Partner in seiner Kanzlei

Veröffentlicht am 18.11.2025

Partnerstatus - Die Spitze der Kanzleilaufbahn

Equity Partner, Salary Partner, Associate Partner: Wir erklären die Hierarchie und die Unterschiede im Partnerstatus in Kanzleien

Hand aufs Herz: In der juristischen Karriere ist die Partnerschaft das, was wirklich zählt. Sie ist das ultimative Ziel, das den Übergang vom Top-Experten zum echten Mitunternehmer markiert. Wer es hierher schafft, entscheidet nicht nur über komplizierte Fälle, sondern auch über die strategische Richtung und den finanziellen Erfolg der gesamten Kanzlei. Kurzum: Hier gibt es den größten Einfluss und das höchste Gehaltspotenzial.

Aber Achtung, die Bezeichnung "Partner" ist trügerisch einfach! In der Realität gibt es eine komplexe interne Hierarchie und eine Vielzahl unterschiedlicher Karrierebezeichnungen, in denen Begriffe wie Associate Partner, Equity Partner, Salary Partner oder Junior Partner kursieren. Und genau diese Begriffe unterscheiden sich fundamental – in ihren Rechten, den Pflichten und vor allem, wie du bezahlt wirst. Wer in die oberste Liga aufsteigen will, muss diese feinen, aber entscheidenden Unterschiede genau kennen.

Der Non-Equity Partner (Assoziierter Partner)

Der Non-Equity Partner ist der Partnerstatus der ersten Reihe und oft die logische Konsequenz nach der Zeit als Senior Associate. Er ist die wichtigste Übergangsstufe auf dem Weg zum Vollpartner.
 

Nomenklatur und Rolle: Mehrere Namen für einen Status

Für diesen Status gibt es eine Reihe von Synonymen, die je nach Kanzlei variieren können:

  • Assoziierter Partner: Der formal korrekte Oberbegriff.
  • Non-Equity Partner: Beschreibt präzise, dass keine Gesellschaftsanteile ("Equity") gehalten werden.
  • Salary Partner: Hebt die Vergütungsstruktur hervor (siehe unten).
  • Junior Partner: Wird oft verwendet, um die Position hierarchisch unter dem Senior/Equity Partner zu kennzeichnen.

Status und Definition: Der Non-Equity Partner ist formal zwar Teil des Partner-Rangs, agiert aber nicht als Gesellschafter der Kanzlei. Er bleibt im Wesentlichen ein hochrangiger Angestellter, wird aber intern und extern als Partner geführt. Diese Position dient oft als finaler Prüfstand – hier kann der Anwalt beweisen, dass er neben der fachlichen Exzellenz auch das unternehmerische Zeug für die Vollpartnerschaft mitbringt.

 

Vergütung: Warum "Salary Partner"?

Der entscheidende Unterschied liegt im Portemonnaie:

Fixgehalt (Salary): Im Gegensatz zum Equity Partner erhält der Non-Equity Partner weiterhin ein relativ hohes, aber festes Grundgehalt. Dieses Gehalt ist nicht direkt an den Gesamterfolg der Kanzlei gebunden.

  • Boni: Das Gehalt wird durch attraktive Boni aufgestockt, die in der Regel an individuelle Leistung, akquirierte Mandate oder den Erfolg des eigenen Teams gekoppelt sind.
  • Risiko: Er trägt kein direktes Verlustrisiko der Kanzlei und muss in der Regel keine Einlagen leisten.

 

Aufgaben und Befugnisse

In der Verantwortung steigt der Non-Equity Partner deutlich über den Senior Associate hinaus:

  • Führung und Mandatsverantwortung: Volle Verantwortung für wichtige Mandate und die Führung kleinerer Teams.
  • Eingeschränkte Mitbestimmung: Er hat oft erweiterte, aber eingeschränkte oder beratende Mitbestimmungsrechte in Kanzleifragen, da die finalen strategischen Entscheidungen bei den Equity Partnern liegen.
  • Business Development (Training): Die Erwartungshaltung, neue Mandanten zu akquirieren, steigt stark an. Diese Phase ist essenziell, um die Fähigkeiten für die Rolle des Equity Partners zu schärfen.

Der Non-Equity Status ist also ein strategischer Zwischenschritt: Er bietet mehr Status, Verantwortung und Einkommen als ein Senior Associate, aber ohne das volle finanzielle Risiko und die uneingeschränkten Gesellschafterrechte eines Equity Partners.

Der Equity Partner (Vollpartner)

Der Equity Partner ist der Endpunkt der juristischen Karriereleiter und die Königsklasse in der Kanzleiwelt. Wer diesen Status erreicht, ist kein Angestellter mehr, sondern ein echter Unternehmer mit allen Rechten – und Risiken.

 

Status und Definition: Das "Equity" im Namen

Die Bezeichnung Equity Partner (Vollpartner) bedeutet, dass du direkt in die Kanzlei eingezeichnet wirst.

  • Gesellschaftsanteile: Du erwirbst Anteile (Equity) an der Kanzleigesellschaft. Das macht dich zu einem Mitunternehmer bzw. Gesellschafter, der direkt von den Gewinnen profitiert, aber auch für Verluste haftet.
  • Investition: Um diesen Status zu erreichen, ist in der Regel eine finanzielle Einlage (oft als "Capital Contribution" bezeichnet) in die Kanzlei notwendig. Damit zeigst du dein Commitment und trägst zur Kapitalbasis der Firma bei.
  • Entscheidungsträger: Du bist Teil des Gesellschafterkreises und triffst alle finalen strategischen Entscheidungen.

 

Vergütung: Das volle Risiko für das maximale Potenzial

Hier dreht sich das Spiel komplett. Im Gegensatz zum Salary Partner erhält der Equity Partner kein festes Gehalt im klassischen Sinne mehr.

  • Gewinnbeteiligung: Dein Einkommen basiert auf der Gewinnbeteiligung der Kanzlei. Es wird nicht mehr vom Umsatz, sondern direkt vom Nettogewinn der gesamten Partnerschaft abgeleitet.
  • Systeme: Die Verteilung des Gewinns folgt oft festen Kanzlei-internen Modellen:
     
    • Lockstep: Das Gehalt steigt primär mit der Seniorität (den Dienstjahren als Partner).
    • Merit-Based: Das Gehalt hängt stark von der individuellen Leistung und dem Beitrag zum Business Development ab.

Risiko: Mit dem maximalen Gewinnpotenzial trägst du das volle unternehmerische Risiko. Läuft das Geschäft schlecht, kann das Einkommen sinken oder im Extremfall ganz ausbleiben.

 

Aufgaben und Verantwortung

Die Aufgaben verschieben sich weg von der reinen Sachbearbeitung hin zu Management und Strategie.

  • Management: Du übernimmst umfangreiche Führungs- und Managementaufgaben, die über das eigene Team hinausgehen (z. B. Finanzen, HR, Marketing, Büroleitung).
  • Business Development: Das A und O. Die Akquise von Neumandanten und die Pflege des Netzwerks sind nicht nur wichtig, sondern existenzielle Pflicht. Ohne eigene "Book of Business" ist der Erfolg als Equity Partner kaum denkbar.
  • Volle Mitbestimmung: Du hast volles Stimm- und Mitbestimmungsrecht in allen Fragen, die die Kanzleistrategie, die Aufnahme neuer Partner oder die Finanzen betreffen.

Der Equity Partner ist also die Verkörperung des Anwalts als Unternehmer: Er investiert, er leitet, er trägt das Risiko, und er erntet im Erfolgsfall das maximale Potenzial.

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Sonderformen und interne Hierarchien

Nachdem wir die fundamentalen Unterschiede zwischen dem Non-Equity und dem Equity Partner geklärt haben, schauen wir uns nun an, wie Kanzleien diese Ränge intern weiter differenzieren und welche speziellen Bezeichnungen dir auf dem Weg begegnen können.

Der Senior Partner: Die Spitze der Hierarchie

Der Senior Partner ist keine eigene juristische Kategorie, sondern eine interne Auszeichnung und die oberste Stufe innerhalb der Partnerschaft. Diese Position wird in der Regel von Equity Partnern eingenommen, die nicht nur eine lange Zugehörigkeit zur Kanzlei, sondern vor allem einen nachweislich herausragenden Beitrag zu ihrem Erfolg geleistet haben. Sie genießen oft das höchste Ansehen und haben das größte Stimmgewicht. In vielen Kanzleien besetzen Senior Partner die wichtigsten Positionen im Management Board und sind maßgeblich für die strategische Ausrichtung, das Mentoring junger Partner und die Repräsentation der Kanzlei nach außen verantwortlich. Sie sind die grauen Eminenzen, die das Unternehmen über Jahrzehnte geprägt haben.
 

Junior Partner und Associate Partner: Vorsicht bei der Auslegung

Die Begriffe Junior Partner und Associate Partner können in der Praxis für Verwirrung sorgen, da sie nicht immer standardisiert verwendet werden. In den meisten Fällen werden sie als Synonyme für den Non-Equity Partner genutzt, den wir bereits in Abschnitt 2.1 besprochen haben. Sie kennzeichnen also den Status als Partner ohne Anteile und mit Fixgehalt.

Allerdings verwenden manche Kanzleien (gerade bei Lockstep-Vergütungsmodellen) den Begriff Junior Partner auch intern, um einen jüngeren Equity Partner zu bezeichnen, der zwar Gesellschafter ist, aber in den ersten Jahren noch weniger Stimmgewicht oder eine geringere Gewinnbeteiligung als etablierte Equity Partner hat. Die Verwendung des Titels Associate Partner hingegen zielt meist darauf ab, einen Senior Associate aufzuwerten und ihn stärker an die Kanzlei zu binden, ohne ihn sofort mit dem vollen finanziellen Risiko eines Equity Partners zu belasten.

Wichtig ist daher: Egal, ob du Junior Partner oder Associate Partner genannt wirst, prüfe immer im Detail, ob der Status mit einer Gewinnbeteiligung (Equity) oder mit einem festen Gehalt (Salary) verbunden ist. Nur so weißt du, welche Rechte und Pflichten du wirklich hast.

Wo stehen Frauen auf der Karriereleiter?

Wir haben die Frauenquote in deutschen Kanzleien 2023 unter die Lupe genommen. Erfahre in unserem exklusiven Jura Report:

→ Wo der Anteil an weiblichen Associates & Partnerinnen am höchsten ist

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Die strategische Wahl der Partnerschaft

Die wichtigste Erkenntnis: Partner ist nicht gleich Partner. Der Kernunterschied liegt im Risiko und im Gewinnpotenzial, basierend auf deiner Rolle:

  • Equity Partner: Du bist Mitunternehmer. Du investierst (Equity), trägst das volle finanzielle Risiko und profitierst direkt vom Gesamtgewinn. Deine Hauptaufgabe ist das Management und die Mandantenakquise.
  • Non-Equity Partner: Du bist leitender Angestellter mit Partner-Titel (Salary Partner). Du erhältst ein festes Gehalt plus Boni, trägst aber kein direktes Verlustrisiko der Kanzlei.

Die Entscheidung für einen der beiden Wege ist eine strategische Wahl zwischen maximalem unternehmerischem Potenzial und größerer finanzieller Stabilität.

Egal, welche Partnerschaft du anstrebst: Dein Aufstieg hängt immer von deiner unverzichtbaren Spezialisierung, deinem überzeugenden Business Case und einem starken Netzwerk ab. Die Kanzlei vergibt den Partnerstatus nur, wenn du beweist, dass du ein Motor für ihren Erfolg bist.