Entstehen einer studentischen juristischen Fachzeitschrift - der Jurist im Interview

So entsteht eine juristische Fachzeitschrift...

Gespräch mit der Chefredaktion der studentischen Fachzeitschrift "Der Jurist" + Tipps zur eigenen Veröffentlichung

Den wenigsten Juristen bleibt es vergönnt, ihre wissenschaftlichen Artikel in renommierten Fachzeitschriften zu publizieren. Ungleich schwieriger stellt sich die Situation für Studierende dar, denen die mit den Examina einhergehende Reputation fehlt. Hier setzen studentische Fachzeitschriften an, einige solcher konnten sich inzwischen dauerhaft etablieren. Anregungen für eine erfolgreiche Veröffentlichung haben wir Euch in einem kürzlich erschienenen Artikel vorgestellt. Nun bitten wir Anna Ewald, Julian Hageböke und Alexander Roßbach, die drei Chefredakteure der in Passau ansässigen studentischen Fachzeitschrift "Der Jurist", zum Interview.

der Jurist - Chefredaktion Fachzeitschrift
Alexander Roßbach, Anna Ewald und Julian Hageböke

Liebe Anna, lieber Julian und lieber Alexander, "Der Jurist "existiert nun schon seit acht Jahren. Wie ist Eure Zeitschrift damals entstanden, was war die Idee dahinter?

Alexander: Da unsere Redaktion ausschließlich aus Studierenden besteht, haben wir sämtliche Gründungsmitglieder bereits vor einiger Zeit an den vergüteten Arbeitsmarkt verloren. „Überliefert“ ist jedoch, dass die Idee aus zwei Gläsern Wein geboren wurde, die augenscheinlich den Gründergeist anregten.

Julian: Die Grundintention ist damals wie heute die gleiche: Studierenden und Referendaren eine Plattform bieten, auf welcher sie herausragende wissenschaftliche Arbeiten publizieren können. Wir beschränken uns dabei nur auf die eben genannten Gruppen, da es sich für diese naturgemäß schwerer darstellt, in einer der bekannten Fachzeitschriften Anklang zu finden.

Anna: Darüber hinaus ist es uns wichtig, mit unseren Autoren auf Augenhöhe zu kommunizieren, wir können daher auch temporären Zeitmangel während der Klausurenphasen oder der Examensvorbereitung stets nachvollziehen.

 

Nehmen wir mal die Perspektive eines Jurastudenten ein, der der Meinung ist, seine Gedanken und Ausführungen seien veröffentlichungswürdig. Wie gestaltet sich das Verfahren von diesem Zeitpunkt bis zu einer möglichen Veröffentlichung?

Alexander: Zunächst wäre die Verschriftlichung jener Eingebungen vorteilhaft. Dies ist jedoch zumeist schon geschehen, die Mehrheit der uns eingesandten Artikel sind Seminararbeiten, die eine positive Bewertung erfuhren. Das Vorhaben, die Arbeit zu veröffentlichen, reift daher vielfach erst nach der Abfassung.

Die Einsendung erfolgt an unsere Autorenbetreuung, die – in diesem Stadium – als einziges Organ in Kontakt mit dem Autor steht, unsere vorgegebenen Formalien kontrolliert und den Artikel sodann anonymisiert. So stellen wir uneingeschränkte Objektivität und Integrität im Auswahlverfahren sicher. Das darauffolgende Procedere findet zunächst weitestgehend unabhängig von dem Autor statt.

Anna: Grob lässt sich dieses in zwei Lesungen innerhalb der inhaltlichen Redaktion skizzieren, denen sich eine Kontrolle durch den wissenschaftlichen Beirat, bestehend aus Professoren unserer Universität, anschließt. Nach jeder Phase kann ein Artikel aus dem Verfahren ausscheiden. Der Autor wird stets kontaktiert und gebeten, unsere Verbesserungsvorschläge und Änderungen abzugleichen und einzuarbeiten.

Julian: Dies geschieht ausdrücklich in Zusammenarbeit mit dem Autor. Wir möchten niemandem vorschreiben, seine Texte nach unseren Maßgaben abzuändern. Letztlich liegt die Entscheidung über die Veröffentlichung jedoch bei uns, sodass wir bei Uneinigkeit von einer Veröffentlichung absehen müssen. Wenn wir einen Artikel grundsätzlich als veröffentlichungswürdig erachten, sind wir aber selbstverständlich ebenfalls bestrebt, zu einer Übereinkunft zu gelangen, sodass es – zumindest nach unserem Kenntnisstand – noch zu keinen größeren Differenzen kam.

Alexander: Hinzugefügt sei noch, dass wir uns nicht anmaßen, jedweden speziellen Themenkomplex fachlich fundiert zu bewerten. Hierfür haben wir bereits erwähnten wissenschaftlichen Beirat, der universal aufgestellt ist und dem wir für seine – selbstverständlich ebenfalls ehrenamtliche – Tätigkeit sehr dankbar sind. Unser Aufgabenspektrum umfasst hingegen insbesondere die Sicherstellung einer stringenten Argumentation und eines ansprechenden sprachlichen Stils sowie die Kontrolle hinsichtlich etwaiger Plagiate.

Offensichtlich seid Ihr mit dieser Tätigkeit noch nicht vollends ausgelastet, da Ihr darüber hinaus noch Veranstaltungen an Eurer Universität organisiert und eine Facebook-Seite mit einer respektablen Fangemeinde, etwa 50.000 Follower, betreut.

Julian: Tatsächlich ist es uns ein Anliegen, den Studierenden an unserer Universität Themengebiete näherzubringen, die im Pflichtstudium eine eher untergeordnete Rolle spielen.

Unsere letztjährige Veranstaltung bildet hierfür das beste Beispiel: Wir organisierten einen Thementag zur Wirtschaftskriminalität, an welchem diese von verschiedenen renommierten Referenten umfassend beleuchtet wurde. Dabei empfinden wir es stets als essentiell, die gegensätzlichen Perspektiven aufzuzeigen und so den Praxisbezug herzustellen.

Mit unserem Partner Noerr veranstalten wir zusätzlich in jährlichem Turnus einen Workshop, an dem Jurastudierende nach vorheriger Bewerbung teilnehmen und während des anschließenden Sektempfanges mehr über die Arbeit in einer Großkanzlei erfahren können.

Anna: Die Facebook-Seite erfreut sich sicherlich solcher Beliebtheit, da wir skurril anmutende Urteile in der gebotenen Knappheit veröffentlichen und typische Jura-Klischees bedienen. Damit laufen wir abseits des manchmal etwas tristen juristischen Alltags offene Türen ein.

 

Nochmal zurück zur Zeitschrift: Könnt Ihr konkrete Anhaltspunkte nennen, die für eine erfolgreiche Veröffentlichung wichtig sind?

Anna: Diese Frage können wir nur für unsere Zeitschrift beantworten. Die Arbeit sollte formal an unseren Leitfaden angepasst werden, dann freut sich bereits unsere Autorenbetreuung. Ansonsten sind eine gewisse Originalität des Themas und Mut zur eigenen Meinung vorteilhaft. Darüber hinaus muss der Autor mit uns zusammenarbeiten wollen. Eine Veröffentlichung ist keine One-Man-Show.

Bereit für deine erste Veröffentlichung?


Einsendungen nimmt die Redaktion unter autoren@der-jurist.de oder über die Website www.der-jurist.de entgegen.
 

Weitere interessante Zeitschriften:

→ Die Marburg Law Review
→ 15 Jahre AD LEGENDUM
 

Ein Blick hinter die Kulissen:

→ Als Jurist:in in den Verlag
→ Jura & Journalismus in Kombination
 

Eine abschließende, persönliche Frage: Wie lässt sich dies alles mit Eurem Studium vereinbaren?

Alexander: Wir haben eine hochmotivierte Redaktion, der viele individuelle Charaktere angehören. So ist kontinuierlicher Input gegeben, der sich in der Qualität der Zeitschrift niederschlägt. Zusätzlich haben wir auch innerhalb der Chefredaktion eine effiziente Arbeitsteilung.

Während Julian federführend die Veranstaltungen und die Öffentlichkeitsarbeit betreut und sich Anna aktueller und zukünftiger Freunde und Förderer, die für die Finanzierung der Zeitschrift elementar sind, annimmt, bin ich insbesondere für die inhaltliche Redaktionsarbeit verantwortlich.

Wir danken Euch für das Gespräch und wünschen Euch und der gesamten Redaktion weiterhin viel Erfolg.

Noerr
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Noerr

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