Interview Partner

Matthias Krämer

Steuerrecht

Das steht auf meiner Visitenkarte:

Rechtsanwalt, Steuerberater, Fachberater für Internationales Steuerrecht, Fachanwalt für Steuerrecht

 

Seit wann sind Sie bei der Kanzlei LPA-GGV und wie sind Sie zu der Kanzlei gekommen?

1997. Meine erste Stelle war in einer internationalen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Nachdem ich mein StB-Examen abgelegt hatte, wollte ich wieder zurück in die „richtige“ anwaltliche Praxis. In der FAZ wurde ich auf eine Stellenanzeige (so was gab es damals noch) aufmerksam. Warum? -> s. unter „Was ist das Besondere?“  

 

Was ist das Besondere an LPA-GGV?

Bei uns sind die einzelnen Rechtsbereiche in der täglichen Arbeit sehr eng verzahnt. Es gibt keine strenge Trennung in Litigation -Team oder Steuerabteilung. Natürlich haben wir alle sehr spezialisiertes Wissen. Deshalb verwenden wir viel Mühe und Zeit darauf, dass jeder vom anderen lernt, um stets „über den Tellerrand“ blicken zu können. Durch unsere Auslandsbüros und das Internationale Anwaltsnetzwerk arbeiten wir zu einem hohen Anteil grenzüberschreitend. In Englisch oder Französisch. 

 

Wie sieht die tägliche Arbeit im Bereich Steuerrecht für einen Partner aus?

Ich glaube, im Steuerrecht nicht viel anders als in anderen Bereichen unserer Kanzlei auch. Der Tag wird dominiert von E-Mails und Telefonaten. Als Partner kommt natürlich die Betreuung der Mitarbeiter hinzu. Und es gilt, administrative Entscheidungen zu treffen. Einen standardisierten Tagesablauf gibt es nicht. Jeder Tag bringt Unvorhergesehenes, darauf muss ich reagieren. Gestern zum Beispiel musste meine Sekretärin alles umorganisieren, weil ich den Anruf eines anderen Anwalts bekam, bei dessen Mandanten die Steuerfahndung gerade das Haus auf den Kopf stellte. In einem solchen Fall kann man natürlich nicht erst einen Besprechungstermin vergeben.     

 

Wie fördern Sie junge Berufsanfänger bei LPA-GGV?

Jeder Mitarbeiter bekommt einen Tutor (in Münchner Büro nennen wir es Mentor). Der kümmert sich um die fachliche und berufliche Entwicklung. In der täglichen Zusammenarbeit erhalten die jungen Kollegen stets Rückmeldung über ihre Arbeitsergebnisse. Solide Kenntnisse und gute handwerkliche Fertigkeiten sind unverzichtbar. Daher unterstützen wir junge Mitarbeiter mit internen und externen Schulungen. Der Grad an Zusatz- oder Doppelqualifikationen ist bei uns relativ hoch. Daran sieht man, dass wir unsere Ausbildungsaufgabe sehr ernst nehmen.    

 

Welche Qualifikationen bzw. Vorkenntnisse sollte ein Berufsanfänger im Bereich Steuerrecht mitbringen?

Sofern er in unserem French Desk mitarbeiten will, ist die Sprache natürlich unverzichtbar. Englisch ohnehin. Allgemein kann ein Befriedigend auch reichen; wichtiger ist es, stets das beste für den Mandanten erreichen zu wollen. Steuerrecht ist bisweilen sperrig, da muss man bereit sein, auch dicke Bretter zu bohren, um eine Lösung zu entwickeln. Diese Bereitschaft ist am Ende für die Karriere wichtiger als 9 Punkte statt 8. Vorkenntnisse im Steuerrecht oder Bilanzkunde z.B. aus einer Referendarstation beim Finanzamt sind natürlich sehr willkommen. 

 

Was ist das Spannendste, Unvergesslichste, Witzigste, Aufregendste, was Ihnen bisher in ihrem Berufsalltag passiert ist?

Die eine Besonderheit gibt es im Laufe einer langen beruflichen Karriere nicht - es passieren sehr viele aufregende oder spannende Sachen. Aber besonders skurril war es schon, als unangekündigt ein ziemlich verwahrlost aussehender und mir bis dahin unbekannter Mann bei unserer Empfangssekretärin darauf bestand, sofort mit mir sprechen zu müssen. Es stellte sich dann heraus, dass er in eine Routine-Polizeikontrolle gekommen war und man dabei in seinem Auto Unterlagen gefunden hatte, die belegten, dass er für über 600.000 EURO ein Schwarzgeldkonto im Ausland besitzt. Er hatte dann sofort meinen Namen recherchiert und war direkt in die Kanzlei gekommen. Denn er wusste, dass er die Selbstanzeige bei der Steuer-Staatsanwaltschaft einreichen muss, bevor diese von der Polizei verständigt wird. Daher die Eile. Und dann erfuhr ich, dass er selbst ehemaliger Polizeibeamter war!     

 

Was ist das Beste an der Arbeit bei LPA-GGV?

S. oben. Dass man nie weiß, welche Aufgaben die nächste Stunde bringt. Wir sind ein gutes, sehr kollegiales Team, in dem zu Arbeiten Spaß macht.

 

Welche Einschränkungen bringt der Beruf mit sich?

Das kommt darauf an. Bei uns Partnern fehlt ohne Zweifel die Verlässlichkeit bei privaten Verabredungen. Bisweilen bleibt nur, die Familie oder Freunde zu versetzen, weil die Arbeit noch fertig werden muss. Bei unseren Mitarbeitern kommt das glücklicherweise sehr selten vor.   

 

Was ist Ihr Ausgleich zum Büroalltag?

Meine Kinder. Und Sport. Im Sommer Joggen und Fußball (auf AH-Niveau); im Winter kommt Skifahren dazu.  

 

Welche drei Begriffe assoziieren Sie mit dem Wort Jura?

Spannend (viel spannender, als Außenstehende meinen). Sorgfalt (ist unabdingbar). Mein Ding. 

 

Welchen Tipp würden Sie gerne jedem Nachwuchsjuristen mitgeben:

Seien Sie interessiert! Ganz besonders als Rechtsanwalt. Es machen oft Kleinigkeiten den Unterschied aus, ob man für den Mandanten das Ziel erreicht. Die tiefere Recherche, der bessere systematische Zugang zu der Rechtsfrage. Oder schlicht ein Detail im Sachverhalt. Einfache Lösungen sind fast immer nur für den Bearbeiter einfach - aber selten erfolgreich. Dazu sollten Sie bereit sein.