Welchen Stellenwert hat die Kinderbetreuung bei juristischen Arbeitgebern?

Komplexe Mandate, Überstunden und kaum Freizeit – Juristische Arbeitgeber haben nicht unbedingt den Ruf, eine hervorragende Work-Life-Balance zu bieten. Wie sieht es also mit der Familienfreundlichkeit aus? Unterstützen Arbeitgeber Mitarbeitende dabei, Familienleben und Job unter einen Hut zu bekommen?

In den ersten beiden Teilen unserer Talentumfrage* haben wir bereits beleuchtet, welchen Stellenwert die Kinderbetreuung für männliche Juristen hat und untersucht, wie Juristinnen durch ihre Partner:innen bei der Betreuung unterstützt werden. In diesem Teil lenken wir unseren Blick nun auf juristische Arbeitgeber. Denn auf welche Art und Weise Väter und Mütter die Kinderbetreuung gestalten oder eine lange Elternzeit in Anspruch nehmen können, hängt neben finanziellen Faktoren auch maßgeblich von der Unterstützung des Arbeitgebers ab. In unserer Umfrage konnten wir herausfinden, welche Arten von juristischen Arbeitgebern in diesem Zusammenhang besonders kooperativ sind und wie die Form der Unterstützung aussieht.

Die wichtigsten Insights im Überblick

• Jurist:innen, die bei Großkanzleien arbeiten, gaben am häufigsten an, sich bei der Kinderbetreuung durch den Arbeitgeber unterstützt zu fühlen
• Am geringsten fällt die Unterstützung bei der Kinderbetreuung laut Umfrageergebnissen beim öffentlichen Dienst aus
• Arbeitgeber unterstützen Mitarbeitende insbesondere durch ihre Flexibilität bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf

1. Wie empfinden Männer und Frauen die Unterstützung bei der Kinderbetreuung?

Von einer geschlechtlichen Gleichstellung sind wir in vielen Bereichen unserer Gesellschaft leider noch weit entfernt – nicht zuletzt die immer noch bestehende Gender Pay Gap beweist dies. Wie sieht es bei der Unterstützung von Arbeitnehmer:innen durch juristische Arbeitgeber aus? Wir haben den Bereich der Kinderbetreuung genauer unter die Lupe genommen.

Zunächst stellten wir sowohl den männlichen als auch weiblichen Talenten die Frage, ob sie bei der Organisation der Kinderbetreuung von ihrem Arbeitgeber unterstützt werden:

• Nur 27 % der Frauen gaben an, bei der Organisation durch ihren Arbeitgeber unterstützt zu werden
• 44 % der Männer gaben an, Unterstützung bei der Organisation der Kinderbetreuung zu erhalten

Wirst du bei der Organisation der Kinderbetreuung durch deinen Arbeitgeber unterstützt?

Die Auswertung dieser Frage wirft ein etwas negatives Bild auf juristische Arbeitgeber: Mehr als die Hälfte der befragten Talente fühlt sich durch ihren Arbeitgeber bei der Organisation der Kinderbetreuung nicht unterstützt. Spannend zu sehen ist zudem, dass Frauen, die immer noch vermehrt und länger in Elternzeit gehen, deutlich unzufriedener mit den Arbeitgebern sind als Männer, die weniger und seltener Elternzeit beantragen.

2. Welche Arbeitgeber unterstützen bei Organisation der Kinderbetreuung?

Benefits, Gehälter und Rahmenbedingungen fallen bei jedem Arbeitgeber etwas anders aus. Gleiches gilt auch für die Unterstützung bei der Kinderbetreuung. In unserer Umfrage haben wir herausgefunden, welche juristischen Arbeitgeber diesbezüglich mit gutem Beispiel voran gehen – und welche hinterherhinken.

• 55 % der Talente, die bei Großkanzleien arbeiten, gaben an, von ihrem Arbeitgeber bei der Organisation der Kinderbetreuung unterstützt zu werden
• Platz zwei in Sachen Unterstützung belegen die Mittelständischen Kanzleien: 38 % der Talente gaben an, hier bei der Organisation der Kinderbetreuung unterstützt zu werden
• Nur 19 % der Talente, die im öffentlichen Sektor arbeiten, fühlen sich von ihrem Arbeitgeber unterstützt

Wirst du bei der Organisation der Kinderbetreuung durch deinen Arbeitgeber unterstützt?

Das Ergebnis mag überraschen: Gerade Großkanzleien, die häufig unter dem Ruf einer schlechten Vereinbarkeit von Familie und Beruf leiden, schneiden in dieser Auswertung vergleichsmäßig gut ab. Der öffentliche Sektor, der meist als familienfreundlich gilt, landet in unserer Umfrage hinsichtlich der Arbeitgeberunterstützung bei der Organisation der Kinderbetreuung auf dem letzten Platz. 

3. Wie unterstützen Arbeitgeber?

Zu einer gesunden Work-Live-Balance beizutragen, ist für viele Arbeitgeber im juristischen Bereich ein immer wichtiger werdender Faktor. Als Teil davon steht es ihnen frei, Familien auch bei der Organisation der Kinderbetreuung zu unterstützen. Wir sehen uns an, in welchem Rahmen sie dies bereits tun: 

• 44 % der Talente fühlen sich durch die Flexibilität des Arbeitgebers unterstützt. Dazu gehören beispielsweise die Möglichkeit auf Home Office sowie Verständnis für kurzfristige Termine.
• 25 % der Talente nannten, dass sie bei der konkreten Kinderbetreuung unterstützt werden, beispielsweise durch einen Zuschuss oder die Organisation der Betreuung.

Inwiefern unterstützt dich dein Arbeitgeber bei der Kinderbetreuung?

Dass die Flexibilität der Arbeitgeber in dieser Auswertung an erster Stelle steht, zeigt, dass sich in der steifen Rechtsbranche etwas tut – und eingefahrene Arbeitsmodelle an mancher Stelle aufgeweicht werden. Die Auswertung zeigt jedoch auch, dass es bei der konkreten Unterstützung in Form von Kindergärten, KiTas, der Vermittlung von KiTa Plätzen und Co. noch reichlich Luft nach oben gibt.

4. Fazit & Ausblick

Geht es um die Organisation der Kinderbetreuung, fühlt sich ein Großteil der befragten Jurist:innen im Stich gelassen – ein großes Potential für den juristischen Arbeitsmarkt: In Zeiten, in denen sich Arbeitgeber durch mehr als nur das Gehalt voneinander unterscheiden und abheben müssen, bieten attraktive Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine große Chance, bei Talenten zu punkten. Gleichzeitig bietet Talent Rocket Talenten die Möglichkeit, genau diese Arbeitgeber zu entdecken und sich unkompliziert zu bewerben.

* Infos zur Stichprobe: 

Im September 2023 wurde eine anonyme Online Umfrage mit 175 Talenten durchgeführt. (Geschlechterverteilung: 51% weiblich, 49% männlich, 1% divers; Verteilung auf Arbeitgebertypen: 25% Unternehmen, 23% Großkanzlei, 20% mittelständische Kanzlei, 18% öffentlicher Dienst, 14 % Boutique Kanzlei).