Phase II: Selbstführung und Kommunikation
In dieser Phase geht es darum, die gesammelten Daten und Fakten mit der richtigen kommunikativen Souveränität zu präsentieren. Gerade hier müssen Juristinnen darauf achten, dass ihre Forderung nicht durch stereotype Vorurteile neutralisiert wird.
1. Das Narrativ der Leistung etablieren
Um das Risiko des „Double Bind“ (Bestrafung für selbstbewusste Kommunikation) zu minimieren, musst du deine Leistung proaktiv und sachlich kommunizieren, bevor das Gehaltsgespräch überhaupt beginnt.
- Sichtbarkeit als Routine: Mache es zur Routine, Erfolge und positive Rückmeldungen (z.B. von Mandanten) nicht nur intern zu archivieren, sondern gezielt mit Kolleg:innen und Vorgesetzten zu teilen.
- Fakten sprechen lassen: u verhandelst nicht, weil du Geld brauchst, sondern weil die von dir erbrachten Kennzahlen (Punkt II) eine Neubewertung deines Wertes erfordern.
2. Souveränität in der Gesprächsführung
Die Forderung muss präzise, klar und unmissverständlich sein. Nutze deine analytische Vorbereitung als juristisches „Beweismittel“.
- Der klare Start: Beginne das Gespräch mit einer eindeutigen Nennung deiner Forderung (Anker), untermauert durch die wichtigsten Erfolgs-KPIs. Vermeide Umschweife oder einleitende Entschuldigungen.
- Die Zuhör-Strategie: Lass nach Nennung deiner Forderung eine Pause. Frauen (wie auch Männer) neigen dazu, Stille aus Höflichkeit mit Rechtfertigungen zu füllen – widerstehe diesem Impuls. Die Stille verschiebt den psychologischen Druck zum Verhandlungspartner.
- Die Frage als Werkzeug: Sollte dein:e Vorgesetzte:r versuchen, das Thema abzulenken oder die Forderung vage abzulehnen, nutze offene, sachliche Fragen, um das Gespräch auf die Fakten zurückzuführen:
Beispiel: „Ich habe in den letzten 12 Monaten das Volumen X erbracht. Welchen konkreten Einfluss auf diesen Wert hätten Sie sich gewünscht, um die volle Gehaltssumme zu bewilligen?“
3. Körpersprache und Selbstführung
Deine nonverbale Kommunikation muss deine verbale Professionalität unterstützen.
- Die Haltung: Halte während des gesamten Gesprächs eine aufrechte, entspannte Haltung bei direktem Blickkontakt. Dies signalisiert Vertrauen in deine vorbereiteten Fakten.
- Klarheit im Ton: Wähle einen Tonfall, der sachlich und bestimmt ist – vermeide sowohl aggressives Fordern als auch übertriebene Sanftheit. Der Ton sollte den professionellen Kalkulator (dein Mindset-Shift) widerspiegeln.
- Konsequenz zeigen: Bleibe bei deiner präzisen Forderung. Ein Herunterhandeln ist Teil des Spiels, aber weiche nicht ohne klare Gegenleistung (z.B. zusätzliche Benefits) von deinen Minimalzielen ab.