Dresscode und Erscheinungsbild von Jurist:innen

Veröffentlicht am 20.11.2025

Dresscode für Juristen - so kleidet man sich richtig

Vom Bewerbungsgespräch zum Casual Friday - Dress Code und Unternehmenskultur gehen oft Hand in Hand. Hier erfährst du, wie du alles richtig machst!

Im juristischen Berufsleben ist die Kleidung ein wichtiges Statement und untrennbar mit dem ersten Eindruck verbunden. Seriosität, Respekt und Kompetenz – all das signalisierst du durch dein Outfit. Während traditionelle Kanzleien auf den klassischen Anzug (Dunkelblau/Anthrazit) und das Kostüm bestehen, lockert sich der Dresscode in modernen Umfeldern hin zu Smart Casual (gepflegte Jeans, Sakko). Das A und O: Sauberkeit, Passform und Kontext. Ob du vor Gericht stehst oder im Büro arbeitest – dein Look hängt immer vom Kanzleityp ab und sollte stets so gewählt sein, dass er dein Selbstbewusstsein stärkt. Erfahre, welche Details du beachten musst, um in der Rechtsbranche stilistisch immer den richtigen Ton zu treffen.

1. Die goldene Regel: „Es kommt darauf an!“

Der wohl wichtigste Ratschlag in der Rechtswelt gilt auch für die Kleiderwahl: Der Dresscode hängt stark vom Umfeld ab.

Großkanzlei vs. Kleinere Kanzlei

Als Rechtsanwältin und Gründerin der Garde-Robe, einem Bekleidungsshop für Jurist:innen, betont Frau Dr. Laura Kubach den Unterschied im Alltag:

Dr. Kubach: „In der Großkanzlei muss man ständig für ganz hohen Besuch gestylt sein – schließlich könnte einem der Geschäftsführer eines Aktienkonzerns zufällig auf dem Flur begegnen…“
  • In einer Großkanzlei ist der klassische Business-Look (Anzug/Kostüm) damit also meist Standard, da jederzeit Mandantenbesuche oder wichtige Besprechungen anstehen können.
  • In kleineren Kanzleien ist mehr Flexibilität möglich. Dennoch gilt: Halte immer ein komplettes Business-Outfit als Notfall-Garderobe im Büro bereit, falls unerwartet ein Termin ansteht.
     

2. Selbstbewusst auftreten: Der Dresscode für Juristinnen

Gerade für Berufsanfängerinnen ist es wichtig, im traditionell männlich dominierten Umfeld Präsenz zu zeigen. Dr. Kubach rät dazu, gezielt Kleidung zu wählen, die mit einem Gefühl von Stärke einhergeht:

Dr. Kubach: „Einer jungen Juristin würde ich vor allem raten, sich so anzuziehen, dass sie selbstbewusst auftreten kann, weil sie sich wohl fühlt. – Und zwar nicht deshalb, weil die Kleidung besonders bequem ist, sondern weil sie einerseits zur Situation passt und andererseits dieses gewisse „Power“-Gefühl vermittelt.“


Die wichtigsten Empfehlungen:

  • Outfit-Wahl: Hosenanzüge oder Kostüme in dunklen Farben (Schwarz, Dunkelblau, Grau) sind die sicherste Wahl.
  • Schnitt: Gerade zu Beginn können dunkle, eher maskulin geschnittene Hosenanzüge dabei helfen, den gewünschten, selbstbewussten Look zu erzielen und dem "Ach-schau-mal-wie-niedlich"-Blick entgegenzuwirken.
  • Rock/Kleid: Sollte knielang oder das Knie umspielen. In konservativen Umfeldern ist das Tragen von Strumpfhosen Pflicht, selbst bei hohen Temperaturen.
  • Schuhe: Gepflegte Pumps oder elegante Flats.
     

3. Der Klassiker für Herren: Zeitlos und Dezent

Unabhängig vom Kanzleityp ist der Anzug die sicherste und würdevollste Wahl, insbesondere beim ersten Eindruck, bei Mandantenterminen und vor Gericht. Hier zählt die Liebe zum Detail, denn ein schlecht sitzender oder ungepflegter Anzug untergräbt sofort die professionelle Wirkung. Setze auf zeitlose Eleganz, bei der Farben und Schnitte konservativ bleiben, um maximale Seriosität auszustrahlen.

Kleidungsstück Empfehlung No-Go (konservative Kanzleien)
Anzug Dunkle Farben (Dunkelblau, Anthrazit). Dezente Muster (z.B. Nadelstreifen) sind erlaubt. Achte auf eine perfekte Passform. Beige oder Braun.
Hemd Hell, vorzugsweise Weiß oder Hellblau. Gerne starker Kontrast zum Anzug. Wähle einen passenden Kragen (Kent oder Haifisch). Kurzarmhemden; zu knallige Farben.
Krawatte Dezent, keine auffälligen Muster. Aus Seide. Der Knoten sollte sauber gebunden sein (z.B. einfacher Windsor). Krawatten weglassen, wenn das Umfeld sie verlangt.
Schuhe & Gürtel Schwarz und blank geputzt. Gürtel und Schuhe farblich abstimmen (immer Leder). Braune Schuhe (besonders abends/in sehr konservativen Firmen).
Socken Schwarz, lang genug, um auch im Sitzen kein Bein zu zeigen. Auffällige Muster oder kurze Socken.

Stilsicher in den neuen Job!

4. Der Umgang mit Robe und Gerichtsterminen

Vor Gericht wird die Kleidung durch die Robe überdeckt, doch auch darunter ist ein gepflegtes Auftreten Pflicht.

  • Für Juristinnen, die einen würdevollen und selbstbewussten Auftritt wünschen, können moderne, speziell entworfene Roben eine Unterstützung sein, da die Passform wichtig für die Wahrnehmung ist.
Dr. Kubach: „Mit den Roben für Damen möchten wir es [bei Garde-Robe] ermöglichen, dass auch eine zierliche Frau vor Gericht würdevoll auftreten kann und sich viel leichter selbstbewusst und ernstgenommen fühlt!“


5. Casual Friday und erste Tage: Keine Experimente

Die Interpretation des "Casual Friday" ist von Kanzlei zu Kanzlei unterschiedlich und muss vor Ort erkundet werden. Es ist selten echte Freizeitkleidung.

Was akzeptiert ist: In der Regel gehören dazu Chino-Hosen, dunkle, gepflegte Jeans, ein Hemd ohne Krawatte oder gehobene Strickwaren sowie Blazer/Sakko.

Was tabu ist: Normale Freizeitkleidung wie Kapuzenpullis, abgetragene Sneaker, Shorts oder T-Shirts mit Aufdruck sind zu vermeiden.

 

6. Overdressed ist besser als Underdressed

In der Juristerei gibt es kaum ein "Overdressed". Der Rat lautet fast immer, lieber etwas schicker zu erscheinen, um unangenehmes Auffallen zu vermeiden:

Dr. Kubach: „Was nicht passieren sollte ist, dass man wegen „unzureichender Kleidung“ unangenehm auffällt. Im Zweifel also immer eher etwas schicker und frisch aus der Reinigung.“

Ein stets gepflegtes Erscheinungsbild – von sauberen Schuhen bis hin zu frisch gereinigter Kleidung – ist die wichtigste Grundlage für einen souveränen Auftritt, nicht nur beim Bewerbungespräch als Rechtsanwält:in.

Doch die Kleidung ist nur der Anfang. Der Kleidungsstil ist nur ein Teil der professionellen Außenwirkung. Auch die Umgangsformen, die Kommunikation mit Mandanten und das Verhalten im Gerichtssaal fallen ins Gewicht. Um in allen beruflichen Situationen Souveränität zu zeigen, hilft es, sich mit den speziellen Knigge-Regeln für Juristen auseinanderzusetzen.