Warum sind manche Menschen ängstlicher als andere? Woran liegt dies?
Grundsätzlich ist es ganz normal, Angst zu haben. Angst warnt uns vor Gefahren und schützt uns vor Verletzungen oder Überforderung. Wie bei allem ist hier das Maß der Gefühle entscheidend. Jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Probleme oder Konflikte, das lernen wir einerseits in der Erziehung, andererseits ist das aber auch schon genetisch angelegt.
Werden Ängste verdrängt, kann das sogar dazu führen, dass Blockaden im Gehirn entstehen. Angst will uns ja zeigen, dass es etwas zu tun gibt, nämlich einer Herausforderung mutig zu begegnen oder einen Konflikt zu lösen. Ignorieren wir die Angst, wird man nichts tun um das Problem zu meistern und der Angstpegel bleibt bestehen oder steigt sogar noch an.
Angstempfinden hängt u.a. auch vom Selbstvertrauen ab. Menschen, die sich eher wenig zutrauen, reagieren häufiger ängstlicher als solche, die über ein gesundes Selbstvertrauen verfügen. Wer nicht an seine Fähigkeiten glaubt oder seine Stärken nicht kennt, traut sich eben weniger zu und das wirkt sich negativ auf die Motivation aus. Jetzt kann man sich vorstellen, wie sich das aufs Lernen auswirkt. Der innere Schweinehund lässt grüßen.
Gehirnforscher haben herausgefunden, dass jedes Gehirn ganz individuell arbeitet. Dopamin scheint ein wichtiger Botenstoff im Gehirn zu sein, der unser Angstempfinden maßgeblich mitsteuert. Die Konzentration dieses Botenstoffes ist bei Menschen sehr unterschiedlich. Je höher die Dopaminkonzentration im Gehirn ist, desto ängstlicher reagiert ein Mensch. Mit einer niedrigeren Konzentration zeigen Menschen eher mehr Gelassenheit.
Was sind typische Anzeichen von Stress?
In der Steinzeit waren es die Säbelzahntiger, heute ist es die allgemeine Reizüberflutung, berufliche Dauerbelastung oder komplexe Lerninhalte und anspruchsvolle Prüfungssituationen, die uns stressen. Als Jurastudent sollten Sie sich einen gut strukturierten, wohl dosierten Lernplan erstellen, damit Sie in der langen Phase der Prüfungsvorbereitung ausreichend Zeit haben sich zu erholen. Die meisten haben das nicht, dadurch kann es zu einer Vielzahl von Stressreaktionen kommen, z.B. Konzentrationsstörungen, Angstgefühle, Nervosität, Magenprobleme oder Migräne bis hin zu Schlafstörungen.
Wenn Sie sich beim Lernen überfordert fühlen und gestresst sind, schüttet der Körper eine zu hohe Dosis Adrenalin aus und blockiert die Synapsen im Gehirn. Wichtige Botenstoffe, die für den Informationsfluss im Gehirn zuständig sind, können nicht mehr produziert werden. Deshalb wird die Kommunikation zwischen den Gehirnzellen eingestellt und Gelerntes nicht mehr gespeichert. Das nehmen wir dann als sog. Black-out wahr.
Hatten Sie während Ihres Studiums auch Prüfungsangst? Wie sind Sie damit umgegangen?
Ich habe mit Prüfungsangst während meiner Abizeit zu kämpfen gehabt und konnte insbesondere Physik und Mathe einfach nicht in meinen Kopf reinkriegen. Ich habe gepaukt und gepaukt und gepaukt - und nichts ist hängengeblieben. Ich war frustriert. Die Physik Abschlussprüfung habe ich deshalb auch komplett versemmelt, ich hatte eine richtige Blockade. Mathe habe ich mit Ach und Krach bestanden. Von da an habe ich geglaubt, dass ich einfach zu blöd für diese beiden Fächer bin.
Im Studium hatte ich dann einen tollen Mentor, der mir beigebracht hat, wie man richtig lernt – also gehirngerecht. Da sind einige Knoten geplatzt! Ich war sehr erleichtert. Mit den richtigen Methoden, der positiven inneren Einstellung und einem guten Lernstrukturplan habe ich sogar in Statistik und Methodenlehre hervorragend abgeschnitten. Statistik hat mir dann sogar Spaß gemacht und ich habe einen wesentlichen Teil meines Studiums mit Nachhilfe in Statistik finanziert. Wenn mir das jemand während meiner Abizeit erzählt hätte, ich hätte es nicht geglaubt.