Der rote Teppich oder das harte Pflaster? Wie lief Ihre Bewerbung bei der Stadt ab? Hatten Sie dabei durch Ihre bisherigen Erfahrungen im öffentlichen Recht Vorteile?
Die Bewerbung bei der Landeshauptstadt München lief sehr positiv und erstaunlich schnell ab. Tatsächlich dauerte es bei mir vom Abschicken der Bewerbungsunterlagen über das Online-Bewerberportal bis zur Zusage lediglich 1 ½ Wochen. Im Einzelnen stellte sich der Bewerbungsprozess bei mir wie folgt dar: Nach Abschicken der Bewerbungsunterlagen wurde ich zunächst zu einem Informationsgespräch eingeladen, bei welchem allgemeine Fragen geklärt wurden.
Der nächste Schritt war dann die Teilnahme an einem „strukturiertem Interview“. Nachdem ich auch dieses erfolgreich absolviert hatte, bekam ich die Zusage für meine jetzige Stelle. Ich glaube schon, dass meine bisherigen Erfahrungen im öffentlichen Recht vorteilhaft bei der Bewerbung waren, da es mir leicht gefallen ist meine Motivation für eine Karriere bei der Landeshauptstadt München glaubhaft darzulegen.
Ich kann nur jedem empfehlen, sobald man für sich entschieden hat in welchem Rechtsgebiet oder in welchem Bereich man später einmal arbeiten möchte, bereits im Studium und Referendariat durch Praktika, Nebenjobs oder auch durch die Wahl des Schwerpunktbereichs, erste Erfahrungen in diesem Gebiet zu sammeln.
Als Datenschutzbeauftragter liegt Ihr Hauptaugenmerk in der Umsetzung der DSGVO sowie der Beratung verschiedener Dienststellen. Welchen neuen Herausforderungen stellen Sie sich hier täglich?
Eine der großen Herausforderungen ist, dass durch die Einführung der DSGVO das Datenschutzrecht grundlegend umgestaltet wurde und viele Rechtsfragen, auch durch bisher fehlende Rechtsprechung, noch relativ offen sind. Eine weitere Herausforderung ist, dass durch die Digitalisierung der Stadtverwaltung viele Prozesse und Verwaltungsvorgänge digitalisiert und entsprechende IT-Verfahren eingeführt werden.
Als Jurist stehe ich hier oft vor dem Problem, dass ich die technischen Abläufe zunächst nicht wirklich verstehe und mir die IT-lerinnen und IT-ler zunächst die neu geplante Software genau erklären müssen. Umgekehrt ist es dann meine Aufgabe unseren IT-lerinnen und IT-lern die juristischen Anforderungen des Datenschutzrechts für die neu geplante Software verständlich zu machen. Gerade dieser interdisziplinäre Austausch ist aber oft spannend und bereichernd.
Auf Dauer wird das doch sicherlich zu eintönig, wenn es täglich nur um Datenschutz geht. Oder hat dieser Bereich mehr Abwechslung als man zunächst glaubt?
Das Datenschutzrecht bietet deutlich mehr Abwechslung als man zunächst vermuten mag. Dadurch, dass ich an vielen Besprechungen teilnehme, halten sich die Tage, an denen ich nur im Büro sitze und Akten bearbeite, in Grenzen. Daneben bin ich für die Schulungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema Datenschutz verantwortlich und gebe hierzu Unterricht oder führe Informationsveranstaltungen durch.
Des Weiteren nehme ich an referatsübergreifenden, stadtweiten Sitzungen aller städtischen Datenschutzbeauftragten und an Arbeitsgruppen zur Umsetzung der DSGVO teil, in welchen stadtweite Lösungen zur Umsetzung der DSGVO erarbeitet werden.
Hier ist oft auch kreatives Denken gefragt und man kann sich gestaltend einbringen. Neben dem Datenschutz führe ich auch klassische juristische Tätigkeiten durch. So vertrete ich die Landeshauptstadt München bei Verhandlungen zum Zweckentfremdungsrecht vor Gericht und fertige die diesbezüglichen Schriftsätze an. Ferner betreue ich hin und wieder Gerichtsverfahren zur Obdachlosenunterbringung oder zum Münchner Mietspiegel. Für ausreichend Abwechslung ist also zum Glück gesorgt!
München stellt als Landeshauptstadt nicht nur ein Ballungszentrum des Rechts, sondern auch einen Knotenpunkt der Politik dar. Welche Vorzüge sehen Sie hierin bei Ihrer Tätigkeit?
Tatsächlich war dies ein weiteres Argument für mich, eine Karriere bei der Landeshauptstadt München einzuschlagen. Die Schnittstelle in der Verwaltung zwischen Recht und Politik fand ich als politisch interessierter Mensch immer schon spannend. Gerade das Amt für Wohnen und Migration steht mit seinen Themen dabei oft im Blickpunkt der Tagespolitik und ich befasse mich zum Beispiel im Rahmen der Gerichtsverfahren zum Zweckentfremdungsrecht mit dem sehr im Fokus von Politik und Öffentlichkeit stehenden Thema des Erhalts von bezahlbarem Wohnraum und versuche hierzu einen positiven Beitrag zu leisten.