Die Verwaltungsstation im Jurastudium

Verfasst von Finn Holzky. 

Die Jura-Verwaltungsstation – So langweilig wie ihr Ruf?

In diesen Behörden kann die Verwaltungsstation tatsächlich Spaß machen!

Die Verwaltungsstation im Referendariat ist tendenziell nicht sonderlich beliebt und hört man sich unter älteren Juristen um, hört man immer wieder Schauergeschichten von Stationen im öffentlichen Krankenhaus oder in einer verstaubten Behörde, wo nur alle paar Stunden mal ein Bescheid ausgefüllt und ansonsten die Zeit totgeschlagen werden musste. Dass das jedoch nicht so sein muss, wird deutlich, wenn man sich auch die positiven Beispiele vor Augen führt. Welche vielfältigen Möglichkeiten die Verwaltungsstation bietet, soll dieser Artikel zeigen!
 

Verwaltung, was ist das überhaupt?

Der Verwaltungsapparat Deutschlands ist extrem groß und aufgeteilt in die verschiedensten Behörden. Wenn man es etwas vereinfachen möchte, kann man sagen, dass alles, was nicht Justiz aber staatlich ist, zur Verwaltung gehört. Dementsprechend gibt es sehr spannende, aber eben auch weniger spannende Verwaltungsstationen.

Was verdient man während des Referendariats?

Referendariat bei der Polizei?

Egal für welche Station, es gilt immer dasselbe: Die guten Plätze sind beliebt und werden dementsprechend früh vergeben. Zudem gibt es in der Regel mehrere Bewerbungen auf einen Referendariatsplatz. Wer also seine Chancen wahren oder erhöhen möchte, der sollte sich bereits früh während der ersten Referendariatsstation oder sogar direkt nach Erhalt des Zulassungsbescheids auf die Suche nach entsprechenden Plätzen machen!

Für diejenigen, die während ihres Referendariats richtig was erleben möchten, könnte die Polizei die richtige Wahl sein. Zur Auswahl stehen Plätze bei den normalen Polizeidirektionen aber auch bei den Landeskriminalämtern. Gerade bei der Polizei ist das frühe Bewerben besonders wichtig, da diese Station üblicherweise äußerst beliebt ist und Wartezeiten von über einem Jahr keine Seltenheit darstellen.

Je nach Dienststelle kann sich das Referendariat dabei sehr abwechslungsreich gestalten. Neben typischen Verwaltungsaufgaben können Referendare in der Regel bis zu einem Monat am Schichtdienst teilnehmen und somit aktiv auf Streife dabei sein. Dies bringt den nicht unerheblichen Vorteil zum Verständnis über die Arbeitsweise der Polizei für spätere Verfahren. Auch können Hausdurchsuchungen oder andere Ermittlungsarbeiten aus nächster Nähe beobachtet und begleitet werden.

Nahezu ein Klassiker sind die Berichte von einmaligen „Fahruntüchtigkeitstrinken“, bei denen die Möglichkeit geboten wird unter wissenschaftlicher Aufsicht gezielt bestimmte Alkoholpegel zu erreichen, um ein besseres Verständnis für entsprechende gesetzliche Grenzen zu bekommen.

Es kommen hierfür übrigens auch Ministerien in Frage, die außerhalb des Bundeslandes des entsprechenden OLG Bezirks liegen.

Kammern: Eine nicht zu verachtende Alternative

Ebenfalls eine Option für die Verwaltungsstation sind verschiedene Kammern, wie beispielsweise die Anwalts- oder die Ärztekammer. Hier fallen überwiegend verwaltungsübliche Aufgaben an, dafür ist in der Regel ein hohes Arbeitsaufkommen mit direktem Examensbezug zu erwarten.

Zudem können hier besonders gut berufliche Kontakte geknüpft werden, wenn man später in diese Richtung tätig werden möchte. Hierfür eignet sich beispielsweise eine Kombination aus universitärem Schwerpunkt im Medizinrecht, mit anschließender Verwaltungsstation bei der Ärztekammer während des Referendariats.
 

Wenn die hohe Politik ruft

Ebenfalls zum Verwaltungsapparat und somit zu den möglichen Verwaltungsstationen gehören die Ministerien der Länder und des Bundes. Wer hier sein Referendariat absolvieren möchte, der muss sich wieder frühestmöglich bewerben und gute Noten mitbringen, denn diese Stellenangebote sind wirklich sehr rar gesät. Dafür kann der Referendar einen Einblick in die Arbeitsweise der Minister und ihren Mitarbeitern erwarten und live vor Ort sein, wenn Politik auf Länder oder Bundesebene gemacht wird.

Es kommen hierfür übrigens auch Ministerien in Frage, die außerhalb des Bundeslandes des entsprechenden OLG Bezirks liegen. Allerdings ist hier häufig das Problem gegeben, dass regelmäßiges Pendeln zur Teilnahme an den AGs unausweichlich ist. In der Regel werden diese Fahrtkosten nicht übernommen und somit sollte ein solches Vorhaben genau geplant und auch konkret durchgerechnet werden.

Insbesondere für Juristen, die ihre Zukunft im gehobenen Verwaltungsdienst sehen oder ein hohes politisches Interesse mitbringen und sich auch eine Karriere in der Landes- oder Bundespolitik vorstellen könnten oder sogar planen, kann sich diese Station als Einstiegsgelegenheit in die Politik herausstellen. 

Referendar in ausgefallenen Verwaltungen

Nicht selten hört man von dem angeblichen Verwaltungsdschungel Deutschland. Tatsächlich gibt es für fast alles Regelungen und dementsprechend auch Verwaltungsorgane, die sich um diese Regelungen kümmern müssen. Wer ausgefallene Interessen hat oder einfach mal was ganz Neues ausprobieren möchte, der kann hierfür die Verwaltungsstation nutzen.

Darüber hinaus berichten viele Referendare im Nachhinein, dass es bei den kleineren und spezialisierten Ämtern und Behörden häufig viel spannender war, da hier verschiedenste Fälle von Anfang bis Ende begleitet werden können und eine besonders intensive Einarbeitung erfolgt.

Zudem sind die Mitarbeiter in kleineren Behörden häufig sehr kompetent auf ihrem Fachgebiet und können daher einen größeren Mehrwert für den Referendar darstellen als ein Allrounder in einer großen Behörde. Zu solch eher ausgefallenen Ämtern und Behörden gehören beispielsweise das Bundesamt für Luftsicherheit, das Bundesamt für Strahlenschutz oder die Schulbehörden der Länder.

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Für die deutsche Verwaltung im Ausland tätig?

In einigen Bundesländern ist es darüber hinaus sogar möglich, die Verwaltungsstation im Ausland, vorwiegend beim Auswärtigen Amt, zu absolvieren. Darüber hinaus gibt es auch noch die Möglichkeit sich beim Europäischen Parlament oder der Europäischen Kommission um entsprechende Plätze zu bewerben. Hier kommt es jedoch sehr auf Eigeninitiative an, da diese Stellen nicht aktiv beworben werden und aufgrund der verschiedenen Europäischen Ausbildungsprogramme für Juristen auch nicht konkret auf das deutsche Referendariat angepasst sind. 

Grundvoraussetzung für eine Verwaltungsstation im Ausland sind sehr gute Noten und exzellente Englischkenntnisse. Darüber hinaus ist das Sprechen einer weiteren Fremdsprache, im besten Fall Französisch, sehr von Vorteil. Das Auswärtige Amt selbst schreibt jedoch, dass für jede freie Stelle so viele Bewerbungen eintreffen, dass dringend empfohlen wird, sich auch bei anderen Institutionen zu bewerben.

Die Wahrscheinlichkeit selbst bei guten Qualifikationen einen solchen Job zu bekommen, ist also wirklich gering. Darüber hinaus können am Einsatzort im Ausland deutlich höhere Kosten entstehen, die wiederum vom Referendar selbst getragen werden müssen.

Polizei NRW
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