Kanzleien und Nachhaltigkeit

Verfasst von Dr. Franziska Kring|Veröffentlicht am 24.02.2021

Greening the law firm: Juristen und Nachhaltigkeit

Engagement der Kanzleien in Sachen Klimaschutz

Dass der Klimawandel eine ernstzunehmende Bedrohung für die ganze Menschheit darstellt, ist inzwischen bei fast allen angekommen. Seine Auswirkungen werden auf jedem Teil der Erde zu spüren sein. Doch was tun Kanzleien und Unternehmen in puncto Umweltschutz? Haben auch sie das Thema auf der Agenda? Dieser Frage widmet sich der folgende Beitrag. 

 

Kreative Ansätze erkennbar

Eine erste Google-Recherche zeigt: Es gibt durchaus einige Sozietäten, die dem Thema „Nachhaltigkeit“ einige Zeilen auf ihrer Internetpräsenz widmen. Aber was ist denn das eigentlich genau? Und wie handelt eine Kanzlei nachhaltig? Auf der Homepage des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) findet sich die folgende Erklärung: 

Nachhaltigkeit bedeutet, mit den Ressourcen (der Erde) zu haushalten.

Menschen sollen daher nicht auf Kosten anderer Menschen und auf Kosten zukünftiger Generationen leben. Es geht dem BMU also darum, für eine ökologisch verträgliche, sozial gerechte und wirtschaftlich leistungsfähige Gesellschaft zu sorgen. Dieser Artikel wird sich auf die Maßnahmen im Bereich des Umweltschutzes konzentrieren.

Auch eine Kanzlei kann ihren Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten. Die möglichen Ansätze sind vielfältig. Eine Kanzlei wirbt beispielsweise damit, sie habe das komplette Papier auf Produkte mit dem Umweltsiegel „Blauer Engel“ umgestellt. Andere setzen ihren inhaltlichen Fokus auf die Themen „Nachhaltigkeit“ und „Umweltschutz“. Die Organisation „ClientEarth“ hat sich dem auch namentlich angepasst.

Dieser Artikel stellt verschiedene Konzepte von Kanzleien vor, die es sich zum Ziel gesetzt haben, ihre Arbeit nachhaltiger zu machen. Eines steht schon jetzt fest: An Ideenreichtum mangelt es hier nicht.

 

Rödl & Partner: Vorreiter in Sachen Corporate Social Responsibility

Die Kanzlei Rödl & Partner hat im Jahr 2017 erstmals freiwillig einen Nachhaltigkeitsbericht erstellt und eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt. Seitdem berichtet die Kanzlei in regelmäßigen Abständen über ihre Geschäftsaktivitäten. Die Hauptthemen sind dabei Aspekte der Personalführung und der ökologischen Nachhaltigkeit.

Einige Maßnahmen hat die Kanzlei bereits umgesetzt: So wurde an allen Niederlassungen in Deutschland vollständig auf Ökostrom umgestellt. Statt Frischfaserpapier gibt es Recyclingpapier und jüngst wurde am Nürnberger Standort eine Photovoltaikanlage auf dem Firmendach installiert. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können seit Anfang des Jahres 2020 vom praktischen Fahrradleasing profitieren.

Und die nächsten Projekte stehen auch schon in den Startlöchern: Im Rahmen der europäischen Nachhaltigkeitswoche im September 2020 beteiligte sich Rödl & Partner mit der ersten eigenen Nachhaltigkeitswoche. Dabei sammelte das Nürnberger Team um die Corporate Social Responsibility (CSR)-Referentin Sarah Haßdenteufel viele neue Ideen. Den Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen der anderen europäischen Standorte bezeichnete sie als vollen Erfolg. Geplant ist es, in den kommenden Jahren alle internationalen Niederlassungen in das Nachhaltigkeitsreporting aufzunehmen. 

Wichtig für Sarah Haßdenteufel ist es insbesondere, bei den Kollegen das Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu schaffen: 

Wir als Unternehmen stehen alle in der Verantwortung, unseren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren.

Die Bemühungen von Rödl & Partner wurden auch bereits honoriert: Im Jahr 2019 erhielt die Kanzlei den Professional Management Network (PMN) Award in der Kategorie „Nachhaltigkeit“. Der Preis wird seit 2009 in sieben Kategorien an Kanzleien aus Deutschland, Österreich und der Schweiz für Innovationen im Bereich des Managements vergeben.

Mutter Erde als Mandantin: Die Organisation „ClientEarth“

Die Anwälte von „ClientEarth“ haben es sich zum Ziel gesetzt, Maßnahmen zum Umweltschutz gerichtlich durchzusetzen. Wenn Unternehmen und Staaten mit ihren Handlungen die Natur zerstören, werden sie vor Gericht gebracht.

An den fünf Standorten in Berlin, Brüssel, London, Warschau, Madrid und Peking setzen sich die Mitarbeiter täglich für die Themen Energiewende, Umweltschutz und Nachhaltigkeit ein. Das deutsche Büro in Berlin wurde im Jahre 2018 eröffnet. Seitdem kämpft ClientEarth dafür, den Weg in eine grüne und nachhaltige Zukunft zu ebnen und die Folgen des Klimawandels abzumildern. Ein wichtiges Thema ist dabei vor allem der Kohleausstieg. Auch hat die Organisation in Zusammenarbeit mit der Deutschen Umwelthilfe gerichtliche Verfahren eingeleitet, um gegen die Luftverschmutzung in 28 Städten wie Stuttgart, München oder Düsseldorf vorzugehen. 

Politische Empfehlungen, die Mitwirkung bei der Gesetzgebung und schließlich auch die gerichtliche Durchsetzung strengerer Umweltstandards stehen auf der Agenda. Als gemeinnützige Organisation ist ClientEarth dabei auf Spenden angewiesen.

 

🎙 Client-Earth-Juristin Bellinda Bartolucci im TalentRocket-Podcast

Bellinda Bartolucci ist Umweltjuristin und in dem Berliner Büro der NGO Client Earth tätig. Sie sagt, sie sei überzeugt davon, dass wir einen positiven Wandel in der Welt durch den Zugang zu Recht erreichen können. Alisha Andert und sie sprechen heute im TalentRocket-Podcast New Lawyers über die politische Arbeit bei Client Earth und darüber, wie juristische Mittel für den Klimaschutz genutzt werden können.

Kanzlei Schwegler: Umweltschutz u. a. mit dem „Blauen Engel“

Einen kreativen Ansatz verfolgt die Kanzlei Schwegler. Nachdem bereits seit vielen Jahren möglichst viel Papier eingespart wird, insbesondere durch doppelseitiges Drucken, haben die Partner der renommierten Arbeitsrechtskanzlei sich 2019 dazu entschlossen, das gesamte Papier auf Recyclingpapier umzustellen. Briefpapier, Schreibblöcke mit Logo, Papierhandtücher und Toilettenpapier – jedes Produkt ziert das Umweltsiegel „Blauer Engel“. Auch in der Kommunikation mit Mandanten wird konsequent das Umweltpapier genutzt.

Der Kanzleibedarf-Lieferant Soldan hat anlässlich der Nachfrage der Kanzlei Schwegler eine umfangreiche Nachhaltigkeitsinitiative gestartet. Nach seinen Berechnungen sparen die 28 Anwälte der Kanzlei durch das Recyclingpapier jährlich über 75.000 Liter Wasser, den Strom von 52 Haushalten und drei 25 Meter hohe Bäume.

Daneben bezieht die Kanzlei Strom von einem Ökostromanbieter und achtet auf eine lange Nutzungsdauer von Technik. Flüge werden möglichst vermieden und andernfalls über Atmosfair kompensiert.

Alles in allem sehr einfache, aber dennoch effektive Schritte, die zum Nachahmen animieren könnten. Zumal die positiven Reaktionen der Mandanten zeigen, dass inzwischen auch bei Rechtsdienstleistungen Nachhaltigkeit wertgeschätzt wird. 

Bei uns findest du Top-Arbeitgeber in jedem Fachgebiet

Röttgen, Kluge & Hund: Recht nachhaltig

Die Rechtsanwälte von Röttgen, Kluge & Hund sind in sämtlichen Bereichen des Nachhaltigkeitsrechts tätig. Aber was ist denn das überhaupt? Auf der Homepage der Kanzlei findet sich eine Erklärung: alle Rechtsnormen, „die nachhaltiges Handeln bezwecken oder erfordern.“ Insbesondere gilt dies für Aspekte des Umweltrechts, also beispielsweise für das Recht des Klimaschutzes und der erneuerbaren Energien. Auch das Tier- und Naturschutzrecht zählen zu den Spezialgebieten der Berliner Kanzlei. 

Die Sozietät wirbt besonders mit ihrer Expertise in der außergerichtlichen Vertretung der rechtlichen Interessen der Mandanten bei Behörden, Verbänden und in der Öffentlichkeit. Besonders gerne gesehen sind dabei Mandanten, die sich gleichermaßen für eine nachhaltige Entwicklung einsetzen. Auch unterstützen die Rechtsanwälte Unternehmen bei der sogenannten Nachhaltigkeitsberichterstattung. Dabei müssen Unternehmen transparent Auskunft darüber geben, welche Bemühungen sie für eine nachhaltige Entwicklung anstrengen. Das betrifft etwa ihre Ziele zum Einsatz erneuerbarer Energien und zur Einhaltung der Menschenrechte in der gesamten Lieferkette.

 

Das Projekt „RE:TREE“ von Linklaters

Auch eine Großkanzlei wie Linklaters widmet sich in unterschiedlicher Weise dem Umweltschutz.  Das „Environmental Policy Statement“ von Linklaters legt die Themen Umweltschutz und nachhaltiges Ressourcenmanagement als Bestandteile der Kanzleikultur fest. Daneben unterhält die Kanzlei firmeneigene Leihfahrräder als umweltschonende Alternative zum Taxi. Als Ausgleich für die anfallenden CO²-Emissionen hat die Kanzlei schließlich die Initiative RE:TREE ins Leben gerufen. So können heimische Wälder wiederaufgeforstet werden. Entsprechend dem Slogan „One Pitch One Tree“ wird pro Pitch ein neuer Baum gepflanzt.

In einem Unternehmen arbeiten, das Verantworung übernimmt? Bewirb dich jetzt bei Linklaters!

Fazit

Fest steht, dass die Kanzleien schon einiges auf die Beine gestellt haben, um zu einer klimaneutralen Zukunft beizutragen. Und das, obwohl Anwaltsbüros sicherlich nicht die größten Umweltsünder sind. Sie verbrauchen aber eben auch Umweltressourcen. Für viele Kanzleien liegen auch die weiteren Vorteile nachhaltigen Handelns auf der Hand: So können viele Kosten eingespart werden. Für den juristischen Nachwuchs hat der Umweltschutz zudem häufig eine große Bedeutung. Eine engagierte Kanzlei wird so nicht nur für junge Talente, sondern auch für ihre Mitarbeiter und potenzielle Mandanten attraktiver.  

Ein vorbildliches Verhalten der Juristen kann zudem auch andere Wirtschaftszweige dazu animieren, dem Thema „Nachhaltigkeit“ mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Um es mit den Worten von Mark Twain zu sagen: Das Geheimnis des Vorwärtskommens besteht darin, den ersten Schritt zu tun. 

Wenn du mehr über das soziale Engagement verschiedener Kanzleien erfahren möchtest, kannst du dies hier nachlesen!


Erfahre mehr zu den Arbeitgebern
undefined Logo