Rechtsanwältin Verena Jackson bei den New Lawyers

Verfasst von Laura Hörner|Veröffentlicht am 16.03.2022

Sicherheitsrecht & Tech: Aktuell oder Zukunftsmusik?

Rechtsanwältin Verena Jackson im New Lawyers Podcast

In dieser Folge des TalentRocket New Lawyers Podcasts spricht Alisha Andert mit Verena Jackson, die als Rechtsanwältin im IT-Recht sowie als Wissenschaftlerin im nationalen und internationalen Sicherheitsrecht tätig ist. Sie forscht seit 2020 an der Universität der Bundeswehr München im Center for Intelligence & Security Studies und promoviert zu KI-gestützten autonomen Waffensystemen. Warum der Real-Life-Terminator noch in weiter Zukunft liegt, wie sie zum Sicherheitsrecht gekommen ist und was ihre Einschätzung zum Russland-Ukraine-Konflikt ist, erfährst du hier.

 

Verena Jackson arbeitet im Sicherheitsrecht – was das genau beinhaltet, wissen oftmals nicht einmal ihre juristischen Kolleg:innen. Sie bringt ein wenig Licht in diesen Fachbereich, der alles umfasst, was die Sicherheit von Bürger:innen beinhaltet, indem sie ihn in einen nationalen und einen internationalen Part aufteilt. Ersterer beinhalte zum Beispiel das nationale Militärrecht, das Nachrichtendienstrecht und das Polizeirecht, letzterer das Kriegsrecht, das humanitäre Völkerrecht und das Wehrrecht. Ihr derzeitiger Arbeitgeber ist die Universität der Bundeswehr München (wo sie auch promoviert), an welcher angehende Offiziere ausgebildet werden. An der dortigen sozialwissenschaftlichen Fakultät lernen diese zum Beispiel, was Völkerrecht ist und was sie im Einsatz beachten müssen und beschäftigen sich mit ethischen Fragestellungen.

Jackson selbst ist am Center for Intelligence & Security Studies tätig und forscht interdisziplinär mit Politikwissenschaftlern, Historikern und Betriebswissenschaftlern zusammen, hat aber auch eine lehrende Funktion im Master of Inteligence & Security Studies – wo "zukünftige Spion:innen" ausgebildet werden. Besonders schätzt sie die Kombination aus klassischer Lehre und beratender Tätigkeit, zum Beispiel für den Bundesnachrichtendienst und das Bundesverteidigungsministerium. Neben vertraulichen Fragen beschäftigt sie sich dort zum Beispiel auch mit Fragen wie: Was passiert, wenn eine Drohne über eine Bundeswehrliegenschaft oder ein Fußballspiel fliegt? Wie ist die rechtliche Lage zur Drohnenabwehr in Deutschland? Daneben ist Jackson oft international unterwegs: Zum Beispiel als akademische Vertreterin bei der UNO, wo sie hautnah dabei sein kann, wenn neue Regularien entstehen und diplomatisch verhandelt werden.

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Vieles im Bereich KI ist noch Zukunftsmusik

Zum Sicherheitsrecht gekommen ist Jackson über einige Zufälle: So lebte sie einerseits in der Nähe der Universität der Bundeswehr München, zudem lernte sie im Studium im Schwerpunkt Völkerrecht Professor Khan von der Universität der Bundeswehr kennen und schrieb ihre Dissertation über KI-gestützte autonome Waffensysteme. Spezialisiert hat sie sich innerhalb des Sicherheitsrechts auf das Thema Tech und hat sogar ihre eigene Kanzlei für IT-Recht gegründet: Ihr zufolge müsse man die Technik verstehen, um sich mit Thematiken wie Gesichtserkennung auseinanderzusetzen. Vieles in ihrem Bereich sei aber noch Zukunftsmusik: Vor dem Terminator muss sich also (noch) niemand fürchten. Dennoch passiere momentan viel im Bereich der autonomen Waffensysteme – und viele juristischen und ethischen Fragestallungen seien noch nicht abschließend geklärt. „Die Fragestellung, die wir uns stellen als Juristen oder auch als Ethiker: Darf eine KI überhaupt entscheiden am Schluss?“, sagt sie.

Die Fragestellung, die wir uns stellen als Juristen oder auch als Ethiker: Darf eine KI überhaupt entscheiden am Schluss?
- Verena Jackson

Russland stellt eine Cybergefahr dar

Besonders interessiert hat uns mit Blick auf die Geschehnisse in der Ukraine Jacksons Einschätzung bezüglich der Gefahr aus Russland. Auch für sie war der völkerrechtswidrige Angriff eine Überraschung, obwohl sie sich tagtäglich mit diesen Themen beschäftigt. Russland sei auch aus Sicht der Cybersicherheit eine große Bedrohung. Die Angriffe auf Deutschland und andere Länder nahmen in der Vergangenheit zu und es gebe eine Art Wettrüsten in diesem Bereich. Diese Cyberangriffe dürfen auf keinen Fall unterschätzt werden, da sie genauso wie das „klassische“ Kriegsgeschehen Menschenleben kosten können. Für Deutschland sind das schlechte Nachrichten – denn auf die Verteidigung gegen solche Angriffe sind wir nicht optimal vorbereitet.

 

Du möchtest noch mehr über diese spannenden Themen wissen? Dann höre einfach in diese Podcastfolge und erfahre mehr zur Sicherheitspolitik – und darüber, warum Jackson in ihrer Kanzlei auch Familienrecht anbietet.

Die Themen dieser Folge im Überblick:

 

  • Ab 2:13: Icebreaker-Frage: Zu welchem Ort würdest du dich gerne teleportieren können, wann immer du möchtest?
  • Ab 3:50: Was ist Sicherheitsrecht?
  • Ab 5:20: Was genau machst du an der Universität der Bundeswehr München?
  • Ab 8:20: Was sind wichtige Fragestellungen im Sicherheitsrecht?
  • Ab 10:55: Wie kommt man zum Sicherheitsrecht?
  • Ab 12:20: Was ist der Zusammenhang zwischen Sicherheitsrecht und IT-Recht?
  • Ab 14:00: Dissertation zu KI-gestützen autonomen Waffensystemen
  • Ab 17:45: Wie weit ist die Technik fortgeschritten?
  • Ab 19:18: Wie blickst du auf den Krieg in der Ukraine?
  • Ab 21:27: Wie gut sind wir auf Cyberattacken vorbereitet?
  • Ab 23:07: Warum berätst du auch zu Familienrecht in deiner Kanzlei?
  • Ab 25:10: Was sind deine nächsten Karriereschritte?
  • Ab 26:28: Wie war es, während des Referendariats ein Kind zu bekommen?
  • Ab 29:20: Was hast du in deiner Karriere gelernt, das du an andere weitergeben möchtest?

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Laura Hörner
Kulturwirtschaft Uni Passau

Als freie Autorin schreibt Laura Hörner bei TalentRocket über Themen rund um die juristische Karriere. Besonders interessiert sie sich dabei für die vielfältigen Karrierewege, die Jurist:innen offenstehen.