Kommunalreferentin Kristina Frank im New Lawyers Podcast

Verfasst von Laura Hörner|Veröffentlicht am 02.08.2023

Wie kommt man von der Justiz in die Politik?

Kommunalreferentin Kristina Frank im New Lawyers Podcast

Richterin zu werden, war immer Kristina Franks Traum – trotzdem hat sie nach einigen Jahren in der Justiz zu ihrer jetzigen Tätigkeit als Kommunalreferentin der Stadt München gewechselt. In dieser Folge des New Lawyers Podcasts von Talent Rocket spricht sie mit Alisha Andert unter anderem davon, was sie zu diesem Wechsel bewogen hat, wie ihr Arbeitsalltag heute aussieht und darüber, welche Erfahrungen sie während ihrer Auslandsstationen im Referendariat machen konnte.

 

Mit einem einfachen Karrieretipp hat es Kristina Frank weit gebracht: „Einfach machen und aufs Bauchgefühl hören“. Schon als Schülerin wusste sie, dass sie einmal Richterin werden und so zur Gesellschaft beitragen möchte. Seitdem hat sie auf dieses Ziel hingearbeitet – nicht zuletzt dank eines Lehrers, der damals ihre Leidenschaft gefördert hat.

Frank legt großen Wert darauf, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Im Studium entschied sie sich deshalb dafür, auch das Justizsystem anderer Länder kennenzulernen. Einfach war das nicht – damals war es nicht üblich, im Jurastudium ins Ausland zu gehen. Zudem fehlte ihr das Geld: Ihre Eltern konnten sie finanziell nicht unterstützen und das Bafög war, wie sie selbst sagt, ein Tropfen auf den heißen Stein. Ihr Studium zog sie deshalb so schnell wie möglich durch, nutzte aber das Referendariat für eine Auslandsstation in Indonesien und Australien.

Die neusten Folgen des New Lawyers Podcast

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Kulturschocks in Australien und Indonesien

Auch wenn sie diese Erfahrung als sehr wertvoll ansieht, gab es in während ihres Auslandsaufenthalts doch den ein oder anderen Kulturschock. Die Kanzlei, in welcher sie in Jakarta arbeitete, bescheinigte ihr in ihrem Ausbildungszeugnis ein zu großes Selbstbewusstsein. Als Frau bekam sie zudem oftmals in Restaurants nichts zu essen, weil sie nicht von einem Mann begleitet wurde.

In Sydney war Frank in der Außenhandelskammer tätig und beriet australische Bürger:innen zum deutschen und deutsche Bürger:innen zum australischen Rechtssystem. Hier begegneten ihr juristische Praktiken, die in Deutschland nicht denkbar wären – zum Beispiel erzählt sie von einem Verfahren gegen eine Gruppe junger Erwachsenen, deren Gespräch mit ihrem Rechtsanwalt aufgezeichnet und im Verfahren abgespielt wurde.

Nachdem der Auslandsaufenthalt ihr Budget erschöpft hatte, brauchte Frank bei ihrer Rückkehr nach München dringend einen Job – und wurde dort erst einmal mit dem langwierigen Einstellungsverfahren des Staates konfrontiert. Anstatt also direkt eine Laufbahn als Richterin einzuschlagen, hörte sie wieder auf ihr Bauchgefühl und ging auf das Angebot der Kanzlei Deckert ein. Nach fast drei Jahren entschied sie sich dann doch für den Staat und kam über die Station in der Staatsanwaltschaft endlich ins Richteramt.

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Von der Justiz in die Politik – Stelle als Kommunalreferentin

Hier ist Franks berufliche Reise aber noch lange nicht zu Ende. Denn neben ihrer Arbeit in der Justiz wurde sie 2014 auch in den ehrenamtlichen Stadtrat Münchens gewählt und übernahm das Amt der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der CSU-Fraktion – sie war nun also zur Hälfte Richterin und zur Hälfte Stadträtin und Sprecherin in zahlreichen Ausschüssen. In beiden Jobs findet Frank Erfüllung. „Was mich ja immer sehr sehr stark angetrieben hat, ist wirklich tatsächlich was besser zu machen. Einen Nutzen für die Gesellschaft zu haben. Im Namen des Volkes mein Urteil zu sprechen oder jetzt im Namen der Münchnerinnen und Münchner Dinge umzusetzen“, erzählt sie. Letztendlich konnte sie sich für die Politik noch ein wenig mehr begeistern als fürs Richteramt.

Was mich ja immer sehr sehr stark angetrieben hat, ist wirklich tatsächlich was besser zu machen. Einen Nutzen für die Gesellschaft zu haben. Im Namen des Volkes mein Urteil zu sprechen oder jetzt im Namen der Münchnerinnen und Münchner Dinge umzusetzen.
- Kristina Frank

Aus ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit wurde nach ihrer Wahl zur berufsmäßigen Stadträtin schließlich eine Vollzeitstelle. Ihr Richteramt ruht momentan, allerdings hat sie ein Rückkehrrecht und ist so, wie sie betont, nicht auf die Politik oder Lobbyarbeit angewiesen. Als Kommunalreferentin hat sie unter anderem die Ressortverantwortung für städtische Immobilien, ist also zum Beispiel zuständig für Grundstücksvorratspolitik oder An- und Verkäufe. Zudem gehören die Land- und Forstwirtschaft, die Märkte und die Abfallwirtschaft zu ihren Zuständigkeiten. Dabei arbeitet sie sehr strategisch – eine Vorgehensweise, die Jurist:innen kaum kennen.

Anders als in ihrem ehrenamtlichen Amt hat Frank nun kein Stimmrecht mehr, sondern schreibt stattdessen Beschlussvorlagen und bringt Anträge in den Stadtrat ein. Eine große Umstellung von der Tätigkeit als Richter:in, bei der sie selbst es war, die die Entscheidungen traf. Dafür kann Frank in ihrem Ressort jetzt auf ganz andere Art ihre Heimatstadt verändern – und freut sich immer über Bewerbungen von Jurist:innen, die es ihr gleichtun möchten.

 

Dich interessiert, wie das System der Stadträte in München genau funktioniert? Oder du fragst dich, wie eine Tätigkeit als Jurist:in im Stadtrat aussehen kann? Dann hör doch mal rein in diese Folge des New Lawyers Podcasts!

Die Themen dieser Folge im Überblick:

 

Ab 01:58: Icebreaker-Frage: Was war der beste Karrieretipp, den du bekommen hast?

Ab 03:30: Wann begann dein Interesse für Jura?

Ab 06:00: Referendariat in Sydney und Jakarta

Ab 13:58: Wie bist du in einer Großkanzlei gelandet?

Ab 17:26: Die Station bei der Staatsanwaltschaft

Ab 21:44: Karriere als Richterin

Ab 25:52: Wie funktioniert das System der Stadträte in München?

Ab 29:27: Wie verändert sich der Alltag durch ein berufsmäßiges Mandat?

Ab 32:24: Was gefällt dir so sehr an deinem Amt als Stadträtin?

Ab 35:31: Welche Karrieremöglichkeiten gibt es im Kommunalreferat?

Ab 38:56: Welchen Karrieretipp hättest du dir gewünscht?

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Laura Hörner
Kulturwirtschaft Uni Passau

Als freie Autorin schreibt Laura Hörner bei TalentRocket über Themen rund um die juristische Karriere. Besonders interessiert sie sich dabei für die vielfältigen Karrierewege, die Jurist:innen offenstehen.