Gut bei Stimme?
Die Stimme ist für Anwälte/Anwältinnen entscheidend – gerade im Umgang mit Mandanten/innen: Vom ersten Eindruck bis hin zur Vertretung vor Gericht ist sie im Einsatz und überzeugt im besten Fall nicht nur Richter/in, sondern auch die Kollegen/innen der Gegenseite und den beteiligten Mandanten/innen. Deshalb wird sie in fast allen Ratgebern für Juristen/innen thematisiert. Die Stimme soll nicht nur gut klingen. Sie soll auch möglichst „störungsfrei“ funktionieren. Praktische Tipps gibt es in diesen Ratgebern jedoch selten.
Lange Verhandlungstage, Meetings bis spät in die Nacht oder Pitches und Präsentationen: Die Stimme darf nicht müde werden. Sie muss immer ansprechend klingen. Nervosität ist ein Tabu. Die Stimme ist einfach DAS entscheidende Werkzeug für überzeugendes Auftreten.
Schiefgehen kann jedoch viel. Wer zu hoch spricht, vermittelt Unsicherheit und Nervosität. Ist die Stimme zu tief oder zu laut, erscheint der Vortrag wenig zielgerichtet oder gar übergriffig. Darüber hinaus wirkt eine zu hohe Lautstärke aufdringlich. Wer hingegen zu leise spricht, wirkt unsicher und schüchtern. Oft wird dies durch Druck auf den Kehlkopf kompensiert, was wiederum zu Heiserkeit führt. Außerdem bleibt die Überzeugungskraft so auf der Strecke.
Ein großes Problem sind Sprachfehler: Sie können die besten Argumente entwerten. Im schlimmsten Fall lenken sie vom Inhalt des Gesagten ab. Das gleiche gilt für Dialekte. Ein interessantes Phänomen ist auch der sogenannte psychorespiratorische Effekt. Dieser gründet darauf, dass der Mensch ein soziales Wesen ist: Atmet ein/e Redner/in falsch oder spricht er/sie schlecht, überträgt sich das auf die Zuhörer/innen.
Ein kurzes Beispiel: aufgeregte Redende atmen häufig flach und übertragen so die Aufregung auf das Publikum. Die Sympathie für den/die Vortragenden schwindet, genau wie das Vertrauen in seine/ihre Argumente. Für die Beziehung zwischen Jurist/in und Mandant/in ist dieses Phänomen also Gift. So kann die eigene Stimme für den/die Juristen/innen zum Verräter werden. Deshalb muss er wissen, wie er sie richtig einsetzen kann. Die Stimme ist ein Karrierefaktor – ob es dem/der Betroffenen bewusst ist oder nicht. Wie also kann die Stimme optimiert werden?