Zwei Juristen bringen in Hannover das Steuerrecht und die Studenten zusammen

Verfasst von Finn Holzky. 

Tax and the City!

"Ja, Steuerrecht kann eine Passion sein!" - Alles zum VFS an der Leibniz Uni Hannover

 

Das Steuerrecht genießt nicht überall den besten Ruf. Die einen finden es langweilig und zu kompliziert, die anderen vermuten dahinter stets das Schaffen und Ausnutzen von Steuerschlupflöchern, sowie den Schutz der Reichen und Großkonzerne.

Doch natürlich wird dieser Artikel kein Abgesang auf das Steuerrechts, sondern er wird aufdecken, dass das Steuerrecht von gesellschaftlicher Bedeutung und sogar spannend und innovativ ist. Warum dem so ist und was der Verein zur Förderung der Steuerrechtswissenschaft an der Leibniz Universität Hannover damit zu tun hat, erfahrt ihr jetzt!

 

Steuerrecht, ein Wolf im Schafspelz?

Eine reißerische Überschrift ist schnell gefunden, denn die Geschichte des Vereins zur Förderung der Steuerrechtswissenschaft an der Leibniz Universität Hannover, kurz VFS Hannover, beginnt, wie sollte es auch anders sein, in einem Hannoveraner Wirtshaus mit dem Namen „Und der böse Wolf“. Hier trafen sich Dr. Thomas Keß, seines Zeichens Richter am Niedersächsischen Finanzgericht und Dr. Zacharias – Alexis Schneider von der Wirtschaftskanzlei Luther eigentlich rein privat. Doch wie das eben so ist, kam das Thema Arbeit schneller als gedacht auf den Tisch und der an der Leibniz Universität Hannover nebenbei als Lehrbeauftragter tätige Richter Keß beklagte die schlechte Eingliederung seiner heimlichen Passion, ja Steuerrecht kann eine Passion sein, in das rechtswissenschaftliche Studium, nicht nur in Hannover an der Universität.

Wie gesucht und gefunden konnte der als Anwalt tätige Dr. Schneider in das Thema einsteigen, denn just zu diesem Zeitpunkt steckte dessen Arbeitgeber in der misslichen Lage, keinen geeigneten Nachwuchs für den Bereich des Steuerrechts zu finden. Es dauerte nicht lange bis beiden und vor allem Dr. Thomas Keß, der so etwas bereits aus Kölner Zeiten kannte, ein Steuerrechtsverein an der hiesigen Universität vorschwebte.

Von nun an ging es schnell voran, beide schwärmten in den nächsten Wochen aus, um das allgemeine Interesse an einem solchen Verein abzuklopfen und mögliche Partner zu finden. Doch allzu große Werbefähigkeiten waren gar nicht nötig, erinnern sich die beiden noch heute, denn es gab in der ganzen Stadt nahezu ausschließlich positive Rückmeldungen. Unternehmen und Kanzleien konnten schnell als Partner gewonnen werden und bereits im März 2015 wurde der VFS Hannover gegründet.

Bis dato also bereits eine Erfolgsgeschichte.

Lediglich der Zugang zu den Studenten stellte sich anfangs als etwas schwierig dar. Hier konnte jedoch Keß seine Nähe zur Universität ausspielen und mit einem ersten organisierten Symposium des Vereins auch endlich das Interesse einer breiteren Masse von Jurastudenten gewinnen.

 

Stammtisch, Tax Law Clinic & Crashkurs mit Zertifikat

Der gemeinnützige Verein bietet seinen Mitgliedern mittlerweile ein breites Angebot von Aktivitäten an. Der regelmäßig stattfindende Stammtisch wird von den studentischen Mitgliedern organisiert, aber immer wieder auch von Berufsträgern der Unterstützer des Vereins besucht, eignet sich zum Networken und erfreut sich immer weiter steigender Beliebtheit.

Eine Herzensangelegenheit des Vereins und seiner beiden Vorsitzenden ist die Einführung einer Tax Law Clinic nach dem Beispiel der vielen studentisch organisierten Beratungsangebote zum Beispiel in Flüchtlingsfragen. Studentische Rechtsberatungen erfreuen sich überall großer Beliebtheit und gerade im Bereich des Steuerrechts gibt es auf Seite der Studenten großen Bedarf. Die Möglichkeit der steuerlichen Berücksichtigung des Studiums ist schließlich ein heißes Thema an den Fakultäten und auch die erste Steuererklärung macht sich nicht von selbst. Dementsprechend groß war auch die Euphorie innerhalb des Vereins als erstmals die Idee der Tax Law Clinic aufkam.

Doch dann gab es einen harten Dämpfer. Deutschlandweit gibt es nämlich aktuell keine einzige studentische Rechtsberatung auf dem Gebiet des Steuerrechts, weil es einige rechtliche Hürden gibt, die diesem Projekt entgegenstehen. So legt das Steuerberatungsgesetz beispielsweise fest, dass nur hierzu befugte Personen eine steuerrechtliche Beratung anbieten dürfen. Auch die kostenfreie Beratung ist juristisch nicht ganz unproblematisch. Das Team rund um den Verein kommt jedoch zu der Ansicht, dass gerade durch die ständige Anwesenheit eines ausgebildeten und zur Rechtsberatung befugten Juristen diesen Voraussetzungen Genüge getan wird. Trotzdem beschloss man vor Einrichtung der Tax Law Clinic Rücksprache mit dem Niedersächsischen Finanzministerium und der Steuerberaterkammer zu halten. Diese kamen wider Erwarten zu dem Schluss, dass die Tax Law Clinic gegen geltendes Recht verstöße und daher unzulässig sei.

Aktuell bemüht sich der Verein daher mit Unterstützung von Experten auf dem Gebiet des rechtsanwaltlichen Berufsrechts, darunter Dr. Christian Deckenbrock, um die Einrichtung der ersten Tax Law Clinic an einer deutschen Universität.

Ein weiteres Projekt des Vereins ist ein Crashkurs in Sachen Steuerrecht.

Dieser soll in Zusammenarbeit mit der Universität Osnabrück und unter Leitung von Prof. Dr. Steffen Lampert stattfinden. Der Crashkurs soll verschiedene Module enthalten und zunächst am Standort Osnabrück angeboten werden. Besonders wichtig ist es den Veranstaltern dabei, dass der Crashkurs praxisrelevant ist und auch ein dokumentiertes Ergebnis für den eigenen Lebenslauf dabei herauskommt.

 

Der Fall Uli Hoeneß, die steuerrechtliche Bewertung vom Bitcoin und die Debatten rund um Facebook, Amazon, Google und Co.

Wie angekündigt, wird sich das Steuerrecht selbst nun noch einmal von seiner spannenden und konkret wichtigen Seite zeigen dürfen. Denn neben öffentlichkeitswirksamen Ereignissen, wie zum Beispiel dem Steuerskandal von Uli Hoeneß, gibt es noch viele weitere brisante und höchst aktuelle Themen, die allesamt das Steuerrecht als gemeinsamen Nenner haben.

In letzter Zeit ist zum Beispiel das Thema Bitcoin hochgekocht und gerade viele junge Menschen und Studenten haben aus wenig Geld plötzlich sehr viel mehr gemacht. Für nicht wenige von uns war es vielleicht sogar das erste Mal, dass soviel Geld verdient wurde. Doch was ist eigentlich mit den Gewinnen? Begeht jemand der diese nicht meldet vielleicht sogar Steuerhinterziehung? Oder reicht eine bestimmte Haltedauer, um steuerfrei und ohne echte Arbeit das Geld einstreichen zu dürfen? All diese Themen sind aktuell hoch umstritten und das Thema Bitcoin und Kryptowährungen beschäftigt sogar große Kanzleien, denn immer mehr Akteure wollen in diesen Markt oder zumindest daran teilhaben. Die Rechtslage ist mehr als unklar, viele gesetzliche Regelungen müssen angepasst oder zumindest neu interpretiert werden. Hier zeigt sich bereits, wie relevant Steuerrecht gerade für neue Dinge und innovative Techniken ist.

Noch eine Spur größer wird das Thema dann, wenn viele Milliarden mit neuer Technik verdient werden und sich die Frage stellt, wer diese Milliarden bekommt, wo sie versteuert werden und manchmal sogar ob sie überhaupt versteuert werden. Gerade diese Thematik wird immer wieder heiß diskutiert, vor allem immer dann, wenn gerade neue Skandale an die Öffentlichkeit kommen wie die Paradise Papers oder die Steuermodelle von Großkonzernen.

Vor allem Unternehmen die ihr Geld im Internet verdienen sind besonders heikel in der steuerlichen Betrachtung.

Wo steht der Server? Wo wird das Geld verdient und wo wird die Arbeit erbracht?
All diese Fragen werden von Steuerrechtlern bearbeitet und es wird schnell klar, dass Steuerrecht kein rein nationales Rechtsgebiet sein kann. Ganz im Gegenteil, denn durch die Globalisierung und vor allem die Digitalisierung ist Steuerrecht ein Internationales Thema geworden und die großen Kanzleien haben sich dem angepasst. Heute beraten Luther, Freshfields und Co. mit Hilfe ihrer Anwälte Unternehmen und Konzerne in verschiedenen Ländern und über alle staatlichen Grenzen hinaus.

Steuerrecht, das klingt nur auf den ersten Blick langweilig und trocken.

Hier findest du juristische Arbeitgeber, die im Bereich Steuerrecht tätig sind

In der Praxis verbindet das Steuerrecht die verschiedensten Disziplinen miteinander, ist in größtem Maße international aufgestellt und verlangt immer wieder neue Anpassungen an technische und gesellschaftliche Veränderungen.

 

Wer sich für dieses Rechtsgebiet mehr interessiert und vor allem Interesse an der Verknüpfung von Universität und beruflicher Praxis hat, der kann sich zum Beispiel beim VFS Hannover an der Leibniz Universität Hannover engagieren. Egal ob Berufsträger oder Studierender und egal von wo, neue Mitglieder sind stets willkommen und werden nett aufgenommen. Neben guten Möglichkeiten zum Netzwerken und einem angenehmen Einstieg sowohl in die Thematik als auch in die Praxis, bietet der Verein mit seinen Mitgliedern und Aktivitäten auch reichlich Gelegenheiten für private Kontakte, viel Spaß und eine gute Zeit!

 


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