Interview Associate
Corporate/M&A/Private Equity
Das steht auf meiner Visitenkarte:
Rechtsanwältin
Warum haben Sie sich für einen Berufseinstieg bei Allen & Overy LLP entschieden?
Allen & Overy LLP ist eine der sogenannten Magic Circle Kanzleien. Das sind im juristischen Jargon die fünf Kanzleien Londons mit den höchsten Umsätzen und damit der besten Reputation, also die Champions League unter den Großkanzleien. Bei A&O anzufangen bedeutete damit für mich, mit den Besten ihres Fachs zu arbeiten. Das ist immer Gold wert, aber ganz besonders für den Berufseinstieg, denn da gibt es besonders viel zu lernen - getreu einem meiner Credos: "Leistungsorientierung macht man nicht nach unten, sondern nach oben".
Was ist das Besondere an Allen & Overy LLP?
Eine Besonderheit, die mir persönlich gefällt, ist unsere lange, britische Tradition. Wir wurden schon 1930 von George Allen und Thomas Overy gegründet und unser Durchbruchsmandat war die Beratung der Abdankung von König Edward VIII, der auf den britischen Thron verzichtete um die bürgerliche Amerikanerin Wallis Simpson heiraten zu können. Das Mandat gäbe es heute erfreulicherweise in der Art nicht mehr, aber ich finde es toll zu wissen, dass wir mit unserer Arbeit Ereignisse der Zeitgeschichte begleiten konnten und nach wie vor begleiten.
Wie sieht die tägliche Arbeit im Bereich Corporate / M&A / Private Equity für einen Berufseinsteiger aus?
Ich mache Gesellschaftsrecht mit Schwerpunkt Private Equity. Im PE, wie wir sagen, richtet sich meine tägliche Arbeit sehr nach der Phase des jeweiligen Unternehmensan- oder verkaufs, den wir gerade begleiten. Ich werde in jeder Phase miteinbezogen, vom Pitch bis zum Closing, als Berufseinsteiger leiste ich aber den größten Beitrag in Due Diligences. Konkret heißt das, ich sehe mir viele Dokumente an und versuche für den Mandanten das herauszufiltern, was ihn interessiert oder worauf aus juristischer Sicht Rücksicht genommen werden muss. Ich schreibe das in einen Report, der dann wiederum Grundlage für den Kaufvertrag wird.
Wie werden junge Anwälte von Allen & Overy LLP gefördert?
A&O fördert uns "Newbies" sowohl auf inhaltlicher als auch auf persönlicher Ebene. Inhaltlich finden für uns regelmäßig Schulungen statt. In meinem ersten Jahr war ich bereits auf drei Weiterbildungen in unseren deutschen Büros und bald fahre ich zur Corporate University nach London. Das ist eine ganze Woche Training, die jeder Neuanwalt in seinem Rechtsgebiet mit Kollegen aus aller Welt absolvieren darf, das wird spannend. Daneben gibt es Coachings, die unsere persönliche Entwicklung fördern. Erst neulich hatte ich ein vertrauliches Einzelcoaching zu meinen persönlichen Karrierevorstellungen und auch Herausforderungen, die ich im Job erlebe. Neu sind eigens auf Anwältinnen zugeschnittene Formate.
Welche Qualifikationen bzw. Vorkenntnisse sollte ein Berufseinsteiger im Bereich Corporate / M&A / Private Equity mitbringen?
Im M&A sind natürlich einige Basics im Gesellschaftsrecht hilfreich. Da wir im Endeffekt mit und an Verträgen arbeiten, hilft auch Solidität im Schuldrecht und BGB AT. Private Equity Know-how erwartet niemand, nur eine natürliche Neugier an Unternehmen und ihrem täglichen Brot. Mit Englisch sollte man sich wohl fühlen, denn der Großteil unserer Arbeit mit Mandanten findet auf Englisch statt, schriftlich wie mündlich. Perfektes "legal English" benötigt man zum Einstieg aber nicht, das lernt man ebenso durch den Job – oder durch Netflix.
Was ist das Spannendste, Unvergesslichste, Witzigste, Aufregendste, was Ihnen bisher in ihrem Berufsalltag passiert ist?
30 Minuten vor Beginn des Notartermins - das heißt alle Dokumente waren nach wochenlanger Arbeit fix und fertig - verkündete der Verkäufer, dass er nicht an unseren Mandanten, sondern an einen anderen verkaufen wird. Als Junior dachte ich zunächst, jetzt ist die Welt untergegangen. Bei einem sehr verkäuferfreundlichen Markt ist das aber nicht abnormal, dennoch, so kurzfristig erlebt man das nicht alle Tage. Der Notartermin war natürlich geplatzt und wir hatten einen größeren Haufen Häppchen und Champagner für unser Team übrig – das war dann ein schönes, lustiges Teambuilding Event.
Was ist das Beste an der Arbeit bei Allen & Overy LLP?
Ich schätze die Internationalität und das Niveau unserer Arbeit sehr. Das Beste sind aber wohl die Kollegen, denn ohne die würde ich nicht täglich so gerne ins Büro kommen. Wer nicht gerne kommt, bleibt auch nicht gerne.
Welche Einschränkungen bringt der Beruf mit sich?
Im Vergleich zur Studenten- und Referendarszeit natürlich viele, so ehrlich muss man sein – man verbringt einfach die meiste Zeit im Büro und muss auf einmal viel am Samstag organisieren oder tun. Auf einmal bin ich einer der "Idioten", die Samstagfrüh mit dem Auto in die Berge fahren und erstmal im Stau auf der A8 stehen. Früher habe ich das schön antizyklisch am Mittwoch gemacht.
Was ist Ihr Ausgleich zum Büroalltag?
Ich finde Ausgleich vor allem im Sport. Mein Kopf funktioniert besser, wenn der Körper auf dem er sitzt, fit ist. "Mens sana in corpore sano" würde der Lateiner wohl sagen.
Sie planen ein jura-freies Wochenende auf einer einsamen Insel und dürften drei Dinge mitnehmen. Welche wären das?
Ein sehr dickes belletristisches Buch, ein gutes Taschenmesser und einen Kanister mit Trinkwasser.
Welchen Tipp würden Sie gerne jedem Nachwuchsjuristen mitgeben:
Inhaltlich das zu tun, wofür man ein natürliches Interesse hat, so dass man stets mit Freude und Neugier auf die Dinge blickt, die vor einem auf dem Schreibtisch liegen. Auf persönlicher Ebene würde ich raten, sich mit Kollegen zu umgeben, mit denen man sich versteht und die einen verstehen. Das ist essentiell für die persönliche und fachliche Entwicklung.