Der Aktenvortrag

Verfasst von Leonie Rumpeltin. Veröffentlicht am 04.04.2022.

Der Aktenvortrag im Zweiten Examen

Tipps zur Vorbereitung und Durchführung in der mündlichen Prüfung

Er kann dich nicht nur im Rahmen des zweiten Staatsexamens, sondern auch während des juristischen Vorbereitungsdienstes ereilen: der Aktenvortrag. Wie anderen mündlichen Prüfungssituationen auch, stehen Prüflinge diesem eher argwöhnisch gegenüber. 
Wie der Aktenvortrag überhaupt ablaufen soll, was er dir für Vorteile bietet und warum er dich bei guter Vorbereitung keinesfalls nervös machen muss, zeigen wir dir im Folgenden auf.

 

Was verbirgt sich hinter dem Aktenvortrag?

Im Zweiten Examen stellt der Aktenvortrag den Eintritt in die mündliche Prüfung – noch vor dem Prüfungsgespräch – dar. Er ist somit für deinen ersten Eindruck verantwortlich. Daher sollte er keineswegs unterschätzt werden! Es handelt sich hierbei um einen Vortrag aus richterlicher, staatsanwaltlicher oder anwaltlicher Perspektive. Zumeist wird dir eine Gerichtsakte vorgesetzt, die je nach Bundesland eine mindestens eine Stunde lang vorbereitet und anschließend innerhalb von 12 Minuten vorgetragen werden soll. 

Dieser fließt im zweiten Staatsexamen mit bis zu 16% in die Gesamtnote ein, wodurch du gegebenenfalls deine Note aufbessern kannst. Noch ein Grund mehr also, um motiviert und selbstbewusst in die Vorbereitung des Aktenvortrags zu starten. Das Werkzeug dazu geben wir dir in diesem Artikel mit einem kleinen Leitfaden an die Hand.
 

Welches Rechtsgebiet im Aktenvortrag?

In den meisten Bundesländern kann es der Fall sein, dass jedes Rechtsgebiet, das zum Pflichtstoff des zweiten Examens zählt, zum Thema deines Vortrages wird. Du bekommst dann erst mit dem Erhalt der Ladung zur mündlichen Prüfung Bescheid, ob er aus dem Zivilrecht, Strafrecht, Öffentlichem Recht oder Arbeitsrecht stammen wird. Eine hohe Trefferquote hat hierbei das Zivilrecht. Die Zeit von der Ladung bis zur Prüfung ist aber in der Regel ausreichend, um sich entsprechend vorzubereiten. 
Lediglich in Niedersachsen, Hamburg und Rheinland-Pfalz sind das Rechtsgebiet abhängig von dem Schwerpunktbereich, den du gewählt hast. 

Aufbau des Vortrages

Der Aufbau ist logisch in verschiedene Schritte gegliedert und wird dir während des Vortrages einen roten Faden und Halt geben, weshalb es sich lohnt, diesen sicher zu üben. 
Vorliegend wird er einmal kurz dargestellt:

  1. Einleitung inklusive einer Standardfloskel. 
  2. Kurze Schilderung des Sachverhaltes.
  3. Vorweggenommener Entscheidungsvorschlag.
  4. Rechtliche Würdigung (Schwerpunkt).
  5. Entscheidungsvorschlag.
  6. Abschluss wieder mittels Standardfloskel.
  7. Vertiefungsgespräch.


 

Vorbereitung des Aktenvortrags

Eine gute Vorbereitung des Vortrages ist das A und O, denn er bildet die Grundlage für ein erfolgreiches Gelingen. Diese Punkte solltest du in der Vorbereitung beachten:

  • Lies den Bearbeitervermerk sehr sorgfältig, damit du genau weißt, was zu prüfen ist. 
  • Im Anschluss daran solltest du den Sachverhalt sorgfältig lesen und hierbei erste Notizen anfertigen. 
    Für diese 2 Punkte solltest du ca. 20 Minuten einplanen!
  • Anfertigen einer Lösungsskizze
    Hierfür solltest du ca. 30 Minuten einplanen

Die verbleibenden Minuten kannst du für das Erstellen eines Zettels nutzen, auf dem du Stichpunkte vermerken kannst und alles abermals durchgehen. Dabei solltest du dein Augenmerk vor allem auf das Einhalten der zeitlichen Vorgaben des Aktenvortrags legen.

Durchführung des Aktenvortrags

Die wesentlichen Aspekte für einen gelungenen Vortrag sind dein Zeitmanagement und das Setzen der Schwerpunkte. Zeitüberschreitungen solltest du unbedingt vermeiden, diese werden nicht gerne gesehen. Für den Fall, dass sich keine Uhr in deiner Sichtweite im Raum befindet, ist das Tragen einer Armbanduhr ratsam.

Weiterhin kann es hilfreich sein, dir die Minutenzahl für den jeweiligen Punkt in die Lösungsskizze zu schreiben. Solltest du hingegen bemerken, dass du die vorgegebene Zeit eher unterschreitest, kannst du dich über deine Schwerpunkte etwas ausführlicher auslassen. Damit dir diese direkt ins Auge stechen, ist es eine gute Idee, diese hervorzuheben, indem du sie beispielsweise farblich markierst.

Während des Vortrags ist es zudem erlaubt, mit dem Aktenauszug zu arbeiten. Dies wird von den Prüfern sogar gerne gesehen, da ihnen hiermit vor Augen geführt wird, dass du dich mit dem Auszug auseinandersetzt. Um dich hierbei gut zurechtzufinden, ist es von Vorteil, für deinen Vortrag relevante Informationen zu markieren, wozu du zum Beispiel Post-Its oder Marker verwenden kannst. Dadurch vermittelst du deinen Prüfern Sicherheit im Umgang mit dem dir vorliegenden Material. 

Neben der Schwerpunktsetzung und deinem Zeitmanagement ist auch die Art und Weise, wie du vorträgst, bedeutsam. Durch eine flüssige und ruhige Aussprache und ein selbstbewusstes Auftreten vermittelst du den Prüfern Souveränität. Unbedingt vermeiden solltest du daher eine Körperhaltung, die Unbehagen ausdrückt sowie das reine Ablesen deiner Notizen. Natürlich ist ein gewisses Maß an Aufregung normal und verständlich, aber versuche, dir dies nicht zu sehr anmerken zu lassen. 

Am besten gelingt dir dies, indem du den Aktenvortrag vorher mit Freunden oder Lernpartnern, die dir ein ehrliches Feedback zukommen lassen, übst. Ebenso kann es lehrreich sein, dich beim Vortragen filmen zu lassen, um vor Augen geführt zu bekommen, was du eventuell von der Aussprache her oder gar körpersprachlich noch verbessern kannst. Dies wird dir mehr Sicherheit verschaffen und dich entspannter auftreten lassen, schließlich heißt es nicht umsonst, dass Übung den Meister macht.

Durch eine flüssige und ruhige Aussprache und ein selbstbewusstes Auftreten vermittelst du den Prüfern Souveränität.

Material zum Üben

Du fragst dich, woher du Material zum Üben bekommen kannst? Ein Blick auf die Internetseite deines Landesjustizprüfungsamtes kann sich lohnen, da sich dort oftmals ein Archiv an Aktenvorträgen befindet, das zum Üben genutzt werden kann. 
Auch die Internetseite katzenkönig online bietet allerhand Original-Aktenvorträge, die sich zu Trainingszwecken eignen. 

Möglicherweise werden auch an deiner Uni regelmäßig Prüfungssituationen angeboten, an denen du passiv als Zuschauer oder aktiv als Prüfling teilnehmen kannst. Auch hier gilt: Eine Erfahrung ist es allemal wert, denn so kannst du dich mit der Prüfungssituation vertraut machen und routinierter werden.

Für die Autodidakten gibt es selbstverständlich auch entsprechende Literatur, die aber im besten Fall eher ergänzend zu der einen oder anderen praktischen Erfahrung in Anspruch genommen werden sollte. Hier findest du in der Bibliothek deiner Uni bestimmt die eine oder andere Inspiration. 
 

Somit verbleibt nur zu sagen: Ran ans Üben, um in der Prüfung souverän und selbstbewusst deine Lösung zu vertreten! Mit der richtigen Vorbereitung ist alles halb so schlimm und du wirst den Aktenvortrag sicherlich meistern.