Martina Flade, Jugendrichterin und Rechts-Influencerin, im New Lawyers Podcast

Verfasst von Laura Hörner|Veröffentlicht am 07.05.2025

Martina Flade – Gehört die Justiz auf Social Media?

Die Anwältin, ehemalige Jugendrichterin und Legal Influencerin im New Lawyers Podcast

Vom Amtsgericht direkt zu Instagram: Martina Flade ist Anwältin, ehemalige Straf- und Jugendrichterin am Amtsgericht Chemnitz und klärt in ihrer Freizeit in den sozialen Medien über das Recht auf. Mit Magdalena Oehl spricht sie in dieser Folge des New Lawyers Podcast unter anderem über ihren beruflichen Werdegang, über ihr Engagement auf Instagram und Co. sowie über die Bedeutung von Social Media für die Justiz.

 

Martina Flade wurde von ihrem Stiefvater adoptiert. Das langwierige und schwierige Verfahren hinterließ schon damals großen Eindruck bei ihr – besonders die Rechtsanwältin, welche die Adoption trotz unterschiedlicher Nationalitäten der Eltern möglich machte, inspirierte sie. Flade beobachtete: Wer viel weiß, kann anderen helfen.

Später entschloss sie sich dazu, selbst Jura zu studieren, war Straf- und Jugendrichterin am Amtsgericht Chemnitz und ist heute Rechtsanwältin im Strafrecht. Trotz ihres jungen Alters erfährt sie dort viel Respekt von den angeklagten Jugendlichen. Sie erzählt, dass sie schnell Zugang zu Personen findet und gut zuhört – das würden auch die Angeklagten merken.

Mehr spannende Einblicke in juristische Berufsbilder findest du im New Lawyers Podcast

Der Job als Richter:in lässt sich gut mit der Familie vereinbaren

Martina Flade ist selbst Mutter und wusste deshalb ihre Stelle als Richterin besonders zu schätzen. Sie erzählt, dass sie in ihrem Job eine 40-Stunden-Woche sowie Home Office Möglichkeiten hatte und sich ihre Zeit gut selbst einteilen konnte. Vor allem die Einführung der E-Akte, für welche Flade neben ihrer Richtertätigkeit als Dozentin tätig ist, werde in Zukunft für Richter:innen noch mehr Flexibilität bei der Wahl ihres Arbeitsorts ermöglichen.

Nicht überall in der Justiz gebe es solche Arbeitszeiten und manche Gerichte seien deutlich überlasteter, betont Flade – dennoch sei es durchaus möglich, solche Stellen zu finden.

Verteidiger:innen erkennen sie manchmal vor Gericht

Neben ihrem früheren Richteramt ist Flade in ihrer Freizeit auch jetzt noch in den sozialen Medien aktiv. Sie teilt dort ihren Arbeitsalltag, klärt über rechtliche Themen auf, berichtet aber auch aus ihrem Alltag – zum Beispiel darüber, wie sie Familie und Beruf vereinbart.

Dabei trifft sie auf viel Interesse und Zuspruch, muss aber vereinzelt Kritik einstecken – auch von manchen älteren Kolleg:innen, die der Meinung sind, Richter:innen gehören nicht auf Social Media. Vor Gericht hatte Flade aufgrund ihres öffentlichen Auftritts noch nie Probleme gehabt. Hin und wieder werde sie sogar von Verteidiger:innen erkannt, die meist sehr offen seien.

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Social Media ist wichtig für die Zukunft der Justiz

Mit ihrem Auftritt auf Social Media gibt Flade nicht nur einen Einblick in ihr Leben, sondern leistet auch Aufklärungsarbeit. Sie erzählt, dass die sozialen Medien vor allem von jungen Menschen oft als einzige Informationsquelle genutzt werden. Möchte man Fake News und populistischen Meinungen etwas entgegensetzen, müsse man dort selbst aktiv sein. Flade klärt deshalb auf zu kontroversen Themen wie beispielsweise einem Pädophilie-Gesetz, der Trunkenheit am Steuer von E-Scootern oder dem Jugendrecht selbst. Von manchen werde letzteres als “Kuschelrecht” wahrgenommen, erzählt sie. Sie selbst schätzt jedoch die Möglichkeiten, auf die Persönlichkeit des Täters einwirken zu können und sich nicht mit Geld- und Freiheitsstrafen zufriedengeben zu müssen.

Wenn man auf Social Media nicht stattfindet, dann kann man [...] nicht zeigen, wie interessant dieser Beruf ist.
- Martina Flade

Auch für den Beruf der Richter:in machte Flade Werbung. Das ist wichtig, weil die Justiz mit einem Personalmangel zu kämpfen hat, der sich in den nächsten Jahren nur noch verstärken wird. Social Media sei auch eine Jobbörse und für den Beruf von Richter:innen gebe es viel Interesse – gerade weil dieser bisher sehr verschlossen war. “Wenn man auf Social Media nicht stattfindet, dann kann man [...] nicht zeigen, wie interessant dieser Beruf ist”, erklärt Flade. Es tue sich aber bereits einiges in diesem Bereich und es gebe immer mehr Justizcontent auf den sozialen Plattformen.

 

Dich interessiert, wie viel Zeit Martina Flade in ihren Content steckt, wie sie die Aufmerksamkeit ihrer Follower gewinnt und wie man mit Justizcontent viral gehen kann? Dann hör doch mal rein in diese Folge des New Lawyers Podcasts von Talent Rocket!

Die Themen dieser Folge im Überblick:

 

  • Ab 2:04: Icebreaker-Frage: Was wolltest du als Kind werden?
  • Ab 3:20: Wie bist du Richterin geworden?
  • Ab 4:44: Welche Eigenschaften sollte man als Richter:in mitbringen?
  • Ab 5:20: Richterschaft in Sachsen und Bayern
  • Ab 6:22: Wie hoch ist der Arbeitsaufwand im Richteramt?
  • Ab 7:49: Die Umstellung auf die E-Akte
  • Ab 8:50: Personalmangel im öffentlichen Dienst
  • Ab 10:25: Sind Zusatzqualifikationen wichtig für das Richteramt?
  • Ab 11:16: Straf- und Jugendrichterin: Wie sind deine Erfahrungen als Frau?
  • Ab 13:02: Welchen Vorurteilen begegnest du in den sozialen Medien?
  • Ab 14:40: Erkennen dich Leute vor Gericht?
  • Ab 15:28: Was ist dein Content-Konzept?
  • Ab 16:40: Rechtsaufklärung: Was ist besonders gefragt?
  • Ab 22:04: Wie gewinnt man die Aufmerksamkeit von rechtlich Interessierten auf Social Media?
  • Ab 24:28: Der Zeitaufwand des Social Media Auftritts
  • Ab 28:13: Wie vereint man Richteramt und Familie?
  • Ab 29:34: Kritik auf Social Media
  • Ab 31:14: Der Austausch mit deiner Community
  • Ab 32:00: Sollte die Justiz stärker auf Social Media aktiv sein?
  • Ab 34:31: Was sind deine Tipps für den Start auf Social Media?
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Laura Hörner
Kulturwirtschaft Uni Passau

Als freie Autorin schreibt Laura Hörner bei TalentRocket über Themen rund um die juristische Karriere. Besonders interessiert sie sich dabei für die vielfältigen Karrierewege, die Jurist:innen offenstehen.