Community Impact (Soziales Engagement) bei Freshfields Bruckhaus Deringer

Veröffentlicht am 04.10.2021

"Die Resonanz ist durchweg positiv"

Community Impact bei Freshfields

Nicole Hug arbeitet seit 24 Jahren bei Freshfields Bruckhaus Deringer. In den vergangenen 15 Jahren hat sie den Bereich Community Impact in den deutschsprachigen Büros aufgebaut und ist aktuell auch Hauptansprechpartnerin für die Kolleg:innen der anderen Freshfields-Büros in Kontinentaleuropa.
 

Frau Hug, Sie sind Community Impact Managerin bei Freshfields. Was ist unter dem Begriff Community Impact zu verstehen und was sind Ihre Aufgaben?

Mit Community Impact bezeichnen wir bei Freshfields unser soziales Mitarbeiter-Engagement während der Arbeitszeit – vielleicht besser bekannt als „Corporate Volunteering“ oder „Corporate Citizenship“. Meine Rolle bestand in den Anfangsjahren vor allem darin, geeignete Kooperationspartner für gemeinsame soziale Projekte an allen deutschsprachigen Standorten zu finden, aktuelle Bedarfe zu ermitteln und Kolleg:innen in den Büros vor Ort zu rekrutieren, die sich um die Betreuung der unterschiedlichen Projekte kümmern.

Nachdem durch diese Vorgehensweise eine stabile Struktur mit festen CI-Teams an den einzelnen Standorten geschaffen wurde, waren die nächsten Aufgaben u.a. einen regelmäßigen Austausch unter den Teams zu etablieren, best practice-Beispiele zu identifizieren, diese den Standorten vorstellen und erfolgreiche Projekte auszurollen.

Inwiefern unterscheidet sich der Bereich Community Impact von dem bekannten Pro bono? 

Im Gegensatz zu unserem Pro Bono-Programm, also der unentgeltlichen Rechtsberatung, in dem ausschließlich unsere Anwältinnen und Anwälte (juristische Mitarbeiter:innen) die Möglichkeit haben, sich zu engagieren, richtet sich unser Community Impact-Programm an alle Mitarbeiter:innen von Freshfields. Alle sind eingeladen, sich während der Arbeitszeit in den unterschiedlichsten sozialen Projekten zu engagieren. Um dies zu ermöglichen, werden alle Mitarbeiter:innen bis zu einem Tag pro Jahr freigestellt. 
 

Das soziale Engagement bei Freshfields umfasst folgende Bereiche: Hands on Projekte, Sachspenden-Aktionen und Skills-based Projekte. Welche verschiedenen freiwilligen Tätigkeiten fallen in diese Bereiche?

Zu unseren Skills-based (kompetenzbasierten) Projekten zählt u.a. das Bewerbungstraining für sozial benachteiligte Jugendliche. Bei diesem Projekt, das wir an allen deutschsprachigen Standorten organisieren, kommen die Schüler:innen zu simulierten Vorstellungsgesprächen zu uns ins Büro, um sich unter realistischen Bedingungen auf ihre „echten“ Vorstellungsgespräche vorzubereiten. Etwas das aus Lehrersicht, Schule so einfach nicht leisten kann. 

Zu unseren Hands-on-Projekten zählen z.B. div. Ausflugsprojekte mit Kindergruppen oder Flüchtlingsfamilien, Spielenachmittage in einem Seniorenheim, aber auch das Sortieren von Lebensmittel für die Tafel oder die Essensausgabe für Wohnsitzlose.

Die Sachspendenaufrufe, die von unseren Mitarbeiter:innen am besten angenommen werden, sind unsere jährlichen Altkleidersammlungen. Aber auch der Aufruf zu Modeschmuckspenden unter den Mitarbeiterinnen des Frankfurter Büros, den wir jährlich im Rahmen des Beauty Tages im Frauenhaus platzieren, ist immer ein großer Erfolg.
 

Das Angebot richtet sich ausdrücklich an alle Mitarbeiter:innen der Kanzlei. Wie ist die Bereitschaft innerhalb der Kanzlei (auch mit Blick auf die Partner:innen) und wie ist die Teilnahme zeitlich geregelt?

Wir haben im Schnitt eine Beteiligungsquote von jährlich ca. 30 % und die Freiwilligen spiegeln tatsächlich alle Mitarbeitergruppen wider, was gerade auch den Charme dieser Engagementmöglichkeit ausmacht. Kolleg:innen unterschiedlicher Abteilungen engagieren sich abseits des Schreibtisches gemeinsam in einem sozialen Projekt, wofür sie, wie bereits erwähnt, bis zu einem Tag pro Jahr freigestellt werden.

Da die wenigsten Projekte aber als Ganztagesprojekte organisiert sind, haben die Mitarbeitenden die Möglichkeit, sich über das Jahr verteilt in den unterschiedlichsten, beispielsweise auch in unseren monatlich stattfindenden Projekte zu engagieren – uns es gibt tatsächlich sehr viele „Mehrfachtäter“: Wer einmal mit gemacht hat, meldet sich i.d.R. immer wieder an.

Einblicke in die Community Impact Projekte bei Freshfields:

Die Resonanz ist durchweg positiv – vielleicht auch deshalb, weil gerade diese Art des Engagement-Angebots in großen Wirtschaftskanzleien nicht selbstverständlich ist.
Nicole Hug

In den Community Impact Projekten treffen oft zwei Welten aufeinander. Welche anfänglichen Herausforderungen ergeben sich daraus?

Die größte Herausforderung ist, das unterschiedliche Verständnis und die Herangehensweise an bestimmte Dinge, die die jeweilige Seite soz. als selbstverständlich bzw. selbsterklärend hält offen anzusprechen, um Missverständnisse oder falsche Erwartungshaltungen gar nicht erst aufkommen zu lassen.

Im Wirtschafts- und Sozialsektor werden tatsächlich unterschiedliche Sprachen gesprochen, dessen muss man sich stets bewusst sein und versuchen, in erster Linie immer das verbindende gemeinsame Ziel vor Augen zu haben. Die Erfahrung in all den Jahren hat gezeigt, dass es wunderbar funktionieren kann, wenn beide Seiten bereit sind, einen Schritt aufeinander zuzugehen. 
 

Inwiefern profitieren beide Seiten von diesem Engagement und warum lohnt es sich für Jurist:innen, auch einmal über den Tellerrand zu schauen? 

Durch unsere Engagement-Angebote können einerseits z.B. bestimmte Rahmenbedingungen geschaffen werden, die der Kooperationspartner für seine Klientel so nicht anbieten könnte (Bsp. Bewerbungstraining) oder auch schlichtweg Projekte verwirklicht werden, die aus finanzieller Sicht nicht realisierbar wären (Bsp. Ausflüge). Das ist aber soz. die ganz pragmatische Sichtweise, die jeweiligen Begegnungen und das gegenseitige Kennenlernen – und durchaus auch der Abbau von Vorurteilen auf beiden Seiten – steht klar im Mittelpunkt. 

Ich würde sagen, dass gerade auch für unsere Jurist:innen eine Teilnahme sehr bereichernd ist und durchaus erdend wirken kann. Denn auch wenn die Pro Bono-Arbeit schon eine Abwechslung darstellt, so unterscheidet sich diese Art des freiwilligen Engagements trotzdem nicht allzu sehr von der täglichen juristischen Arbeit. Mit der Teilnahme an einem unserer CI-Projekte schaffen wir jedoch die Möglichkeit, tatsächlich in andere Lebenswelten einzutauchen, in Kontakt mit Menschen zu kommen, die man mit hoher Wahrscheinlichkeit nie getroffen und kennengelernt hätte.

In meinen Augen läuft man leider sehr schnell Gefahr (und dies beziehe ich nicht ausschließlich auf unsere Jurist:innen und Partner:innen), den Blick für die Lebensrealitäten abseits des eigenen, doch sehr privilegierten Arbeitsumfeldes zu verlieren. Dem ohne erhobenen Zeigefinger, sondern gepaart mit viel Spaß auf beiden Seiten entgegenzuwirken, ist durchaus auch ein Ziel unseres Engagement-Angebots. 

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Anhand welcher Kriterien wählen Sie und Ihre Kolleg:innen die Projekte aus und wie läuft ein solcher Prozess von der Planung des Projekts bis zur Durchführung genau ab?

Generell achten wir bei der Projektauswahl darauf, alle drei Bereiche, nämlich Hands-on, Skills-based und Sachspendenaufrufe abzudecken. Auch sollten sich die Zielgruppen unterscheiden, denn nicht jeder Mitarbeiter/jede Mitarbeiterin möchte sich beispielsweise in einem Seniorenprojekt engagieren, genau wie umgekehrt nicht jeder/jede gerne einen Ausflug mit Kindern begleiten möchte. Nur wenn man dies alles berücksichtigt, kann man sicherstellen, dass möglichst viele Mitarbeitende sich engagieren. 

Für unsere regelmäßig (jährlich/monatlich) stattfindenden Projekte bedarf es keiner großen Vorbereitung mehr – hier sind beide Seiten bereits gut eingespielt, d.h. die Termine werden im Vorfeld kurz mit dem Kooperationspartner abgestimmt und den Mitarbeitenden zur Anmeldung in einer Rundmail angekündigt. Was die Umsetzung und Planung von neuen Projektideen betrifft, so steht an erster Stelle die Kontaktaufnahme mit potenziellen oder bestehenden Kooperationspartnern, um die tatsächlichen Bedarfe zu ermitteln. Erst danach findet die konkrete Projektentwicklung/-umsetzung statt. Auch ein neues Projekt wird den Mitarbeitenden in Form einer Rundmail mit der Option zur sofortigen Anmeldung vorgestellt.
 

Pro bono ist auf dem juristischen Arbeitsmarkt keine Neuheit. Wie ist die Resonanz neuer Kolleg:innen auf die Community Impact Projekte, wenn sie von diesen erfahren?

Die Resonanz ist durchweg positiv – vielleicht auch deshalb, weil gerade diese Art des Engagement-Angebots in großen Wirtschaftskanzleien nicht selbstverständlich ist. Wir hatten das große Glück, dass man schon früh bereit war, neben Pro bono auch für diesen Bereich eine extra Stelle zu schaffen.

Ohne diese Entscheidung wäre es kaum möglich gewesen, solche stabilen Strukturen in den Büros zu etablieren, zahlreiche langjährige Kooperationen an den Standorten aufzubauen und zu pflegen und kontinuierlich eine Vielzahl unterschiedlichster Projekte den Mitarbeitenden anbieten zu können. 
 

Spielt das Thema soziales Engagement bereits im Recruiting Prozess eine Rolle und wird von Bewerber:innen angesprochen?

Ja, die Rückmeldungen aus unserer HR-Abteilung bestätigen dies. Mit der Generation Y – so haben wir es zumindest wahrgenommen – haben sich tatsächlich die Ansprüche an den potenziellen Arbeitgeber verändert. Auch wurde mir schon persönlich berichtet, dass gerade das angebotene Mitarbeiterengagement bei der Jobzusage manchmal sogar zum Zünglein an der Waage werden kann.

Das Angebot besteht seit fast 20 Jahren. Was sind Ihre persönlichen Highlights aus dieser Zeit?

Als persönliche Highlights würde ich neben den geschaffenen Strukturen, den unzähligen Projekten mit glücklichen und zufriedenen Gesichtern auf beiden Seiten und neben dem Gefühl stetig für die gute Sache unterwegs zu sein, auch immer wieder die Zusammenarbeit mit den gemeinnützigen Organisationen zählen.

Diese zwei Lebenswelten zusammenzubringen, die oftmals vorhandene Skepsis auf der anderen Seite mit Geduld und Offenheit erfolgreich ausräumen zu können, um dann gemeinsam eine Projektidee verwirklichen zu können, kann durchaus eine Herausforderung sein, auf jeden Fall ist es eine Bereicherung und macht immer wieder sehr viel Spaß. 

Ihr Fazit?

Auch wenn das Mitarbeiterengagement von Unternehmen in den letzten Jahren sowohl von den Gemeinnützigen als auch von der breiten Öffentlichkeit eine gewisse Akzeptanz und sogar eine Art Daseinsberechtigung erfahren hat, würde ich mir für die Zukunft wünschen, dass es zu einer wirklichen Wertschätzung kommt.

Denn es steht außer Frage, dass Mitarbeitende, die sich im Rahmen von Corporate Volunteeering-Projekten engagieren, auch einem privaten ehrenamtlichen Engagement positiv gegenüberstehen. Gerade in Zeiten einer alternden Gesellschaft ist es besonders wichtig, die Bevölkerung für das Ehrenamt zu motivieren – warum also nicht auch durch die Teilnahme an von Firmen organisierten sozialen Mitarbeiterprojekten. 

Vielen Dank, Frau Hug!

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