Anwältinnen bei GÖRG

Veröffentlicht am 11.10.2021

"Das Wichtigste ist, dass man mutig ist und den Schritt wagt"

Drei GÖRG-Anwältinnen über die Arbeit in der Großkanzlei

Dr. Andrea Zimmermann: Nachdem ich vier Jahre Anwältin bei Freshfields war, bin ich seit 2016 bei GÖRG im Bereich M&A mit dem Schwerpunkt Private Equity tätig und 2020 zur Salary Partnerin ernannt worden.

Dr. Andrea Kirsch: Im Jahr 2009 habe ich als Rechtsanwältin bei GÖRG angefangen. Von Beginn an bin ich im Bereich IT/IP/ Commercial tätig und habe einen ganz starken Schwerpunkt im Datenschutzrecht. Vor kurzem wurde ich als erste Equity-Partnerin in Teilzeit in die Partnerschaft aufgenommen. 

Dr. Ruth Büchl-Winter: Ich bin nunmehr seit etwa 10 Jahren als Rechtsanwältin bei GÖRG im Bereich Gesellschaftsrecht/M&A/Steuern tätig, nach meiner Elternzeit seit 2018 in Teilzeit. Dabei betreue ich vornehmlich energiewirtschaftsrechtliche Mandate und habe mich auf die Strukturierung von Projekten bzw. Projektentwicklungen und die Begleitung von M&A-Transaktionen (Offshore- und Onshore-Windparks, Solarparks, Speicheranlagen, konventionelle Erzeugungsanlagen) spezialisiert. Da hier stetig viel im Fluss ist und wir mit vielen unterschiedlichen Akteuren agieren, bleibt die Arbeit immer spannend und macht große Freude.

Frau Dr. Zimmermann, Sie sind seit 2012 Rechtsanwältin, wobei einer Ihrer Schwerpunkte im M&A liegt. Man hört manchmal, dass Frauen im Transaktionsgeschäft eher selten vertreten sind. Was hat Sie daran gereizt, in diesem Bereich zu arbeiten, was macht die Tätigkeit für Sie besonders spannend? 

Dr. Andrea Zimmermann: Fast kein Rechtsgebiet ist so vielseitig wie M&A. In jedem Deal sind die verschiedensten Rechtsgebiete relevant, bspw. Steuerrecht, Arbeitsrecht, IP/IT und Immobilienrecht, die sämtlich im M&A zusammenlaufen. So entwickelt man als M&A-Anwältin ein gutes Problembewusstsein und Verständnis für die einzelnen Bereiche. Jeder Deal hat einen anderen rechtlichen Schwerpunkt und man kommt mit den verschiedensten Branchen in Berührung, wodurch man immer wieder neue Dinge dazu lernt und es spannend bleibt.

Es stimmt, dass Frauen im Transaktionsgeschäft teilweise noch in der Minderheit sind, aber das ändert sich immer mehr. Tatsächlich hatte ich mich 2008 auch als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Steuerrecht bei Freshfields beworben und bin dann per Zufall im M&A gelandet – das ist wohl einer der glücklichsten Zufälle in meiner Karriere. Man kann nicht alles planen, auch wenn man als Jurist vielleicht den Hang dazu hat. Manchmal muss man auch einfach unvoreingenommen und offen an seine Karriere herangehen.
 

Vor Ihrem Wechsel zu GÖRG waren Sie bereits vier Jahre in einer internationalen Wirtschaftskanzlei tätig. Welche Vorteile bringt es auf dem Weg zur Partnerschaft – und als Partnerin –, verschiedene Arbeitgeber kennenzulernen?

Dr. Andrea Zimmermann: Einer der großen Vorteile der Arbeit in verschiedenen Kanzleien ist es, die häufig ganz eigene Kultur und Schwerpunktsetzung kennenzulernen. Manche Kanzleien haben fast ausschließlich Großprojekte, bei denen man, zumindest zu Beginn der Karriere, nur Ausschnitte des Projekts kennenlernt. Andere Kanzleien sind hochspezialisiert für bestimmte Fachbereiche.

Bei GÖRG haben wir spannende Mandate, die wir durch unseren Full-Service-Ansatz ganzheitlich betreuen. Durch unsere relativ flachen Hierarchien werden auch die jüngeren Team-Mitglieder in die Projekte insgesamt einbezogen und haben gleich viel Verantwortung.

Auch die Arbeit mit und in verschiedenen Teams und Partner:innen ist sehr wertvoll, um dazuzulernen, sich zu entwickeln und seinen eigenen Stil zu finden. Ich würde allen Jurist:innen empfehlen, gerade die Ausbildungszeit dafür zu nutzen, einfach auszuprobieren, was einem Spaß macht und wo man sich wohl fühlt.

Wie steht es um den Frauenanteil in Deutschlands Kanzleien 2023?

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Werde Teil des Teams!

Bei GÖRG ist Teamarbeit sowie ein offener, kollegialer Umgang von großer Bedeutung. Welche sozialen Kompetenzen und Soft Skills sollten aufstrebende Partner:innen Ihrer Meinung nach mit sich bringen? Und wie gestalten Sie die Zusammenarbeit und Kommunikation innerhalb Ihrer Praxisgruppe (auch vor dem Hinblick der derzeit durch Corona etwas eingeschränkten Möglichkeiten)?

Dr. Andrea Zimmermann: Unsere Praxisgruppe arbeitet viel standortübergreifend zusammen. Wir tauschen uns in der Gesamtpraxisgruppe in regelmäßigen Video-Lunches über aktuelle Mandate und Themen aus. Auch in einem konkreten Mandat arbeiten fast immer Kolleg:innen aus mehreren unserer verschiedenen Standorten Köln, Frankfurt, Hamburg, Berlin und München zusammen.

Ich selbst arbeite sehr viel mit den Frankfurter Kolleg:innen. Durch die digitalen Tools und den häufigen Austausch werden die „Standortgrenzen“ eigentlich immer unbedeutender und man merkt gar nicht, dass man nicht vor Ort ist. Hierdurch hatten die Corona-bedingten Beschränkungen ehrlichweise keine großen Auswirkungen auf die Mandatsarbeit und die Team-Kommunikation.

Für die Kolleg:innen zu Beginn der Karriere mag dies anders (gewesen) sein. Ich denke schon, dass man sich als Berufseinsteiger:in eher traut, den Kopf ins Büro zu stecken, als zum Hörer zu greifen, wenn man Fragen hat oder mit einer Sache nicht zurechtkommt. Deswegen, aber auch insgesamt finde ich es wichtig, ein offenes Ohr und die Bereitschaft zu haben, Dinge zu erklären, und vor allem regelmäßig Feedback zu geben, auch und gerade dann, wenn etwas gut gelaufen ist.

In vielen Kanzleien herrscht leider immer noch die Mentalität „Kein Feedback ist gutes Feedback“. Ich finde das grob falsch und meine, dass sich Berufseinsteiger:innen besser entwickeln, wenn sie positiv motiviert werden.
 

Frau Dr. Kirsch, Sie sind seit Januar 2021 Equity Partnerin bei GÖRG. Wie hat sich für Sie die Umstellung gestaltet und inwiefern konnten die Kanzlei und Ihre Kolleg:innen Sie hierbei unterstützen?

Dr. Andrea Kirsch: Bislang war die Umstellung sehr einfach. Gerade in der Mandatsarbeit hat sich kaum etwas verändert. Ich arbeite seit vielen Jahren sehr selbständig und betreue viele Mandanten und Projekte allein oder federführend. Einige Mandanten haben vielleicht noch nicht einmal bemerkt, dass sich mein Status innerhalb der Kanzlei geändert hat.

Abgesehen davon fallen natürlich zusätzliche organisatorische und unternehmerische Themen an, die ich bislang eher beiläufig mitbekommen habe und nun stärker in meinem Fokus stehen. Nachdem die Hierarchien bei uns vergleichsweise flach sind und der Austausch mit meinen heutigen (Partner-) Kolleg:innen schon immer intensiv war, gab es auch hier keine Überraschungen.

Für mich war die Unterstützung der Kolleg:innen auf dem Weg in die Partnerschaft wichtiger als bei der Umstellung und auf diese konnte ich mich immer verlassen.
 

Mit welchen neuen Aufgaben und Herausforderungen sehen Sie sich als Partnerin konfrontiert und haben Sie Ihren Anspruch auf die Partnerschaft bereits früh kommuniziert?

Dr. Andrea Kirsch: Als Partner:in muss man einer unternehmerischen Verantwortung gerecht werden. Neben den wirtschaftlichen Beiträgen und Engagement in strategischen Themen bedeutet dies auch, junge Kolleg:innen zu fördern und auszubilden, also Personalverantwortung zu übernehmen.

Schließlich gehört zu den wesentlichen Aufgaben und Herausforderungen die Akquise. Die hohe Qualität der Beratung ist dabei Grundvoraussetzung.

In meinem Bewerbungsgespräch bei GÖRG erzählten mir die Partner, sie würden nur Anwält:innen einstellen, bei denen sie Potential für eine zukünftige Partnerschaft sähen. Das war mir von Beginn an Ansporn und Versprechen zugleich. Bis ich den Willen zur Partnerschaft ganz offen in der Breite kommuniziert habe, hat es dennoch noch ein paar Jahre gedauert.

In vielen Kanzleien herrscht leider immer noch die Mentalität ,Kein Feedback ist gutes Feedback‘. Ich finde das grob falsch und meine, dass sich Berufseinsteiger:innen besser entwickeln, wenn sie positiv motiviert werden.
Dr. Andrea Zimmermann

Sie waren bereits vor Ihrer Ernennung über 10 Jahre für GÖRG tätig. Wie hat sich Ihr beruflicher Werdegang gestaltet und gibt es nur einen „vorgeschriebenen” Karriereweg zur Partnerschaft in Ihrer Kanzlei?

Dr. Andrea Kirsch: Ich habe den ganz „klassischen“ Weg eingeschlagen: Nach meinem Berufseinstieg 2009 wurde ich im Jahr 2013 zur Assoziierten Partnerin ernannt. 2016 kam meine wunderbare Tochter zur Welt, wofür ich fast zwei Jahre Elternzeit genommen habe – sicher mehr als damals üblich. Danach bin ich in Teilzeit zurückgekehrt.

In all den Jahren habe ich daran gearbeitet, das Vertrauen der Mandanten zu gewinnen und ihren Ansprüchen an uns als Berater:innen gerecht zu werden. Dies gilt übrigens auch für die Dauer meiner Elternzeit, in der ich für Mandanten und Kolleg:innen immer ansprechbar war. Das war sicher Grundvoraussetzung für die jetzt erfolgte Ernennung zur Partnerin. 

Während meiner Tätigkeit bei GÖRG – bei meinem Einstieg gab es nur Associates und Partner – wurden unterschiedliche neue Positionen geschaffen, Assoziierter Partner, Counsel und Salary Partner, die alle mit neuen Karrierewegen verbunden sind. Hierzu zählt auch die Möglichkeit in Teilzeit Partner:in zu werden, die es bis vor kurzem nicht gab und ohne die ich heute vielleicht auch noch nicht Teil der Partnerschaft wäre.
 

Frau Dr. Büchl-Winter, Sie arbeiten seit 2011 bei GÖRG und sind als Counsel tätig. Haben Sie sich bereits bei Berufseinstieg diese Position als Ziel gesetzt und welche Möglichkeiten bietet Ihnen der Status Counsel?

Dr. Ruth Büchl-Winter: Als ich 2011 als Anwältin bei GÖRG eingestiegen bin, gab es die Position als Counsel noch gar nicht, diese wurde erst später geschaffen. Mein Start bei GÖRG war gleichzeitig mein Berufseinstieg als Rechtsanwältin, sodass es zunächst darum ging, einmal auszutesten, ob das Anwaltsdasein eine dauerhafte Option für mich ist.

Diese Frage konnte ich dann zum Glück relativ schnell positiv für mich beantworten. Und klar, bei hohem Einsatz und sehr guter und erfolgreicher Arbeit, will man dann natürlich nicht stehenbleiben. Die Counsel-Ernennung in diesem Jahr ist da eine schöne Bestätigung und Ansporn zugleich.
 

GÖRG legt großen Wert auf die Förderung der persönlichen und fachlichen Entwicklung von Mitarbeiter:innen. Wie können insbesondere Frauen in ihrer Karriereplanung, z.B. durch Seminare oder Fortbildungen, unterstützt werden?

Dr. Ruth Büchl-Winter: Meines Erachtens sollte jede:r da gefördert und unterstützt werden, wo er/sie dies persönlich braucht bzw. sich verbessern möchte. Dass wir Frauen da spezielle Themen im Vergleich zu den männlichen Kollegen haben, wäre mir neu.

Falls es tatsächlich entsprechende geschlechtsspezifische Unterschiede gibt, müssten wir sonst im Sinne der Gleichberechtigung vielleicht auch einmal über spezielle Männer-Förderprogramme nachdenken. 

Sofern die Frage vornehmlich auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf abzielt, sehe ich das ähnlich. Naturgemäß betrifft dies Frauen im Ausgangspunkt immer ein bisschen mehr, letztlich sollten hier aber die Eltern im Fokus stehen. Dieses Thema in der Gesellschaft nicht als frauenspezifisch einzuordnen, wäre wahrscheinlich der wichtigste Schritt und die größte Hilfe (hier scheinen mir die männlichen Kollegen im Übrigen noch einen schwereren Stand zu haben).

Denn letztlich nutzen die schönsten Konzepte und Programmsätze nichts, wenn sie nicht von einer Überzeugung getragen sind und innerlich der Wille zur Umsetzung fehlt bzw. die Notwendigkeit zu einem Umdenken in den Köpfen nicht verankert ist.

Meines Erachtens sollte jede:r da gefördert und unterstützt werden, wo er/sie dies persönlich braucht bzw. sich verbessern möchte.
Dr. Ruth Büchl-Winter

Sie sind Mitglied des Dutch Desk von GÖRG. Können Sie Ihre Funktion hierbei näher erläutern und wie gelingt der intensive grenzüberschreitende Austausch auch ohne ein erhöhtes Reiseaufkommen?

Dr. Ruth Büchl-Winter: Wir haben uns vor einigen Jahren auf Initiative unseres Kollegen Dr. Yorick Ruland als eine Gruppe von Anwälten verschiedener Fachrichtungen zusammengetan, um den Dutch Desk aufzubauen. Dabei spielte für den Kölner Standort natürlich auch die räumliche Nähe zu den Niederlanden eine entscheidende Rolle.

Um mit niederländischen Kolleg:innen wie Mandanten eine gute Ebene zu finden, war es uns wichtig, sie – im wörtlichen wie im übertragenen Sinne – gut zu verstehen. Daher haben wir im Rahmen regelmäßiger Unterrichtsstunden die niederländische Sprache gelernt bzw. vertieft und uns mit den Gepflogenheiten und Unterschieden in der (Geschäfts-)Kultur unseres Nachbarlandes beschäftigt.

Da ich bereits seit Kindertagen ein großer Niederlande-Fan bin und mindestens einmal im Jahr nach Zeeland „muss“, hat mir dies alles sehr viel Spaß gemacht. Mittlerweile können wir sagen, dass unser Gegenüber dieses Engagement sehr zu schätzen weiß und das Verständnis füreinander den Einstieg überaus erleichtert. Der Rest ergibt sich dann – oder auch mal nicht.

Der entsprechende Austausch war natürlich „vor Corona“ intensiver. Das Kontakthalten funktioniert aber auch in Zeiten des pandemiebedingt eingeschränkten Reiseaufkommens; das Kontakteknüpfen fällt da – trotz verschiedener Formate – schon schwerer. Und die persönliche Begegnung ist dann eben doch am schönsten und nicht zu ersetzen.
 

Frau Dr. Zimmermann, mit der Karriere ändern sich auch die Aufgaben und Verantwortungen. Wenn Sie an Ihre ersten Jahre als Anwältin zurückdenken, was hat sich im Vergleich zu heute besonders an Ihrem Arbeitsalltag verändert? 

Dr. Andrea Zimmermann: Ich habe schon relativ früh Bereiche eines Mandats weitgehend eigenständig und verantwortlich betreut, dies ist naturgemäß über die Jahre immer mehr geworden. Hinzugekommen sind administrative Aufgaben, Team-Koordination und Staffing, ebenso wie die Betreuung unseres Nachwuchses.

Trotzdem spielt die originär juristische Arbeit weiterhin mit Abstand die größte Rolle in meinem Alltag. Bei uns arbeiten auch die Partner:innen noch unmittelbar selbst am Dokument und beschränken sich nicht aufs Delegieren und die Kontrolle.
 

Welchen Tipp können Sie jungen Jurist:innen geben, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen?

Dr. Andrea Zimmermann: Großkanzleien haftet häufig das Image an, sie seien elitär, und sie wirken teilweise irgendwie abschreckend. Dabei könnte das Klischee nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein – hier arbeiten auch nur Menschen, die alle mal studiert haben, vor ihren Examina nervös waren und die auch nicht alle genau wussten, in welche Richtung die Karriere gehen soll.

Das Wichtigste ist, dass man mutig ist und den Schritt wagt, sich zu bewerben und es einfach mal auszuprobieren. Auch andere Klischees sind häufig überzogen. Sicher ist unsere Arbeit anspruchsvoll und fordert viel – so schlimme Arbeitszeiten, wie es manchmal dargestellt wird, haben wir aber gar nicht. Dafür hat man die Chance, in einem Umfeld mit sehr guten und motivierten Jurist:innen an spannenden Projekten zu arbeiten, viel zu lernen und sich zu entwickeln. 

Frau Kirsch, Sie sind als Teilzeit-Partnerin bei GÖRG tätig. Wie vereinbar ist der Anstieg des Arbeitspensums mit diesem Arbeitszeitmodell und wird die Möglichkeit zur Teilzeitpartnerschaft von Ihrer Kanzlei gefördert?

Dr. Andrea Kirsch: Mein Arbeitspensum hat sich nicht wesentlich geändert. Es ist zugegebenermaßen hoch und es geht zeitweise auch zu Lasten der eigenen Freizeit. Dennoch verbringe ich fast jeden Nachmittag mit meiner Tochter. Abends setze ich mich dann oft in Ruhe noch einmal an die Arbeit. Sowohl Kolleg:innen als auch Mandanten haben für meine persönliche Zeiteinteilung Verständnis, was eine große Hilfe ist.

GÖRG als Kanzlei hat vor Kurzem die Möglichkeit der Ernennung von Teilzeitpartner:innen im Partnerschaftsvertrag verankert. Diese Entscheidung der gesamten Partnerschaft zeigt die Akzeptanz und die Offenheit für das Modell. Der Umgang mit dem Thema oder auch mir persönlich spiegelt dies wider.
 

Als Partnerin übernehmen Sie mehr Verantwortung in Ihrer Praxisgruppe. Wie können Sie als Partnerin junge Kolleg:innen fördern und wofür wollen Sie die Verantwortung, die mit Ihrer neuen Position einhergeht, nutzen?

Dr. Andrea Kirsch: Nachwuchsförderung ist eine zentrale Aufgabe der Kanzleien, um ihre Zukunft zu sichern. Dies gilt vor allem heute, wo der Einstieg in Großkanzleien für junge Kolleg:innen unattraktiver zu sein scheint, als dies noch vor einigen Jahren der Fall war.

Berufseinsteiger:innen möchte ich deshalb zeigen und vorleben, wie spannend und erfüllend die tägliche Arbeit als Anwalt bzw. Anwältin sein kann – bei aller Belastung, die es auch zeitweise gibt. Daneben müssen sie eine gute Ausbildung erhalten und sollen Verantwortung in den Mandaten übernehmen. GÖRG bietet dafür den idealen Rahmen, da der Leverage für eine Großkanzlei vergleichsweise niedrig ist, Associates eng mit Partnern zusammenarbeiten und von Beginn an mit Mandanten in Kontakt kommen.

GÖRG hat als Kanzlei die Möglichkeit der Ernennung von Teilzeitpartnern im Partnerschaftsvertrag verankert
Dr. Andrea Kirsch

Frau Dr. Büchl-Winter, Sie arbeiten in Teilzeit als Counsel. Wie hat sich für Sie der Übergang von Vollzeitarbeit zu Teilzeit gestaltet und wird die Zusammenarbeit mit Ihren Kolleg:innen durch die Teilzeitarbeit beeinflusst?

Dr. Ruth Büchl-Winter: Der Übergang hat recht reibungslos funktioniert. Durch Mutterschutz und Elternzeit gab es ja ohnehin einen „cut“, so dass ich nicht von jetzt auf gleich einfach meine Stunden heruntergefahren habe. Meinerseits hat sich durch die Teilzeit in der Zusammenarbeit mit den Kolleg:innen auch nichts geändert.

Ob die Kolleg:innen dies genauso bewerten, müssten diese beantworten; nach dem, was mir zurückgemeldet wird, empfinden sie meine Teilzeit-Tätigkeit allerdings nicht als einschränkend; wir haben uns hier alle gut eingefunden.

Dies erfordert natürlich sehr viel Flexibilität von allen Beteiligten, zumal ich im Projektgeschäft arbeite und dies auch nicht aufgeben möchte. Mit der entsprechenden Bereitschaft hierzu funktioniert die Teilzeitarbeit für mich aber sehr gut.
 

Inwiefern haben Sie die Kanzlei und Ihre Kolleg:innen in Ihrer Entscheidung zu dieser Umstellung bestärkt und unterstützt? 

Dr. Ruth Büchl-Winter: Für mich war von Anfang an klar, dass ich nach der Geburt unseres Kindes zunächst in Teilzeit zurückkommen werde. Diese Entscheidung wurde auch ohne Weiteres so akzeptiert und hat nicht zu Diskussionen oder gar Widerspruch geführt.

Mein ganzes Team, allen voran Dr. Wibke Schumacher, für die und mit der ich seit Beginn meiner Tätigkeit als zuständiger Partnerin arbeite, sowie auch die Kolleg:innen der anderen Teams, mit denen ich gemeinsame Projekte habe, unterstützen mich hier – und da sei Ihnen an dieser Stelle noch einmal gedankt – in jeder Weise. Gleichzeitig wissen sie aber auch, dass Sie sich auf mich uneingeschränkt verlassen können.
 

Ihr Fazit?

Dr. Andrea Zimmermann: Auch wenn im Transaktionsgeschäft sowie auf Partnerebene teilweise Frauen noch in der Minderzahl sind, habe ich mich nie wirklich als Frau unter Männern gesehen. Dies ist sicherlich in vielen Branchen heute noch anders. Aber in der Kanzleiwelt habe ich keine Ungleichbehandlung erfahren, nur weil oder gerade weil ich eine Frau bin. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass es manchmal gerade Frauen an Mut fehlt, an ihre Fähigkeiten zu glauben und den nächsten Schritt zu wagen. Ich hoffe, dass ich meinen Beitrag dazu leisten kann, dass sich mehr Nachwuchsjuristinnen trauen, ihre Ziele zu verwirklichen.

Dr. Andrea Kirsch: Mit Engagement einerseits und den Möglichkeiten für Frauen, die Kanzleien zunehmend bieten, auf der anderen Seite, ist es für Frauen durchaus und besser als früher möglich, den Beruf als Partnerin in einer Großkanzlei und Familie zu vereinbaren. Ich wünsche mir deshalb, dass mehr junge Kolleginnen es wagen, in die Partnerschaft zu streben. Die Freude an der Arbeit, mit Kolleg:innen und Mandanten, Freiheiten und die Entfaltungsmöglichkeiten, die man gewinnt, sind es wert!

Dr. Ruth Büchl-Winter: Unsere jüngst zur Equity Partnerin ernannte Kollegin Dr. Andrea Kirsch ist das beste Beispiel, dass Partnerschaft in Teilzeit in der Großkanzlei funktionieren kann. Das muss es auch – und zwar ohne als Besonderheit zu gelten. Wir sind auf gutem Wege – es bleibt aber auch noch viel Luft nach oben. Ich freue mich und bin gespannt auf das, was kommt und gestalte dabei gerne mit. 
 

Vielen Dank, Frau Dr. Zimmermann, Frau Dr. Kirsch und Frau Dr. Büchl-Winter!

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