Umgang mit schlechtem Chef oder Ausbilder

Verfasst von Finn Holzky|Veröffentlicht am 28.04.2021

Wenn die Chemie mit dem Chef nicht stimmt

Das beste Verhalten bei schwierigen Chefs oder Ausbildern

Im Arbeitsleben kann vieles schiefgehen und Herausforderungen warten hinter jeder zweiten Tür - dennoch macht es meistens Spaß. Dieser hört allerdings auf, wenn es mit dem Chef, dem Vorgesetzten oder zum Beispiel im Referendariat mit dem Ausbilder einfach nicht passen will. Gerade in diesen Situationen gibt es aber Techniken, um dennoch klarzukommen. Wir stellen sie euch vor!

Jeder fängt mal klein an

„Aller Anfang ist schwer“ oder „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“: Es gibt viele Binsenweisheiten, die sich mit der Tatsache beschäftigen, dass im Arbeitsleben (fast) niemand ganz oben beginnt. Die Wahrheit ist für manchen Berufseinsteiger hart, aber im Berufsleben gibt es mehr oder wenig klare Strukturen und Hierarchien. Wissenschaftliche Freiheit und nahezu hierarchiefreie Strukturen wie man sie z.B. aus der Universität kennt, finden ihr plötzliches Ende.

Insofern ist es wenig überraschend, dass es gerade mit den ersten Vorgesetzten zu Schwierigkeiten kommen kann. Niemand sollte aufgefordert werden, zu buckeln oder einfach alles hinzunehmen. Es ist aber häufig ein guter Rat, erst einmal Anweisungen von Vorgesetzten zu befolgen und Herangehensweisen zu akzeptieren. Sollte sich der Eindruck nachhaltig verfestigen, dass es eine bessere Herangehensweise gäbe oder eine Idee eingebracht werden sollte, gilt es, dies in Form von konstruktiven Vorschlägen und nicht in erster Linie als Kritik zu tun. Insbesondere in der Anfangsphase sollte man beweisen, dass man etwas kann und sich einbringt, und es empfiehlt sich, erst nachdem man einen bestimmten „Status“ erreicht hat, Dinge ändern zu wollen. Häufig zeigt sich dann auch schon, dass bestimmte Vorgehensweisen ihre Berechtigung haben und nur punktuelle Veränderungen durch dich sinnvoll wären!


Schwieriger oder schlechter Chef?

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Professioneller Umgang auch ohne Sympathie

Die Wahrheit ist natürlich, dass es gute und weniger gute Chefs gibt. Genauso gibt es Chefs, die gerne über Privates sprechen und solche, die es lieber lassen - genauso wie Mitarbeiter eben auch - und selbstverständlich gibt es leider Chefs, die nach Sympathien gehen.

Eines haben die meisten Chefs jedoch gemeinsam: Sie wollen, dass ihr Unternehmen, ihre Kanzlei oder ihre Abteilung läuft.

Und wenn Mitarbeiter dazu beitragen, dann haben sie es mit dem Chef üblicherweise einfacher als diejenigen, die Probleme bereiten. Natürlich gibt es auch Sadisten unter den Chefs, doch dazu später.

Angenommen, ihr habt einen Chef, mit dem ihr euch persönlich einfach nicht versteht, bzw. der ganz anders tickt als ihr. Ihr seid zum Beispiel eher locker drauf, möchtet auch bei der Arbeit Spaß haben, private Dinge einbringen und euer Chef ist „stocksteif“, nur auf die Arbeit fokussiert und alle Ablenkungen sind ihm zuwider. Das Setting ist denkbar schlecht und dennoch kann eine Zusammenarbeit funktionieren. Denn als Mitarbeiter ist es grundsätzlich die Marschrichtung des Chefs, die es zu befolgen gilt. Das bedeutet in dieser Konstellation, dass bei engerer Zusammenarbeit der Fokus lediglich auf den Job gelegt werden sollte und Privates oder spaßigere Angelegenheiten auf später, zum Beispiel mit den Kollegen, vertagt werden sollten.

Es mag sein, dass die Arbeit so weniger Spaß macht, häufig bringt eine solche Konstellation jedoch den Vorteil mit sich, dass der Chef selbst sehr fokussiert ist und an vielen Aktivitäten oder Runden mit den Kollegen nicht teilnehmen wird. Zudem ist diese Art von Chef auch in seiner Kritik üblicherweise sachlich und somit kann eine gewisse emotionale Distanz zu allen beruflichen Belangen aufgebaut werden. Das ist nicht für jeden etwas, aber mit dieser Methode bauen sich keine negativen Emotionen auf und selbst bei einem klassischen Missmatch kann produktiv gearbeitet werden.

Offene Kommunikation und klare Grenzen

Wenn es in bestimmten Bereichen der Beziehung mit dem Chef knirscht, ist es sinnvoll, diesen entweder professionell aus dem Weg zu gehen oder aber diese offen und möglichst in einem Gespräch zu zweit zu kommunizieren. 

Ist der Chef beispielsweise ein völlig anderer Typ Mensch und man kann sich auf persönlicher Ebene nicht sonderlich gut leiden, muss das längst nicht bedeuten, dass man sich nicht beruflich schätzen kann.

Auch ein strenger oder sogar unsympathischer Chef kann einen eher lockeren Mitarbeiter eher wenigstens ertragen, wenn dieser ein guter Mitarbeiter ist. Dann macht es allerdings Sinn, die direkte Zusammenarbeit auf ein notwendiges Pensum zu reduzieren und bestimmte Auseinandersetzungen im Voraus zu vermeiden.

Wenn ein Chef andere Herangehensweisen oder Formen der Kommunikation wählt als sein Mitarbeiter, der jedoch ebenfalls Personalverantwortung hat, muss klar abgegrenzt werden, wer wann und wo zu wem spricht. Zum Beispiel kann das bedeuten, dass der Chef in kleiner Runde seinen Abteilungsleitern kommuniziert, was er erwartet, und dann aber kein Teil der Absprachen mit den einzelnen Teams ist. Das ist etwas kompliziert, kann im Ergebnis aber für alle Seiten gewinnbringend sein.

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Der Choleriker im Chefsessel

Ganz übel wird es für Mitarbeiter, wenn der Chef zur Wutausbrüchen neigt und Sachlichkeit und Fairness in solchen Momenten gänzlich über Bord geworfen werden. Selbst Experten sind sich uneins darüber, wie in solchen Fälle reagiert werden sollte. Nun ist eine cholerische Ader nicht unbedingt Ausdruck fehlender Führungsqualitäten oder fehlender Eignung als Chef – es ist allerdings ein Problem.

Die wichtigste Regel im Umgang mit explodierenden Chefs ist es, sich nicht auf dieses Niveau zu begeben. Denn hier zerreißen die sprichwörtlichen Tischtücher und im Zweifel wird es nicht der Chef sein, der sie wieder zusammenflickt.

Zurückschreien oder ähnliches ist daher keine Option, sondern Zurückhaltung ist gefragt und es sollte ein Gegenpol entstehen, der Ruhe ausstrahlt. Für souveräne oder erfahrene Mitarbeiter ist das einfacher als für andere. Es gilt daher entweder den Rat von und das Gespräch mit Kollegen zu suchen oder zu einem besseren Zeitpunkt mit dem Chef zu sprechen.

Auch hier sind Menschen sehr unterschiedlich, denn den einen stört es nicht einmal, unangemessen behandelt zu werden, solange der restliche Arbeitsalltag läuft. Den anderen macht es tatsächlich krank. Offene Kommunikation und Rücksprache (aber kein Lästern!) mit den Kollegen können hier helfen, doch wenn dieses Verhalten ein No-Go für die eigene Gefühlslage ist, bleibt oft nur der Jobwechsel.

Sonderfall: Ausbilder im Referendariat

Unter Juristen ist eine gewisse Streitbarkeit bekannt, weshalb auch die Beziehung zwischen Ausbilder und Referendar nicht immer gänzlich unbelastet ist. Das Positive an dieser Konstellation ist jedoch, dass die gemeinsame Zeit begrenzt ist und nicht mehr als ein paar Monate einnimmt.

Referendaren ist daher zu raten, sich möglichst anzupassen, Verständnis zu zeigen und entsprechend der Art des Ausbilders zu arbeiten. Diese Vorgehensweise hat aber ihre Grenzen und diese liegen dort, wo Dinge nicht mehr hinnehmbar sind. Wichtig ist es dann allerdings, richtig zu handeln und nicht alles zu verschlimmbessern.

Als Druckabbau zu lästern, ist etwa besonders kritisch zu betrachten, da der Flurfunk in solchen Fällen verlässlich ist. Selbst wenn sich jemand für die Thematik interessiert und sogar der gleichen Meinung sein mag, verschafft das nur kurze Freude, wenn der Ausbilder nun sogar nicht gänzlich unbegründet schlecht auf dich zu sprechen ist. Auch der direkte Kontakt mit anderen (potenziellen) Ausbildern ist nicht ratsam, da das als Anschwärzen bei Kollegen verstanden werden kann. Im Grunde gibt es nur zwei richtige Wege, die je nach Ausmaß der Situation gewählt werden können.

Der beste Weg ist die direkte, aber sachliche Konfrontation mit der Situation in einem gemeinsamen Gespräch. Natürlich verlang ein solches Gespräch einiges an Mut und angenehm wird es wahrscheinlich auch nicht sein, aber häufig hilft es, wenn einmal die Positionen ausgetauscht werden können, beide Seiten ein Verständnis für die Denkweise des Gegenübers bekommen haben und ein gemeinsames weiteres Vorgehen abgestimmt wird.

Allerdings setzt dies ein zumindest noch halbwegs intaktes Verhältnis voraus. Wenn dieses nicht mehr vorliegt, kann der zuständige Personalrat oder ein anderes für Referendare zuständiges Gremium kontaktiert werden. Eine gemeinsame Lösung muss gefunden werden und im Zweifel kann das nur von einer anderen Stelle veranlasst werden. Dieser Weg sollte allerdings wirklich nur im Notfall gewählt werden, da in diesem Fall ein Prozess eingeleitet wird, der für alle Seiten unangenehm ist und mitunter auch eigene Verfehlungen aufdecken kann.

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Referendaren ist daher zu raten, sich möglichst anzupassen, Verständnis zu zeigen und entsprechend der Art des Ausbilders zu arbeiten.

Allgemeine Tipps bei Problemen mit den Vorgesetzten

Neben den aufgezählten Konstellationen gibt es noch viele weitere Problemstellungen und schwierige Verhältnisse zu einem Chef. Wer ein solches Verhältnis kitten oder zumindest die Grundlage für eine Zusammenarbeit erhalten möchte, der sollte sich mit folgenden Ansätzen dieser Aufgabe widmen:

  • Habt Verständnis und nehmt Rücksicht, denn im Zweifel ist ein Vorgesetzter mehr unter Druck als z.B. ein Berufseinsteiger
  • Nehmt kritisierendes Verhalten nicht sofort persönlich und ändert zunächst – soweit möglich – euer Verhalten entsprechend
  • Sucht das Gespräch und seid offen und ehrlich
  • Sorgt für klare Grenzen und Strukturen

 

Wenn all das aber nicht hilft und das Verhältnis zum Chef eure Karriere bedroht oder auf die Psyche schlägt, dann verlasst das Unternehmen oder die Kanzlei. Für die meisten Mitarbeiter ist ein zumindest professionell intaktes Verhältnis zu Vorgesetzten unabdingbar und wenn ein solches nicht erhalten oder hergestellt werden kann, dann gibt es eigentlich nur noch wenige Argumente für einen Verbleib. 

 

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