Bayrischer Landtag

Wie ich als Steuer-Jurist zum Bayerischen Landtag kam

Wolfgang Fackler, MdL, erklärt, warum man als Mitglied des Landtags nicht unbedingt Politik studiert haben muss

Wolfgang Fackler, MdL ist seit 2013 Mitglied des Bayerischen Landtags und Vorsitzender des Ausschusses für Fragen des öffentlichen Dienstes. In den Jahren 2008 bis 2013 war er als Steuer-Jurist in der Bayerischen Finanzverwaltung tätig, zuletzt als Leiter einer Betriebsprüfungsstelle.

Wolfgang Fackler CSU

Für Donau-Ries im Landtag: Wolfgang Fackler

Herr Fackler, Ihr Lebenslauf ist alles andere als 08/15. Würden Sie uns einen kleinen Einblick in die wichtigsten Stationen gewähren?

Meinem Lebenslauf würde ich die Überschrift geben „Wege entstehen dadurch, dass wir sie gehen“ (Franz Kafka). Nach meiner Ausbildung beim Finanzamt und dem parallelen Jura-Studium wollte ich verschiedenste Erfahrungen sammeln.

So habe ich zum Beispiel als Rechtsanwalt und Steuerberater und später als Leiter einer Betriebsprüfungsstelle gearbeitet. Dadurch kenne ich mich in der freien Wirtschaft und im Beamtentum aus. Davon profitiere ich nicht nur thematisch.


Welche Station in Ihrem Lebenslauf hat Sie am meisten bereichert und möchten Sie auf keinen Fall missen?

Wenn Sie nach der einen Station fragen, dann ist das meine derzeitige Tätigkeit als Mitglied des Bayerischen Landtags, die ich seit 2013 ausübe. Als Politiker bin ich täglich im Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern und erfahre, wie die Menschen ihren Alltag meistern, welche Sorgen sie umtreiben und was sie anspornt. Das wahre Leben also!

Haben Sie Ihren Karriereweg von Anfang an geplant? Oder kam vielmehr eins zum anderen, wie man so schön sagt?

In der Tat kam eines zum anderen. Natürlich hatte ich mir ein Ziel gesetzt und wollte Steuerberater werden. Das habe ich erreicht. Durch den Blick nach links und nach rechts bin ich auf einem anderen spannenden Weg gelandet.
 

Wenn Sie noch einmal am Anfang Ihrer beruflichen Karriere wären, was würden Sie heute anders machen?

Wenn ich am Anfang Dinge anders gemacht hätte, dann wäre mein Leben sicher anders verlaufen. Da ich ganz zufrieden bin, stelle ich mir gar nicht die Frage, was ich im Nachhinein korrigieren würde.
 

Sie haben einige Jahre als Steuer-Jurist in der bayerischen Finanzverwaltung gearbeitet. Was hat Ihnen an dieser Tätigkeit am meisten Spaß gemacht?

Als Leiter einer Betriebsprüfung hatte ich eine hohe Verantwortung. Mir haben die Nähe und der Austausch zur Wirtschaft und den Betrieben gefallen. Ich habe immer praktikable Ansätze, mentale Stärke, aber auch Fairness der Prüfer gefordert.
 

Welche Qualifikation muss man als Steuer-Jurist oder Steuer-Juristin in der Finanzverwaltung mitbringen, um erfolgreich sein zu können?

Entscheidungsfreude, Fingerspitzengefühl, Verständnis für Belange der Beschäftigten und gleichzeitig klare Ansagen und die Bereitschaft, Entscheidungen zu vertreten, auch wenn es unangenehm ist.
 

Seit 2013 sind Sie nun Mitglied des bayerischen Landtags. Was hat Sie als Steuer-Jurist dorthin verschlagen? Wie kam es dazu?

„Verschlagen“ würde ich nicht sagen. Vielmehr haben mich die Wähler und Wählerinnen in meinem Stimmkreis Donau-Ries zweimal als Stimmkreisabgeordneten in den Landtag gewählt und mir damit ihr Vertrauen „geschenkt“.

Neben meiner beruflichen Tätigkeit habe ich mich zusätzlich politisch als Stadtrat in Donauwörth und als Vorsitzender der CSU Donauwörth engagiert. Als sich die Chance auf die Kandidatur als Landtagskandidat bot, habe ich zugegriffen.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag aktuell bei Ihnen aus?

Die Arbeitstage sind sehr vielfältig. Sie beginnen mit dem Lesen der Heimatzeitung und anderer Medien. Danach geht es entweder ins Stimmkreisbüro in Donauwörth oder nach München in den Landtag. Dort beschäftige ich mich dann mit der inhaltlichen Arbeit in meinen Ausschüssen. Im Stimmkreis stehen zudem viele Einladungen zu Veranstaltungen an.

Oft kommen Bürger zu mir und brauchen Unterstützung. Des Weiteren unterstütze ich unsere 44 Kommunen im Landkreis bei wichtigen Projekten, von denen die Menschen profitieren. Ich bin viel unterwegs, rund 70 Stunden die Woche.
 

Für welchen „Juristentyp“ eignet sich eine Karriere im Landtag?

Ich würde sagen eher für den Typ „Konfliktanwalt“ – also weniger faktenorientiert, mehr emotional gesteuert und durchsetzungsstark.
 

Welche Kenntnisse und Fähigkeiten werden hierfür vorausgesetzt?

Man muss in der Lage sein, sich schnell in die wichtigsten Themen einzuarbeiten und Generalist sein. Die Menschen erwarten Antworten auf alle Fragen: von der Landwirtschaft über die Kinderbetreuung bis zum Hochwasserschutz.
 

Welche Entwicklungsmöglichkeiten gibt es für Juristen und Juristinnen im Landtag?

Im Landtag und als Politiker sind eher politisches Gespür gefragt und persönliches Einfühlungsvermögen. Ein juristisches Verständnis hilft natürlich bei der Einarbeitung in Themen und Gesetze und bei der ein oder anderen Anfrage, vor allem in Krisenzeiten.
 

Haben Sie das Gefühl, dass Sie beruflich nun endlich angekommen sind?

Das Gefühl, beruflich angekommen zu sein, hatte ich bereits in der Betriebsprüfung von 2010 bis 2013. Politik ist dagegen immer eine Aufgabe auf Zeit, deshalb sollte man aus meiner Sicht für eine berufliche Veränderung immer offen sein. Ehrlich gesagt wäre es sogar fahrlässig, wenn nicht.

Im Landtag und als Politiker sind eher politisches Gespür gefragt und persönliches Einfühlungsvermögen.
Wolfgang Fackler

Welcher Karriereschritt war für Sie persönlich der wichtigste, um heute dort zu stehen, wo Sie nun sind?

Die Wahl zum Vorsitzenden des CSU-Ortsverbandes Donauwörth im Jahr 2009 sowie die Stichwahl zum Direktkandidaten für die CSU Donau-Ries im Jahr 2013.
 

Gibt es eine lustige Anekdote aus Ihrem Berufsalltag?

Im Jahr 2014 war ich erstmals zum Neujahrsempfang unseres bayerischen Ministerpräsidenten eingeladen. Der Abend ist mir auch deshalb noch in besonderer Erinnerung, weil ich mein Jugendidol Jean-Marie Pfaff traf. Der charismatische Ex-Torwart des FC Bayern München lief mir zufällig über den Weg. Ich freute mich so sehr, dass ich ihm reflexartig über eine große Entfernung zuwinkte und ihn wie selbstverständlich mit seinem Vornamen ansprach. Jean-Marie Pfaff schaute zwar zunächst etwas irritiert, wer ich denn sein könnte. Auf seine lockere und höfliche Art erwiderte er aber meinen Gruß und ich konnte mich kurz mit ihm austauschen.
 

Wie können Nachwuchsjuristen und Nachwuchsjuristinnen Ihre Karriere optimieren? Haben Sie einen Tipp parat, Herr Fackler?

Ich kann jedem nur empfehlen, neben der Juristerei mit zwei Beinen im Leben zu stehen und ein Hobby zu haben. Nur so findet man den nötigen Pragmatismus im Beruf.

Wie ist Ihr Fazit?

Politik ist unglaublich fordernd, vor allem wenn man gewisse Ansprüche an sich und sein Lebensumfeld hat. Und die Erfahrungen, die man macht, sind sehr hilfreich und sollten sinnvoll eingesetzt werden.

Ich hoffe, das gelingt mir weiterhin auf meinem weiteren beruflichen und politischen Weg!

Vielen Dank, Herr Fackler!

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