Interview Legal Counsel

Michael v. Beyme

Geschäftsbereichsleiter Recht

Seit wann sind Sie im EDEKA Verband tätig und wie sind Sie dazu gekommen?

Ich bin seit 2005 beim EDEKA Verband. Im Referendariat hatte ich Anwalts- und Wahlstation und auch eine Nebentätigkeit bei verschiedenen internationalen Großkanzleien verbracht. Für den Berufsstart hatte ich mich aber für eine mittelständische Kanzlei entschieden. Das war für zweieinhalb Jahre reizvoll, ich suchte aber eher die Herausforderungen, die ich schon aus der Großkanzlei kannte, allerdings gegenüber dieser mit angemessener Verteilung zwischen Arbeits- und Freizeit und mehr Mandantennähe. Ich wollte gern wissen, was aus meiner Beratung wird. Und ich wollte gern nach Hamburg. Der EDEKA Verband war da genau das Richtige.

Was ist das Besondere an EDEKA?

EDEKA insgesamt ist als genossenschaftliche Verbundgruppe mit ihren selbstständigen Einzelhändlern und vielen hundert Gesellschaften aus unterschiedlichsten Branchen in ihrer Vielfalt schon wirklich einzigartig. Zudem ist EDEKA in Deutschland Marktführer und auch auf der Einzelhandelsebene von allen Handelsgruppen die mit der größten Vielfalt.

Das Besondere an meinem Arbeitgeber, dem EDEKA Verband kaufmännischer Genossenschaften ist die Rolle in der Gesamt-EDEKA-Gruppe: funktional ist der EDEKA Verband wie eine multidisziplinäre Kanzlei für einen bestimmten, exklusiven Kreis an Unternehmen, nämlich für die EDEKA ZENTRALE und die regionalen EDEKA Einheiten. Wir beraten beispielsweise Großhandelsunternehmen, ein internationales Einkaufskontor und Produktionsbetriebe. Für diese Unternehmen sind wir quasi die Rechtsabteilung: kurze Wege, sehr enge Zusammenarbeit, tiefe Einbindung in deren Aktivitäten und – nicht zu unterschätzen – alles mit gemeinsamen EDEKA-Feeling.

Wie sieht die tägliche Arbeit im Bereich Recht aus?

Es ist kein Tag wie der andere, deswegen fällt die Antwort auf diese Frage ein bisschen schwer. Wie gesagt sind wir sehr nah an unseren Mandanten und das spürt man auch sehr im Alltag: kurze Wege, viel läuft über TEAMS und Telefon und gerne auch das persönliche Gespräch in Präsenz. Unsere Mandanten erwarten von uns fachlich Großkanzlei- oder Boutique-Niveau, aber zusätzlich ein Maximum an Pragmatismus und Wissen um die operativen Abläufe. Wir schreiben keine langen Gutachten (und wenn doch, verschicken wir sie nicht…), sondern finden gemeinsam mit den Akteuren auf der operativen Ebene die richtige Lösung, die dann „entscheidertauglich“ präsentiert wird. Das Grundverständnis ist nicht, Rechtsauskünfte zu erteilen, sondern integrativer Teil der Unternehmensorganisation zu sein und über den juristischen Input, den wir geben, an der arbeitsteiligen Wertschöpfung der EDEKA unmittelbar mitzuwirken. Das ist manchmal herausfordernd, macht aber auch großen Spaß.

Wie fördern Sie Mitarbeiter:innen beim EDEKA Verband?

Was uns vor allem wichtig ist: unsere Berufsträger:innen sollen unmittelbar am Mandanten arbeiten. Im Prinzip sollte jede:r „vorstandsberichtstauglich“ sein. Und auch wenn aufgrund unterschiedlicher Fachgebiete nicht jede:r bei uns gegenüber Vorständen und Geschäftsführern berichtet: wir möchten jede:n so entwickeln, dass er/sie das kann. Und je nach Fähigkeiten wachsen die Aufgaben von Jahr zu Jahr. Dabei achten wir aber auch sehr darauf, dass niemand allein gelassen wird. Salopp ausgedrückt: wir haben jede Menge Sprünge ins kalte Wasser, aber immer mit mindestens einem Schwimmlehrer:in.

Dass wir großen Wert auf Fortbildung legen, ist schon fast selbstverständlich. Jeder hat ein Fortbildungsbudget, dass er entsprechend seiner Bedürfnisse ausschöpfen kann. Und wenn es z. B. wegen der Einarbeitung in ein neues Rechtsgebiet mal eine besondere Fortbildung sein soll, die das Budget normalerweise nicht hergibt, finden wir auch eine Lösung.

Welche Qualifikationen bzw. Vorkenntnisse sollte ein Mitarbeiter:innen im Bereich Recht mitbringen?

Zwei Staatsexamina sind selbstverständlich. Sie sollten im Durchschnitt mindestens befriedigend sein. Ganz genau nehmen wir es mit Noten aber nicht, besonders bei Bewerber:innen mit großer Berufserfahrung. Auch wenn es fast schon ein Klischee ist: Teamfähigkeit und das Interesse an wirtschaftlichen Zusammenhängen sind ebenfalls sehr wichtig. Am allerwichtigsten aber ist eine gehörige Portion Pragmatismus.

Was ist das Spannendste, Unvergesslichste, Witzigste, Aufregendste, was Ihnen bisher in ihrem Berufsalltag passiert ist?

Der allerwitzigste Fall ist zu schlüpfrig, um ihn hier zu erzählen (lacht).

Bei den aufregendsten Fällen bin ich am Schwanken, hier hatten wir einiges: der Erwerb von Kaiser´s Tengelmann und einer Vielzahl von real-Märkten gehört sicherlich dazu. Beide Transaktionen haben wir – wie meist – ganz überwiegend inhouse gemanaged. Das war für die damit beschäftigten Kolleg:innen sehr herausfordernd, aber auch wahnsinnig spannend.

Was ist das Beste an der Arbeit beim EDEKA Verband?

Das, was EDEKA auch im Regal ausmacht: eine unglaubliche Vielfalt.

Welche Einschränkungen bringt der Beruf mit sich?

Auch wenn wir großen Wert auf ein angemessenes Verhältnis zwischen Arbeits- und Freizeit legen: eine 38,5 Stunden-Woche ist auch bei uns nicht an der Tagesordnung. Wenn es brennt, kann es abends auch mal länger gehen. Das ist aber die Ausnahme.

Was ist Ihr Ausgleich zum Büroalltag?

Waldspaziergänge, gerne auch am sehr frühen Morgen. Es ist großartig, aus der Stille der Nacht heraus den Wald langsam „aufwachen“ zu sehen und zu hören. Gelegentlich nehme ich auch am benediktinischen Stundengebet in einem Kloster hier in der Umgebung teil.

Welche drei Begriffe assoziieren Sie mit dem Wort Jura?

Analysieren, Einordnen, Übersetzen.

Alternativ das, was meine Frau immer sagt: Jura ist Lesen. Und Weiterlesen.

Welchen Tipp würden Sie gerne jedem Nachwuchsjuristen mitgeben?

Ziehe Dein Selbstbewusstsein nicht aus Deiner exzellenten beruflichen Leistung. Ziehe es aus Deiner Persönlichkeit.