Raketenstart-Gründerin & Juristin Madeleine Heuts im New Lawyers Podcast

Verfasst von Laura Hörner|Veröffentlicht am 05.07.2023

Was läuft falsch in der deutschen Gründungskultur?

Raketenstart-Gründerin & Juristin Madeleine Heuts im New Lawyers Podcast

Rückblickend ergibt alles Sinn: Zu dieser Schlussfolgerung kommen Madeleine Heuts und Alisha Andert in dieser Folge des New Lawyers Podcast von TalentRocket. Sie sprechen darüber, wie Heuts zur Gründung ihres Start-ups Raketenstart kam, wie sie an der Uni ihre eigene Partei gründete und darüber, was sich im Legal Tech Bereich verändern muss.

 

Die Chance, dass Madeleine Heuts zur Juristin wurde, lang bei 1:30. Auf ganze dreißig Studiengänge hatte sie sich nach dem Abi nämlich beworben, um sich möglichst viele Optionen offenzuhalten. Am Ende setzte sich dann doch das Recht durch und Heuts landete an der Universität Bonn. Obwohl ihr die Uni und die Stadt gefielen, fühlte sie sich dort wegen ihres Hintergrundes nie wirklich zugehörig. Heuts kommt aus einer Arbeiterfamilie, interessiert sich für IT und hat sich auf vorgezeichneten Wegen noch nie wohlgefühlt – nur einige Punkte, in denen sie sich von dem Anwaltsnachwuchs an ihrer Uni unterschieden.

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Das sind die aktuellen Folgen:

Raketenstart: rechtliche All-in-one-Lösung für Unternehmen

Heuts ist CEO ihres Start-ups Raketenstart, ihre erste Gründung geschah allerdings noch an der Uni – unter ganz besonderen Umständen. Weil sie sich Sorgen machte, die Regelstudienzeit nicht zu schaffen, aber trotzdem den Freischuss mitnehmen wollte, engagierte sie sich im Kulturreferat der AstA. Auf diese Weise konnte sie den Freischuss drei Semester nach hinten verschieben. Dort baute sie ein Verwaltungsverfahren für die Verteilung des Budgets an studentische Gruppen, konnte aber nicht in ihrer Rolle als Kulturreferentin bleiben, weil sie keiner Partei angehörte. So richtig identifizieren konnte sie sich mit den bestehenden Parteien jedoch nicht – weshalb sie kurzerhand ihre eigene Partei „KULT“ gründete, welche ins Parlament einzog und unter anderem ein Kulturticket durchsetzen konnte.

Die Gründung ihres Start-ups Raketenstart ließ dann nicht mehr lange auf sich warten. Dabei handelt es sich um eine „All-in-one“-Lösung für Unternehmer:innen. Diese eignen sich dort mithilfe einer E-Learning-Academy selbst rechtliches Wissen an, um bessere strategische Entscheidungen treffen zu können. Gerade für junge Unternehmen sei nämlich eine Rechtsberatung oftmals schlicht zu teuer. Zusätzlich lassen sich Verträge erstellen, deren Klauseln verständlich erklärt werden. Für den Fall, dass doch eine juristische Beratung benötigt wird, vermittelt Raketenstart an Partneranwält:innen, mit welchen die Nutzer:innen dann über die Plattform kommunizieren können.

Mit Raketenstart möchte Heuts das Recht besser zugänglich machen und sozusagen Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Sie spricht von „Empowerment“ und davon, dass sich die juristische Arbeit grundlegend verändern wird – und damit auch die Erwartungen der Kund:innen. Ihr Ziel: „Wir möchten, dass jeder, der eine coole Idee hat, ohne Angst vor rechtlichen Themen […] loslegen kann und sich selber was aufbauen kann.“

Wir möchten, dass jeder, der eine coole Idee hat, ohne Angst vor rechtlichen Themen […] loslegen kann und sich selber was aufbauen kann.
Madeleine Heuts

Gründung mit Hindernissen – so startete Heuts trotzdem durch

Einen „Raketenstart“ hat auch Heuts mit ihrer Gründung hingelegt. Trotz schwieriger Startbedingungen haben sich seit dem Livegang 2022 bereits 400 Unternehmen auf der Plattform angemeldet. Möglich gemacht hat das vor allem Heuts Durchhaltevermögen – und der ein oder andere glückliche Zufall. So startete sie 2019 mit ihrem Podcast praktisch damit, Marktforschung zu betreiben. Sie sprach mit Unternehmer:innen über rechtliche Fehler bei ihrer Gründung, was ihr beim Aufbau ihrer Plattform in die Karten spielte. Einmal ganz davon abgesehen, dass sich unter ihren Gästen auch potenzielle Kund:innen befanden.

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Dank ihres Netzwerks fand sie auch ihre ersten beiden Investorinnen. Diese schrieben sie bei LinkedIn an, wo sie sich bereits eine Community aufgebaut hatte. Ein großes Startkapital hatte Heuts nämlich nicht – sie nutzte das angesammelte Geld, von welchem sie eigentlich ihr Bafög zurückzahlen wollte, für die Anfangsphase ihrer Gründung. Ihre Investorinnen ermöglichten es ihr dann, mit der Umsetzung zu beginnen und erste Mitarbeiter:innen einzustellen.

Zuvor machte Heuts einige negative Erfahrungen mit der deutschen Gründungskultur. Bei einer Bank pitchte sie ihre Idee, bekam aber keine Förderung, weil sie noch keine Plattform vorweisen konnte – um diese zu bauen, hätte sie jedoch die Finanzierung benötigt. Das Geld für die Gründung einer GmbH musste sie sich von einer Freundin leihen. Ihr Fazit: in Deutschland gebe es kein gründungsfreundliches System für Menschen, die kein großes finanzielles Polster haben. Das verhindere auch, dass eine diversere Gründungskultur entsteht.

 

Dich interessiert, was sich aus der Sicht von Madeleine Heuts im Legal Tech Bereich verändern muss? Oder du möchtest wissen, welchen Tipp sie an andere weitergeben möchte? Dann hör doch mal rein in diese Folge des New Lawyers Podcasts!

Die Themen dieser Folge im Überblick:

 

  • Ab 02:56: Icebreaker-Frage: Worauf hast du dich als Kind am meisten gefreut?
  • Ab 04:25: Wie bist du zu Jura gekommen?
  • Ab 08:13: Wie war dein Jurastudium in Bonn?
  • Ab 11:15: Was war deine erste Gründung?
  • Ab 17:58: Die Gründung von Raketenstart
  • Ab 23:34: Was genau ist euer Produkt?
  • Ab 25:31: Wer sind eure Kund:innen?
  • Ab 27:01: Wie hat sich euer Produkt in den letzten Jahren verändert?
  • Ab 32:39: Wie hast du Raketenstart finanziert?
  • Ab 43:18: Wie müssen sich der Legal Tech Bereich und das Start-up-Ökosystem verändern?
  • Ab 48:48: Was ist dein Tipp an andere?
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Laura Hörner
Kulturwirtschaft Uni Passau

Als freie Autorin schreibt Laura Hörner bei TalentRocket über Themen rund um die juristische Karriere. Besonders interessiert sie sich dabei für die vielfältigen Karrierewege, die Jurist:innen offenstehen.