mit deinem Wissen überzeugst, auch wenn du dein Gegenüber dafür unterbrechen musst. 

6. Wenn du öfters von Mansplaining betroffen bist, dann kann es helfen, die möglichen Situationen im Kopf durchzuspielen und dir vorher zu überlegen, was du sagen und wie du dich verhalten möchtest. Wenn es dir hilft, kannst du auch im Spiegel üben. So wirst du schlagfertiger.

7. Arbeite daran, selbstbewusst aufzutreten: Dazu gehört vor allem eine beherrschte Körpersprache mit einem aufrechten Gang, Blickkontakt und ohne verschränkte Arme. Auch deine Stimme verrät viel über dich: Spreche laut und deutlich und vermeide abschwächende Wörter wie „vielleicht“, „ein bisschen“ oder „irgendwie“. 

8. Und zum Schluss: Sei dir bewusst, dass es Übung braucht, um das Selbstbewusstsein aufzubringen und dir die Schlagfertigkeit anzutrainieren, die du brauchst, um einstudierte Verhaltensmuster zu durchbrechen. Gebe nach einem gescheiterten Versuch auf keinen Fall auf.

Für die Männer: Wie vermeide ich Mansplaining?

Meist steckt hinter Mansplaining keine böse Absicht und viele Männer sind sich ihres herabwürdigen Verhaltens gar nicht bewusst. Genauso sind natürlich auch nicht alle Männer Mansplainer – im Gegenteil.

Wenn dich eine Frau etwas fragt oder mit einem Thema nicht vertraut ist, ist es natürlich vollkommen in Ordnung, es ihr zu erklären.

Um aber belehrendes Verhalten zu vermeiden, kann es helfen, eine gewisse Neugier zu entwickeln. Auch wenn du lieber sprichst als zuhörst, solltest du dich immer daran erinnern, dass dein weibliches (und natürlich auch männliches) Gegenüber sicherlich auch etwas Wichtiges zum Gespräch beizutragen hat und sich unter Umständen sogar besser mit dem Thema auskennt als du selbst. Frage deine Kolleginnen im Gespräch aktiv nach ihrer Meinung und ihrem Rat und lasse dir ab und an etwas erklären, das du nicht verstehst. Ganz allgemein hilft es am meisten, ein Bewusstsein für das Thema zu entwickeln und dein eigenes Verhalten zu reflektieren. 
 

Mansplaining ist kein neues Phänomen, zeigt aber, dass es im Alltag immer noch Situationen gibt, in denen sich Frauen als solche nicht ernst genommen fühlen. Um diese Situationen zu vermeiden, sind sowohl Frauen als auch Männer gefragt, ihr Verhalten zu analysieren und so anzupassen, dass diese Situationen vermieden werden. 

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Laura Hörner
Kulturwirtschaft Uni Passau

Als freie Autorin schreibt Laura Hörner bei TalentRocket über Themen rund um die juristische Karriere. Besonders interessiert sie sich dabei für die vielfältigen Karrierewege, die Jurist:innen offenstehen.