Jessica Jacobi im New Lawyers Podcast

Verfasst von Laura Hörner|Veröffentlicht am 30.03.2022

Arbeitsrecht: ein lebensnahes Rechtsgebiet

Rechtsanwältin Jessica Jacobi im Podcast New Lawyers

Jessica Jacobi ist Fachanwältin und Partnerin bei KLIEMT, einer der bekanntesten Arbeitsrechtskanzleien in Deutschland. Neben ihrer Arbeit in der Kanzlei engagiert sie sich im Rahmen der von ihr mitgegründeten Initiative #stayonboard erfolgreich dafür, dass auch Vorstandsmitglieder sich eine familiäre Auszeit nehmen können, ohne ihr Amt niederlegen zu müssen. In dieser Folge des New Lawyers Podcasts von TalentRocket spricht Jacobi mit Alisha Andert über ihre Arbeit bei KLIEMT, die Initiative sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

 

Eine der ganz Großen: Wenn Jacobi mit einer bereits verstorbenen Persönlichkeit einen Abend verbringen könnte, dann wäre das Ruth Bader Ginsburg, Beisitzende Richterin am US-amerikanischen Supreme Court. Sie setzte sich schon früh für die Gleichstellung von Frauen und Männern ein – ein Thema, das auch Jacobi interessiert, die selbst während ihres Referendariats in Washington den Supreme Court besuchen durfte.

Als Vorreiter auf anderem Gebiet gilt die Arbeitsrechtskanzlei KLIEMT, bei welcher Jacobi seit 2003 als Partnerin tätig ist. Sie war eine der ersten Kanzleien, die auf dem Niveau einer Großkanzlei überregional im Arbeitsrecht beriet und zählt heute über 70 Arbeitsrechtler:innen an fünf Standorten bundesweit. Besonders fasziniert Jacobi an ihrem Fachbereich die Tatsache, dass sie dort ganz nah am (Arbeits)leben der Menschen ist. Zudem sei es ein besonders lebendiges Rechtsgebiet, das sich ständig verändere – zum Beispiel auch während der Coronapandemie, wo Kurzarbeit, Hygienevorschriften oder das Fragerecht nach dem Impfstatus an der Tagesordnung sind.

Jurist:innen, die wirklich etwas bewegen!

Im New Lawyers Podcast lernst du die unterschiedlichsten Persönlichkeiten kennen

Beruf und Familie vereinbaren: Aus Wiedersehen, Perfektionismus!

Auch die Kanzlei KLIEMT ist natürlich Arbeitgeber und kann durch die Beratung von Unternehmen im Arbeitsrecht hautnah miterleben, welche Veränderungen die Arbeitswelt durchmacht. Das geht nicht spurlos an ihr vorbei: In der Kanzlei etablierte sich unter anderem das Home Office und Teilzeitstellen sind auf allen Hierarchiestufen möglich. Jacobi selbst nimmt diese Optionen wahr. Gleich in ihren ersten vier Jahren bei KLIEMT bekam sie drei Kinder, die mittlerweile im Teenageralter sind. Damals nahm sie die Kinder auch mal mit ins Büro.

Ihre Tipps für die Vereinbarung von Job und Familie: Eine klare Aufgabenteilung mit dem Partner oder der Partnerin, eine gute Organisationsfähigkeit sowie vor allen Dingen die Fähigkeit, den eigenen Perfektionismus in manchen Belangen herunterzuschrauben. Bei Jacobi musste der Haushalt etwas zurückstecken: „Meine Kinder werfen mir jetzt noch vor, dass ich denen jahrelang einfach nur immer einen Stapel H&M-Jeans in allen Größen gekauft habe, nach dem Motto „irgendeinem wird das schon passen“, erzählt sie lachend.

Meine Kinder werfen mir jetzt noch vor, dass ich denen jahrelang einfach nur immer einen Stapel H&M-Jeans in allen Größen gekauft habe, nach dem Motto „irgendeinem wird das schon passen".
- Jessica Jacobi

Stay on Board: Familiäre Auszeit auch für Organmitglieder

Als eine von sieben Personen hat Jacobi die Initiative „Stay on Board“ mitgegründet, um damit auch Geschäftsführer:innen zu ermöglichen, ihre Elternzeit wahrzunehmen, Angehörige zu pflegen oder bei eigener Krankheit länger auszufallen, ohne ihr Amt niederlegen zu müssen. Aufmerksam auf dieses Problem wurde die Mitinitiatorin Verena Pausder durch eine Pressemitteilung über Westwing-Gründerin Delia Fischer, die in Elternzeit gehen wollte und sich aufgrund von Haftungsfragen gezwungen sah, dafür ihr Amt niederzulegen.

Dank der Initiative ist es nun seit August 2021 Vorstandsmitgliedern von Aktiengesellschaften, Geschäftsführer:innen von GmbHs sowie SE-Direktor:innen möglich, eine drei- bis insgesamt zwölfmonatige familiär bedingte Auszeit zu nehmen, insofern der Aufsichtsrat nicht aufgrund von schwerwiegenden Gründen widerspricht. Besonders interessant: Verena Pausder, die als erste auf dieses Problem aufmerksam wurde, ist keine Juristin – und das sei laut Jacobi nicht verwunderlich: „Ich glaube, es bedurfte aber wirklich einer Nicht-Juristin, da einfach zu sagen „das kann so nicht sein“.“ Das nächste Ziel sei es jetzt, das Gesetz in Unternehmen noch bekannter zu machen.

 

Wenn dich interessiert, wie die Initiative Stay on Board aufgezogen wurde und mehr über die Vereinbarung von Familie und Beruf erfahren möchtest, dann hör doch mal in diese Folge des New Lawyer Podcasts rein!

Die Themen dieser Folge im Überblick:

 

  • Icebreaker Frage: Mit welcher berühmten Person, die bereits verstorben ist, würdest du gerne einen Abend verbringen?
  • Ist eine Spezialisierung auf Arbeitsrecht typisch für eine Kanzlei?
  • Was begeistert dich am Arbeitsrecht?
  • Wie hast du das Arbeitsrecht während der Pandemie erlebt?
  • Wie war dein Weg zur Partnerin bei KLIEMT?
  • Wie bringt man Arbeit und Familie unter einen Hut?
  • Was ist Stay on Board und was habt ihr erreicht?
  • Wie habt ihr das Projekt umgesetzt?
  • Wie fühlt sich es sich an, solch eine Gesetzesänderung mitzuverantworten?
  • Als Jurist:in das Gesetz ändern: Ist das eine ungewohnte Art zu arbeiten?
  • Hat die Initiative noch weitere Ziele?
  • Hast du einen Karrieretipp für andere Frauen?

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Laura Hörner
Kulturwirtschaft Uni Passau

Als freie Autorin schreibt Laura Hörner bei TalentRocket über Themen rund um die juristische Karriere. Besonders interessiert sie sich dabei für die vielfältigen Karrierewege, die Jurist:innen offenstehen.