Die Karriere zu planen ist komplizierter als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Gerade das stets angepriesene Netzwerken gestaltet sich in der Praxis schwieriger als es klingt. An der Universität laufen wenig bis gar keine Anwälte größerer Kanzleien rum. In vielen Universitätsstädten gibt es keine der Großkanzleien und selbst wer einen Job an einem Lehrstuhl oder in einer kleineren Kanzlei bekommt, der hat noch lange keinen sicheren Fuß in der Tür zur Juristerei.
Daher heißt es, die Chancen, die sich schon während des Studiums ergeben, zu nutzen. Eine dieser Chancen sind auf jeden Fall Jobbörsen oder Jura Messen. Speziell für Juristen an Universitäten gibt es dabei die Karrieremessen, bei denen sich Kanzleien, aber auch Behörden bei den Studenten vorstellen, erste Kontakte geknüpft werden können und sogar Praktikastellen vergeben werden. Damit ein solcher Tag optimal genutzt werden kann, bedarf es einiger Vorbereitung. Wir zeigen dir, wie du perfekt für deine Karrieremesse gerüstet bist!
Tipp 1: Fehler vermeiden
# Dont Nr. 1: Nicht still schweigen
Auf einer Messe geht es vor allem um den Erstkontakt. Es geht weniger um fachliche Qualifikation, explizites Wissen wird eigentlich gar nicht benötigt. Es geht um den ersten Eindruck. Diesen kann man nur mit souveränem Auftreten vermitteln und dazu gehört es auch, selbst zu sprechen. Antwortet nicht nur kurz und knapp auf Fragen, sondern seid selbst interessiert, stellt Fragen und denkt immer daran: Der Gegenüber freut sich bei einer stundenlangen Messe umso mehr über spannende Gesprächspartner.
# Don't Nr. 2: Einfach mal anquatschen?
Ja, reden ist wichtig. Das bedeutet aber nicht, dass man als Bewerber einfach über die Messe flanieren und einfach die Vertreter von Unternehmen oder Kanzleien anquatschen sollte, ohne Hintergrundwissen, was diese überhaupt so machen. Man muss natürlich auch nicht die ganze Geschichte aller Aussteller kennen, Standort und Tätigkeitsfeld sollten dennoch bekannt sein. Im Zweifel spontan googlen und dann ansprechen!
# Dont Nr. 3: Geld ist auf der Messe kein Thema
Wie gesagt, es geht auf der Messe um den Erstkontakt. Verhandlungen oder gar Vertragsabschlüsse finden hier, zumindest bei Karrieremessen, nicht statt. Daher ist die Frage nach einer etwaigen Bezahlung hier völlig fehl am Platz. Insbesondere, weil die Vertreter der Sozietät oder des Unternehmens in der Regel hierfür auch gar nicht zuständig wären.
# Dont' Nr. 4: Zu lockeres Auftreten
Richtig! Die Karrieremesse ist kein Gerichtssaal und auch kein Catwalk. Nichtsdestotrotz zeigt bereits die Wahl der Kleidung, wie ernsthaft und durchdacht ein Unterfangen von Jemandem ist. Die Branche der Rechtsberatung ist in großen Teilen konservativ und ein gutes und seriöses Auftreten wird verlangt. Krawatte und Anzug müssen es auf einer Messe an der Universität vielleicht nicht sein, eine gute Hose mit Hemd und sauberen ordentlichen Schuhen sollte es hingegen auf jeden Fall sein.
# Don't Nr. 5: Manieren müssen sein
Eigentlich eine Selbstverständlichkeit – dennoch leider erwähnenswert. Auch wenn das Umfeld zum Beispiel die gewohnte Universität ist, ist dies kein normaler Tag. Das bedeutet, dass auch die Umgangsformen dem Event entsprechend anzupassen sind. Ein Kaugummi hat im Gespräch mit den Ausstellern nichts mehr im Mund verloren, ebenso wenig die Hände in den eigenen Taschen. Augenkontakt gilt als höflich dem Gesprächspartner gegenüber und auch die Wortwahl sollte dem Gegenüber angepasst werden und Informationen, sind dann eben nicht mehr „cool“ oder „krass“, sondern „interessant“.
Lektion Nr. 2: Der Dresscode
Er hat bereits bei den Dont's Erwähnung gefunden, verdient aber eine eigene kurze Lektion. Der Auftritt sollte möglichst seriös und im positiven Sinne unauffällig sein. Im Zweifel gilt die Regel, lieber ein bisschen overdressed, als zu underdressed. Wer sich also nicht sicher ist, welcher Dresscode herrscht, der greift im Zweifel doch zum Anzug. Dieser ist in der Branche eigentlich nie unpassend.
Ansonsten gilt es auch auf die kleinen Dinge Acht zu geben. Schuhe putzen, Sneaker nur bei juristischen Arbeitgebern, die dies befürworten. Im Zweifel lieber Schnürschuhe in dunklen Farben. Die Fingernägel sollten sauber und geschnitten sein, bei Männern sollte der Bart ordentlich sein. Natürlich ist heute ein Bart – auch ein sehr gepflegter Drei-Tage-Bart – kein Problem mehr. Dieser muss aber eben genau das sein: gepflegt. Selbiges gilt sowohl bei Männern als auch bei Frauen natürlich für die Haare. Übertriebener Schmuck ist ebenfalls abzulegen, Uhr, Ehering und Ohrringe sind aber natürlich ebenfalls gar kein Problem.
Von Personalern wird, wenn nicht anders vorgeschrieben, der Dresscode „Business Casual“ empfohlen.
Das bedeutet für den Mann zumindest ordentliche Schuhe, eine dunkle Hose und ein Hemd, am besten kombiniert mit einem Jacket und für Frauen ein Hosenanzug oder ein Kostüm. Damit kann eigentlich kaum etwas schiefgehen. Für diejenigen, die bei Nervosität stark zu schwitzen neigen, empfehlen sich sehr dunkle Farben, wie schwarz, blau oder eben ganz neutral weiß.
Lektion Nr. 3: Vorbereitung ist alles
Der Messetag kann stressig werden.
Damit du nicht den Überblick verlierst und dich überall dort vorstellen kannst, wo du es auch möchtest, solltest du einen genauen Plan haben.
Die Planung beginnst du am besten damit, dass du zunächst herausfindest, welche Kanzleien, Unternehmen oder Behörden auf der jeweiligen Messe anzutreffen sind und für welche davon du dich interessierst. Daraufhin versuche, wenn dies möglich ist, Termine bei diesen zu bekommen. Wenn es keine Termine gibt, solltest du dir selbst einen groben Zeitplan erstellen, wie und wann du bei wem vorstellig werden möchtest.
Dann kommt das Wichtigste: die Recherche. Damit du in den Gesprächen einen guten Eindruck hinterlassen kannst, ist es zwingend notwendig, dass du zumindest grob weißt, wo dein Gegenüber arbeitet, was er und die Kanzlei/ das Unternehmen tun und an welchen Standorten sie vertreten sind. Darüber hinaus solltest du dir grob anschauen, welche Karrieremöglichkeiten es gibt, ob es spezielle Praktikantenprogramme gibt oder aktuell studentische Hilfskräfte gesucht werden. Optimaler Weise notierst du pro geplantes Gespräch ein paar Eckdaten und ein bis zwei Fragen auf Karteikarten, die du dir kurz vor dem Gespräch noch einmal anschauen kannst und so dein Wissen noch einmal auffrischen kannst. Unterschätze nicht den Wert dieser Informationen, denn ein Messetag kann lang und die Gesichter, Unternehmen und Kanzleien sich plötzlich alle sehr ähnlich werden!
Darüber hinaus solltest du dir keinen zu straffen Zeitplan machen, damit du auch etwas Zeit für spontane Gespräche oder aber etwas hast, was dir erst auf der Messe selbst auffällt. Darüber hinaus kann ein zweites Hemd oder eine zweite Bluse für den Notfall nie schaden, denn Kaffeeflecken kommen schneller als man denkt und sehen nicht nur schlecht aus, sondern verunsichern einen selbst auch unnötig.
Lektion Nr. 4: Sei interessiert!
Eigentlich die wichtigste aller Lektionen. Informiere dich wirklich und ehrlich. Finde heraus, ob eine Kanzlei, Behörde oder ein Unternehmen wirklich interessant für dich ist und eine echte Option darstellt. Wenn dies der Fall ist, formuliere die richtigen Fragen und sei dabei ruhig ein bisschen naiv, falls du kein Rechtsanwalt mit drei Jahren Berufserfahrung bist. Deine Gegenüber sind selbst einmal Studenten gewesen und wissen, dass ein Student von der echten Anwaltstätigkeit in vielen Bereichen einfach noch gar keine Ahnung haben kann.
Suche dir daher nur Gespräche heraus, die für dich wirklich passend sind und bei denen du ein bestimmtes Ziel hast, selbst wenn es nur die ernsthafte Informationsbeschaffung über deinen Gesprächspartner ist. Termine, die dir eigentlich egal sind, werden sowieso nicht gut werden und helfen weder dir noch deinem Gegenüber.
Daher konzentriere dich lieber auf einige wichtige und für dich passende Termine, als von Termin zu Termin zu hetzen und eigentlich weder etwas zu sagen noch zu fragen zu haben!