Booster durch Corona – neue Arbeitsmodelle seit 2022

 Veröffentlicht am 14.11.2022.

New Work Special: Flexible Arbeitsmodelle in der Kanzlei

Anamaria Scheunemann und Thorsten Nagl von FROMMER LEGAL im Interview

Anamaria Scheunemann arbeitet seit 2014 als Rechtsanwältin bei der Kanzlei FROMMER LEGAL. Ihre Schwerpunkte liegen im Datenschutz und Compliance, Medien- und Entertainmentrecht sowie im Urheberrecht. Aktuell ist Anamaria Scheunemann in Teilzeit als Supervisor der Inhouse Legal Affairs tätig und absolviert nebenher ein zusätzliches Studium.  

Thorsten Nagl ist seit 2009 Rechtsanwalt und seit 2016 bei der Kanzlei FROMMER LEGAL. FROMMER LEGAL betreut insbesondere großvolumige Mandate in der Medienbranche, aber auch in der Automobilbranche. In der Kanzlei ist er in der Litigation-Abteilung tätig. Er wohnt mit seiner Familie etwa 80 km vom Kanzleistandort entfernt und arbeitet vollständig aus dem Homeoffice.

 

Anamaria Scheunemann und Thorsten Nagl
Anamaria Scheunemann und Thorsten Nagl

Frau Scheunemann, Sie sind Supervisor der Inhouse Legal Affairs bei FROMMER LEGAL. Wie hat sich Ihr Werdegang gestaltet und aus welchen Gründen haben Sie sich für die Kanzlei entschieden?

Anamaria Scheunemann: Bereits in meinem Studium hatte ich einen Schwerpunkt auf das Thema Geistiges Eigentum gelegt und habe daher nach dem Studium in diesem Bereich eine Tätigkeit gesucht. Die Stellenausschreibung von FROMMER LEGAL hat mich damals überzeugt, da die Kanzlei wenig mit dem verstaubten Image üblicher Rechtsanwaltskanzleien gemein hat.

Außerdem hat mich natürlich die Liste prominenter Mandant:innen beeindruckt. In der Kanzlei geblieben bin ich wegen der vielen tollen Kolleg:innen und weil die Tätigkeit hier als Teamleistung verstanden wird. Zusätzlich wurden mir hier immer wieder neue Möglichkeiten aufgezeigt, mich selbst weiterzuentwickeln und mein Tätigkeitsfeld zu erweitern.

Ein Grund ist sicher auch, dass mir die Kanzlei ein Sabbatical ermöglicht hat, um die Welt zu bereisen und mich auch während meines Zweitstudiums nach Kräften unterstützt, etwa durch ein flexibles Stundenmodell. Dieses hohe Maß an Flexibilität und dem Eingehen auf die Wünsche der Mitarbeitenden habe ich immer als außergewöhnlich empfunden – und auch ziemlich viel in Anspruch genommen. 
 

Wie haben Sie den Wiedereinstieg nach Ihrem Sabbatical bei FROMMER LEGAL empfunden und welche Tätigkeiten umfasst Ihre Position?

Anamaria Scheunemann: Der Wiedereinstieg ist mir gut gelungen. Ein bisschen Sorgen macht man sich nach einer längeren Auszeit natürlich immer, ob man sich schwertun könnte bei der Rückkehr in den Arbeitsalltag. Diese Sorgen waren bei mir aber absolut unbegründet, was sicher auch damit zu tun hat, dass mich meine Abteilung so herzlich wieder aufgenommen hat. Ich bin nach dem Sabbatical zunächst wieder in die Litigation Abteilung zurückgegangen, in der ich vorher tätig war und immer sehr gerne gearbeitet habe. Als mir allerdings nach einigen Monaten die Chance angeboten wurde, einen eigenen Bereich aufzubauen, habe ich natürlich sofort angenommen. Meine Tätigkeit umfasst insbesondere die Bereiche Datenschutz, Compliance, Vertragsrecht und Vertragsmanagement. 
 

Haben sich die Zusammenarbeit mit Mandant:innen und die interne Kommunikation sowie der soziale Austausch mit Kolleg:innen durch vermehrtes mobiles Arbeiten – also Homeoffice merklich verändert?

Anamaria Scheunemann: Ja und Nein. Natürlich haben sich einige Abläufe merklich geändert und fast alle internen Prozesse funktionieren mittlerweile digital. Tatsächlich überrascht mich rückblickend aber selbst, wie klein der Unterschied ist für das Arbeitsklima und die Zusammenarbeit im Team.

Die Stellenausschreibung von FROMMER LEGAL hat mich damals überzeugt, da die Kanzlei wenig mit dem verstaubten Image üblicher Rechtsanwaltskanzleien gemein hat.
Anamaria Scheunemann

Herr Nagl, Sie sind als Rechtsanwalt in der Abteilung Litigation bei FROMMER LEGAL tätig und arbeiten 100 % remote. War das schon immer so und wie konnten Sie die Kanzlei davon überzeugen, nur noch aus dem Homeoffice zu arbeiten?

Thorsten Nagl: Anfangs habe ich zu 100 % vor Ort in der Kanzlei gearbeitet und bin dazu täglich gependelt. Allerdings ermöglichte es mir die Kanzlei aufgrund der hohen Pendelzeit, teilweise (in der Regel 1 bis maximal 2 Tage in der Woche) aus dem Homeoffice zu arbeiten. Den großen Schub hat die Corona-Pandemie 2020 gegeben, als sämtliche Mitarbeiter:innen aus Infektionsschutzgründen aus dem Homeoffice arbeiten sollten.

2021 konnte ich auch über die Pandemie hinaus eine 100 % Remote-Option wählen. Hier hat die Pandemie sicherlich einige allgemeine Vorbehalte beseitigt und aufgezeigt, dass eine Tätigkeit aus dem Homeoffice ebenso produktiv sein kann wie vor Ort.
 

Sie sind als Professional bei FROMMER LEGAL eingestiegen. Was genau ist darunter zu verstehen und wie hat sich Ihr Einstieg in der Kanzlei gestaltet?

Thorsten Nagl: Grundsätzlich rekrutiert die Kanzlei für die Abteilung Litigation gerne aus den eigenen Reihen, um Mitarbeiter:innen und Nachwuchstalente zu fördern. Sei es aus einer anderen Abteilung, etwa aus dem Bereich Enforcement (außergerichtliche Fallbearbeitung), oder aus Referendar:innen in der Abteilung. Da ich jedoch bereits zuvor in einer anderen Kanzlei vergleichbare urheberrechtliche Mandate betreut habe, habe ich direkt als – ich meine als der erste – Professional mit Berufungserfahrung in der Litigation Abteilung angefangen, der kein eigenes Kanzleigewächs war. Trotz meiner Berufserfahrung ist mir ein Mentor zur Seite gestellt worden, mit dem ich mich auf Augenhöhe ausgetauscht habe und der mir insbesondere die operativen Abläufe in der Abteilung näher gebracht hat. Das hat mir den Start bei FROMMER LEGAL sehr erleichtert.
 

Durch die Corona-Pandemie waren Kanzleien gezwungen umzudenken und schnell auf die Situation zu reagieren. Ist FROMMER LEGAL die Umstellung gelungen und welche Änderungen haben sich fest etabliert?

Thorsten Nagl: Wie bereits erwähnt, hat die Pandemie zu einem Umdenken, auch bei FROMMER LEGAL, geführt was Tätigkeiten aus dem Homeoffice betrifft. Die Möglichkeit, 100 % (oder auch teilweise) remote zu arbeiten betrifft nicht nur mich, sondern auch weitere Kolleg:innen – die kanzleiweite Homeofficequote liegt bei 60 %. Wie bei Umstrukturierungen üblich, verlief auch hier nicht alles reibungslos – es war ein Prozess. Insgesamt ist die Umstellung jedoch – vor allem schnell – gelungen.

Die Hardware wurde insofern umgestellt, dass ich nun von unterwegs und von zu Hause arbeiten kann. Meetings werden per Videokonferenz abgehalten, ebenso wie der regelmäßige fachliche Austausch oder Feedbackgespräche. Letztlich hat sich damit nur der „Raum“ für eine Besprechung ins Virtuelle verlagert.

„Gemeinsam. Auf Augenhöhe. Agil.“

Frau Scheunemann, Sie haben neben Ihrer Tätigkeit nochmal ein Studium begonnen. Wie lässt sich das mit Ihrem Arbeitspensum in einer Führungsposition vereinbaren und inwiefern kann Ihre Kanzlei Sie hierbei unterstützen?

Anamaria Scheunemann: Ein zweites Studium war ein großer Wunsch von mir. Nicht, weil mir der Beruf als Anwältin nicht gefällt, sondern weil ich mich fachlich nochmal weiterentwickeln wollte. Die Kanzlei hat mich von Beginn an unheimlich unterstützt. Nicht nur durch eine Reduzierung der Wochenarbeitsstunden, sondern auch durch die Möglichkeit, diese jeweils im neuen Semester an meine Stundenpläne anzupassen. Mit meiner Position vereinbaren lässt sich das nur, weil alle Beteiligten mir dabei helfen. Das gilt sowohl für die Kanzlei, als auch für das Team. 
 

Ist die Einführung von Homeoffice Ihrer Ansicht nach eine Bereicherung für den juristischen Arbeitsmarkt und was bedeutet New Work für Sie, Frau Scheunemann?

Anamaria Scheunemann: Ich persönlich halte die Einführung von Homeoffice bzw. mobiler Arbeit für einen großen Gewinn. Es müssen allerdings bestimmte Voraussetzungen dafür erfüllt sein. Der große Mehrwert liegt aus meiner Sicht darin, dass wir den Menschen so ermöglichen, unterschiedliche Lebensentwürfe besser mit ihrer Tätigkeit zu vereinbaren. Das klappt aber nur, wenn Arbeitgeber verstehen, dass es dann keine schablonenartige Lösung für alle Mitarbeitenden geben kann, sondern dass die konkrete Ausgestaltung flexibel sein muss. Das bedeutet für mich New Work.

Ich denke, dass wir in dieser Entwicklung erst am Anfang stehen und finde es gut, dass die Kanzlei hier schon sehr früh angefangen hat, New Work zu leben und hier stetig neue Ideen und Konzepte entwickelt – denn das geht weit über die Ermöglichung flexibler Arbeitszeiten hinaus.

Aus meiner persönlichen Situation heraus liegen die Vorteile einer Remote-Tätigkeit ganz klar im Zeitgewinn sowie der Flexibilität.
Thorsten Nagl

Litigation und Prozessführung – wenn sich ein Streit vor Gericht nicht verhindern lässt. Herr Nagl, ist die Arbeit vor Ort in Ihrem Fachbereich ein „Muss” und haben sich Gerichtsprozesse seit Corona verändert?

Thorsten Nagl: Litigation bezeichnet im Ergebnis letztlich nur den Rechtsstreit vor Gericht. Hier sind meine Kolleg:innen und ich sicherlich häufiger anzutreffen, als manch anderer Rechtsanwalt. Aber das macht die Tätigkeit in der Litigation auch aus. Im Idealfall hält sich die Tätigkeit am Schriftsatz die Waage mit der Tätigkeit vor Gericht, auch wenn es hier immer mal wieder Verschiebungen des Schwerpunktes in die eine oder andere Richtung gibt.

Für die Schriftsatzarbeit ist die Arbeit vor Ort in der Kanzlei sicherlich kein Muss. Für die Gerichtstermine sieht das anders aus. Diese müssen in der Regel vor Ort bei Gericht wahrgenommen werden. Allerdings hat auch hier die Pandemie der Digitalisierung Vorschub geleistet, sodass sich gerade in den von FROMMER LEGAL betreuten Mandaten im Laufe der Pandemie immer mehr Gerichtsverfahren in den virtuellen Raum (§ 128a ZPO) verlagert haben. Hier ist sodann eine Arbeit vor Ort ebenfalls kein „Muss“ mehr.
 

100 % remote – welche Vor- und Nachteile hat das aus Ihrer Sicht?

Thorsten Nagl: Aus meiner persönlichen Situation heraus liegen die Vorteile einer Remote-Tätigkeit ganz klar im Zeitgewinn sowie der Flexibilität. So spare ich mir täglich doch ca. 2,5 Stunden Pendelzeit. Diese Zeit kommt in arbeitsschwachen Phasen der Familie und Freizeit zugute. In arbeitsintensiven Phasen lässt sich die Arbeit durch den Zeitgewinn und die Flexibilität der Arbeitserbringung besser mit einem Familienleben vereinbaren, etwa durch Pausen zum gemeinsamen Abendessen oder zum Kinder ins Bett bringen.

Nachteil einer insbesondere 100 % Remote-Tätigkeit, ist der Verlust der sozialen Komponente beim Arbeiten. So fehlt etwa der kurze Plausch mit Kolleg:innen beim Kaffee oder die Möglichkeit auf ein Feierabendbier. Die soziale Komponente kann meines Erachtens virtuell nicht adäquat kompensiert werden.

Ihr Fazit?

Anamaria Scheunemann: Ich denke, dass wir mit New Work eine sehr interessante Entwicklung erleben, die noch lange nicht abgeschlossen ist. Für mich persönlich zeigt sich das in der Möglichkeit, neben dem Beruf nochmal zu studieren. Ich bin nicht sicher, ob ich diesen Schritt ohne die Möglichkeiten von Homeoffice und New Work in dieser Form gegangen wäre. Wichtig ist meines Erachtens, dass wir diese Entwicklung alle mitgestalten und auch mitgestalten können. 

Thorsten Nagl: Auch wenn viele Arbeitnehmer:innen während der Pandemie in eine Homeoffice-Tätigkeit gezwungen wurden, so habe ich diese positiv wahrgenommen und mich daher auch bewusst für eine weitergehende 100 % Remote-Lösung entschieden. Ich würde mich jederzeit wieder für eine Remote-Tätigkeit entscheiden. Wichtig ist hierbei aber sicherlich auch das häusliche Umfeld. Ich habe ein eigenes Arbeitszimmer, in dem ich ungestört arbeiten kann. Wenn ich meine Arbeitstätigkeit vom Küchentisch oder dem Wohnzimmer aus erledigen müsste, würde meine Entscheidung vermutlich anders ausfallen.

Vielen Dank, Frau Scheunemann und Herr Nagl!


🎙 Kanzleigründer & Rechtsanwalt Björn Frommer im TalentRocket-Podcast

Björn Frommer ist Rechtsanwalt und Managing Partner der Kanzlei FROMMER LEGAL sowie Gründungsmitglied und Beirat des Legal Tech Verbands Deutschland. Seine Kanzlei gilt als Vorreiter in der digitalen Rechtsberatung und hat schon früh einen für die konservative Branche recht innovativen Weg eingeschlagen. Wie die Digitalisierung seiner Kanzlei gelang, warum es dabei nicht nur um Technik ging und weshalb die Erwartungen an die digitale Transformation oft zu hoch sind, diskutiert Frommer in dieser Folge des New Lawyers Podcasts von TalentRocket mit Alisha Andert.

 

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