Das Thema Work-Life-Balance bekommt seit einigen Jahren dank der Generation Y immer größere Bedeutung. Während früher die Aussicht in einer Kanzlei Partner werden zu können häufig als Motivation ausgereicht hat den harten Karriereweg in einer Großkanzlei zu beschreiten, sind heutige Bewerber anspruchsvoller geworden. Sie wollen neben finanziellen Anreizen und Karriereperspektiven auch besondere Angebote hinsichtlich Flexibilität und Freizeitausgleich von ihren Arbeitgebern. Wer sich genauer mit dem Thema beschäftigt, der liest regelmäßig Phrasen wie „Familiengerechte Mitarbeit auch in unserer Großkanzlei möglich“, gleichzeitig aber räumen die Mitarbeiter dieser Firmen ein, dass ein Arbeitstag normalerweise eben nicht um 17 Uhr enden wird und auch nicht nach 8 Uhr morgens beginnt. So stellt sich also die Frage, wie weit ist es wirklich her mit der Work-Life-Balance?
Geteilte Zeit ist halbe Zeit
Doch was genau ist mit Work-Life-Balance überhaupt gemeint? Ist die Möglichkeit einen Beruf in Teilzeit zu machen bereits ein besonderes Angebot für Bewerber, die großen Wert auf einen guten Ausgleich zwischen Arbeit und Freizeit legen? Wenn man dies bejaht, ist zunächst positiv festzustellen, dass fast alle Großkanzleien mittlerweile Angebote für ihre Mitarbeiter haben, zumindest eine gewisse Zeit auf weniger als 100 % zu arbeiten.
Durch die hohen gezahlten Gehälter ist das auch alles andere als eine Katastrophe, allerdings sollte beachtet werden, dass der Arbeitgeber eine gewisse Flexibilität von seinen Mitarbeitern verlangt und so Verschiebungen in der Arbeitszeit durchaus üblich sein können. Inwiefern dann die Vorteile dieser Arbeitsform gerade hinsichtlich einer familienfreundlichen Zeiteinteilung vorliegen, muss jeder für sich selbst abwägen.
Dennoch ist durchaus eine positive Entwicklung zu beobachten - Teilzeitarbeit ist in den Großkanzleien angekommen und sogar der Weg zum Partner als Teilzeitkraft scheint nicht unmöglich. Häufig dauert eine Beförderung länger als bei Vollzeitkräften, angesichts der weniger geleisteten Arbeitszeit ist das jedoch verständlich.
Kinder, Eltern und Familie
Nehmen wir aber mal einen Bewerber an, der eine Vollzeitstelle bei einer Großkanzlei anstrebt. Welche Wünsche könnte dieser an eine Großkanzlei bezüglich eines Freizeitausgleichs für seine vielen geleisteten Arbeitsstunden haben? Sicherlich spielt heute die Elternzeit eine nicht unwichtige Rolle.
Wer Kinder haben möchte, der will gerade zu Anfang möglichst viel Zeit mit dem Nachwuchs verbringen und diesen aufwachsen sehen. Vor einigen Jahren wäre es laut Partnern in Großkanzleien noch nahezu unmöglich gewesen, als Mann Elternzeit zu beantragen.
Selbst wenn es funktioniert hätte, wäre hinter dessen Rücken schlecht über ihn gesprochen oder seine Bemühungen Partner zu werden in Frage gestellt worden. Das ist heute nicht mehr der Fall! Dass auch männliche Mitarbeiter ein bis zwei Monate in Elternzeit gehen, ist mittlerweile üblich und wird sich nicht negativ auf die Karriere auswirken. Hier ist also wirklich ein effektiver Fortschritt zu erkennen!