Zusatzqualifikationen Syndikusanwälte

Verfasst von Laura Hörner|Veröffentlicht am 21.02.2022

4 Zusatzqualifikationen für Syndikusanwälte

Diese Weiterbildungen lohnen sich nicht nur finanziell

Fertig mit dem Studium – und dann nie wieder ein Buch aufschlagen? Für Juristen ist diese Vorstellung utopisch. Ein guter Jurist bildet sich seine ganze Karriere über weiter, schließlich gibt es laufend Veränderungen im Recht und neue Qualifikationen, die für den Beruf notwendig sind. Umso mehr du dich weiterbildest, umso spannender werden auch die Jobs – einmal ganz abgesehen davon, dass du mit einer gesuchten Spezialisierung dein Gehalt deutlich in die Höhe treiben kannst. Besonders gefragt sind solche Spezialisierungen auch unter Syndikusanwälten. Welche Weiterbildungen sich lohnen und wie diese ablaufen, erfährst du hier.

Compliance Officer: der Regelkonforme

Compliance ist ein sehr aktuelles Feld, das in den letzten Jahren zunehmen an Komplexität gewonnen hat und nun aus kaum einem Unternehmen mehr wegzudenken ist. Als Compliance Officer erarbeitest du ein firmeneigenes Compliance Management System (oder nutzt ein solches, wenn es bereits existiert), um sicherzustellen, dass alle firmeninternen Abläufe den gesetzlichen oder auch den vom Unternehmen selbst vorgeschriebenen Vorgaben entsprechen. Zudem kümmerst du dich um den internen Informationsfluss und schulst Mitarbeiter in Bezug auf Compliance-Themen. Besonders relevant ist für Compliance Officer zum Beispiel der Datenschutz, der heutzutage einen viel höheren Stellenwert einnimmt als noch vor einigen Jahren.

Inhalte der Weiterbildung

Eine Weiterbildung zum Compliance Officer umfasst zahlreiche Themen: Neben einem Überblick über relevante Rechtsgebiete wie das Arbeitsrecht, Kartellrecht, Antikorruptionsgesetze oder Datenschutzrecht lernst du auch wichtige praktische Skills, die dir beim Compliance Management helfen. Dazu gehören zum Beispiel die richtige Kommunikation, Risikomanagement, Due Dilligence, die Erstellung von Compliance-Richtlinien und vieles mehr.

Dauer & Kosten

Die Seminare werden beispielsweise von der IHK oder vom TÜV angeboten und haben in der Regel einen Umfang von wenigen Tagen. Die Kosten belaufen sich auf rund 2.200 – 3.300 €, können aber je nach Anbieter variieren.

Mediator: der Vermittler

Anwälte sind streitsüchtig? Weit gefehlt! Viele Rechtsanwälte spezialisieren sich darauf, Konflikte zu lösen anstatt sie auszunutzen. Als Mediator vermittelst du zwischen zwei oder mehreren Parteien, die sich uneinig sind, und hilfst dabei, Lösungen und Kompromisse zu finden. Damit verhinderst du im besten Fall, dass es zu teuren Prozessen kommt, und kannst deinem Unternehmen sehr viel Geld sparen.

Inhalte der Weiterbildung

Für die Ausbildung zum Mediator gibt es die unterschiedlichsten Anbieter, da es keine einheitlichen Standards gibt. Achte also bei der Auswahl der Weiterbildung darauf, dass die Inhalte deinen Vorstellungen entsprechen. Auch Fernlehrgänge werden angeboten. Neben grundlegenden Weiterbildungen gibt es auch spezielle Kurse wie zum Beispiel Wirtschaftsmediation oder Cross-Border-Mediation. Es kann sich also lohnen, dich nach einem Kurs umzusehen, der genau zu deinem Tätigkeitsfeld passt. Die Weiterbildung besteht aus praktischen und theoretischen Anteilen. Du lernst hier zum Beispiel unterschiedliche Kommunikationstechniken, Verhandlungstechniken und Methoden zur Konfliktlösung sowie Emotionsmanagement, beschäftigst dich aber auch auf einer theoretischen Ebene mit dem Thema Konflikten.

Dauer & Kosten

Aufgrund des vielfältigen Angebots schwanken auch die Dauer und die Kosten der Weiterbildung deutlich. Um als zertifizierter Mediator aus dem Kurs zu gehen, sollte dieser mindestens 120 Stunden dauern. Je nach Anbieter und Dauer der Weiterbildung musst du mit Kosten von 2.000 bis 8.000 € rechnen.

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MBA: der Wirtschaftsexperte

Juristen in Kanzleien entscheiden sich immer öfter für einen zusätzlichen LL.M., wenn sie ihr Profil stärken und sich spezialisieren möchten. Für Syndikusanwälte kann dies ebenfalls sinnvoll sein, noch interessanter ist für sie aber oft der MBA, also der Master of Business Administration. Das liegt daran, dass es in diesem Masterstudiengang nicht darum geht, juristische Kenntnisse zu vertiefen, sondern darum, betriebswirtschaftliche Zusammenhänge zu verstehen. Das kann für Syndikusanwälte Gold wert sein, vor allem, wenn sie eine Managementposition anstreben.

Inhalte des Studiums

Wenn du dich für einen MBA entscheidest, musst du zunächst einmal zwischen einem generalistischen und einem branchenspezifischen MBA wählen. Letzterer ist logischerweise vorzuziehen, wenn du dich auf eine bestimmte Branche spezialisiert hast und dich in deinem Arbeitsalltag mit ebensolchen branchenspezifischen Problemen beschäftigst – und vor allem, wenn du planst, langfristig in dieser Branche tätig zu bleiben. Die Inhalte variieren je nach MBA-Programm, in der Regel kannst du jedoch mit folgenden Themen (gegebenenfalls ergänzt durch branchenspezifische Inhalte) rechnen: Betriebs- & Volkswirtschaftslehre Strategisches Management Organisation HR & Personalmanagement Innovationsmanagement Projektmanagement Recht

Dauer & Kosten

Ein MBA Studium dauert je nach Hochschule zwischen 2 und 4 Semester und kann auch im Ausland absolviert werden. Die Kosten hängen von mehreren Faktoren ab und bewegen sich zwischen 8.000 und 20.000 €. Interessierst du dich für einen MBA zum Beispiel in den USA, musst du noch tiefer in die Tasche greifen. An Elite-Unis kann der Abschluss schon mal um die 50.000 € kosten.

Fachanwalt: der Spezialist

Der Fachanwaltslehrgang ist wahrscheinlich die offensichtlichste Wahl, wenn es um Weiterbildungen für Syndikusanwälte geht – schließlich steht dieser in direktem Zusammenhang zu der bisherigen Ausbildung. Um als Fachanwalt anerkannt zu werden, muss eine mindestens dreijährige Tätigkeit (innerhalb der letzten 6 Jahre vor Antragstellung) in diesem konkreten Bereich nachgewiesen werden – sowie spezifische Kenntnisse, die deutlich über die hinausgehen, welche im Jurastudium gelernt wurden. Um diese Kenntnisse nachzuweisen, absolvieren Anwälte in der Regel einen Fachanwaltslehrgang. Du kannst bis zu drei Fachanwaltstitel erwerben.

Inhalte der Weiterbildung

Die Inhalte des Fachanwaltslehrgangs hängen natürlich davon ab, für welchen Fachbereich du dich entscheidest. Insgesamt stehen 24 unterschiedliche Rechtsbereiche zur Auswahl, davon sind einige für Syndikusanwälte relevanter als andere. Besonders sinnvoll kann für sie zum Beispiel eine Spezialisierung im Handels- und Gesellschaftsrecht oder im Arbeitsrecht sein. Je nach deinem Einsatzgebiet sind aber auch andere Bereiche spannend.

Dauer & Kosten

Die Weiterbildung muss mindestens 120 Stunden (oder in manchen Rechtsgebieten noch mehr) umfassen und drei Aufsichtsarbeiten beinhalten, um anerkannt zu werden. Meistens werden die Kurse über einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten aufgeteilt in dreitägige Blöcke angeboten. Die Kosten belaufen sich auf rund 2.000 €, auch hier kann es aber natürlich Schwankungen geben.

Für Syndikusanwälte gibt es zahlreiche Möglichkeiten einer Zusatzqualifikation. Es ist kein Geheimnis, dass das Jurastudium an sich nicht besonders gut auf die Arbeitswelt vorbereitet – vor allem dann nicht, wenn in deinem Job auch noch wirtschaftliche Kenntnisse von großer Bedeutung sind. Welche Zusatzqualifikation sich für dich eignet, solltest du nicht allzu sehr von deiner jetzigen Stelle abhängig machen, sondern vor allem davon, wohin sich deine Karriere in Zukunft entwickeln soll. Bist du dir unsicher, kann sich auch ein Gespräch mit deinen Vorgesetzten lohnen, die dir wertvollen Input geben können. Auf keinen Fall solltest du einfach aus Prinzip eine Weiterbildung machen, wenn diese keinen wirklichen Nutzen für dich hat: Im schlimmsten Fall hast du dann einfach Geld verschenkt. Habe ein klares Ziel vor Augen und überlege dir, wie du dieses erreichen kannst – eine Fortbildung ist dazu der erste Schritt!

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Laura Hörner
Kulturwirtschaft Uni Passau

Als freie Autorin schreibt Laura Hörner bei TalentRocket über Themen rund um die juristische Karriere. Besonders interessiert sie sich dabei für die vielfältigen Karrierewege, die Jurist:innen offenstehen.