Juristin Daniella Domokos im New Lawyers Podcast

Verfasst von Laura Hörner|Veröffentlicht am 12.04.2023

„Tal der Enttäuschungen“? - Berufseinstieg in Legal Tech

Juristin Daniella Domokos im New Lawyers Podcast

Endlich mal das „coole Kind“ sein – dieser Wunsch hat sich für Daniella Domokos vor Kurzem erfüllt. Wie es dazu kam, erzählt die Juristin in dieser Folge des New Lawyers Podcasts. Mit Alisha Andert spricht sie außerdem über ihre Karriere im Bereich Legal Tech, über die Herausforderungen im Jurastudium als Nicht-Muttersprachlerin sowie über ihre Arbeit bei der gemeinnützigen GmbH HateAid und der Rechtsschutzversicherung ARAG.

 

Daniella Domokos früherer Berufswunsch könnte sich kaum deutlicher von ihrer heutigen Tätigkeit unterscheiden. Eigentlich wollte sie nämlich Pilotin werden, bei einer großen deutschen Airline. Aus diesem Grund hatte sie auch keine Einwände, als sie ihre Eltern als Teenager fragten, ob sie nach Deutschland auswandern möchte. Aus ihrem Heimatland Ungarn ging es dann also endlich in das Land, in dem sich Domokos schon im Cockpit sah – wie fast alle anderen Bewerber:innen scheiterte sie dann aber in der zweiten Runde der Aufnahmeprüfung.

Eine andere Airline kam für Domokos nicht infrage, stattdessen musste ein neuer Berufswunsch her. Auf die Jura-Schiene brachte sie eine ehemalige Klassenkameradin, welche ihre strukturierte und prozessorientierte Denkweise bemerkte – und ihr deshalb empfahl, es doch einmal mit Jura zu probieren.

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Die Klobrille im Sachverhalt

Gesagt, getan: Domokos schrieb sich für das Jurastudium ein und schloss es erfolgreich ab. Auf dem Weg dahin begegnete ihr jedoch der ein oder andere sprachliche Fallstrick. Und das lag nicht an den Besonderheiten der juristischen Sprache, wie sie betont. Diese hätte sie wie eine eigenständige Sprache gelernt – mit der deutschen Alltagssprache hätte sie ohnehin nicht viel gemeinsam. Schwierigkeiten ergaben sich stattdessen in eher unerwarteten Bereichen. Denn obwohl sie die deutsche Sprache sehr gut beherrscht, bereiteten ihr in Sachverhalten hin und wieder Begriffe wie „Klobrille“ Kopfzerbrechen.

Das Problem an der Sache: Weil sie das Wort nicht verstand, konnte sie auch nicht bewerten, ob es sich auf den Sachverhalt auswirkte. Aus dieser Situation zog sie eine wichtige Erkenntnis. Sie stellte fest, dass man eine Sache nicht richtig bewerten kann, wenn man sie nicht versteht – genau wie einer ihrer Professoren, der in einer Vorlesung einen 3D-Drucker falsch erklärte.

Domokos entschied sich dazu, diese Erkenntnis anzuwenden und startete einen Blog, auf dem sie Jurist:innen Technik erklärt. Genannt hatte sie diesen „All about Legal Tech“ – zu diesem Zeitpunkt noch unwissend darüber, dass sich gerade die Legal Tech Branche formierte, von der sie (auch) dank ihres Blogs bald ein Teil sein sollte.

Auf keinen Fall nach Berlin – der Einstieg in die Legal Tech Branche

Was Domokos an Legal Tech besonders begeistert, ist die Offenheit der Branche. Auch ohne Connections und perfekte Examensnote bekomme man hier eine Chance. Sie selbst hatte während ihres Studiums (in dem sie, wie sie selbst sagt, noch nichts geleistet hatte), die Möglichkeit, auf Konferenzen neben Partner:innen und hochgeschätzten Menschen zu sitzen – und ihr wurde zugehört.

Etwas ernüchternd gestaltete sich hingegen ihr Einstieg in die juristische Berufswelt. Über 90 Bewerbungen hatte sie damals geschrieben, nur sechs oder sieben Bewerbungsgespräche kamen daraufhin zustande – und das, obwohl ihr immer gesagt wurde, dass sie mit ihrem Know-How gebraucht werde. Im Rückblick ist ihr klar, dass sie für einen Karriereeinstieg in Legal Tech noch ein wenig zu früh dran war. Dennoch fand sie bei HateAid in Berlin die perfekte Stelle für sich – auch wenn sie damit gleich einmal eines ihrer Prinzipien verletzen musste. „Ich hab ja immer gesagt, mir sind zwei Sachen wichtig. Erstens: Es muss Legal Tech sein. Und zweitens: Es darf nicht in Berlin sein“, erzählt sie.

Ich hab ja immer gesagt, mir sind zwei Sachen wichtig. Erstens: Es muss Legal Tech sein. Und zweitens: Es darf nicht in Berlin sein.
- Daniella Domokos

Arbeit im Start-up: Selbstständig als Angestellte

Bei der gemeinnützigen GmbH begann sie in einer Legal Tech Position und kümmerte sich um interne Prozessoptimierung und Softwarelösungen. Als Beratungsstelle und Prozesskostenfinanzierer für Betroffene von digitaler Gewalt legte die GmbH natürlich viel Wert auf eine digitale Arbeitsweise. Die Prozesse mussten so optimiert wie möglich sein, damit sich das Team auf das Wesentliche konzentrieren konnte.

Später wurde Domokos zum Head of Legal Tech bei HateAid, 2022 wechselte sie dann zu ihrem jetzigen Arbeitgeber, der Rechtsschutzversicherung ARAG. Zu dem Wechsel hatte sie der Eindruck bewogen, in dem Start-up nicht mehr richtig zu sein. Dazu kam das Gefühl, dass sie zwar viele Kompetenzen aufgebaut hatte, aber irgendwie nichts so richtig konnte. „Im Start-up macht man irgendwie alles und ständig, […] selbst als Angestellte ist man einfach irgendwie ein bisschen selbstständig“, sagt sie.

Bei ARAG hat sie nun die Möglichkeit, sich auf bestimmte Dinge zu fokussieren, nicht mehr für alles auf einmal verantwortlich zu sein. Sie ist als Manager Marketing Intelligence in der Konzernentwicklung angesiedelt, hat eine interne beratende Position inne. Legal Tech spielt in dem Unternehmen eine große Rolle, sodass sie an vielen Projekten mitwirken kann.

 

Dich interessiert, wie Daniella Domokos Arbeitsalltag bei ARAG genau aussieht oder du möchtest wissen, was sie Nachwuchsjurist:innen rät? Dann hör doch mal rein in diese Folge des New Lawyers Podcasts!

Die Themen dieser Folge im Überblick:

 

  • Ab 02:20: Icebreaker-Frage: Welchen Wunsch aus deiner Kindheit musst du dir noch erfüllen?
  • Ab 04:02: Was wolltest du ursprünglich werden?
  • Ab 08:07: Wie bist du zu Jura gekommen?
  • Ab 09:58: Wie war das Jurastudium als Nicht-Muttersprachlerin für dich?
  • Ab 14:50: Wie bist du zu Legal Tech gekommen?
  • Ab 20:37: Was waren deine ersten beruflichen Erfahrungen im Bereich Legal Tech?
  • Ab 24:20: Was macht HateAid genau und was war deine Rolle dort?
  • Ab 28:26: Wechsel zu ARAG: Warum hast du gewechselt?
  • Ab 31:01: Zugang zum Recht
  • Ab 32:02: Was machst du als Manager Marketing Intelligence?
  • Ab 34:54: Wie findet man seinen eigenen Weg?
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Laura Hörner
Kulturwirtschaft Uni Passau

Als freie Autorin schreibt Laura Hörner bei TalentRocket über Themen rund um die juristische Karriere. Besonders interessiert sie sich dabei für die vielfältigen Karrierewege, die Jurist:innen offenstehen.