Interview Partner

Dr. Ulrike A. Schäfer

Prozessführung mit Schwerpunkt im Bankvertrags-, Gesellschafts-, Insolvenz- & Handelsrecht 

Seit wann sind Sie bei der Kanzlei SSR und wie sind Sie zu der Kanzlei gekommen?

Nach 5 Jahren Tätigkeit in einer (nach damaligen Maßstäben) Großkanzlei habe ich mich 1997 zu dem Schritt der Mitbegründung der Düsseldorfer Kanzlei SCHÄFER POTT entschieden, die seit dem Jahr 2000 mit der Münchener Kanzlei SERNETZ pp. einen Verbund bildet.

Was ist das Besondere an SSR?

Erstens: unser Qualitätsverständnis – wir wollen unseren Mandanten in allem, was wir tun, stets gute Leistungen liefern. Zweitens: unser Konzept – wir sind mit aktuell 24 Berufsträgern an zwei Standorten bewußt keine große Kanzlei. Daraus folgen eine starke Prägung durch die zum Team gehörenden Persönlichkeiten mit entsprechenden Chancen für jeden, der sich für die Mitgestaltung der Zukunft der Kanzlei interessiert, ferner kurze Kommunikationswege, flexible Abläufe und ein hohes Maß an Eigenverantwortung.

Wie sieht die tägliche Arbeit für einen Partner aus?

Die tägliche Arbeit bestimmt sich nach den Erfordernissen, die der Beruf des Rechtsanwalts mit sich bringt. Auch wir Partner bei SSR sind Tag für Tag mit der Mandatsarbeit beschäftigt. Der Ablauf eines Tages ist mal vorhersehbar, an anderen Tagen ist er es nicht. Wir reagieren auf Mandantenwünsche und Fristen, wir verfassen Antworten auf Anfragen, Schriftsätze oder Gutachten, wir hören zu oder lesen Akten zur Einarbeitung in Sachverhalte, wir erforschen die Rechtslage und diskutieren gemeinsam, wo immer das Mehraugenprinzip den Erkenntnisgewinn erhöht. Der Tag kann im Büro stattfinden oder außerhalb, z.B. bei Gericht, es können Mandantenbesuche anstehen oder (Video-)Konferenzen. Daneben müssen wir Zeit finden für Fortbildung und Akquisition sowie für die unternehmerischen Aufgaben (wie Finanzen, Administration und Personal), die bei SSR von den Partnern erledigt werden.

Wie fördern Sie junge Berufsanfänger bei SSR?

Wir betrachten jeden Berufsanfänger als potentiell künftiges Mitglied unserer Partnerschaft und haben deshalb ein ureigenes Interesse daran, die Fähigkeiten, die hierfür benötigt werden, zu fördern. Zur systematischen Weiterbildung setzen wir auf externe Veranstaltungen, deren Teilnahme wir den jungen Kollegen nach Interesse und Geeignetheit anbieten. Die über den juristischen Sachverstand hinausgehenden anwaltlichen Fähigkeiten erwirbt man am besten durch „learning by doing“. Die Berufsanfänger begleiten unsere Arbeit, um schrittweise in die Mandatsführung hineinzuwachsen. Es herrscht das „Prinzip der offenen Tür“, das ihnen jederzeit Zugang zu einem/r erfahrenen Kollegen/Kollegin verschafft. Im wöchentlichen „jour fixe“ oder gemeinsamen Mittagessen erörtern wir Neuigkeiten und Fälle.

Welche Qualifikationen bzw. Vorkenntnisse sollte ein Berufsanfänger mitbringen?

Neben unseren allgemeinen Bewerbungsvoraussetzungen erwarten wir keine besonderen Qualifikationen oder Vorkenntnisse. Für uns gilt, dass die mit überdurchschnittlichem Ergebnis abgeschlossene Ausbildung zum Volljuristen die Befähigung erwarten lässt, sich grundsätzlich in jedes denkbare Rechtsgebiet einzuarbeiten. Die hohe Spezialisierung von SSR bringt es jedoch mit sich, dass wir vorwiegend von Berufsanfängern angesprochen werden, die eine Vorstellung von dem einen oder anderen bei SSR praktizierten Rechtsgebiet haben und sich deshalb für eine Mitarbeit bei SSR interessieren

Was ist das Spannendste, Unvergesslichste, Witzigste, Aufregendste, was Ihnen bisher in ihrem Berufsalltag passiert ist?

Spannung und Aufregung hält der Anwaltsberuf immer bereit. Unvergessen sind die Zeiten, in denen die technischen Mittel der Kommunikation – zum Guten oder Schlechten – ganz andere waren als heute. Im damals größten Schiedsverfahren bei der ICC in Paris haben wir Anfang der 1990er Jahre unseren Referendar ins Flugzeug gesetzt, um den mit Abschriften und Anlagen zwei Reisekoffer füllenden Schriftsatz fristgerecht einzureichen. Solcher Art Dienstreise wird man in heutiger Zeit nicht mehr erleben, Situationen, die pragmatisches Herangehen und unkonventionelle Lösungen erfordern, gehen aber nie aus.

Was ist das Beste an der Arbeit bei SSR?

Die gelebte Überzeugung, dass der Anwaltsberuf nicht nur auf dem Papier (§ 2 Abs. 1 BRAO) ein „freier“ Beruf ist. Wir fördern das Partnerschaftsmodell, das im Kern die weisungsfreie Mandatsarbeit in eigener Verantwortung bedeutet. Den Rahmen bildet das vertragliche Versprechen der gemeinschaftlichen Berufsausübung zum besten Nutzen aller.

Welche Einschränkungen bringt der Beruf mit sich?

Als Einschränkung könnte empfunden werden, dass die Arbeitszeiten nicht verlässlich planbar sind. Als Dienstleister können wir nicht entscheiden, Dinge, die der Mandant heute benötigt, auf morgen zu verschieben. Wir müssen uns an Fristen und Termine halten, die Gerichte und Behörden setzen. Wir können nicht immer abschätzen, welchen Aufwand die Erledigung z.B. einer Anfrage oder eines Schriftsatzes erfordert. Zeitmangel gilt nicht als Entschuldigung für Einbußen an Qualität.

Was ist Ihr Ausgleich zum Büroalltag?

Aktivitäten, die nicht am Schreibtisch stattfinden.

Welche drei Begriffe assoziieren Sie mit dem Wort Jura?

Methodisches Denken, Kommunikation und Ausdauer.

Welchen Tipp würden Sie gerne jedem Nachwuchsjuristen mitgeben:

Vertrauen Sie auf sich und fragen nicht jeden Tag, ob Sie auf dem richtigen Weg sind. Die Erfolgskurve führt nicht gradlinig nach oben. Was Sie brauchen, ist Begeisterung für Ihren Beruf.