Arnd Haller, Senior Legal Director bei Google, im New Lawyers Podcast

Verfasst von Laura Hörner. Veröffentlicht am 07.06.2023.

Recht beim Tech-Riesen: Googles juristischer Wegbereiter

Arnd Haller, Senior Legal Director bei Google, im New Lawyers Podcast

Zurückzuschauen ist nicht so Arnd Hallers Ding – und das ist auch gut so, schließlich arbeitet er in einem zukunftsweisenden Unternehmen. Darüber, wie er als Rechtsanwalt zu Google kam, welche Herausforderungen zu seinem Joballtag gehören und was Bewerber:innen bei dem Tech-Riesen mitbringen sollten, spricht er in dieser Folge des New Lawyers Podcast mit Alisha Andert.

 

Als Arnd Haller 2005 zu Google kam, hatte das Unternehmen in Deutschland 30 Mitarbeiter:innen – heute sind es rund 3.000. Begonnen hat seine Karriere in der Großkanzlei Taylor Wessing in Hamburg, wo er neben anderen Silicon Valley Start-ups auch Google beriet und dort schließlich ein Secondment absolvierte.

Dass man überhaupt einen Juristen im Unternehmen braucht, wurde damals sogar von Google selbst zu Beginn noch angezweifelt – und Hallers damaligen Anwaltskolleg:innen gaben sogar zu bedenken, ob eine Suchmaschine überhaupt ein gutes Businessmodell ist. Nichtsdestotrotz entschied sich Haller für den Wechsel in das Unternehmen. Ihn überzeugten die Tech-Themen, die schnelle und mutige Arbeitsweise und nicht zuletzt der „Drive“ der Menschen dort.

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Das sind die neusten Folgen:

Google zieht politische Aufmerksamkeit auf sich

Rückblickend hat Haller alles richtig gemacht: Er hatte die Möglichkeit, eine eigene Rechtsabteilung aufzubauen und dem Unternehmen Rechtsrat zu erteilen. Mit der Zeit hat sich seine Rolle gewandelt. Heute hat er die Position des Senior Legal Directors bei Google in Deutschland inne, leitet regionale Teams in Deutschland, Österreich, der Schweiz, England, Irland, den Benelux-Staaten und Skandinavien. Als Mitglied der Geschäftsleitung von Google in Deutschland hat er zudem Managementverantwortung.

Die Arbeit in Googles Rechtsabteilung beschreibt Haller als sehr komplex. Es gebe viele Produkte und Nutzer:innen, viele regionale Märkte mit unterschiedlichen Rechtsordnungen. Dazu kommt, dass der Tech Bereich sehr stark reguliert ist – und die Firma natürlich viel politische Aufmerksamkeit auf sich zieht. „Man kann wenig Dinge bei Google in der Rechtsabteilung tun, die nicht morgen oder […] in den nächsten Wochen oder Monaten von Politikern kommentiert werden, von Journalisten beschrieben werden“, sagt er.

Man kann wenig Dinge bei Google in der Rechtsabteilung tun, die nicht morgen oder […] in den nächsten Wochen oder Monaten von Politikern kommentiert werden, von Journalisten beschrieben werden.
- Arnd Haller

Vorreiterrolle in vielen rechtlichen Fragen

Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen hat Haller viel Spaß an seinem Job. „Ich sehe mich eigentlich eher so als Innovationrechtler und nicht als Experte in einem konkreten Rechtsbereich“, erklärt er. Ein Blick in das Gesetz helfe bei Google oft nicht, weil das Unternehmen beim Launch neuer Produkte meist eine Vorreiterrolle einnimmt. Die Rechtsstreite tragen dann oftmals dazu bei, dass die Rechtsauslegung erst klar wird.

Arbeit gebe es für die „juristischen Pfadfinder“ genug – gerade im Moment kämen besonders viele Vorhaben aus Brüssel, um innovative Unternehmen zu regulieren. Auch sonst mangelt es nicht an spannenden Projekten bei Google. Neben vielen anderen ist Haller zum Beispiel Google Street View im Gedächtnis geblieben, weil das Produkt nicht nur rechtlich, sondern auch gesellschaftlich umstritten war. Auch aus diesem Blickwinkel müssten die Jurist:innen bei Google neue Projekte betrachten.

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Vorerfahrung ist bei Google ein Muss

Um solche Herausforderungen zu meistern, setzt Google nicht auf einen bestimmten Typ von Anwält:innen, sondern ganz im Gegenteil auf möglichst viel Diversität. Gesucht wird nicht die „eierlegende Wollmilchsau“, sondern Fachkenntnis und Spezialisierung – und Vorerfahrung. Ohne diese hat man bei Google keine Chance. Auch Referendar:innen werden erst einmal nicht übernommen, damit sie anderweitig Erfahrungen sammeln können.

Neben Themen wie kultureller, sozialer, sexueller und religiöser Vielfalt sowie diversen Alters- und Familienstrukturen spielt auch die Geschlechterfrage bei der Einstellung eine Rolle. Haller erklärt, dass in der Rechtsabteilung Frauen nicht der Vorzug gegeben wird, sondern von einem divers besetzten Panel die besten Bewerber:innen eingestellt werden – was dazu geführt hat, dass in seinem Bereich zwei Drittel der Mitarbeiter:innen und Teamleads weiblich sind. Und er geht sogar noch einen Schritt weiter: wenn Kanzleien für ein Mandat bei der Firma pitchen, fragt Google immer explizit nach Diversität und weiblichen Anwält:innen – was schon die ein oder andere Kanzlei in Verlegenheit gebracht hat.

 

Dich interessiert, wie die Rechtsabteilung bei Google in das Unternehmen eingebunden ist? Oder du möchtest wissen, was sich Arnd Hallers Meinung nach in der Rechtsbranche verändern muss? Dann hör doch mal rein in diese Folge des New Lawyers Podcasts!

Die Themen dieser Folge im Überblick:

 

  • Ab 01:48: Icebreaker-Frage: Welchen Tipp würdest du dem Arndt von vor einer Woche geben?
  • Ab 02:44: Wie kamst du zu Google?
  • Ab 04:54: Wusstest du, wie groß Google werden würde?
  • Ab 06:10: Was fasziniert dich an Google?
  • Ab 08:40: Wie läuft die juristische Arbeit bei Google?
  • Ab 11:09: Wo liegen die größten Herausforderungen und was macht dir am meisten Spaß?
  • Ab 15:15: Was ist deine Rolle bei Google?
  • Ab 17:10: Seit wann bist du bei Google?
  • Ab 18:14: Wie arbeitet ihr mit anderen Abteilungen zusammen?
  • Ab 21:45: Google Street View
  • Ab 23:49: Welche Rolle spielen gesellschaftliche Fragen?
  • Ab 27:08: Was müssen Bewerber:innen bei Google mitbringen?
  • Ab 32:07: Was sind die Werte von Google?
  • Ab 37:14: Was kann man für mehr Gender Diversity tun?
  • Ab 39:48: Was muss sich in der Rechtsbranche ändern?
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Laura Hörner
Kulturwirtschaft Uni Passau

Als freie Autorin schreibt Laura Hörner bei TalentRocket über Themen rund um die juristische Karriere. Besonders interessiert sie sich dabei für die vielfältigen Karrierewege, die Jurist:innen offenstehen.