Interview Senior Legal

Ina von Raven, LL.M.

Corporate / M&A

Das steht auf meiner Visitenkarte:

Rechtsanwältin, Attorney-at-Law (New York), Counsel

 

Seit wann sind Sie bei der Kanzlei LPA-GGV und wie sind Sie zu der Kanzlei gekommen?

Seit Oktober 2017. Der Kontakt zu LPA (damals noch GGV) kam eher zufällig über einen Headhunter zustande; bedingt durch Studium in den USA und langjähriger Tätigkeit für eine amerikanische Großkanzlei, hatte ich eher einen angloamerikanischen Fokus und daher die deutsch-französische Kanzlei GGV zunächst gar nicht auf dem Schirm, aber vom ersten Gespräch an passte es einfach!

 

Was ist das Besondere an LPA-GGV?

Zum einen ist LPA eine multidisziplinäre Sozietät. Wir haben nicht nur Anwälte, sondern auch Steuerberater und Wirtschaftsprüfer im Team, was gerade im M&A-Geschäft ein großer Vorteil ist: Dem Mandanten können wir legal, tax und financial Beratung aus einer Hand anbieten und als Anwalt ist es sehr hilfreich, jederzeit mit dem Kollegen nebenan diskutieren zu können, wie sich etwa eine Vertragsklausel steuerlich und/oder auf die Bilanz des Unternehmens auswirkt.

Zum anderen ist LPA eine spannende Kombination aus alteingesessener hanseatischer Kanzleikultur (GGV wurde 1974 gegründet) und internationalem Flair ausgehend von Büros u.a. in Paris, Dubai, Hong Kong, Shanghai und Tokio.

 

Wie sieht die tägliche Arbeit im Bereich Corporate / M&A für einen Partner aus?

Der Großteil des Arbeitstages ist der Mandatsarbeit gewidmet, d.h. Entwurf und Überarbeitung von Verträgen, Gutachten und sonstigen Dokumenten, E-Mail- Korrespondenz, Telefonkonferenzen und Besprechungen mit Mandanten und Kollegen, Vertragsverhandlungen und natürlich auch immer wieder juristische Recherchen. In den „Hochphasen“ einer Transaktion beginnt der Arbeitstag naturgemäß früher und endet später.

Ein nicht zu unterschätzender Anteil des Arbeitsalltages entfällt jedoch auch auf interne Verwaltungs- und Organisations- sowie Akquise-Tätigkeiten (wie etwa die Vorbereitung eines sog. „Pitches“ oder die Abgabe eines „Fee Estimate“).

 

Wie fördern Sie junge Berufsanfänger bei LPA-GGV?

Es ist selbstverständlich, dass unsere jungen Kollegen von Anfang an in die Mandatsarbeit eingebunden sind und Kontakt zu Mandanten haben. Alle zwei Wochen besprechen wir in unserem internen „Rechtskreis“ wichtige Entscheidungen und aktuelle Entwicklungen in den relevanten Rechtsgebieten. Daneben haben Berufsanfänger die Möglichkeit, an externen Seminaren teilzunehmen. Mit dem zuständigen Partner finden regelmäßige Feedback-Gespräche statt.

 

Welche Qualifikationen bzw. Vorkenntnisse sollte ein Berufsanfänger im Bereich Corporate / M&A mitbringen?

Neben dem juristischen Handwerkszeug sollte man über sehr gute (vorzugsweise im Rahmen eines Auslandsstudiums erworbene Englischkenntnisse) verfügen. Spezifische Kenntnisse im Bereich M&A sind nicht erforderlich, mit den Grundzügen des Gesellschaftsrechts sollte man jedoch vertraut sein. Wichtig ist uns wirtschaftliches Verständnis und die Bereitschaft und Fähigkeit, sich in neue Themenbereiche einzuarbeiten sowie genau und sorgfältig zu arbeiten – inhaltlich aber auch was Formalia anbelangt.

 

Was ist das Spannendste, Unvergesslichste, Witzigste, Aufregendste, was Ihnen bisher in ihrem Berufsalltag passiert ist?

Im Gedächtnis geblieben ist mir ein Unternehmenskauf in meinen Anfangsjahren: Vertreter der Parteien und deren Anwälte, insgesamt nicht weniger als 20 Leute, treffen sich in einem Konferenzraum, um den Kaufvertrag final zu verhandeln. Vor Öffnung der Pariser Börse am nächsten Tag, muss der Vertrag unterzeichnet sein. Der (englischsprachige) Vertragsentwurf wird auf einen riesigen Screen an die Wand projiziert. Als Junior Associate kommt mir die Aufgabe zu, Änderungen am Vertragstext direkt einzuarbeiten. Alle Augen sind auf den Screen und meine Tippfehler gerichtet (nicht nervös werden!) … Das geht den ganzen Tag, am Abend bittet man aus Zeitgründen bereits den Notar hinzu, um mit der Beurkundung beginnen zu können, obgleich man sich noch gar nicht über alle offenen Punkte geeinigt hat. Der Notar liest die ganze Nacht, dazwischen wird weiterverhandelt. (Darüber, dass beim Verlesen der Urkunde der für den Käufer Zeichnungsberechtigte unbemerkt den Raum verlassen hat und daher ein Teil der Urkunde nochmals verlesen werden muss, regt sich auch schon keiner mehr auf.) Als der Notar um 7 Uhr morgens droht zu gehen und demonstrativ beginnt, seine Sachen einzupacken, finden die Parteien auch bei dem letzten strittigen Punkt doch noch eine Einigung! Käufer und Zielunternehmen sind noch heute erfolgreich am Markt tätig und ich freue mich immer wieder, wenn mir im Alltag eines ihrer Produkte „begegnet“!

 

Was ist das Beste an der Arbeit bei LPA-GGV?

Das Team: Wenn es zeitlich eng wird oder die Kapazitäten knapp werden, sind die Kollegen jederzeit bereit einzuspringen. Die Arbeit ist abwechslungsreich: Zu unseren Mandanten zählen klassische deutsche Mittelständler und Familienunternehmen ebenso wie internationale Konzerne und Private Equity Investoren. So berät man heute das Start-up bei einer Kapitalerhöhung und morgen arbeitet man in einem internationalen Team an einer grenzüberschreitenden Transaktion.

 

Welche Einschränkungen bringt der Beruf mit sich?

Wir sind Dienstleister und wenn der Mandant am späten Abend anruft, eine Antwort oder einen Entwurf erwartet, dann hat dies Vorrang und die Verabredung muss eben kurzfristig ausfallen. Gerade das Transaktionsgeschäft bringt Phasen hoher Arbeitsbelastung mit sich. (Durchgearbeitete Nächte und/oder Wochenenden sind dennoch die absolute Ausnahme! Mit etwas Planung ist auch ein ungestörter Urlaub möglich.)

 

Was ist Ihr Ausgleich zum Büroalltag?

Ich treibe begeistert Sport und verbringe gerne Zeit mit Familie und Freunden.

 

Welche drei Begriffe assoziieren Sie mit dem Wort Jura?

Studium, Spaß und Staatsexamen (Letzteres dann doch weniger spaßig)

 

Welchen Tipp würden Sie gerne jedem Nachwuchsjuristen mitgeben:

Seien Sie offen, nutzen Sie im Studium und Referendariat die Möglichkeit, in viele Bereiche „hineinzuschnuppern“! Wenn irgend möglich, absolvieren Sie einen Teil Ihrer Ausbildung im Ausland. Und: Es muss nicht immer (nur) Jura sein!