Zahlen & Daten zur Teilzeitarbeit von Jurist:innen
Das Teilzeit-Modell für Jurist:innen war lange primär ein Instrument, welches vor allem für den Wiedereinstieg nach der Elternzeit genutzt wurde.
Doch die oft zitierte Work-Life-Balance errreicht zunehmend auch Kanzleien und andere juristische Arbeitgeber, welche sich einer Generation von Jurist:innen gegenüber sieht, die Faktoren wie Lebensqualität und Selbstbestimmung in ihrer Arbeitgeberwahl berücksichtigen. Um weiterhin Top-Talente zu gewinnen, wird die Bereitstellung flexibler Modelle für einige Kanzleien zur absoluten Notwendigkeit.
Aber wie sieht die juristische Realität in Zahlen aus? Das ist entscheidend:
- Der allgemeine Trend: Im gesamten deutschen Arbeitsmarkt arbeiten laut Statistischem Bundesamt aktuell über 40,1 % der Erwerbstätigen in Teilzeit (Stand Dez. 2025).
- Die Juristen ziehen nach: Auch in der Anwaltschaft steigt die Teilzeitquote spürbar. Laut aktuellen Zahlen des Soldan Instituts waren es zuletzt rund 23 % aller Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte, die in Teilzeit tätig waren.
- Die Diskrepanz: Bei genauerer Betrachtung ist die Teilzeit noch stark weiblich dominiert. Rund 42 % der Anwältinnen arbeiten in Teilzeit, wohingegen bei den Männern nur etwa 16 % dieses Modell nutzen. Dies zeigt, dass hier noch große Potenziale für eine gleichberechtigte Ausgestaltung bestehen.
Die hohe Arbeitslast in Vollzeit
Jurist:innen, insbesondere in der Anwaltschaft, gehören zu den Berufsgruppen mit den längsten Arbeitszeiten.
| Aspekt |
Wert (ca.) |
Kontext |
| Ø Wochenarbeitszeit (Anwälte, Vollzeit) |
51,1 Stunden |
Deutlich über dem Durchschnitt anderer Branchen. |
| Wochenarbeitszeit (Großkanzleien) |
55 – 60 Stunden |
Hier sind die Belastungen am extremsten. |
Effizienz als Argument für Teilzeit
Die Forschung zeigt, dass eine höhere Stundenzahl nicht zwingend zu einem proportional höheren Ertrag führt.
Der Umsatz pro gearbeiteter Stunde beginnt bei Anwälten ab ca. 59 Wochenstunden zu sinken.*
Das bedeutet: Die Notwendigkeit, die Arbeit in einer reduzierten Stundenzahl zu erledigen, zwingt Juristen zu höherer Effektivität, besserer Organisation und gezielter Priorisierung. Teilzeit kann die Produktivität pro Stunde steigern.
Teilzeitquoten und Geschlechtergefälle
Obwohl die Teilzeitquote im gesamten Berufsstand gestiegen ist, bleibt sie eine primär weibliche Option.
| Gruppe |
Teilzeitquote (ca.) |
Kontext |
| Gesamte Anwaltschaft |
23 % |
Kontinuierlicher Anstieg im juristischen Bereich. |
| Rechtsanwältinnen |
42 % |
Stark dominante Nutzung durch Frauen, oft für Kinderbetreuung. |
| Rechtsanwälte |
16 % |
Deutlich geringere Nutzung, was auf ein Ungleichgewicht hindeutet. |
| Ø Wochenarbeitszeit (Teilzeit) |
25,2 Stunden |
Die angestrebte Reduzierung der Belastung. |
Fazit: Teilzeit ist der direkte Weg, die Belastung von durchschnittlich über 51 Stunden pro Woche zu senken. Der Erfolg dieses Modells hängt aber maßgeblich davon ab, ob die reduzierte Arbeitszeit realistisch eingehalten werden kann und nicht zur "Unechten Teilzeit" (volle Arbeitslast bei weniger Gehalt) führt.
* Quelle: Soldan Institut