Interview Partner

Dr. Katja Francke

Arbeitsrecht

1. Was steht auf meiner Visitenkarte?

Fachanwältin für Arbeitsrecht
 

2. Seit wann sind Sie bei der Kanzlei BMZ und wie sind Sie zu der Kanzlei gekommen?

Ich bin seit 1998 in der Kanzlei am Standort Kiel tätig, die vor Ort bereits eine lange Tradition hatte und seinerzeit noch unter einem anderen Namen firmierte. Im Jahr 2000 fusionierte die Kanzlei mit 2 anderen Praxen in Schleswig-Holstein und wuchs auf die Größe eines mittelständischen Unternehmens. Seit 2001 bin ich Partnerin.

Meine Referendarausbildung hatte ich eigentlich mit dem Ziel ausgerichtet, Richterin zu werden. Im Rahmen meiner Station in der Arbeitsgerichtsbarkeit wurde ich dann sowohl durch meine Ausbilderin als auch einem der seinerzeitigen Partner der Kanzlei darauf angesprochen, dass dort eine Verstärkung im Bereich Arbeitsrecht gesucht werde. Ich habe daraufhin kurzentschlossen meine Planungen geändert und den Sprung in das Anwaltsleben gewagt. Bis heute bereue ich dies zu keinem Zeitpunkt. Manchmal fragen mich auch Mandanten (gerade in oder nach langen streitigen gerichtlichen oder kollektivrechtlichen Verhandlungen), ob meine Tätigkeit eigentlich Spaß mache. Mit Überzeugung kann ich bis heute darauf antworten: Ich hätte mir anfangs nicht vorstellen können, wie vielseitig, anspruchsvoll und lebhaft die anwaltliche Tätigkeit in der Praxis sein kann. Man hat die Möglichkeit, Lebenssachverhalte mitzugestalten und ist ständig im Austausch mit anderen.
 

3. Was ist das Besondere an BMZ?

BMZ hat eine ideale Größe, um spezialisiert und gleichzeitig eigenverantwortlich arbeiten zu können. Jeder Rechtsanwalt hat von Beginn an Kontakt zum Mandanten und die Möglichkeit, eigene Dezernate zu entwickeln oder aber auch in einem spezialisierten Team zu arbeiten. Auch interdisziplinär arbeiten wir in den verschiedenen Fachbereichen in Projekten sehr gut zusammen. Bis heute schätze ich die Arbeit hier, die von einem kollegialen, respektvollen und fairen Umgang untereinander geprägt ist. Nicht zu vergessen ist auch unsere geographische Lage: Die Standorte von BMZ liegen alle „im schönsten Bundesland der Welt“, fast alle in direkter Lage an der Ostsee mit einem idealen Wohnumfeld.
 

4. Wie sieht die tägliche Arbeit im Bereich Arbeitsrecht für einen Partner aus?

Ganz überwiegend bearbeite ich mein sehr gut ausgelastetes Dezernat, das sich ganz überwiegend aus Unternehmen unterschiedlicher Branchen zusammensetzt. Für einige  dieser Unternehmen sind wir als Arbeitsrechtsteam eine Art „Arbeitsrechtsabteilung“ und lösen meist Fragen des täglichen Arbeitslebens, teilweise arbeite ich aber auch nur in Spezialfällen oder Prozessen, die durch die Rechts- oder Personalabteilungen der Unternehmen nicht bearbeitet werden können oder sollen. Ein Schwerpunkt ist das kollektive Arbeitsrecht, vor allem die Begleitung unternehmerischer Veränderungen durch Vertretung in Verhandlungen mit Betriebsräten/Personalräten oder auch Mitarbeitervertretungen oder auch in Tarifverhandlungen. Die Tätigkeit erfordert es, dass man häufig vor Ort bei den Mandanten oder bei Gericht ist. Als Partnerin kümmere ich mich auch um unternehmerische Fragen unserer Partnerschaft, vor allem die arbeitsrechtlichen Belange unserer Mitarbeiter und organisatorische Fragen.
 

5. Wie fördern sie junge Berufsanfänger bei BMZ?

Wir versuchen, Berufsanfänger möglichst schnell in den direkten Mandantenkontakt einzubeziehen mit dem Ziel, dass sie bei Mandanten als gleichberechtigte Ansprechpartner akzeptiert werden. Da man im Referendariat in der Regel nicht lernt, wie man mit Mandanten umgeht oder auch auf anwaltlicher Seite in Verhandlungen auftritt, geben wir Berufsanfängern immer die Möglichkeit, einen erfahrenen Kollegen zunächst hierbei zu begleiten. Angestrebtes Ziel ist es, dass vor allem neue Fälle dann von Beginn an durch den jungen Kollegen bearbeitet werden. Wir unterstützen, dass möglichst schnell eine Spezialisierung erfolgt und z.B. auch die Fachanwaltsvoraussetzungen erfüllt werden. Später kann z.B. auch eine Ausbildung zum Notar folgen. Ein Austausch im Team mit erfahrenen Kollegen findet regelmäßig an den Standorten statt, nicht selten auch beim gemeinsamen Mittagessen oder Kaffeetrinken. Der Besuch von Fortbildungen ist von uns ausdrücklich gewünscht und wird unterstützt. Wir fördern es auch, wenn junge Kollegen z.B. durch Veröffentlichungen oder Vorträge ihren Bekanntheitsgrad erweitern möchten. Gerade in einer mittelständischen Klientel ist die Vernetzung im regionalen Bereich wichtig.
 

6. Welche Qualifikation bzw. Vorkenntnisse sollte ein Berufsanfänger im Bereich Arbeitsrecht mitbringen?

Es ist sicherlich von Vorteil, aber kein Muss, dass bereits arbeitsrechtliche Vorkenntnisse im Studium oder Referendariat erworben wurden. Neben guten juristischen Kenntnissen, die man mutmaßlich in jedem Fachbereich verlangt, ist ein „klarer Menschenverstand“ erforderlich. Häufig geht es darum, juristische Lösungen zu finden, die auch in der Praxis umsetzbar sind und in einem Betrieb funktionieren. Im Arbeitsrecht spielt hierbei eine wesentliche Rolle, dass die zu entwickelnden Lösungen Menschen betreffen in ihrer alltäglichen Arbeit. Man muss in der Lage sein, juristische Sachverhalte für jedermann verständlich darzustellen und lösungsorientiert abzuarbeiten. Da man täglich mit vielen unterschiedlichen Mandanten und Fragestellungen konfrontiert wird, sollte man auch die Eigenschaft mitbringen, sich schnell auf neue Themen und Sachverhalte einstellen zu können.
 

7. Was ist das Spannendste, Witzigste, Aufregendste, das Ihnen bisher in Ihrem Berufsalltag passiert ist?

Ich durfte gleich in meinem ersten Berufsjahr für einen älteren Partner, der nicht reisen konnte, vor dem Bundesarbeitsgericht auftreten in einer Sache, in der ich auch die Revisionserwiderung gefertigt hatte. Während der langen Zugfahrt von Kiel nach Kassel (dem seinerzeitigen Sitz des BAG) habe ich mich auf mein erstes wirkliches Plädoyer stundenlang vorbereitet, Aufzeichnungen getätigt und „meinen“ Vortrag geübt. Ehrfürchtig bin ich dann schon 1 Stunde vor Beginn der Verhandlung im Gerichtsgebäude gewesen (heute schaffe ich allgemein immer nur last minute) und habe meine Vorbereitung aufgeregt fortgesetzt. Die einführenden Worte des Vorsitzenden bestanden aus vier Sätzen, die sich ausschließlich an den Kläger richteten (wir vertraten die beklagte Partei). Der Vorsitzende gab dem Kläger, der in der Seeschifffahrt tätig war, mit den Worten „Ihr Fischernetz hat große Maschen und Sie fallen dort hindurch“ deutlich zu erkennen, was er von dessen Revision hielt. Nachdem der Klägervertreter noch ein wenig hilflos argumentativ gerudert hatte, habe ich mein ausgefeiltes Plädoyer gedanklich zerrissen, bin kurz auf die Argumentation der Gegenseite eingegangen und habe mit den Worten geschlossen, dass ich das Gericht nach meinem Eindruck nicht mehr von der Richtigkeit meiner Position überzeugen müsse, woraufhin ich ein übereinstimmendes Nicken erhielt. Seitdem gehe ich zwar immer noch sehr gut vorbereitet, aber äußerst entspannt in jede Verhandlung, egal, wer mir gegenüber sitzt.
 

8. Was ist das Beste an der Arbeit von BMZ?

Wir haben ein sehr kollegiales, verlässliches und vertrauensvolles Miteinander. Auch bei Sorgen und Nöten hat immer einer ein „offenes Ohr“. Die Gestaltungsmöglichkeiten der Arbeit sind sehr flexibel.
 

9. Welche Einschränkungen bringt der Beruf mit sich?

Wir sind Dienstleister und leben davon, dass die Anfragen unserer Mandanten zeitnah und zufriedenstellend gelöst werden. Dadurch ist die Arbeitsbelastung hoch und auch nicht selten zeitkritisch. Unsere Mandanten bezahlen uns auch nur für tatsächlich geleistete Arbeit, nicht für bloße Anwesenheit im Büro. Dadurch ist es schwer, seine Zeit immer verlässlich zu planen. Man lernt allerdings schnell, sein Zeitmanagement immer im Auge zu behalten auch bei der Vereinbarung von Terminen und Zusagen. Dann gelingt es auch, sich verlässlich die gewünschten Freiräume im privaten Bereich zu schaffen.
 

10. Was ist Ihr Ausgleich zum Büroalltag?

Mein höchstes Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde. Ich bin seit Kindesbeinen an begeisterte Reiterin und habe auch selbst zwei Reitpferde und einen Hund, die einen wunderbaren Ausgleich zum Büroalltag und der manchmal hektischen Arbeit bieten.
 

11. Welche drei Begriffe assoziieren Sie mit dem Wort Jura?

Den Begriff verbinde ich mit Studium, vielseitiger Berufschance und einer Ausbildung im Umgang mit Gesetzesformeln.
 

12. Welche Tipps würden Sie gern jedem Nachwuchsjuristen mitgeben?

Seien Sie flexibel und nicht zu schnell im Studium oder Referendariat auf bestimmte Rechtsgebiete oder Tätigkeitsfelder fixiert. Die Einsatzmöglichkeiten als Jurist sind so vielfältig und in der Praxis häufig ganz anders, als man sich dies in der Theorie vorstellt. Seien Sie ehrlich zu sich selbst und fragen sich, welche Tätigkeit zu Ihnen passt. Gerade im Referendariat hat man ja die Möglichkeit, in unterschiedliche Berufsfelder Einblick zu nehmen. Nutzen Sie diese und fragen Sie sich anschließend, ob Sie der Typ sind und Sie die Eigenschaften mitbringen, in diesem Tätigkeitsfeld und Berufsfeld tätig zu sein und auch Erfolg zu haben. Auch das berufliche Umfeld und die Art der Arbeit sind bei der Wahl des Berufes wichtig, vielleicht sogar wichtiger, als der monetäre Aspekt. Seien Sie neugierig und offen für neue Aufgaben und beginnen Sie nicht gleich das Berufsleben mit der Frage, ob Sie zuständig seien oder ob die Aufgabe Ihrem Spezialbereich entspreche, sondern gewinnen Sie Spaß an der Arbeit. Dann kommt auch der Erfolg.