Interview Partner

Dr. Stefan Heutz

Corporate / M&A, Immobilientransaktion

Das steht auf meiner Visitenkarte:

Dr. Stefan Heutz (Hier stände auch "Partner", doch tragen wir unseren Status nicht nach außen.)


Seit wann sind Sie bei der Kanzlei KÜMMERLEIN und wie sind Sie zu der Kanzlei gekommen?

Ich bin 2010 nach einigen Jahren in einer deutschen Großkanzlei zu KÜMMERLEIN gewechselt. Den Kontakt erhielt ich über eine ehemalige Kollegin, die ein halbes Jahr zuvor gewechselt war. Nach mir haben es mir einige weitere Kollegen gleich getan.


Was ist das Besondere an KÜMMERLEIN?

Wer eine Weile bei uns verbracht hat, wird viele Besonderheiten feststellen. Eine Grundlegende: Bei KÜMMERLEIN verbinden sich Vorzüge ganz unterschiedlicher Kanzleitypen: Wir sind keine Großkanzlei und können dadurch vollständig selbständig über unsere Arbeit und Arbeitsweise bestimmen. Auch die "Taktung" des Arbeitsalltags ist bei uns (in aller Regel) etwas moderater und lässt Platz für andere, ebenso wichtige Dinge im Leben. Auf der anderen Seite sind wir an unserem Standort Essen mit rund 50 Berufsträgern größer als viele Standorte von Großkanzleien, wir arbeiten mit demselben professionellen Anspruch an die Qualität unserer Tätigkeit und genießen auch deswegen deutschlandweit einen Ruf als TOP-Wirtschaftskanzlei. Daneben gibt es viele kleine Besonderheiten. Eine derjenigen, die ich am meisten schätze, ist die Vielfalt der "Typen" und Charaktere bei uns. Viele unserer Kollegen pflegen außergewöhnliche Hobbies und alle haben erkannt, dass Arbeit und privates (Familien-)Leben Hand in Hand gehen sollen und die Arbeit das Private nicht dauerhaft überlagern darf. Man könnte sagen, in unserem Alltag verbinden sich professioneller Anspruch und Menschlichkeit.


Wie sieht die tägliche Arbeit im Bereich Gesellschaftsrecht, Mergers & Acquisitions, Immobilientransaktionen für einen Partner aus?

Die Tätigkeit ist äußerst vielfältig und wenige Tage ähneln einander. Als Partner tragen wir natürlich in erster Linie Verantwortung für die Mandatsarbeit. Unser Geschäftsmodell sieht allerdings nicht vor, dass wir lediglich die Entwürfe von angestellten Kollegen querlesen, vielmehr arbeiten bei uns auch die Partner unmittelbar im Mandat mit, sei es beim Entwurf von Dokumenten oder der Prüfung von Unterlagen in einem Datenraum. Daneben hat selbstverständlich die Kontaktpflege zu bestehenden und neuen Mandanten einen wichtigen Stellenwert. Unabhängig von der Mandatsarbeit ist bei uns jeder Partner in mindestens einem internen Verwaltungsausschuss involviert, ein Ausdruck unserer Selbstautonomie. Da wir nicht von außen gemanagt werden, packen wir selbst an: Ob im Bereich des Recruiting, der IT oder der Organisation von Kanzleiveranstaltungen, Festen und Ausflügen, all dies geschieht bei uns in eigener Verantwortung. So ist jeder Tag anders als der vorhergehende und stets abwechslungsreich.


Wie fördern Sie junge Berufsanfänger bei KÜMMERLEIN?

Die Aufnahme von Berufseinsteigern ist das Rückgrat unserer Sozietät. Dem tragen wir Rechnung, indem wir die jungen Kolleginnen und Kollegen so gut es geht auf ihre Funktion als Berater der Mandanten vorbereiten. Als solche benötigen sie ein breites Wissen um juristische und praktische Zusammenhänge. Wir verstehen die ersten Jahre durchaus als Ausbildungszeit, denn die Inhalte, vor allem jedoch die Art und Weise unserer Arbeit lernt man in den seltensten Fällen in Studium und Referendariat. Unsere Ausbildung ruht auf mehreren Säulen: In einer KÜMMERLEIN Kompetenz Akademie vermitteln wir in internen Vortragsveranstaltungen wesentliche rechtliche Themen, und zwar bereichsübergreifend. Auch der Gesellschaftsrechtler benötigt Grundkenntnisse im Arbeitsrecht und der Arbeitsrechtler profitiert von näherem Wissen um allgemeine datenschutzrechtliche Fragen. Die Vermittlung sog. "Soft Skills" wie Verhandlungsführung, Netzwerken etc. erhält zunehmend einen höheren Stellenwert. Neben dieser Akademie-Reihe findet im Monatsturnus eine Associate-AG statt. Darin werden zum einen Inhalte von Kollegen für Kollegen vermittelt, zum anderen erhalten alle Kolleginnen und Kollegen darin die Gelegenheit, die Präsentation von Inhalten vor Publikum zu trainieren. Die allerwichtigste Fortbildung geschieht bei uns aber im Mandat: Alles theoretische Wissen ersetzt nicht die eigene, unmittelbare Erfahrung bei der Arbeit. Deshalb besprechen wir sehr intensiv die Arbeitsergebnisse und binden die jüngeren Kolleginnen und Kollegen in die mandatstaktischen Überlegungen ein. Dadurch wird eine steile Lernkurve ermöglicht.


Welche Qualifikationen bzw. Vorkenntnisse sollte ein Berufsanfänger im Bereich Gesellschaftsrecht, Mergers & Acquisitions, Immobilientransaktionen mitbringen?

Viele Berufseinsteiger bringen Grundkenntnisse in bestimmten Fachbereichen mit, in der Regel durch eine entsprechende Schwerpunktwahl im Studium oder durch Vortätigkeiten in diesen Bereichen. Wir setzen das allerdings bei der Einstellungsentscheidung nicht voraus. Unerlässlich ist allerdings ein grundsätzliches Interesse an wirtschaftlichen Zusammenhängen, Eifer und Fleiß, um sich in neue Themenbereiche einzuarbeiten, und der Ehrgeiz, ein perfektes Produkt abliefern zu wollen - also ein hoher Qualitätsanspruch an die eigene Arbeit sowie Wunsch und Fähigkeit, selbständig zu arbeiten. Letzteres ist kein Widerspruch zur Ausbildung, die bei uns erfolgt: Denn langfristig setzt sich derjenige durch, der mit- und vorausdenkt, Chancen und Risiken vorhersieht und sie proaktiv angeht. Das kann man sich antrainieren, eine grundlegende Affinität zu eigenverantwortlichem Handeln sollte ein Bewerber aber mitbringen.


Was ist das Beste an der Arbeit bei KÜMMERLEIN?

Ganz klar: die positive Arbeitsatmosphäre. Bei uns wird viel gelacht und wir nehmen uns selbst nicht zu ernst, die beste Voraussetzung dafür, um jeden Tag aufs Neue gern ins Büro zu gehen. Ausdruck dessen ist u.a. unser gering ausgeprägtes Hierarchiedenken, das sich auf die wirklich unvermeidlichen Aspekte beschränkt. Im Übrigen tragen wir keine Differenzierung zwischen den unterschiedlichen Hierarchiestufen vor uns her, weder auf den Visitenkarten (siehe oben), noch im Briefkopf oder auf der Webseite. 


Welche Einschränkungen bringt der Beruf mit sich?

Der Beruf ist fordernd und zeitintensiv, da darf man sich keinen Illusionen hingeben. Wer sich für den Beruf des Wirtschaftsanwalts entscheidet, weiß das. Die Anforderungen an die Arbeit sind hoch, sowohl was die Qualität angeht als auch die Geschwindigkeit. Arbeitstage beginnen in der Regel gegen neun Uhr und enden häufig nicht vor zwanzig Uhr. Wochentags ist damit das allgemeine Sozialleben reduziert und es fokussiert sich vor allem auf die Wochenenden. Aber: Die Arbeitsbelastung fällt in einer mittelständischen Kanzlei wie KÜMMERLEIN dann doch moderater aus als in mancher Großkanzlei. Umgekehrt wird man auch in einer kleinen Kanzlei und oftmals auch als Richter oder Staatsanwalt nicht nennenswert weniger arbeiten. Insofern relativiert sich die Belastung durchaus. Zudem kann man bei KÜMMERLEIN davon ausgehen, dass die Wochenenden arbeitsfrei sind. Und auch während der Woche gibt es in aller Regel Flexibilität, die es ermöglicht, Freunde zu treffen oder ins Kino oder Konzert zu gehen. Die Grenze setzt hier ausschließlich die Anforderung des konkreten Mandats, nicht irgendwie geartete Anwesenheitspflichten. Es gehört zu unserer Kanzleikultur, dass wir uns gegenseitig diese Flexibilität ermöglichen, so es irgend möglich ist.


Was ist Ihr Ausgleich zum Büroalltag?

Seit einige Zeit treibe ich wieder verstärkt Sport, das ist bei der oftmals sitzenden Tätigkeit dann doch wichtig. Darüber hinaus habe ich ein arbeitsverträgliches Hobby, das in der Nacht stattfindet: Astronomie. Ich betreibe eine eigene Sternwarte und fotografiere Details unserers Sternenhimmels, teils zu wissenschaftlichen Zwecken, teils schlicht, um besondere Fotografien zu erhalten. Seit 14 Jahren bin ich Fellow der Royal Astronomical Society in London und betätige mich gelegentlich auch wissenschaftlich auf dem Gebiet der Astronomie.


Welche drei Begriffe assoziieren Sie mit dem Wort Jura?

Ganz ehrlich: trockene Gesetzestexte, Bürotätigkeit zwischen Büchern und eine eher langweilige Bearbeitung von Akten. Keiner davon hat sich für mich bewahrheitet: Da ich vornehmlich in der Gestaltungsberatung tätig bin (also eher Verträge entwerfe, Umstrukturierungsmaßnahmen bereits in der Planungsphase begleite und Mandanten strukturell berate), ist meine Arbeit von einem hohen Maß an Kreativität und Kontakt mit ganz unterschiedlichen Charakteren verbunden. Dazu kommt die Gestaltung der eigenen Arbeit, Ausbau von Mandatsbeziehungen, Entwicklung neuer Tätigkeitsfelder. Spannend und abwechslungsreich, so ganz anders, als ich es mir zu Beginn des Studiums ausgemalt habe.


Welchen Tipp würden Sie gerne jedem Nachwuchsjuristen mitgeben:

Seien Sie interessiert, Neues zu erfahren, mutig, neue Herausforderungen anzugehen, ehrgeizig, Projekte als ihre eigenen zu behandeln. Denken Sie mit und voraus und fokussieren Sie sich nicht allein auf die Arbeit. Ein herausragender Berater muss mit beiden Beinen mitten im Leben stehen und muss praktisch umsetzbare Empfehlungen geben. Das gelingt nicht mit theoretischem Wissen, sondern nur durch eigene Erfahrungen im Beruf wie außerhalb, zum Beispiel durch Auslangsaufenthalten oder Engagement in Vereinen, Gruppen oder Institutionen.