Drei Juristen lachen zusammen

Verfasst von Laura Hörner

Jura und Psychologie - wie Juristen beides verbinden

Wie hängen Jura und Psychologie zusammen?

Jurist:innen und Psycholog:innen haben zunächst einmal nur wenig gemeinsam. Während Jurist:innen – überspitzt gesprochen – Gesetzestexte wälzen und mit einer berufsbedingten Nüchternheit in zwischenmenschliche Interaktionen gehen, setzen sich Psycholog:innen tagtäglich mit menschlichen Eigenheiten auseinander, die sich kaum als feststehende Regeln formulieren lassen.

Fast schon gegensätzlich erscheinen die beiden Disziplinen – aber das nur auf den ersten Blick. Denn natürlich haben auch Jurist:innen viel mit Menschen zu tun und können von psychologischem Grundwissen in ihrer Arbeit profitieren. Im Folgenden erfährst du, warum Kenntnisse der Psychologie für Jurist:innen wichtig sind, in welchen Rechtsgebieten diese eine besonders wichtige Rolle spielen und wie sinnvoll es ist, Jura und Psychologie zu studieren.

Jura & Psychologie in der Mandantenberatung

Von Jurist:innen wird in der Regel erwartet, dass sie objektiv sind und dass sie das Recht ohne persönliche Befindlichkeiten anwenden. So weit, so gut – schließlich haben Emotionen in der Arbeit mit dem Gesetz zunächst einmal nichts zu suchen. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass Jurist:innen mit Psychologie keine Berührungspunkte haben. Denn letztendlich geht es auch im Recht immer um Menschen und die psychologische Seite eines Falls kann manchmal genauso wichtig sein wie die rechtliche.

Von besonders großer Bedeutung ist juristische Psychologie im Umgang mit Mandant:innen. Denn wer Teil eines Rechtsstreits ist, befindet sich oft in einer Ausnahmesituation. Viele Mandant:innen sind gestresst, haben Angst oder sind besonders emotional. Das kann dazu führen, dass sich ihr Verhalten ändert und dass sie Probleme haben, ihre Gedanken und Gefühle angemessen zu artikulieren. Wer sich sowohl mit Jura als auch mit Psychologie auseinandergesetzt hat, kann in solchen Situationen diese Emotionen besser erkennen und richtig reagieren.

Ein grundlegendes Verständnis von psychologischen Konzepten wie Stress, Angst und Trauma kann Jurist:innen helfen, die emotionale Belastung zu erkennen, die ihre Mandant:innen durchmachen, und das Gespräch so zu leiten, dass diese Gefühle nicht die Beratung negativ beeinflussen. Sie können ihren Mandant:innen durch ein an die Situation angepasstes Verhalten dabei helfen, mit ihren Emotionen umzugehen.

Psychologie für Juristen vor Gericht

Nicht nur in der direkten Beratung von Mandant:innen können Jurist:innen mit psychologischem Grundwissen punkten. Auch wenn ein Fall vor Gericht verhandelt wird, ist eine umfassende Kenntnis der menschlichen Psyche ein großer Vorteil. Psychologische Aspekte können beispielsweise eine wichtige Rolle spielen, wenn es darum geht, zu verstehen, warum ein Mensch eine bestimmte Tat begangen hat.

Wer das menschliche Denken und Handeln nachvollziehen kann, kann auch ein besseres Verständnis für die entsprechenden Umstände entwickeln, die zu der Tat geführt haben. Davon wiederum profitiert die Verteidigung: Anwält:innen, welche die psychologischen Aspekte eines Falles verstehen, können eine bessere Argumentation für ihre Mandant:innen entwickeln und diese überzeugender vertreten. So können Jurist:innen Psychologie nutzen, um ihre Strategien vor Gericht zu verbessern. Ein Verständnis der menschlichen Wahrnehmung, der Entscheidungsfindung und der Verhaltensweisen kann ihnen dabei helfen, effektivere Argumente zu entwickeln, um Richter:innen zu überzeugen.

Schließlich ist Psychologie für Jurist:innen nützlich, um die Glaubwürdigkeit von Zeug:innen und Sachverständigen zu beurteilen. Ein Verständnis der menschlichen Natur kann ihnen helfen, deren Aussagen zu hinterfragen und mögliche Vorurteile oder unangemessene Motivationen aufzudecken.

Wichtige psychologische Konzepte für Jurist:innen

Je nach Fachgebiet setzen sich Jurist:innen tagtäglich mit psychologischen Konzepten und Theorien auseinander – vielleicht sogar, ohne es zu wissen. Dazu gehören zum Beispiel folgende:

Attribution

Das psychologische Konzept der Attribution bezieht sich auf die Art und Weise, wie Menschen Ursachen und Gründe für das Verhalten anderer und von sich selbst zuschreiben. Dieses Konzept ist wichtig für Jurist:innen, da es bei der Beurteilung von Schuld oder Unschuld von entscheidender Bedeutung sein kann.

Vor allem trägt die Attribution dazu bei, den Grad der Verantwortung einer Person für ihr Verhalten zu bestimmen. Wenn beispielsweise jemand eine Straftat begangen hat, kann die Art und Weise, wie diese Person die Gründe für ihr Verhalten beschreibt, ein wichtiger Faktor bei der Festlegung des Strafmaßes sein.

Darüber hinaus kann das Konzept der Attribution auch helfen, die Glaubwürdigkeit von Zeug:innen oder Angeklagten zu beurteilen. Wenn eine Person eine Handlung oder ein Ereignis auf eine bestimmte Weise erklärt, kann dies Aufschluss darüber geben, wie sie die Situation wahrgenommen hat und welche Ursachen und Gründe sie für das infrage stehende Verhalten annimmt.

Urteilsheuristik

Urteilsheuristik bezieht sich auf die mentalen Abkürzungen oder "Regeln", die Menschen bei der Entscheidungsfindung verwenden, um komplexe Informationen schnell und effizient zu verarbeiten. Diese Heuristiken können jedoch auch zu Fehlurteilen führen, insbesondere wenn sie auf Vorurteilen oder Stereotypen basieren.

Jurist:innen müssen sich der Urteilsheuristik bewusst sein, da sie bei der Beurteilung von Beweisen und Zeugenaussagen eine Rolle spielt. Zum Beispiel führt die Verfügbarkeitsheuristik dazu, dass eine Person ein Ereignis als wahrscheinlicher einschätzt, wenn es leicht in Erinnerung bleibt – auch dann, wenn es nicht unbedingt repräsentativ für die tatsächliche Häufigkeit ist.

Darüber hinaus ist es wichtig, dass Jurist:innen ihre eigenen Heuristiken und Vorurteile erkennen und versuchen, ihre Entscheidungen auf einer soliden und fundierten Grundlage zu treffen, anstatt auf automatische oder voreingenommene Denkmuster zu vertrauen.

Kognitive Dissonanz

Kognitive Dissonanz bezieht sich auf den psychischen Stress, der entsteht, wenn eine Person widersprüchliche Informationen oder Überzeugungen hat. Ein bekanntes Beispiel dafür ist das Rauchen: viele Menschen rauchen, wissen aber gleichzeitig, dass es ihnen schadet. Das führt dann zu Unbehagen und Spannungen und verstärkt den Wunsch, diese Inkonsistenzen zu beseitigen – zum Beispiel, indem sie aufhören zu rauchen oder aber versuchen, ihre Sucht mit Argumenten zu rechtfertigen.

Jurist:innen müssen sich mit kognitiver Dissonanz auseinandersetzen, da sie oft mit widersprüchlichen Informationen und Argumenten konfrontiert werden, die sie bewerten und aufklären müssen. Durch das Verständnis von kognitiver Dissonanz können Jurist:innen besser verstehen, warum Menschen sich auf bestimmte Weise verhalten – und wie sie ihre eigenen Überzeugungen und Entscheidungen beeinflussen können.

Wie wichtig ist Empathie für Juristen?

Das Recht ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ist es von Menschen und für Menschen gemacht. Andererseits soll es möglichst neutral angewandt werden – und das, obwohl Menschen doch von Natur aus so gar nicht neutral sind. Die Frage, wie bedeutend Empathie für Jurist:innen ist und ob diese in dem Beruf sogar im Weg stehen kann, stellt sich deshalb oft.

Prinzipiell ist es natürlich wichtig zu beachten, dass Empathie nicht den juristischen Blick trübt und dass das Recht aus Mitleid nicht wie vorgesehen angewandt wird. Die Folgen davon wären im Beruf von Anwält:innen oder Richter:innen fatal. Davon einmal abgesehen, ist Empathie für gute Jurist:innen jedoch unverzichtbar. Denn sie hilft dabei, in der Verhandlung und im Mandantenkontakt Vertrauen aufzubauen, die Bedürfnisse und Probleme der Mandant:innen zu verstehen und in schwierigen Situationen richtig zu reagieren.

Nicht zuletzt sollten Anwält:innen dazu in der Lage sein, in Angeklagten Empathie für ihre Opfer zu wecken. Dies bringt sie dazu, zu ihrer Tat zu stehen – ein großer Vorteil vor Gericht. Dabei hilft es ungemein, wenn die Anwält:innen selbst Empathie für die Angeklagten mitbringen und ein gewisses Verständnis zeigen. Emotionen sind – wenn sie richtig kontrolliert werden – für Jurist:innen also durchaus wichtig!

In diesen Rechtsgebieten treffen Jura und Psychologie am meisten aufeinander

Jura ist so vielfältig wie es die Gesellschaft ist – deshalb unterscheiden sich auch die benötigten Kenntnisse und Fähigkeiten je nach Rechtsgebiet. Während sich Jurist:innen in manchen Fachbereichen sehr theoretisch mit dem Recht auseinandersetzen und deshalb kaum Menschenkenntnis benötigen, ist in anderen Rechtsgebieten ein hohes psychologisches Grundverständnis unerlässlich. Das gilt vor allem dann, wenn für die Mandant:innen privat oder beruflich viel auf dem Spiel steht. Letzteres trifft unter anderem auf die folgenden Rechtsbereiche zu:

Strafrecht

Im Strafrecht sind psychologische Faktoren immer wieder entscheidend für den Ausgang des Falls. Denn psychische Störungen oder traumatische Erfahrungen spielen häufig eine Rolle dabei, dass jemand eine Straftat begeht. Für Jurist:innen ist es sehr wichtig, eine solche Möglichkeit zu erkennen und entsprechend Expert:innen hinzuzuziehen. Vom Gericht kann dann veranlasst werden, dass ein psychologisches Gutachten erstellt wird. Zudem sind gute Jurist:innen in der Lage, die Glaubwürdigkeit von Zeug:innen und Opfern zu beurteilen, indem sie Faktoren wie Erinnerungsverzerrungen und emotionalen Stress berücksichtigen.

Familienrecht

Im Familienrecht steht für Mandant:innen oft viel auf dem Spiel – wenn es um Scheidung, Sorgerecht und Unterhalt geht, sind negative Emotionen und damit auch irrationales Handeln keine Seltenheit. Für Mandant:innen im Familienrecht ist es oft das erste Mal, dass sie sich in einer vergleichbaren Situation befinden oder sogar das erste Mal, dass sie Teil eines Rechtsstreits sind. Dies macht die Sache noch herausfordernder und verlangt von Jurist:innen viel Fingerspitzengefühl.

Arbeitsrecht

Im diesem Rechtsbereich müssen Jurist:innen in der Lage sein, mit Arbeitnehmer:innen und Arbeitgebern umzugehen, die unter Stress und emotionalem Druck stehen. Sie müssen Konflikte lösen und die Auswirkungen von Diskriminierung und Belästigung am Arbeitsplatz verstehen. Dafür sind gute Kenntnisse in Jura und Psychologie eine wichtige Basis.

Strafvollzugsrecht

Hier müssen Jurist:innen verstehen, welche psychischen Probleme und Bedürfnisse Gefangene haben können, um sicherzustellen, dass ihre Rechte gewahrt bleiben. Ein Aufenthalt im Strafvollzug stellt für Mandant:innen eine Ausnahmesituation dar, weshalb im Umgang mit ihnen psychologisches Wissen zu einer besseren Zusammenarbeit führen kann.

Psychologie für Juristen im Studium – so integrierst du die Disziplin

Um ein guter Jurist oder eine gute Juristin zu werden, benötigst du eine gewisse Menschenkenntnis. Damit du diese erlangen kannst, kann es helfen, dich mit Psychologie auseinanderzusetzen. Am besten fängst du damit bereits im Studium an. Dazu musst du nicht Jura und Psychologie gleichzeitig studieren. Stattdessen hast du viele andere Möglichkeiten, dein Wissen während des Jurastudiums zu vertiefen.

 

1. Psychologie-Kurse belegen

Viele Universitäten bieten Kurse in Psychologie an, die auch von Jurastudent:innen belegt werden können. Diese Kurse können helfen, ein grundlegendes Verständnis der menschlichen Psyche zu entwickeln und wichtige psychologische Konzepte zu verstehen. Am besten informierst du dich vorher, worum es in dem Kurs geht und wie relevant dies für deine beruflichen Pläne ist. Dich einfach wahllos in eine Psychologie-Vorlesung zu setzen, wird dir nur wenig weiterhelfen.

2. Praktika in der Psychologie machen

Als Jurastudent:in kannst du zusätzlich zu deinem Pflichtpraktikum weitere Praktika absolvieren, die nicht fachgebunden sein müssen. Nutze diese Chance und sammle praktische Erfahrungen im psychologischen Bereich. Diese kannst du zum Beispiel in psychiatrischen Einrichtungen, Suchtkliniken oder anderen Einrichtungen machen, um praktische Erfahrung im Umgang mit psychischen Erkrankungen zu sammeln. So sensibilisierst du dich für die spätere Arbeit mit Menschen, welche unter psychischen Krankheiten leiden.

Um eine bessere Menschenkenntnis zu entwickeln, musst du allerdings nicht unbedingt ein Praktikum mit psychologischem oder psychiatrischem Hintergrund machen. Überlege dir, in welchem Rechtsgebiet du dich spezialisieren möchtest und sammle dementsprechend praktische Erfahrung. Möchtest du zum Beispiel später im Asylrecht beraten, könntest du dich in einer Flüchtlingsunterkunft ehrenamtlich engagieren und die dort lebenden Menschen und deren Probleme kennenlernen. Oder mache ein Praktikum in der JVA, wenn du ins Strafrecht gehen möchtest.

3. Weiterbildungen

Sowohl während des Studiums als auch danach kannst du Weiterbildungen in Psychologie besuchen, um deine Kenntnisse und Fähigkeiten zu verbessern. Es gibt spezielle Fortbildungen für Jurist:innen, die sich mehr mit Psychologie beschäftigen möchten.

4. Selbststudium

Natürlich kannst du auch selbst die Initiative ergreifen und dich weiterbilden. Zum Thema Jura und Psychologie ist eine Menge an Literatur verfügbar – auch kostenlose Informationen im Internet können dir beim Selbststudium helfen.

Rechtspsychologie studieren: Kombiniere Psychologie und Jura

Interdisziplinarität ist heutzutage so wichtig wie noch nie. Ein Studium in Rechtspsychologie macht es deshalb möglich, dass du Jura und Psychologie kombinierst und in beiden Fachbereichen Kenntnisse und Fähigkeiten erlangst. Du kannst dich dabei mit forensischer Psychologie oder Kriminalpsychologie beschäftigen. 

Was ist der Unterschied zwischen Kriminalpsychologie und forensischer Psychologie?

Forensische Psychologie und Kriminalpsychologie sind eng miteinander verwandte Disziplinen, die sich jedoch auf unterschiedliche Aspekte des Strafrechtssystems konzentrieren.

Forensische Psychologie befasst sich mit der Anwendung psychologischer Prinzipien auf Fragen des Strafrechtssystems. Dazu gehören zum Beispiel die Bewertung von Zeugenaussagen, die Begutachtung von Straftäter:innen und die Einschätzung der Risiken von Wiederholungstaten.

Kriminalpsychologie hingegen untersucht die psychologischen Faktoren, die zu Kriminalität führen, einschließlich der Entwicklung krimineller Karrieren, der Ursachen von Gewalt und Aggression und der Vorhersage von kriminellem Verhalten.

Anwält:in oder Richter:in kannst du mit diesem Studiengang nicht werden. Stattdessen bietet er die Grundlage, um zum Beispiel als Gutachter:in vor Gericht tätig zu werden oder als Psycholog:in im Strafvollzug zu arbeiten. Möglich ist auch die Arbeit als Psycholog:in bei der Polizei, solche Stellen gibt es hierzulande allerdings selten.

In Deutschland wird diese Spezialisierung hauptsächlich als Master angeboten. Die Zulassungsvoraussetzungen variieren je nach Hochschule und Studiengang. Du musst in der Regel allerdings schon einen Bachelor in Psychologie mitbringen. Es ist jedoch teilweise auch möglich, mit einem Abschluss in einem verwandten Bereich oder durch das Absolvieren von Zusatzqualifikationen zugelassen zu werden.

Im Allgemeinen umfasst das Studium der Rechtspsychologie zum Beispiel folgende Themen:

  1. Einführung in die Rechtspsychologie: Grundlagen der Rechtswissenschaft und Psychologie, Interaktion zwischen Recht und Psychologie
  2. Psychologische Grundlagen: Psychologische Theorien, Methoden und Forschungsmethoden
  3. Strafrecht: Psychologische Faktoren in der Strafrechtsprechung, Kriminalität, forensische Psychiatrie und Psychologie, Verbrechensbekämpfung
  4. Zivilrecht: Schadensersatz, Arbeitsrecht, Verbraucherschutz, Familienrecht
  5. Gerichtspsychologie: Verhalten von Zeug:innen, Opfern und Täter:innen, Gutachterwesen, Kommunikation und Interaktion mit juristischen Akteuren

In Deutschland gibt es nur wenige Möglichkeiten, Rechtspsychologie zu studieren. An der Medical School Berlin sowie der Medical School Hamburg kannst du zum Beispiel einen Master in Psychologie mit Schwerpunkt Rechtspsychologie absolvieren. Einen Bachelor in Kriminalpsychologie kannst du an der Hochschule Macromedia machen. Und an der Universität Konstanz wird ein Masterstudiengang Psychologie mit Schwerpunkt forensische Psychologie angeboten.

Jura und Psychologie studieren – wie sinnvoll ist das?

Es soll Jurist:innen geben, welche die Auseinandersetzung mit Psychologie für Zeitverschwendung halten. Dass dies nicht zutrifft, sollte nun klar sein – aber solltest du deshalb wirklich gleich den Schritt gehen und Jura und Psychologie gleichzeitig studieren?

Die Antwort wird in den meisten Fällen Nein lauten. Und das aus mehreren Gründen: denn obwohl eine Kombination aus Jura und Psychologie sicherlich sinnvoll ist, wäre der Zeitaufwand einfach zu hoch, um den Nutzen zu rechtfertigen. Das Jurastudium allein verlangt Studierenden schon sehr viel ab und wird als sehr zeitintensiv und stressig wahrgenommen. Parallel noch ein weiteres Studium aufzunehmen, ist deshalb nicht zu empfehlen. Interessierst du dich sehr für Psychologie und Jura gleichermaßen, ist es aber natürlich möglich, beide Studiengänge zu belegen.

Daneben gibt es noch einen weiteren Aspekt, der gegen die Kombination eines klassischen Jura- und Psychologiestudiums spricht – zumindest dann, wenn du Anwält:in oder Richter:in werden möchtest. Denn im Psychologiestudium wirst du sehr viel lernen, was in einem juristischen Beruf schlichtweg nicht relevant ist. Einen Großteil des Wissens aus dem Studium wirst du also später in der Praxis gar nicht anwenden können. Empfehlenswerter ist es deshalb, lieber praktische Erfahrungen zu sammeln und so deine Menschenkenntnis zu verbessern oder Weiterbildungen und Vorlesungen zu besuchen, welche sich speziell mit der Anwendung psychologischen Wissens im juristischen Kontext beschäftigen.

Jura oder Psychologie – welches Studium ist besser für mich?

Wenn du dich sowohl für Jura als auch Psychologie interessierst, dann stehst du bestimmt vor der Frage, welches Studium sich für dich eher eignet. Diese Entscheidung kann dir niemand abnehmen – sie hängt ganz davon ab, in welchem Fach du später arbeiten möchtest.

Führe dir die Vor- und Nachteile beider Berufe vor Augen und frage dich, welche Tätigkeiten dich am glücklichsten machen. Sowohl als Anwält:in und Richter:in als auch als Psycholog:in kannst du Menschen helfen und dich mit ihnen beschäftigen – wenn auch auf unterschiedliche Weise. Während du dich als Psycholog:in sehr intensiv mit Menschen an sich auseinandersetzt, steht bei juristischen Berufen das Recht stärker im Vordergrund.

Bedenke auch, dass du mit der Wahl eines Studiengangs nicht gleich die andere Disziplin komplett aus deiner beruflichen Laufbahn verbannst. Du kannst dich als Jurist:in sehr wohl mit Psychologie auseinandersetzen und als Psycholog:in in einem juristischen Umfeld arbeiten.

Wichtig ist es, dass du dich bereits früh auf eine solche Karriere ausrichtest und entsprechend Erfahrungen sammelst. Vor allem als Psycholog:in hast du oft nur begrenzte Möglichkeiten, einen juristisch geprägten Job zu bekommen. Du musst dich also fachlich von anderen Bewerber:innen abgrenzen können. Dabei hilft zum Beispiel eine Spezialisierung in Rechtspsychologie während deines Psychologiestudiums. Damit kannst du psychologische Berufe ergreifen, die einen rechtlichen Schwerpunkt haben – zum Beispiel wirst du damit Gutachter:in oder Psycholog:in im Strafvollzug.

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Laura Hörner
Kulturwirtschaft Uni Passau

Als freie Autorin schreibt Laura Hörner bei TalentRocket über Themen rund um die juristische Karriere. Besonders interessiert sie sich dabei für die vielfältigen Karrierewege, die Jurist:innen offenstehen.