Gibt es neben den Bildrechten noch andere Rechtsgebiete, die man beim Thema Model beachten muss?
Da gibt es einiges, um nur ein paar aufzuzählen: Das Thema Scheinselbständigkeit gewinnt an Bedeutung. Die Zuordnung entweder zum Künstler, Gewerbe oder anderem Freiberuf ist noch immer strittig und birgt Beratungsbedarf, insbesondere in steuerrechtlicher Hinsicht. Verträge und AGB sind wichtige Themen, insbesondere wie mit Exklusivität, Wettbewerbsverboten, Absagen und so genannten "Optionen", das sind kundenseitige Reservierungen, umgegangen wird.
Krankheit, Arbeitsunfähigkeit und folglich persönliche Unmöglichkeit sind relevant. Geheimhaltung und Industrie-Spionage sind ebenfalls ein heikles Thema. Die Frage von notwendigen Versicherungen kommt immer wieder auf, insbesondere da man als Model oft mit sehr teuren Kleidern und Equipment arbeitet. Neu ist das Thema des unlauteren Wettbewerbes unter Models, Stichwort "Instagram-Werbung".
Vertreten Sie neben Models auch Fotografen und Agenturen oder muss man sich für eine Seite entscheiden?
Ich bin der Ansicht, dass ich all diese Parteien vertreten kann und sollte, da sie alle im Streitfall häufig eines gemeinsam haben, nämlich Kunden, die sich nicht an Absprachen halten. Die Models, Fotografen und Agenturen sollten ein starkes Gegenstück zur Kundenlandschaft bilden, damit es für letztere schwieriger wird, den Markt durch Ausbeutung und Übervorteilung kaputt zu machen.
Ich habe unter meinen Mandanten sowohl Agenturen, als auch Models und Fotografen und ich arbeite in allen Fällen mit denselben Argumentationsweisen.
Im Arbeitsrecht macht man sich beispielsweise deshalb unglaubwürdig, wenn man beide Seiten vertritt, weil man jedes mal gegenteilige Auffassungen vertritt. Da ich aber generell die Seite der Auftragnehmer gegenüber der Seite der Auftraggeber vertrete, ist dies das Äquivalent zu Arbeitnehmern gegenüber Arbeitgebern.
In manchen Branchen braucht man Stallgeruch und in anderen sind frische Gedanken entscheidend. Wie war es bei Ihnen?
Nach den Staatsexamina haben alle Juristen zunächst den gleichen Spezialisierungsgrad. Während der juristischen Ausbildung lernt man, sich auf juristische Weise mit unterschiedlichen Lebensbereichen auseinanderzusetzen. Hier hilft es dann, welche Erfahrungen man bereits während des Studiums gesammelt hat, sei es durch einen Nebenjob in einer vollkommen anderen Branche, oder aber durch Mitarbeit in einer spezialisierten Kanzlei, aber auch durch Hobbies.
Ich kenne Juristen, die sich schon immer mit Programmierung beschäftigt haben, später also IT-Recht machen. Ich habe von einer Anwältin für Pferderecht gehört, wahrscheinlich waren Pferde schon immer ihr großes Hobby, deswegen hilft ihr dieser Stallgeruch, im wahrsten Sinne des Wortes, weiter.
Für eine Agentur habe ich AGB überprüft, welche diese zuvor in einer anderen Kanzlei hat erstellen lassen, man merkte, dass der Verfasser zuvor niemals mit der Modelbranche in Berührung gekommen war, da die Klauseln derart lebensfern waren.