Menschen unterhalten sich auf einer Messe

Veröffentlicht am 04.12.2025

Jura Messe - Wie du als Jurist:in beim Erstkontakt überzeugst

Karrieremessen sind für angehende Jurist:innen die perfekte Möglichkeit, erste Kontakte zu knüpfen. Wir zeigen dir, worauf es ankommt!

Die Karriereplanung ist komplexer, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Laut einer Studie der Bundesrechtsanwaltskammer finden 60 % der Jurastudenten ihre Praktikumsstellen über Karrieremessen und Networking-Events. Diese Veranstaltungen bieten eine einzigartige Gelegenheit, sich über Karrieremöglichkeiten zu informieren und potenzielle Arbeitgeber persönlich kennenzulernen. Zudem haben viele Studierende durch solche Messen bereits ihre ersten beruflichen Kontakte geknüpft, die später zu festen Stellen führten.

Indem du dich gut vorbereitest und die Chancen auf Jura Karrieremessen optimal nutzt, legst du den Grundstein für einen erfolgreichen Berufseinstieg in der Juristerei.

Tipp 1: Überzeugende Kommunikation und Umgangsformen

Auf einer Karrieremesse geht es vorrangig um den Erstkontakt. Fachliche Qualifikation und explizites Detailwissen sind hier weniger entscheidend als der erste Eindruck, den du mit souveränem und interessiertem Auftreten hinterlässt.
 

Aktiv und aufmerksam sein

Antworte nicht nur kurz und knapp auf Fragen, sondern zeige echtes Interesse, stelle selbst Fragen und denke daran: Dein Gegenüber freut sich gerade an stundenlangen Messetagen über spannende Gesprächspartner:innen. Ziel ist ein Dialog, kein Verhör.

Konkrete Hilfe für den Einstieg: Beginne das Gespräch mit einer kurzen, präzisen Selbstvorstellung, die sofort dein Interesse signalisiert:
„Guten Tag, mein Name ist [Name], ich studiere im [Semester] und habe eure Kanzlei/euer Unternehmen vorab recherchiert. Ich interessiere mich besonders für euren Bereich [spezifisches Rechtsgebiet]. Könntest du mir kurz erzählen, wie ein typischer Fall in diesem Bereich aussieht?“


Keine Ansprache ohne Hintergrundwissen

Reden ist wichtig, aber nicht planlos. Du musst nicht die gesamte Historie aller Aussteller:innen kennen, aber Standort und Tätigkeitsfeld sollten dir bekannt sein. Eine Ansprache ohne jegliches Vorwissen wirkt respektlos und unvorbereitet. Nutze die Messelisten der Veranstalter:innen für deine Vorrecherche (siehe auch Tipp 3).


Fokus auf Inhalt – Nicht über Geld sprechen

Auf der Messe geht es um den Beziehungsaufbau. Verhandlungen oder Vertragsabschlüsse finden hier nicht statt. Die Frage nach einer etwaigen Bezahlung ist daher fehl am Platz, zumal die Gesprächspartner:innen in der Regel nicht für Gehaltsverhandlungen zuständig sind. Konzentriere dich darauf, die Karrieremöglichkeiten zu verstehen.

Hinweis: Lediglich vorsichtige Formulierungen zur Vergütung von Praktika können im Verlauf eines sehr konkreten Gesprächs legitim sein, sollten aber niemals der erste oder wichtigste Punkt sein.


Grundlegende Umgangsformen beachten

Auch wenn das Umfeld deine gewohnte Universität ist, handelt es sich um eine formelle Veranstaltung. Das bedeutet:

  • Kaugummi hat im Gespräch mit Aussteller:innen nichts verloren.
  • Die Hände bleiben nicht in den Hosentaschen.
  • Augenkontakt gilt als höflich und aufmerksam.
  • Die Wortwahl sollte dem Gegenüber angepasst sein. Aus „cool“ oder „krass“ sollte dann zumindest für einige Stunden „interessant“ werden.
  • Das Smartphone bleibt in der Tasche, um volle Aufmerksamkeit zu signalisieren.

 


Tipp 2: Der passende Dresscode (Business Casual)

Dein Auftritt sollte möglichst seriös und im positiven Sinne unauffällig sein. Dies ist besonders wichtig, da die juristische Branche in weiten Teilen noch immer relativ konservativ ist. Die Wahl deiner Kleidung zeigt, wie ernsthaft und durchdacht dein Auftreten ist.
 

Die goldene Regel: Lieber Overdressed

Im Zweifel gilt die Regel: Lieber ein bisschen overdressed als underdressed. Gerade in Branchen wie der Rechtsberatung, die größtenteils konservativ geprägt ist, signalisierst du mit einem gehobenen Look maximalen Respekt und Professionalität.

 

Dein Business Casual Check:

Bereich Juristen Juristinnen
Oberteil / Outfit
  • Langärmeliges Hemd (Weiß, Hellblau oder Pastelltöne).
  • Ideal: Kombiniert mit Sakko/Jacket.
  • Die Krawatte ist optional, aber kein Fehler.
  • Hosenanzug, Kostüm oder Bluse/Feinstrickteil mit Blazer.
  • Sollte stets gebügelt und gepflegt sein.
Unterteil / Rock
  • Dunkle Anzugs- oder Stoffhose (Navy, Anthrazit, Grau).
  • Jeans sind tabu.
  • Dunkle Stoffhose, Rock oder Kleid.
  • Länge: Mindestens knielang.
  • Strumpfhose (auch bei Wärme) ist in konservativen Kanzleien der sicherere Weg.
Schuhe
  • Geputzte, dunkle Lederschnürschuhe.
  • Business-Sneaker sind für den ersten Kontakt riskant.
  • Geschlossene Pumps, Loafer oder elegante, flache Schuhe.
  • Auf sehr hohe Absätze verzichtest du besser.

 


Das A und O: Gepflegtes Erscheinungsbild

Unabhängig vom gewählten Look: Ungepflegtes Auftreten ist ein schnelles Ausschlusskriterium. Achte auf die kleinen Details, die deinen Gesamteindruck bestimmen:

  • Die Kleidung muss sauber, gebügelt und fleckenfrei sein (ein Notfallhemd in der Tasche schadet nie, siehe Tipp 3).
  • Schuhe müssen geputzt sein.
  • Fingernägel sollten sauber und geschnitten sein.
  • Dezenter Schmuck (Uhr, Ehering, kleine Ohrringe) ist in Ordnung; auffälliger oder „klimpernder“ Schmuck lenkt ab.
  • Bei Männern: Der Bart muss ordentlich gepflegt sein.

Zahlen, die für den Dresscode sprechen:

  • Laut einer Umfrage des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberater (BDU) bevorzugen 70 % der Personaler:innen bei Bewerbungsgesprächen einen klassischen Business-Look. Dies bestätigt, dass du mit einem Anzug oder Kostüm immer auf der sicheren Seite bist.
  • Die Wichtigkeit des ersten visuellen Eindrucks ist enorm: Studien zeigen, dass über 82 % der HR-Verantwortlichen in Deutschland großen Wert auf das professionelle Erscheinungsbild legen und dieses in die Entscheidung in den ersten 90 Sekunden miteinbeziehen. Dein Outfit hat also direkten Einfluss auf deine Wahrnehmung.

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Tipp 3: Vorbereitung ist alles

Der Messetag kann stressig werden. Damit du nicht den Überblick verlierst und dich überall dort vorstellen kannst, wo du es auch möchtest, solltest du einen genauen Plan haben.
 

Planung und Logistik

Diese Planung beginnst du am besten damit, dass du zunächst herausfindest, welche Kanzleien, Unternehmen oder Behörden auf der jeweiligen Messe anzutreffen sind und für welche davon du dich interessierst.

  • Versuche, soweit möglich, Termine bei deinen Top-Arbeitgeber:innen zu bekommen.
  • Wenn es keine Termine gibt, erstelle dir selbst einen groben Zeitplan, wie und wann du bei wem vorstellig werden möchtest.
  • Plane aber nicht zu straff! Eine Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ergab, dass 53 % der Bewerber:innen einen flexiblen Zeitplan als vorteilhaft für spontane Networking-Möglichkeiten empfinden.
  • Laut einer Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP) gaben 65 % der Bewerber:innen an, dass sie eine gute Vorbereitung als Schlüssel zu erfolgreichen Messebesuchen sehen.
     

Inhaltliche Recherche

Damit du in den Gesprächen einen guten Eindruck hinterlassen kannst, ist es zwingend notwendig, dass du zumindest grob weißt, wo dein Gegenüber arbeitet, was die Kanzlei oder das Unternehmen tut und an welchen Standorten sie vertreten ist.

Optimalerweise notierst du pro geplantes Gespräch ein paar Eckdaten und ein bis zwei Fragen auf Karteikarten, die du dir kurz vor dem Gespräch noch einmal anschauen kannst. Unterschätze nicht den Wert dieser Informationen!

Deine Recherche-Checkliste: Die 3 wichtigsten Fragen für Jurist:innen

Überlege dir Fragen, die echtes inhaltliches Interesse zeigen, jenseits von „Was macht ihr so?“:

  • Spezialisierung: „Ich interessiere mich für euer **[spezifisches Rechtsgebiet]**. Setzt ihr in diesem Bereich bereits Legal Tech ein, und wenn ja, wie hat das die Arbeit eurer Anwält:innen verändert?“
  • Kanzleikultur: „Angenommen, ich würde als Praktikant:in anfangen: Wie sieht in der Praxis die Verteilung der Aufgaben zwischen Partner:innen, Associates und Referendar:innen aus?“
  • Entwicklung: „Welche Weiterbildungs- und Mentoring-Angebote gibt es speziell für Berufseinsteiger:innen in eurer Praxisgruppe?“
     

Die Notfall-Ausrüstung

Gehe auf Nummer sicher, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein:

  • Ein zweites Hemd oder eine zweite Bluse für den Notfall kann nie schaden (Kaffeeflecken passieren schneller als gedacht).
  • Bringe 5–10 gedruckte Kurz-Lebensläufe (CVs) mit. Auch wenn vieles digital läuft, kannst du mit einem physischen Dokument bei einem guten Gespräch einen bleibenden, greifbaren Eindruck hinterlassen.
  • Denke an ausreichend Visitenkarten oder Notizmaterial, um Kontaktdaten deines Gegenübers schnell und korrekt festzuhalten.

Daten zur Erwartungshaltung:

  • Eine Studie von LinkedIn zeigt, dass 79 % der Personalverantwortlichen von Bewerber:innen erwarten, dass sie das Unternehmen vorab recherchiert haben.
  • Zudem glauben 62 % der Arbeitgeber:innen (StepStone), dass spezifische Fragen ein Zeichen für echtes Engagement und Interesse sind – der direkte Beweis, dass deine Vorbereitung zählt.

Tipp 4: Interesse zeigen – Vom Gespräch zur Nachbereitung

Dies ist die wichtigste aller Lektionen: Informiere dich gründlich und aufrichtig. Finde heraus, ob eine Kanzlei, Behörde oder ein Unternehmen wirklich für dich interessant ist und eine echte Karrieremöglichkeit darstellt. Konzentriere dich daher lieber auf einige wenige, aber für dich bedeutsame Termine, statt von einem Gespräch zum nächsten zu hetzen, ohne wirklich etwas Substanzielles zu sagen oder zu fragen zu haben.
 

Wahre dein Interesse im Gespräch

Wenn du echtes Interesse hast, formuliere gezielte Fragen (siehe Tipp 3) und sei dabei ruhig ein bisschen „naiv“, falls du noch keine umfangreiche Berufserfahrung als Anwält:in hast. Deine Gesprächspartner:innen waren selbst einmal angehende Jurist:innen und wissen, dass du noch nicht alle Facetten der anwaltlichen Tätigkeit kennen kannst.

Wichtig: Wenn du beispielsweise ein Praktikum anstrebst, solltest du dies im Gespräch deutlich äußern und gezielte Fragen dazu stellen.

 

Interesse beweisen durch Nachbereitung (Follow-up)

Der Messebesuch endet nicht am Stand. Um das geknüpfte Interesse zu kapitalisieren, ist die sofortige Nachbereitung entscheidend.

  • Sorge dafür, neben einem guten Eindruck auch deine Kontaktdaten zu hinterlassen und die Visitenkarte deines Gegenübers zu erhalten.
  • Strebe möglichst eine konkrete Verabredung an (z. B. "Darf ich Ihnen morgen eine E-Mail mit meinem Kurz-Lebenslauf senden?"). Vage Formulierungen wie „in Kontakt bleiben“ sind wenig zielführend.

 

Muster für die Follow-up-E-Mail:

Halte die E-Mail kurz, persönlich und zielgerichtet:

Betreff: Unser Gespräch auf/bei [Name des Events] – [Dein Name]

Sehr geehrte/r Frau/Herr [Name],

vielen Dank noch einmal für das freundliche und informative Gespräch gestern auf der [Name der Messe]. Ich fand unseren kurzen Austausch über [konkretes Thema nennen, z. B. den Einsatz von Legal Tech] besonders spannend.

Wie besprochen, sende ich dir anbei meinen Kurz-Lebenslauf und würde mich sehr freuen, wenn wir bezüglich einer [Praktikumsstelle/studentischen Mitarbeit] in deiner [Praxisgruppe] in Kontakt bleiben könnten.

Mit freundlichen Grüßen,
[Dein Name]

Daten & Statistiken


Die Wirkung von echtem Interesse:

  • Laut einer Studie der Harvard Business Review nutzen 70 % der Bewerber:innen gründliche Recherchen, um ihre Bewerbungschancen zu verbessern. Der Aufwand lohnt sich also.
  • Fokussierte Gespräche, bei denen du ein klares Ziel verfolgst, steigern nicht nur die Qualität deiner Interaktionen, sondern hinterlassen auch einen positiven und bleibenden Eindruck.

 

Die Wichtigkeit des Follow-Ups:

  • Eine E-Mail am Abend nach der Messe oder zumindest am nächsten Tag ist oft erfolgversprechender. Eine Studie von CareerBuilder zeigt, dass 57 % der Personalverantwortlichen positiv auf ein schnelles Follow-up reagieren.
  • Laut einer Umfrage des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) haben Bewerber:innen, die sich zeitnah nach einem ersten Gespräch melden, eine um 30 % höhere Chance auf eine positive Rückmeldung.

Das richtige Mindset für die Jura Messe

Viele junge Jurist:innen empfinden großen Respekt vor potenziellen Arbeitgeber:innen - oft direkt verbunden mit der Angst vor Job Absagen - und fühlen sich oft als Bittsteller:innen. Das ist nicht nötig! Die Fakten zeigen ein anderes Bild: Aufgrund der wachsenden Wirtschaft und des demografischen Wandels bist du als angehende:r Jurist:in so gefragt wie lange nicht mehr.

Wer zu einer Messe geht, ist kein:e Bittsteller:in, sondern genau der benötigte Nachwuchs, nach dem Unternehmen, Konzerne und Kanzleien dringend suchen. Du bist das Ziel der Aussteller:innen!

 

Die Faktenlage:

  • Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ist die Nachfrage nach jungen Jurist:innen in den letzten fünf Jahren um 20 % gestiegen.
     

Drei mentale Punkte, die dir helfen werden:

  1. Kanzleien und Unternehmen brauchen dringend Nachwuchs: Du bist nicht in der Defensive, sondern das Ziel der Arbeitgeber:innen. Laut einer Umfrage des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) geben 68 % der Unternehmen an, dass der Mangel an qualifizierten Fachkräften ihr Wachstum bremst – sie warten auf dich.
  2. Jeder Kontakt, jedes Gespräch und jede Erfahrung bringt dich weiter: Jede Interaktion öffnet Türen und eine Tür wird sich niemals endgültig schließen. Eine Studie von Glassdoor zeigt, dass 85 % der Arbeitnehmer:innen glauben, dass persönliche Netzwerke ihre Karrierechancen erheblich verbessern.
  3. Entscheidungen werden selten vor Ort gefällt: Selbst wenn früh klar wird, dass eine Zusammenarbeit momentan nicht möglich ist, wird dies stets professionell und freundlich kommuniziert. Du musst keine Angst vor Absagen oder schlechter Behandlung haben.

Nutze diese wertvollen Tipps, um auf jeder Karrieremesse selbstbewusst aufzutreten und wichtige Kontakte zu knüpfen. Eine erfolgreiche Messe ist jedoch nur der Anfang – denn auch im späteren Kanzleialltag kommt es auf die richtigen Umgangsformen an. Für einen umfassenden Überblick über den allgemeinen Knigge für Jurist:innen ist es daher ratsam, die Etikette der gesamten Rechtsbranche zu beherrschen.