Verfasst von Sebastian M. Klingenberg.
Dem Täter auf der Spur - Karrierealternative als Jurist bei der Polizei?
Die beruflichen Aussichten für einen Volljuristen sind vielseitig, auch wennn es auf den ersten Blick nicht so scheint. Dies zeigt sich allein schon an den mannigfaltigen Möglichkeiten bei den klassischen juristischen Berufen, sei es beim Staat als Staatsanwalt oder Richter, oder in der freien Wirtschaft als Rechtsanwalt oder Syndikus im Unternehmen.
Doch daneben gibt es noch zahlreiche andere Optionen, vor allem im öffentlichen Sektor, wie zum Beispiel beim Auswärtigen Amt, der Europäischen Kommission, der Europäischen Zentralbank oder dem Bundeskartellamt.
Doch wie sieht es mit der Arbeit beispielsweise als Profiler bei der Polizei aus? Ist dieser mit Jura kombinierbar?
Dieser Berufszweig erfreut sich aufgrund vieler TV-Sendungen wie CSI: Crime Scene Investigation, Navy CIS oder Criminal Minds immer größer werdender Beliebtheit. Handelt es sich dabei möglicherweise um eine alternative Karriereoption für einen Juristen in Deutschland?
Welche Anforderungen werden an einen Profiler gestellt, benötigt der interessierte Jurist ein erstes oder auch zweites Staatsexamen oder zusätzlich auch einer entsprechenden Weiterbildung?
→ Polizeipräsidentin Britta Zur zu Gast bei New Lawyers
Als Jurist:in zur Polizei:
Das Studienfach Rechtswissenschaft vermittelt unter anderem vertiefte Kenntnisse im materiellen Strafrecht sowie Grundzüge des Strafprozessrechts. Darüber hinaus gibt es allenfalls im Schwerpunkt Strafrecht Vorlesungen und Seminare.
Während die Kriminologie an einigen Universitäten sogar einen großen Teil im Schwerpunkt einnimmt, trifft man auf die Kriminalistik nur peripher und auf Operative Fallanalyse (OFA) eher gar nicht:
Mit den einschlägigen Serien ist das Interesse an der „typischen CSI“-Arbeit sehr gestiegen. Dieser an sich zunächst positive Trend hat allerdings eine Schattenseite, denn diese Serienformate vermitteln ein völlig falsches Bild von der tatsächlichen Praxis.
So ist „CSI Deutschland“ gerade nicht ein einheitliches Berufsfeld, sondern es handelt sich um zwei völlig unabhängig voreinander bestehende Berufsfelder, namentlich Kriminalistik und Operativer Fallanalytik.
Die Interessierten sollten sich daher also möglichst frühzeitig darüber informieren, in welche Richtung sie genau gehen wollen, da die Anforderungen doch unterschiedlich sind.
Für Kriminalistik sollten vornehmlich naturwissenschaftliche Kenntnisse in Physik, Chemie und / oder Biologie vorhanden sein, während ein Profiler eher kriminologische und soziologische Kenntnisse benötigt.
Aufgrund dieses weitläufigen Irrglaubens betreibt sogar das BKA selbst eine kleine Aufklärung zum Profiler über deren Homepage: „…häufig Anfragen von ambitionierten Interessente[n] (oftmals Studenten), die gerne eine Ausbildung zum „Profiler“ machen möchten. Zwischen den Wünschen und Hoffnungen dieser jungen Leute, die oft von den realitätsfernen Darstellungen der Medien gespeist werden und den tatsächlichen Rahmenbedingungen im polizeilichen Alltag liegen oftmals Welten.“
„Wer als Volljurist zur Polizei geht, hat nach mindestens drei Jahren, die Möglichkeit die Laufbahn des Operativen Fallanalytikers einzuschlagen.“
Der Fallanalytiker hat zur Aufgabe anhand von Indizien, Spuren am Tatort und den Umständen der Straftat Rückschlüsse auf den Täter und sein Verhalten zu ziehen. Unter Umständen kann der Profiler so auch ein Muster erkennen, die auf statistischer Basis mit spezifischen sozio-ökonomischen Merkmalen in Verbindung gebracht werden können.
Deshalb kann eine Fallanalyse auch als Entscheidungshilfe für die Strukturierung von Ermittlungen herangezogen werden, zum Beispiel wenn die Analyse ergibt, dass der Täter ein bestimmtes Alter und / oder Geschlecht hat etc.
Diesen Ergebnissen entsprechend kann die Polizei sodann beispielsweise spezialisierter fahnden oder Massen-DNA-Tests von geringerem logistischem Aufwand durchführen.
Ein Profiler sollte deshalb umfassende kriminalistische Kenntnisse und Erfahrungen mitbringen sowie bestenfalls auch in Psychologie, Soziologie und Kriminologie bewandert sein.
Ein Jurastudium bereitet hierauf allerdings allenfalls bedingt vor. Rechtskenntnisse sind bei diesem Berufsfeld hingegen kaum relevant. Deshalb ist ein direkter Einstieg als Profiler grundsätzlich nicht möglich, wohl aber ein Quereinstieg.
Wer als Jurist zur Polizei im gehobenen kriminalpolizeilichen Vollzugsdienst möchte, sollte zunächst zwei mit mindestens „befriedigend“ bestandene Staatsexamina vorweisen können. Daneben muss ein sogenanntes Assessment-Center erfolgreich bewältigt werden, bei dem sowohl psychische als auch kommunikative Fähigkeiten geprüft werden.
In aller Regel bedarf es ferner eines bestandenen Sporttests.
Wer sodann die Laufbahn des polizeilichen Fallanalytikers bestreiten möchte, muss an formalen Kriterien mindestens eine dreijährige Erfahrung in der kriminalpolizeilichen Sachbearbeitung, im Bereich des Erkennungsdiensts oder der Kriminaltechnik ausweisen können.
Daneben sollten als besondere Fertigkeiten ein guter mündlicher und schriftlicher Ausdruck, eine professionelle Rhetorik und eine gute Präsentationsfähigkeit vorhanden sein, was Juristen nicht schwer fallen sollte. Liegen diese Anforderungen vor, so entscheidet eine eigens hierfür eingesetzte Auswahlkommission, ob der Bewerber für als Operativer Fallanalytiker geeignet erscheint.
Im Falle dessen beginnt eine ca. zweieinhalb jährige Ausbildung, der sich grundsätzlich aufgrund der zeit- und kostenintensiven Spezialausbildung zum „Polizeilichen Fallanalytiker“ eine Mindestverweildauer von fünf Jahren in der jeweiligen OFA-Dienststelle anschließt.
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Deine Aufgaben und Möglichkeiten bei der Polizei:
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Laut Angaben des Bundeskriminalamtes werden in Deutschland keine 100 Fallanalysen pro Jahr durchgeführt, sodass die Anzahl an OFA-Stellen entsprechend beschränkt ist. Hinzu tritt, dass es sich bei den Profilern um Beamte des höheren Dienstes handelt, die Jahresgehälter also zwischen 40.000 und 73.000 Euro brutto liegen. Weswegen es sich auch in dieser Hinsicht um einem attraktiven Bereich handelt.
Stellenangebote gibt es daher vergleichsweise wenige.
Wer als Volljurist zur Polizei geht, hat nach mindestens drei Jahren, die Möglichkeit die Laufbahn des Operativen Fallanalytikers einzuschlagen. Der sogenannte Profiler entstellt aufgrund Fallanalysen Täterprofile, damit der Täter schneller von der Polizei gefasst werden kann.
Ein direkter Einstieg als Jurist ist also nicht möglich. Vielmehr muss der Jurist eigens für diese Berufslaufbahn eine zweieinhalbjährige Ausbildung absolvieren. Ebenso sind die Stellenangebote hierfür begrenzt, sodass der Traum vom CSI: Deutschland für viele wohl eine Fiktion bleibt.
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