Interview Partner

Dr. Thorsten Reinhard

Corporate/M&A

Seit wann sind Sie bei der Kanzlei Noerr und wie sind Sie zu der Kanzlei gekommen?

Ich bin seit 2005 bei Noerr. Sechs Jahre nach meinem Berufseinstieg bei einer englisch-geprägten Großkanzlei wusste ich, dass Anwalt in einer internationalen Wirtschaftskanzlei das Richtige für mich war. Ich suchte nach einem unternehmerisch geprägten Umfeld mit Partnerperspektive. Ein Freund, der bereits zu Noerr gewechselt war, erzählte mir von seinen Erfahrungen bei Noerr. Ein paar Wochen später war ich an Bord, ein Jahr später Partner.


Was ist das Besondere an Noerr?

Das Besondere an Noerr ist die unternehmerische Freiheit, die wir hier genießen. Wir setzen uns gemeinsam für den Erfolg unserer Mandanten ein, wir übernehmen Verantwortung, wir entwickeln Initiativen – das ist der ‚Noerr Difference‘.


Wie sieht die tägliche Arbeit für einen Partner aus?

Jeder Tag ist anders, gerade das mag in an meinem Beruf. Manche Tage verbringen ich komplett in Verhandlungen, an anderen Tagen feile ich zusammen mit einem Associate an Vertragsformulierungen. Oder hänge am Telefon, weil ich versuche, mit Mandant, Gegner und M&A-Beratern eine Transaktion zu organisieren. Dann bin ich wieder als Notar gefragt und beurkunde eine grenzüberschreitende Verschmelzung. Am nächsten Tag verschwinde ich hinter Büchern, um mich in die letzten Windungen einer komplexe Rechtsfrage einzudenken. Oder fliege nach Paris, um einem Unternehmen, das Rechtsanwälte für den Kauf eines deutschen Unternehmens sucht, unser Team vorzustellen. Einmal hatte ich morgens um 11 Uhr die entscheidende Idee in einem kniffeligen Fall, präsentierte sie stolz dem Mandanten, genoss erst seine Verblüffung, dann seine Freude – und ging nach Hause. Mehr gab es an diesem Tag nicht zu leisten.


Wie fördern Sie junge Berufsanfänger bei Noerr?

Associates werden von Tag 1 intensiv in die Mandatsarbeit eingebunden. Eine junge Kollegin aus meinem Team hat schon nach einem halben Jahr einen Verhandlungstermin allein bestritten, weil ich kurzfristig ausfiel. Sie hat viel Lob vom Mandanten bekommen. Um das „Learning on the Job“ herum haben wir mit Noerr Campus ein umfassendes Weiterbildungsprogramm aufgesetzt, bei dem sowohl Fach- als auch Beraterkompetenzen unserer Associates entwickelt werden. Das Feld ist weit, die Angebote reichen von Kommunikations- und Verhandlungstrainings über M&A-Workshops, von Sprachkursen über Bilanzkunde bis zu individuellen Coachings.


Welche Qualifikationen bzw. Vorkenntnisse sollte ein Berufsanfänger im Bereich Corporate/M&A mitbringen?

Wir suchen exzellente Juristen. Jura allein ist aber kein Erfolgsrezept, sondern nur die Grundlage. Hinzukommen sollten einsatzfähige Englischkenntnisse, wirtschaftliches Verständnis, Initiative und Neugier. Wir begrüßen Promotion und LLM nicht vorrangig der Titel wegen, sondern weil sie auf einige dieser Eigenschaften hindeuten. Und weil wir intensiv im Team arbeiten, legen wir viel Wert auf die Persönlichkeit der Bewerber – die Chemie muss stimmen.


Was ist das Spannendste, Unvergesslichste, Witzigste, Aufregendste, was Ihnen bisher in ihrem Berufsalltag passiert ist?

Da gäbe es viel zu erzählen: Spannend – meine erste Verhandlung über einen Unternehmenskauf, die ich allein geführt habe. Der Mandat war Engländer, der Gegner und sein Anwalt US-Amerikaner. Wir verhandelten in Atlanta, ich war der einzige im Raum, der Englisch nicht als Native Speaker sprach. Da war ich gerade mal 2 Jahre Anwalt. Witzig – bei einer Beurkundung verlas ein Notar zwei übermüdeten Investmentbankern ein holländisches Dokument. Die verstanden kein Holländisch, er sprach keins. Sondern er las jedes Wort so vor, wie es auf Deutsch klingen würde. Ich habe auf dem Boden gelegen vor Lachen. Fairerweise war ich auch übermüdet …


Was ist das Beste an der Arbeit bei Noerr?

Die Atmosphäre, das Miteinander. Ich wollte nie Einzelkämpfer sein, ich möchte Freud und Leid teilen können. Und das geht bei uns. Wir suchen den Wettbewerb zu anderen Kanzleien, aber nicht innerhalb von Noerr. Kein, wirklich kein Erfolg geht nur auf ein Konto, sondern ist Ergebnis gelungener Arbeit im Team. Dazu muss man sich verstehen, miteinander lachen können.


Welche Einschränkungen bringt der Beruf mit sich?

Der Beruf verlangt viel Einsatz und Konzentration. Meine Tätigkeit bringt es mit sich, dass ich häufig morgens nicht weiß, wie sich der Tag entwickelt und ob ich es abends rechtzeitig ins Konzert schaffe. Das ist manchmal lästig. Aber andererseits – genau diese Unberechenbarkeit macht den Job für mich spannend.


Was ist Ihr Ausgleich zum Büroalltag?

Nichts Spektakuläres. Ich lese gern Bücher (Papier, keine ebooks), höre klassische Musik und sehe zu, zwei-, dreimal die Woche Sport zu machen. Und all das am Liebsten gemeinsam mit meiner Frau.


Welche drei Begriffe assoziieren Sie mit dem Wort Jura?

Präzision – Rhetorik – Kreativität


Sie planen ein jura-freies Wochenende auf einer einsamen Insel und dürften nur drei Dinge mitnehmen. Welche wären das?

Schnorchel, Buch, ipod (eine Badehose werde ich auf einer einsamen Insel ja wohl nicht brauchen).


Welchen Tipp würden Sie gerne jedem Nachwuchsjuristen mitgeben:

Tun Sie, was Sie wirklich interessiert und nicht, was Ihrer Ansicht nach gut im Lebenslauf aussieht. Was immer Sie auch in den nächsten dreißig, vierzig Jahren machen werden – wenn es Ihnen keinen Spaß macht, werden Sie es nicht durchhalten. Es mag sein, dass ein durchgestylter Lebenslauf Ihnen zwei, drei Vorstellungsgespräche mehr einbringt. Aber wenn er kein authentisches Bild von Ihnen zeichnet, nützt Ihnen das wenig.