Interview Partner
Arbeitsrecht
Das steht auf meiner Visitenkarte:
Partner, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Arbeitsrecht
Seit wann sind Sie bei der Kanzlei ADVANT Beiten und wie sind Sie zu der Kanzlei gekommen?
Ich bin seit 2010 bei ADVANT Beiten in Berlin und war vorher in einer anderen großen deutschen Wirtschaftskanzlei tätig. Zu ADVANT Beiten bin ich gekommen, weil ich in einer Phase, in der keine zufriedenstellenden Entwicklungsmöglichkeiten bestanden, von einem meiner heutigen Partner gefragt wurde, ob ich Interesse an einem Wechsel hätte. Für mich war eine von Deutschland gesteuerte Wirtschaftskanzlei mit internationalem Bezug, bei der ich selbstständig mit hohem qualitativem Anspruch und einem starken arbeitsrechtlichen Team meine Vorstellungen von Mandatsbeziehungen umsetzen kann, wichtig. Des Weiteren wünschte ich mir echte überörtliche Zusammenarbeit mit anderen Standorten und ein internationales Netzwerk, in dem die Mandanten auch bei Auslandsbezug begleitet werden können. Überzeugt hat mich die Zusage, dass ich vollkommen selbstständig gestalten kann, so bleiben kann wie ich bin und ganz bewusst keine Uniformität gewünscht ist, sondern die Vielfalt der Herangehensweisen geschätzt wird.
Was ist das Besondere an ADVANT Beiten?
ADVANT Beiten ermöglicht jedem von Beginn an in engem Kontakt zwischen Partner und Associate im Mandantenkontakt zu arbeiten. Es ist ein sehr kollegiales und teamorientiertes Arbeiten, bei dem keinerlei Hierarchien bestehen. Insbesondere die Praxisgruppe Arbeitsrecht, in der ich bin, ist an allen Standorten stark vertreten, so dass immer jemand ansprechbar ist, der im Zweifel ein vergleichbares Thema bereits einmal bearbeitet hat. Darüber hinaus ist die Vernetzung innerhalb der Praxisgruppe sehr stark. ADVANT Beiten fördert dies durch interne Treffen, gemeinsame Vorbereitung von Mandantenseminaren über die Standorte hinweg sowie die gemeinsame Erstellung von Newslettern. All dies fördert den Teamgeist und gewährleistet den hohen qualitativen Anspruch an die Ergebnisse der Tätigkeit. Jeder kann sich in unserem Hause entfalten, für sich Schwerpunkte entdecken und diese dann besetzen. Jede Form der Akquise wird unterstützt und es ist nicht so, dass bestimmte Themen ausschließlich uns als Equity Partnern vorbehalten sind, ganz im Gegenteil. Jegliche Form der Akquise wird unterstützt und ausdrücklich gefördert, da ADVANT Beiten erkannt hat, dass ganz entscheidend für den Erfolg der Kanzlei die Begeisterung des Einzelnen und die frühe Heranführung an unternehmerisches Handeln ist. Vor ADVANT Beiten war ich selbst – das muss ich selbstkritisch heute sagen – nicht genug unternehmerisch denkend. Dies ist mir hier von Beginn an vermittelt worden und war letztlich der fehlende Baustein für die Erfüllung der Voraussetzungen der Equity Partnerschaft.
Wie sieht die tägliche Arbeit im Bereich Arbeitsrecht für einen Partner aus?
Es ist noch heute so, dass ich jeden Tag mit Freude ins Büro gehe. Ich gebe zu, dass ich morgens erst einmal meinen Kaffee brauche, um klar denken zu können. Hier hat es sich so eingespielt, dass wir uns im Team zusammensetzen und über alle nur erdenkliche Themen reden – nur nicht über juristische – das ist, wie beim Mittag auch, eine unausgesprochene Regel. Einen typischen Tag zu beschreiben ist gar nicht leicht. Im Grunde gibt es keinen typischen Tag und die mich begeisternde Herausforderung eines jeden Tages ist es, die Themen, die eben unerwartet aufkommen, innerhalb der zur Verfügung stehenden Zeit mit dem Team in hoher Qualität zu bewältigen. Es gibt Tage, an denen ich mir morgens vorgenommen habe, eine Betriebsvereinbarung zu entwerfen und abends feststelle, dass ich nicht einen Satz weiter gekommen bin, weil eine Fülle von kleineren Anfragen reingekommen ist, die ich abgearbeitet habe. An anderen Tagen, wie z. B. bei der Begleitung von Verhandlungen um Firmentarifverträge, schließe ich mich auch einmal mehrere Stunden ein, um konzentriert ein Regelwerk zu entwerfen. An anderen Tagen, wie bspw. bei Verhandlungen mit Betriebsräten um Betriebsänderungen, reise ich morgens an irgendeinen Standort eines Mandanten, um dann zu versuchen, in Verhandlungen das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Für mich sind diese Verhandlungssituationen – wie auch Verhandlungssituationen vor Gericht – ein ganz wesentlicher Teil, weshalb mich die Tätigkeit des Rechtsanwalts so begeistert. Es wird einfach nie langweilig, weil kein Tag dem anderen gleicht.
Wie fördern Sie junge Berufsanfänger bei ADVANT Beiten?
Der aus meiner Sicht bedeutsamste Faktor ist die unmittelbare Anbindung an einen Partner, der vom ersten Tag an die Einbeziehung in Mandate vornimmt und vor allen Dingen die Arbeitsergebnisse durchsieht, überarbeitet und bespricht. Bei Berufsanfängern stellen wir fest, dass wir exzellente Juristen einstellen, bei denen aber aufgrund der Struktur der Ausbildung die Fähigkeiten eines Rechtsanwalts häufig noch auszubilden sind. Konkret meine ich damit, dass unternehmerisches Denken ebenso zu vermitteln ist, wie das Verständnis, dass wir Dienstleister sind, die uns glücklich schätzen dürfen, dass sich Mandanten an uns wenden und uns ihr Vertrauen schenken. Dies bedeutet vor allen Dingen auch, dass man lernen muss, zuzuhören und die richtigen Fragen zu stellen, um das herausauszufinden, warum es dem Mandanten eigentlich geht. In einem weiteren Schritt zeichnet den guten Rechtsanwalt aber nicht nur eine sehr gute rechtliche Bewertung der Situation aus, sondern auch das Vermögen, diese für juristische Laien nachvollziehbar und vor allen Dingen möglichst kurz darzustellen.
Diese wichtigen Aspekte vermitteln wir nicht nur im Alltag, sondern auch in unserer ADVANT Beiten Academy in Zusammenarbeit mit der Bucerius Law School. Neben der Vermittlung von fachlichen Kenntnissen werden hier gerade auch Soft Skills gefördert oder eben Kenntnisse vermittelt, die bei der rechtlichen Begleitung von Unternehmen essenziell sind, wie bspw. betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse, Verhandlungsstrategien oder auch die Vermittlung von Sprachkenntnissen in besonderen Feldern wie der Vertragsgestaltung. Hinzu kommen praxisgruppeninterne Fortbildungen, ebenso wie die selbstverständliche Übernahme von Kosten für externe Schulungen und Fachanwaltslehrgänge. Neben diesen fachlichen Aspekten sind exemplarisch auch gemeinsame soziale Aktivitäten wie Sommerfeste, Associate-Treffen oder verschiedenste sportliche Aktivitäten wie Staffelläufe etc. zu erwähnen, die gerade auch Berufseinsteigern die Vernetzung ermöglichen und vor allen Dingen einfach Spaß machen.
Welche Qualifikationen bzw. Vorkenntnisse sollte ein Berufsanfänger im Bereich Arbeitsrecht mitbringen?
Wesentliche Voraussetzung ist, dass Bewerber gute Juristen sind. Das allein reicht aber nicht aus, denn wir suchen echte Teamplayer, was bedeutet, dass der Einsatz von Ellenbogen bei uns keinen Platz hat. Wir suchen Kollegen, die Freude an der Arbeit mit Menschen haben, denn letztlich ist gerade das Arbeitsrecht sehr durch den Kontakt zu Menschen geprägt, weshalb sehr introvertierte Berufsanfänger überlegen sollten, ob dies das Richtige für sie ist. Es vergeht kein Tag, an dem nicht in irgendeiner Art und Weise, ob per Telefon, vor Gericht oder in Verhandlungen mit Betriebsräten oder Gewerkschaften kontrovers verhandelt wird. Ein Bewerber sollte Freude an Gestaltung haben und immer neugierig für das bleiben, was Mandanten an uns herantragen.
Was ist das Spannendste, Unvergesslichste, Witzigste, Aufregendste, was Ihnen bisher in ihrem Berufsalltag passiert ist?
Im Grunde gibt es jeden Tag etwas, über das wir hier gemeinsam lachen können. Das ist mir im Übrigen sehr wichtig, dass wir jeden Tag auch unter größerer Belastung miteinander Spaß haben. Das war all die Jahre so und das möchte ich mir auch bewahren. Besonders spannend waren für mich meine ersten Tarifvertragsverhandlungen – ich werde jetzt nicht sagen, welche das waren. Irgendwann muss man mit all den Themen ja mal anfangen, aber es ist sicherlich nicht besonders vertrauensbildend, wenn man dies den Mandanten sagt. Es war für mich tatsächlich aufregend seinerzeit die Warnstreiks und die Verhandlungen mit gestandenen Gewerkschaftern durchzustehen, aber das Ergebnis besteht noch heute und zwar in Gestalt eines Haustarifvertrages.
Unvergessen bleibt auch einer der erst im Nachhinein vielleicht witzigsten Momente: Ich kam im ersten Jahr als Rechtsanwalt zu einem Gerichtstermin einige Minuten zu spät. Ich hatte die Information, dass der Geschäftsführer der Mandantin, den ich nicht kannte, nicht teilnimmt und ich alleine dort bin. Auf dem Gang vor dem Saal kam mir ein aufgeregter Herr entgegen, der mich sofort anfuhr, ob ich von der Kanzlei XY sei und weshalb ich nicht schon längst hier sei. Ich entschuldigte mein Zuspätkommen, wurde aber weiterhin mit Vorwürfen überhäuft. Ich ging ja davon aus, es sei der Gegenanwalt und habe dann auch verbal "ausgeteilt". Sinngemäß: Was das denn jetzt solle? Ob wir uns nicht auf den Termin konzentrieren und hineingehen und die Sache lösen wollen, denn Freunde müssten wir ja nicht werden… Wir sind dann hineingegangen und zu meinem Entsetzen war der Platz der Gegenseite mit dem Kläger und dessen Rechtsbeistand besetzt. Das ließ nur noch einen Schluss zu: Es war der Geschäftsführer der Mandantin, der mich so freundlich empfangen hatte. Ich habe die halbe Verhandlung darüber nachgedacht, ob ich der Partnerin, für die ich damals tätig war, das Geschehene mitteile oder aber einfach verschweige. Ich habe mich für Letzteres entschieden. Ich habe auch darüber nachgedacht, ob ich mich aus meiner Rolle als Dienstleister heraus nach dem Termin entschuldigen muss. Ich habe mich auch dagegen entschieden, weil ich sehr für Gradlinigkeit bin und der Meinung war, dass ich mich nicht unangemessen verhalten hatte. Es ist auch nie etwas in meinem damaligen Hause angekommen, vielleicht auch, weil wir das Verfahren gewonnen haben.
Was ist das Beste an der Arbeit bei ADVANT Beiten?
Für mich persönlich ist das Beste die Freiheit, die ich von Beginn an hatte, um meinen eigenen Business-Case auf meine Art und Weise aufzubauen. Ich selbst halte sehr gerne Vorträge und führe Workshops durch, ich bin ein Freund von fairen Stundensätzen in identischer Höhe für alle und dieses Modell kann ich hier umsetzen. In meinem ehemaligen Haus wurde mir einmal gesagt, ich müsse "staatstragender" auftreten. Das war nun nie mein Verständnis von meiner Rolle und so bin ich einfach nicht. Ich empfinde es als großes Kompliment, wenn mir Mandanten sagen, dass ich ja gar nicht so sei wie ein typischer Großkanzleianwalt. Genau das möchte ich auch nicht sein und genau darum bitte ich meine Teammitglieder auch, dass sie einfach so bleiben wie sie sind. Für mich besteht der große Vorteil des Rechtsanwalts darin, dass ich in zahlreiche Unternehmen hineinschauen und diese begleiten darf. Ob dies Mandanten aus dem Bereich Automotive, Logistik, Telekommunikation, Metall, Hotel und Gastronomie sind, ich lerne jeden Tag etwas dazu und muss mich bestmöglich auf die individuellen Bedürfnisse einstellen. Mein Anspruch besteht darin, nicht nur kaum verständliche juristische Stellungnahmen abzugeben, sondern rechtlich fundierte, pragmatische Handlungsvorschläge zu unterbreiten.
Welche Einschränkungen bringt der Beruf mit sich?
Ich bin der Meinung, dass eigentlich jeder Beruf, den man mit Leidenschaft gut ausübt, irgendwann dazu führt, dass man auch mehr Zeit in seine Arbeit investiert. Das ist im Grunde die Belohnung dafür, dass man gut gearbeitet hat, weil sich mehr Menschen vertrauensvoll an einen wenden und das ist genau das, was mich zufrieden macht. Mein Bruder würde mich im Zweifel fragen, wieso arbeitest du mehr als XY Stunden…. Meine Antwort ist immer, dass ich wirklich Freude an dem habe, was ich tue und lieber 3-4 Stunden die Woche mehr arbeite, aber mir meine Arbeit dafür in dieser Zeit eben auch relativ frei einteilen kann. Das Ganze hat natürlich auch Grenzen und das schätze ich an ADVANT Beiten als im positiven Sinne untypischer Großkanzlei auch, dass das Arbeitsvolumen hier im Normalfall für eine Großkanzlei wirklich moderat ist und viel Freiraum für sonstige Interessen lässt. Alles andere würde ich für mich sonst auch nicht auf Dauer akzeptieren. Ich habe aber – und das ist mir absolut wichtig – in all den Jahren immer ein freies Wochenende gehabt. Vielleicht habe ich mal 1-2 Stunden einen Vortrag geübt oder einen Foliensatz noch durchgesehen, aber das war es dann auch und wenn ich damit zu Hause um das Saubermachen des Kaninchenstalls meiner Töchter oder um das Rasenmähen herumkomme, ist das auch gar nicht so schlecht.
Was ist Ihr Ausgleich zum Büroalltag?
Meine Familie. Ich genieße es am Wochenende Zeit mit ihnen, der Familie meines Bruders und mit Freunden zu verbringen. Außerdem rudere ich gerne – wenn auch nur im Keller auf dem Rudergerät –, gehe viel Laufen und Radfahren; dabei bekommt man den Kopf so schön frei. Und im Winter – auch wenn das den Berlinern ja nicht zugetraut wird – genieße ich es Skifahren zu gehen.
Welche drei Begriffe assoziieren Sie mit dem Wort Jura?
Komplexität, Herausforderung, Vorurteile
Sie planen ein jura-freies Wochenende auf einer einsamen Insel und dürften nur drei Dinge mitnehmen. Welche wären das?
Die Frage suggeriert, dass mein Wochenende sonst nicht Jura-frei ist. Das ist es beinahe immer. Auch wäre die einsame Insel jetzt nicht gerade mein Traumziel, weil ich ungerne alleine bin, aber wenn es so sein soll, würde ich tatsächlich gar nichts mitnehmen, denn wenn schon einsam und Insel, dann auch wirklich entspannen, am Strand liegen, schwimmen gehen, am Strand laufen und sonst nichts tun.
Welchen Tipp würden Sie gerne jedem Nachwuchsjuristen mitgeben:
Ich maße mir nicht an, für jeden Nachwuchsjuristen Ratschläge parat zu haben. Für jemanden, der sich für die Tätigkeit als Rechtsanwalt interessiert, kann ich nur empfehlen, auf Vorurteile gegenüber Großkanzleien nichts zu geben. Wenn Sie mit Menschen arbeiten möchten und Sie die Mischung aus Prozessführung, Vertragsgestaltung, Begleitung von Unternehmenstransaktionen oder laufende Rechtsberatung reizt: Schauen Sie sich in der Wartezeit auf das Referendariat oder im Referendariat verschiedene Großkanzleien an. Überlegen Sie für sich, was Sie möchten. Ich selbst wollte nie fremdbestimmt durch eine Controlling-Abteilung im Ausland sein, weil es schon schwierig genug ist, die unterschiedlichen Gegebenheiten in Deutschland innerhalb eines Hauses zu vermitteln. Schauen Sie sich mehrere Häuser und deren unterschiedliche Kultur an und schielen Sie nicht nur auf das Entgelt, was Ihnen zugesagt wird, sondern auf das Gesamtpaket und die Entwicklungsmöglichkeiten. Ich selbst wollte ursprünglich aufgrund der Vorurteile, die herumgeisterten, nicht in eine Großkanzlei und bin dort zufällig gelandet. Ich habe die Zeit sehr genossen und wurde fachlich hervorragend ausgebildet. Wenn Sie unsicher sind, ob die Kanzleiwelt das Richtige für Sie ist, schauen Sie sich im Referendariat möglichst viele unterschiedliche Stationen an. Für mich war es so, dass ich jede Station, die ich im Referendariat hatte, für mich als Position für mein Leben ausschließen konnte, weshalb ich das, was ich in der Wartezeit für mich eigentlich als Berufsziel vorgenommen hatte, nämlich Rechtsanwalt zu werden, beibehalten habe.