Menschen unterhalten sich auf einer Messe

Jura Messe - Wie du potentielle Arbeitgeber von dir überzeugst

Karrieremessen sind für angehende Juristen die perfekte Möglichkeit, erste Praktika anzustoßen. Wir zeigen dir, worauf es rund um den Messetag ankommt!

Die Karriereplanung ist komplexer, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Besonders das oft empfohlene Netzwerken stellt sich in der Praxis als schwieriger heraus, als es klingt. An den Universitäten sind Anwälte größerer Kanzleien selten anzutreffen. In vielen Universitätsstädten gibt es keine Großkanzleien, und selbst ein Job an einem Lehrstuhl oder in einer kleineren Kanzlei garantiert noch keinen sicheren Einstieg in die juristische Karriere.

Daher ist es wichtig, die sich während des Studiums bietenden Chancen zu nutzen. Eine dieser Möglichkeiten sind Jobbörsen oder Jura-Messen. Speziell für Juristen an Universitäten gibt es Karrieremessen, bei denen sich Kanzleien und Behörden den Studierenden vorstellen, erste Kontakte geknüpft werden können und sogar Praktikastellen vergeben werden. Damit ein solcher Tag optimal genutzt werden kann, bedarf es einiger Vorbereitung. Wir zeigen dir, wie du perfekt für deine Karrieremesse gerüstet bist.
 

Nutzen von Karrieremessen

Laut einer Studie der Bundesrechtsanwaltskammer finden 60 % der Jurastudenten ihre Praktikumsstellen über Karrieremessen und Networking-Events. Diese Veranstaltungen bieten eine einzigartige Gelegenheit, sich über Karrieremöglichkeiten zu informieren und potenzielle Arbeitgeber persönlich kennenzulernen. Zudem haben viele Studierende durch solche Messen bereits ihre ersten beruflichen Kontakte geknüpft, die später zu festen Stellen führten.

Indem du dich gut vorbereitest und die Chancen auf Jura Karrieremessen optimal nutzt, legst du den Grundstein für eine erfolgreiche berufliche Zukunft in der Juristerei.

Tipp 1: Folgende Fehler vermeiden

 

Nicht still schweigen

Auf einer Messe geht es vor allem um den Erstkontakt. Fachliche Qualifikation und explizites Wissen sind hier weniger entscheidend. Vielmehr zählt der erste Eindruck, den du mit souveränem Auftreten hinterlässt. Dazu gehört es auch, aktiv zu sprechen. Antworte nicht nur kurz und knapp auf Fragen, sondern zeige Interesse, stelle selbst Fragen und denke daran: Dein Gegenüber freut sich gerade an stundenlangen Messetagen über spannende Gesprächspartner.

Keine Ansprache ohne Hintergrundwissen

Ja, reden ist wichtig. Das bedeutet aber nicht, dass du planlos über die Messe flanieren und Vertreter von Unternehmen oder Kanzleien ohne Hintergrundwissen ansprechen solltest. Du musst nicht die gesamte Geschichte aller Aussteller kennen, aber Standort und Tätigkeitsfeld sollten dir bekannt sein. Im Zweifel kannst du spontan googeln und dann das Gespräch suchen.

Keine Gespräche über Geld

Wie gesagt, auf der Messe geht es um den Erstkontakt. Verhandlungen oder Vertragsabschlüsse finden hier, zumindest bei Karrieremessen, nicht statt. Daher ist die Frage nach einer etwaigen Bezahlung fehl am Platz. Insbesondere, weil die Vertreter der Sozietäten oder Unternehmen in der Regel nicht für Gehaltsverhandlungen zuständig sind.

Kein zu lockeres Auftreten

Richtig, Jura Karrieremessen sind weder ein Gerichtssaal noch ein Laufsteg. Dennoch zeigt bereits die Wahl der Kleidung, wie ernsthaft und durchdacht dein Auftreten ist. Die Branche der Rechtsberatung ist in großen Teilen immer noch relativ konservativ. Ein gutes, seriöses Auftreten wird also erwartet. Krawatte und Anzug müssen es auf einer Messe an der Universität vielleicht nicht sein, aber eine gepflegte Hose, ein Hemd und saubere, ordentliche Schuhe sind ein Muss.

Grundlegende Umgangsformen beachten

Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, aber dennoch erwähnenswert: Auch wenn das Umfeld beispielsweise deine gewohnte Universität ist, handelt es sich nicht um einen normalen Tag. Das bedeutet, dass auch die Umgangsformen dem Event entsprechend angepasst sein sollten. Ein Kaugummi hat im Gespräch mit den Ausstellern nichts verloren, ebenso wenig die Hände in den Taschen. Augenkontakt gilt als höflich, und die Wortwahl sollte dem Gegenüber angepasst werden. Aus „cool“ oder „krass“ sollte dann zumindest für einige Stunden „interessant“ werden.

Tipp 2: Den passenden Dresscode finden

 

Er hat bereits bei den Don'ts Erwähnung gefunden, verdient aber eine eigene kurze Lektion. Der Auftritt sollte möglichst seriös und im positiven Sinne unauffällig sein. Im Zweifel gilt die Regel: lieber ein bisschen overdressed als underdressed. Wer sich also nicht sicher ist, welcher Dresscode herrscht, sollte im Zweifel zum Anzug greifen. Laut einer Umfrage des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberater (BDU) bevorzugen 70 % der Personaler bei Bewerbungsgesprächen einen klassischen Business-Look. Ein Anzug ist in der Branche daher eigentlich nie unpassend.

Ansonsten gilt es auch, auf die kleinen Dinge zu achten. Schuhe sollten geputzt sein, Sneaker sind nur bei juristischen Arbeitgebern angemessen, die dies explizit befürworten. Im Zweifel sind dunkle Schnürschuhe die bessere Wahl. Fingernägel sollten sauber und geschnitten sein, bei Männern sollte der Bart ordentlich gepflegt sein. Laut einer Studie von CareerBuilder gaben 44 % der Arbeitgeber an, dass ungepflegte Erscheinung ein Ausschlusskriterium bei Bewerbungen ist. Ein gepflegter Drei-Tage-Bart ist kein Problem, muss aber genau das sein: gepflegt. Dasselbe gilt für die Haare, sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Übertriebener Schmuck sollte vermieden werden; eine Uhr, Ehering und dezente Ohrringe sind hingegen in Ordnung.

Von Personalern wird, wenn nicht anders vorgeschrieben, der Dresscode „Business Casual“ empfohlen. Das bedeutet für Männer zumindest ordentliche Schuhe, eine dunkle Hose und ein Hemd, am besten kombiniert mit einem Jacket. Für Frauen bedeutet es einen Hosenanzug oder ein Kostüm. Damit kann kaum etwas schiefgehen. Laut einer Studie des Marktforschungsinstituts Harris Interactive fühlen sich 60 % der Berufseinsteiger in Business Casual am sichersten. Für diejenigen, die bei Nervosität stark schwitzen, empfehlen sich sehr dunkle Farben wie Schwarz, Blau oder ganz neutral Weiß.

Tipp 3:  Vorbereitung ist alles


Der Messetag kann stressig werden. Damit du nicht den Überblick verlierst und dich überall dort vorstellen kannst, wo du es auch möchtest, solltest du einen genauen Plan haben.

Diese Planung beginnst du am besten damit, dass du zunächst herausfindest, welche Kanzleien, Unternehmen oder Behörden auf der jeweiligen Messe anzutreffen sind und für welche davon du dich interessierst. Laut einer Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP) gaben 65 % der Bewerber an, dass sie eine gute Vorbereitung als Schlüssel zu erfolgreichen Messebesuchen sehen. Versuche also, soweit möglich, Termine bei diesen zu bekommen. Wenn es keine Termine gibt, solltest du dir selbst einen groben Zeitplan erstellen, wie und wann du bei wem vorstellig werden möchtest.

Dann kommt das Wichtigste: die Recherche. Damit du in den Gesprächen einen guten Eindruck hinterlassen kannst, ist es zwingend notwendig, dass du zumindest grob weißt, wo dein Gegenüber arbeitet, was er und die Kanzlei oder das Unternehmen tun und an welchen Standorten sie vertreten sind. Darüber hinaus solltest du dir grob anschauen, welche Karrieremöglichkeiten es gibt, ob es spezielle Praktikantenprogramme angeboten werden oder aktuell studentische Hilfskräfte gesucht sind. Eine Studie von LinkedIn zeigt, dass 79 % der Personalverantwortlichen von Bewerbern erwarten, dass sie das Unternehmen vorab recherchiert haben. Optimalerweise notierst du pro geplantes Gespräch ein paar Eckdaten und ein bis zwei Fragen auf Karteikarten, die du dir kurz vor dem Gespräch noch einmal anschauen kannst, um dein Wissen aufzufrischen. Unterschätze nicht den Wert dieser Informationen, denn ein Messetag kann lang sein und die Gesichter, Unternehmen und Kanzleien können plötzlich alle sehr ähnlich erscheinen!

Darüber hinaus solltest du dir keinen zu straffen Zeitplan machen, damit du auch Zeit für spontane Gespräche oder unvorhergesehene Gelegenheiten hast. Laut einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) empfinden 53 % der Bewerber einen flexiblen Zeitplan als vorteilhaft für spontane Networking-Möglichkeiten. Zudem kann ein zweites Hemd oder eine zweite Bluse für den Notfall nie schaden, denn Kaffeeflecken kommen schneller als man denkt und sehen nicht nur schlecht aus, sondern verunsichern einen auch unnötig.

Tipp 4: Sei interessiert

Dies ist vielleicht die wichtigste aller Lektionen. Informiere dich gründlich und aufrichtig. Finde heraus, ob eine Kanzlei, Behörde oder ein Unternehmen wirklich für dich interessant ist und eine echte Karrieremöglichkeit darstellt. Laut einer Studie der Harvard Business Review nutzen 70 % der Bewerber gründliche Recherchen, um ihre Bewerbungschancen zu verbessern. Wenn dies der Fall ist, formuliere gezielte Fragen und sei dabei ruhig ein bisschen naiv, falls du noch keine umfangreiche Berufserfahrung als Rechtsanwalt hast. Deine Gesprächspartner waren selbst einmal angehende Juristen und wissen, dass du noch nicht alle Facetten der anwaltlichen Tätigkeit kennen kannst.

Wähle daher nur Gespräche aus, die für dich wirklich relevant sind und bei denen du ein klares Ziel verfolgst, selbst wenn es nur darum geht, ernsthafte Informationen über deinen Gesprächspartner zu sammeln. Laut einer Umfrage von StepStone glauben 62 % der Arbeitgeber, dass spezifische Fragen ein Zeichen für echtes Interesse und Engagement sind. Gespräche, die dir eigentlich gleichgültig sind, werden ohnehin nicht produktiv sein und weder dir noch deinem Gegenüber nützen.

Konzentriere dich daher lieber auf einige wenige, aber für dich bedeutsame Termine, statt von einem Gespräch zum nächsten zu hetzen, ohne wirklich etwas Substanzielles zu sagen oder zu fragen zu haben. Dies steigert nicht nur die Qualität deiner Interaktionen, sondern hinterlässt auch einen positiven und bleibenden Eindruck.

Das richtige Mindset für die Karrieremesse

Unterhält man sich mit jungen Studenten, erhält man oft überraschende Einblicke in deren Denkweise bezüglich potenzieller Arbeitgeber. Viele von ihnen empfinden Angst oder zumindest großen Respekt vor den Unternehmen und deren Mitarbeitern. Sie zweifeln an ihrer Fähigkeit, einen wertvollen Beitrag leisten zu können, und fühlen sich oft als Bittsteller, wenn es um Praktika oder Jobs geht.

Im Gespräch mit Unternehmensvertretern hingegen wird deutlich, dass diese händeringend nach Arbeitskräften suchen, dringend Verstärkung benötigen und von der jungen Generation oft begeistert sind.

Es ergibt sich ein zwiespältiges Bild. Fakt ist jedoch, und das sollte junge Menschen beruhigen, dass aufgrund der wachsenden Wirtschaft und des demografischen Wandels junge angehende Juristen so gefragt sind wie lange nicht mehr. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ist die Nachfrage nach jungen Juristen in den letzten fünf Jahren um 20 % gestiegen. Unternehmen können nur durch neue Mitarbeiter weiterarbeiten und wachsen, während jungen Arbeitnehmern eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Auswahl steht.

Wer zu einer Messe oder einer Tagung geht, ist also kein Bittsteller, sondern genau der benötigte Nachwuchs, nach dem Unternehmen, Konzerne und Kanzleien dringend suchen. Natürlich ist nicht jeder Kandidat für jedes Unternehmen geeignet - das ist den meisten auch klar. Mit unterdurchschnittlichen Noten und wenig Nebentätigkeiten wird der Job oder das Praktikum beispielsweise bei Google wahrscheinlich schwierig. Dennoch rücken durch die genannten Entwicklungen und veränderten Arbeitsbedingungen immer wieder neue Fähigkeiten in den Fokus von Unternehmen und Kanzleien. Eine gegenseitige Vorstellung kann daher nie schaden. Selbst wenn keine unmittelbaren Folgen durch das Gespräch eintreten, steht man immerhin schon einmal in Kontakt und findet möglicherweise Einzug in die Kartei des Unternehmens.

Für die persönliche Einstellung gibt es drei Punkte, die besonders Anfängern im Kontakt mit Vertretern von Unternehmen und Kanzleien helfen werden:

  1. Kanzleien und Unternehmen brauchen dringend Nachwuchs Demografische Veränderungen und eine wachsende Wirtschaft erhöhen den Druck auf Unternehmen – du bist kein Bittsteller, du bist das Ziel der Aussteller. Laut einer Umfrage des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) geben 68 % der Unternehmen an, dass der Mangel an qualifizierten Fachkräften ihr Wachstum bremst.

  2. Jeder Kontakt, jedes Gespräch und jede Erfahrung bringt dich weiter Jede Interaktion öffnet Türen und eine Tür wird sich hier definitiv niemals endgültig schließen. Absagen heute können die nötige Motivation für eine Zusage von morgen sein. Eine Studie von Glassdoor zeigt, dass 85 % der Arbeitnehmer glauben, dass persönliche Netzwerke ihre Karrierechancen erheblich verbessern.

  3. Entscheidungen werden selten vor Ort gefällt und der Umgang ist immer professionell Selbst wenn früh klar wird, dass eine Zusammenarbeit momentan nicht möglich ist, wird dies stets professionell und freundlich kommuniziert. In der heutigen Zeit, in der Unternehmen um ihre Reputation besorgt sind, wirst du nie eine unfreundliche Behandlung durch einen potenziellen Arbeitgeber erfahren. Keine Angst vor Absagen oder schlechter Behandlung!

Die „Nachbereitung“ des Messebesuchs

Auch wenn es bei einer Jura Jobmesse oder ähnlichen Veranstaltungen, insbesondere für Studenten, darum geht, erste Erfahrungen zu sammeln und möglicherweise erste Kontakte zur freien Wirtschaft zu knüpfen, sollte das übergeordnete Ziel stets im Blick behalten werden.

Wenn du beispielsweise ein Praktikum anstrebst, solltest du dies im Gespräch deutlich äußern und gezielte Fragen dazu stellen. Wie oben beschrieben, ist das Thema Gehalt eigentlich tabu. In Bezug auf die Vergütung von Praktika ist es dennoch legitim, vorsichtige Formulierungen wie die folgende zu finden: „Gibt es eine Vergütung für das Praktikum, oder muss man sich während dieser Zeit selbst finanzieren?“. Laut einer Umfrage des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) erwarten 65 % der Personalverantwortlichen, dass Bewerber diesbezüglich zurückhaltend und diplomatisch vorgehen.

Es ist besonders wichtig, neben einem guten Eindruck auch deine Kontaktdaten zu hinterlassen und möglichst eine konkrete Verabredung zu erzielen. Vage Formulierungen wie „in Kontakt bleiben“ erweisen sich oft als wenig zielführend.

Eine E-Mail am Abend nach der Messe oder zumindest am nächsten Tag ist oft erfolgversprechender und erhöht sowohl den Wiedererkennungswert als auch die Chancen auf den gewünschten Praktikumsplatz. Eine Studie von CareerBuilder zeigt, dass 57 % der Personalverantwortlichen positiv auf ein schnelles Follow-up reagieren.

Eine kurze Dankesbekundung für das Gespräch, kombiniert mit einer vorsichtigen Nachfrage bezüglich des Anliegens, ist in jedem Fall angebracht. Dies ermöglicht häufig ein schnelles und echtes Vorstellungsgespräch oder sogar eine direkte Zusage. Laut einer Umfrage des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) haben Bewerber, die sich zeitnah nach einem ersten Gespräch melden, eine um 30 % höhere Chance auf eine positive Rückmeldung.
 

Vor Jobmessen brauchen selbst junge und unerfahrene Juristen keine Angst zu haben. Im Gegenteil: alles, was dort passiert, wird dir nützlich sein. Du kannst wertvolle Erfahrungen sammeln, wichtige Kontakte knüpfen, neue Motivation finden und möglicherweise sogar den passenden Job oder ein Praktikum ergattern. Mit einer gezielten Vorbereitung, die nur wenige wesentliche Punkte umfasst, kannst du einen positiven Eindruck bei den Ausstellern hinterlassen. Der Aufwand ist im Verhältnis zu den sich bietenden Chancen äußerst gering. Nutze also diese Gelegenheit, um den Grundstein für deine erfolgreiche Karriere zu legen.