Eine Frau mit Brille in Bürosituation

Verfasst von Marie-Theres Boetzkes|Veröffentlicht am 16.10.2023

Berufliche Veränderung als Jurist:in, aber keinen Plan, wie?

Diese 5 Schritte können Dir dabei helfen!

Dieser Artikel erscheint im Rahmen unserer dreiteiligen Artikelserie mit Maresi Boetzkes. In der Artikelserie teilt Maresi ihre Erfahrungen und Learnings, die sie während ihrer eigenen beruflichen Veränderung machen durfte.

Du weißt genau, dass du raus willst aus deinem aktuellen Job, aber du weißt überhaupt nicht, wohin als nächstes? Tausend Gedanken, die in deinem Kopf herumschwirren und sich nicht sortieren lassen? So ging es mir 2016. Mir war sonnenklar, dass ich mich verändern wollte, aber ich war völlig überfordert von der Frage: Wohin?

In diesem Artikel erkläre ich, welche 5 Schritte mir dabei geholfen haben, einen erfüllenderen Job für mich zu finden. Diese 5 Schritte sind definitiv keine Rocket Science - was sie aber von dir verlangen, ist, dich wirklich mit deiner Situation auseinanderzusetzen und ehrlich mit dir selbst zu sein. Damit du dich dorthin veränderst, wo es dir wirklich besser geht und wo du bestenfalls in Einklang mit deinen Werten, Interessen und Talenten arbeitest.

Bereit? Dann lass uns loslegen mit…

Schritt 1: Warum ein „weg von“?

Dieser Schritt sollte für dich ein leichter sein, deshalb beginnen wir mit ihm. Eine kleine „Aufwärmübung“ sozusagen. Es geht darum, dass du dir einmal klar machst, warum du dich eigentlich beruflich verändern willst:

  • Was passt alles für dich nicht im aktuellen Job?
  • Liegt es an der Art zu arbeiten, an bestimmten Personen, an Inhalten oder an der fehlenden Perspektive für dich?
  • Welche Gründe gibt es, dass du „weg von“ deinem jetzigen Job willst? 

Und schon sind wir bei…

Auf der Suche nach einem neuen Job?

Die letzte Bewerbung ist schon etwas her und du bist aus der Übung? Erhalte hier wertvolle Tipps und Unterstützung und erhalte Antworten auf diese und weitere Fragen:

  • Wie sieht der perfekte Lebenslauf aus?
  • Wie zeige ich meine Stärken und Erfahrungen?
  • Für welche Fragen sollte ich im Vorstellungsgespräch gewappnet sein?

→ Alles rund um die Bewerbung

Schritt 2: Wer bist DU?

Vielleicht zögerst du jetzt. Müsste Schritt 2 nicht eigentlich heißen: Wohin jetzt?
Nein: Schritt 2 ist der Schritt, den die meisten Menschen auslassen, wenn sie ihren Job wechseln wollen. Das ist meines Erachtens auch der Grund, weshalb viele Menschen so unzufrieden sind und beruflich nicht das finden, was sie glücklich macht. Sie wissen schlicht und ergreifend nicht, wer sie selbst sind, was sie alles an Potenzial mitbringen und welche Berufe bzw. berufliche Rahmenbedingungen auf ihre Talente und Interessen einzahlen.

Warum lassen diesen Schritt so viele Menschen aus? Ich vermute: viele verwechseln erworbene Fähigkeiten mit Talenten - zumindest war das bei mir so. Ich dachte, dass ich beruflich zufrieden sein werde, wenn ich das, was ich gelernt habe, im Job einsetze.
Aber: das Thema ist viel komplexer als gedacht – insbesondere bei uns Jurist:innen. Während unserer Ausbildung ist das Narrativ, dass wir einfach nur die magische Note von mindestens 9 Punkten erreichen müssen, damit sich all unsere Sorgen in Luft auflösen. Dass wir dann „Alles“ machen könnten mit unserem Studium. Auch ich habe daran geglaubt: dass ich, wenn ich dieses Ziel mit viel Lernen auch erreiche, NATÜRLICH später auch gerne in die Arbeit gehen würde. Denn 2x Vollbefriedigend = frei von allen (beruflichen) Sorgen, richtig? 

Ich selbst durfte lernen, dass so viel mehr nötig ist, damit ein Job zu einem erfüllenden, zufriedenstellenden Job wird. Dass ich mit zwei guten Examina und einer Promotion in Jura nicht zwangsläufig in jedem Setting glücklich sein werde. Und ich durfte für mich herausfinden, dass ich sogar erst dann richtig aufblühe, wenn ich keine juristischen Fragestellungen zu lösen habe. Für mich war das ein langer Prozess. Denn ich hatte alles, was es brauchte, um eigentlich fast alles im juristischen Bereich machen zu können. Und dennoch war ich frustriert, ausgelaugt und unglücklich in meiner Arbeit als Juristin. 

Also zurück zum Thema: Der Schlüssel lag für mich darin, zu verstehen, wie ich ticke und wer ich bin. Was ich brauche, um richtig gut zu sein. DAS ist Schritt 2. Der wichtigste, aber auch intensivste Schritt. Der Schritt, der dir vermutlich die meiste Zeit abverlangen wird. Doch dieses Zeitinvestment wird sich doppelt und dreifach für dich auszahlen: Du wirst nicht mehr im Trüben fischen, sondern wissen, was du möchtest – und was eben nicht. Du wirst zielgerichteter nach geeigneten Jobs suchen und letztlich auch den ersten Job finden, der dir Spaß macht und dich erfüllt.

Deshalb: Lasse diesen Schritt nie, nie, niemals aus, wenn es bei dir um eine berufliche Veränderung geht. Er erspart dir so viel Zeit, Nerven, Selbstzweifel und unnötige Bewerbungsgespräche!

Viele verwechseln erworbene Fähigkeiten mit Talenten - zumindest war das bei mir so. Ich dachte, dass ich beruflich zufrieden sein werde, wenn ich das, was ich gelernt habe, im Job einsetze.

Schritt 3: Brainstorming „Was wäre besser?“

Schritt 2 erledigt? Dann darfst du dir Zeit für ein Brainstorming nehmen. Das Brainstorming kann über mehrere Tage, Wochen oder sogar Monate erfolgen. Ich habe mir dafür damals ein großes DIN A2 Blatt genommen und ein sogenanntes „Vision Board“ erstellt: Immer wenn ich in Magazinen, Zeitungen oder im Internet von Unternehmen, Menschen oder Projekten gelesen habe, die ich besonders inspirierend fand, habe ich die dazu passenden Bilder und Fotos ausgeschnitten oder ausgedruckt und habe sie auf das Vision Board geklebt. Nach und nach wurde so eine bestimmte Richtung für mich sichtbar. Ich bekam einen Eindruck, was mich inhaltlich interessierte und inspirierte. 
Meine Vorstellung von meinem zukünftigen Job wurde so nochmal viel konkreter. Ich lernte in dieser Zeit unzählige spannende Unternehmen, Unternehmensformen, Rollen, Initiativen und Vereine kennen, von denen ich noch nie zuvor gehört hatte.

Schritt 4: Informationen sammeln - „Was bedeutet das konkret?“

Du wirst nach den Schritten 1-3 schon einiges für dich verstanden haben und eine konkretere Vorstellung davon entwickelt haben, wie es für dich beruflich weitergehen kann. Vielleicht kristallisiert sich schon eine bestimmte Richtung für dich heraus, vielleicht ein bestimmtes Unternehmen, eine bestimmte Kanzlei, ein bestimmtes Fachgebiet. Vielleicht aber sogar eine ganz andere Tätigkeit ohne Jura? 

Jetzt gilt es, Informationen zu sammeln. Nimm Dir den konkretesten Weg, der dich am meisten reizt und tauche tief ein. Lies in Büchern, auf Foren, kontaktiere Menschen, die so arbeiten oder dort arbeiten, wie bzw. wo du es dir vorstellst. Finde heraus, ob das, was deine Augen leuchten lässt, auch den Realitätscheck übersteht und ob du dir einen Alltag in diesem Beruf vorstellen kannst.

Entdecke, was du mit Jura machen kannst

Schritt 5: Los gehen „Jetzt gilt’s“

Und jetzt: trau dich. Du weißt, was du kannst und was du liebst. Du hast recherchiert, dich informiert, mit Menschen gesprochen. Es ist jetzt ziemlich konkret greifbar, was für dich geht und was nicht. Vielleicht hast du sogar schon einen neuen Arbeitgeber ins Auge gefasst oder liebäugelst sogar mit der Selbstständigkeit? Jedenfalls gilt es jetzt: Geh los und verändere etwas! Geh in die Richtung, in die es dich zieht. Denn

…du darfst Freude im Job haben!

…du darfst Montagmorgens Lust haben, in die Arbeit zu fahren!

…es ist DEIN Leben!

Vielleicht fühlst du dich jetzt erst einmal erschlagen und fragst dich, wie du die Zeit dafür finden sollst, all diese Schritte umzusetzen? Das kann ich verstehen, denn es ist auch eine große Aufgabe. Es dauert eine Zeit, sich die richtigen Fragen zu stellen und auch Antworten zu bekommen. Und es dauert eine Zeit, ein neues berufliches Umfeld kennenzulernen. 

Aber: Dieses Investment in dich wird dir auf Jahre und Jahrzehnte so viel Zweifel, Frust und Sorgen ersparen und so viel Freude im Job schenken. Und das sollte das Investment definitiv wert sein, oder?  

Damit auch du rückblickend sagen kannst: Ja, mit Jura kannst du alles machen!

Marie-Theres Boetzkes-author-avatar-image
Mehr Informationen zum oder zur Autor:in
Marie-Theres Boetzkes
Business Development & Trainerin

Dr. Marie-Theres „Maresi“ Boetzkes ist studierte und promovierte Juristin. Nach einigen Jahren in der Kanzleiwelt beschloss Maresi frei nach dem Motto „Mit Jura kannst du alles machen!“ ihren ganz eigenen unkonventionellen Karriereweg als Juristin einzuschlagen. Sie hat seither als Business Developerin, Trainerin für Potenzialentfaltung und Fundraiserin gearbeitet und unterstützt seit 2023 Jurist:innen dabei, ebenfalls berufliche Erfüllung zu finden. Zur Website: https://mitjurakannstduallesmachen.de