Tipps für die Schwerpunktwahl im Jurastudium

Verfasst von Julian Wagner

4 Tipps für die Wahl des Schwerpunktbereichs

So triffst du die beste Entscheidung für dich...

Jeder Jurastudent muss sich der Qual der Wahl stellen und für einen Schwerpunktbereich in Jura entscheiden. Je nach juristischer Fakultät werden eine Vielzahl an Themen angeboten – teilweise mit noch völlig unbekannten, häufig international ausgerichteten Inhalten.

Das kann besonders für diejenigen Studenten, die sich bereits im vierten oder fünften Semester für einen Schwerpunktbereich entscheiden bzw. anmelden möchten, verwirrend sein. Da die Wertung des universitären Schwerpunktbereiches zu dreißig Prozent mit in die Endnote der ersten juristischen Prüfung einfließt und die Noten-Punktzahlen für gewöhnlich deutlich höher als normalerweise in Jura ausfallen, bietet sie meist eine attraktive Möglichkeit, den eigenen Notendurchschnitt aufzuhübschen. Letztlich bleibt aber stets die bedeutende Frage offen, wie man - bei all der Auswahl und den vielen relevanten Faktoren - eine gute Entscheidung trifft, die man nicht bereut.

1. Tipp:  Die wichtigsten Entscheidungsfaktoren

Diverse relevante Faktoren sollten in den Prozess der Entscheidungsfindung einfließen. Natürlich kann man dabei die eigenen Interessen bei der Auswahl besonders in Betracht ziehen. Dafür ist es notwendig, sich bereits im Vordergrund über Fächer, die einem bisher selbst noch unbekannt waren, aber Teil des Schwerpunktbereiches sind, zu informieren. Denn nichts wäre wohl schlimmer, als eine Entscheidung zu bereuen, weil man sich für eine Thema entschieden hat, welches nun doch langweilig erscheint oder zumindest nicht mehr besonders interessant wirkt – denn im Rahmen des Schwerpunktstudiums wird man sich ganz besonders intensiv damit auseinandersetzen müssen.

Also: Lieber vorher über unbekannte Fachbereiche recherchieren (z. B. mal ein zugehöriges Lehrbuch in der Bibliothek ausleihen) und sich genau überlegen, ob es den eigenen Interessen entsprechen könnte.

Des Weiteren gilt es zu beachten, dass Schwerpunktbereiche mit intensiven internationalen bzw. europarechtlichen Bezügen besonders für diejenigen Studenten gedacht und geeignet sind, die bereits notwendige Grundkenntnisse erworben habe, z. B. im Rahmen eines Begleitstudiums.

Für viele spielt auch die Frage eine Rolle, wie nahe die Inhalte eines Schwerpunktbereiches am examenrelevanten Stoff sind. Sinnvoll erscheint dabei auch der Gedanke,  mithilfe eines examensnahen Schwerpunktstudiums in wichtigen Bereichen Kenntnisse zu vertiefen.

Offensichtlich ist in diesem Zusammenhang, dass Schwerpunktbereiche wie  Rechtsphilosophie, Rechtsgeschichte, Rechtsvergleichung und Zivilrechtspflege lediglich ein besseres Bewusstsein für das eigene Studienfach und dessen Tradition schaffen können, aber inhaltlich wohl eher keine Vorteile für das Examen bieten.

Auch Schwerpunktebereiche, die mit Sprachen in Verbindung stehen, wie beispielsweise Rechtsfranzösisch oder besonders spezielle Fächer (z. B. Kartellrecht) weisen regelmäßig keine oder nur eine geringe Affinität zum Examensstoff auf. Wenn das persönliche Interesse für einen Schwerpunktbereich jedoch überwiegt, sollte man sich sicherlich nicht von einer geringen Examensrelevanz abschrecken lassen.

Wer allerdings keine besonderen Interessen hat und taktisch geschickt einen Schwerpunktbereich auswählen möchte, sollte die Examenrelevanz der jeweiligen Bereiche nicht außer Acht lassen.

Die Absolvierung des Schwerpunktbereiches stellt keine Zulassungsvoraussetzung zum staatlichen Pflichtteil der ersten juristischen Prüfung dar.

2. Tipp: Noten, Bewertung & Plätze

Je nach Professor können die in den Seminaren vergebenen Noten sehr unterschiedlich ausfallen. Man könnte auch sagen: Bei manchen Professoren ist es deutlich leichter, eine hohe Punktzahl zu erreichen, als bei anderen. Woran das genau liegt, lässt sich wohl nur schwer feststellen – die Ansprüche der Professoren und das Niveau der Seminare fallen einfach je nach Teilnehmern und Lehrkraft sehr unterschiedlich aus.

Fakt ist, dass kleine Seminare einen für das Jurastudium ungewöhnlich persönlichen Kontakt zum Professor mitsichbringen und die Bewertung der im Rahmen des Seminars erbrachten Leistungen somit auch in besonderer Weise von der Wahrnehmung des verantwortlichen Professors abhängt.

Im Vergleich dazu war man als Jura-Student bei den bisherigen schriftlichen Klausuren immer anonym gewesen, was sich mit den häufig kleineren Veranstaltungen eines Schwerpunktstudiums schlagartig ändert. Daher sollte man zu der verantwortlichen Lehrkraft auch in einem guten oder zumindest neutralen und unbelasteten Verhältnis stehen.

Natürlich macht es daher auch Sinn, diejenigen Schwerpunktbereiche in die engere Auswahl zu nehmen, die von Professoren gestaltet werden, die man bereits kennengelernt hat, z. B. im Rahmen einer studentischen Mitarbeit am entsprechenden Lehrstuhl.

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Auch wenn man nicht meinen sollte, dass Noten von persönlichen Kontakten  abhängen, sollten soziale Kontakte, Sympathie und Wertschätzung nicht völlig bei der Entscheidungsfindung vernachlässigt werden – gleichzeitig sollten sie aber auch keinesfalls das primäre Kriterium für die Auswahl des Schwerpunktbereiches darstellen.

Noch zu beachten gilt es, dass die einzelnen Schwerpunktbereiche für gewöhnlich sehr unterschiedlich stark ausgelastet sind. An vielen Universitäten gelten beispielsweise die Bereiche „Kriminalwissenschaften“ und „Arbeitsrecht“ als besonders beliebt und werden daher auch deutlich stärker besucht.

Auch wenn bei diesen Schwerpunktbereichen überdurchschnittlich viele Plätze angeboten werden, sollte man im Hinterkopf behalten, dass die Anzahl der verfügbaren Plätze begrenzt ist. Dies gilt natürlich auch für die zugehörigen Seminare. Daher kann es lohnenswert sein, den Anmeldezeitraum genau zu beachten und sich so früh wie möglich für den jeweiligen Schwerpunktbereich anzumelden.

Teilweise (vom Professor abhängig) gibt es auch Zulassungsbeschränkungen für Seminare und eine kurzes Bewerbungsverfahren (eher selten, aber durchaus möglich). Häufig spielen dann die bisherigen Studienleistungen, insbesondere die Noten in Zwischenprüfung eine Rolle.

In den Seminaren selbst, werden die einzelnen Themen für die Seminararbeiten – auch von Professor zu Professor unterschiedlich – entweder per Los, den Wünschen der Seminarteilnehmer entsprechend oder nach den Präferenzen derjenigen Studierenden, welche bisher die besten Studienleistungen erbracht haben, vergeben.

3. Tipp: Zeitpunkt

Wann ein Schwerpunktbereich ausgewählt und sich dafür angemeldet wird bzw. wann der Besuch der Vorlesungen beginnt, sollte man vom eigenen Studienfortschritt abhängig machen. Einige Studierende entscheiden sich bereits im vierten oder fünften Semester für einen Schwerpunkt – das macht vor allem dann Sinn, wenn das Studium insgesamt innerhalb der Regelstudienzeit von 8 Monaten abgeschlossen werden soll.

Die Absolvierung der im Rahmen des Schwerpunktstudiums zu erbringenden Leistungen sollte sich mit nicht zu vielen Pflichtveranstaltungen und Klausuren überschneiden, die während des Hauptstudiums klar Priorität haben, da sie den Studienfortschritt des Studierenden maßgeblich bestimmen.  

Die Absolvierung des Schwerpunktbereiches stellt keine Zulassungsvoraussetzung zum staatlichen Pflichtteil der ersten juristischen Prüfung dar. Trotzdem bleibt es ein Wagnis, die Prüfungen des universitären Schwerpunktbereiches erst nachträglich zu absolvieren. Vor allem, weil die Überwindung, sich nach einem derart anstrengenden Vorbereitungs- und Klausurenmarathon, wie dem staatliche Teil, erneut aufzuraffen, sehr groß ist und eine längere Phase für die Regeneration und gleichzeitig auch für die anschließend anstehende mündliche Prüfung im staatlichen Teil benötigt wird.

Da die Bewertungen im universitären Schwerpunktbereich regelmäßig recht gut ausfallen (bundesweiter Durchschnitt: ca. 9,5 Punkte), können sie dem Studierenden nach der Absolvierung des universitären Teils und vor dem staatlichen Prüfungsteil auch einfach ein gutes Gefühl mit auf den Weg geben oder zumindest den persönlichen Druck und Stress etwas reduzieren.

4. Tipp: Richtig informieren

Wie immer ist es auch bei der Auswahl eines Schwerpunktbereiches bedeutsam, sich mit erfahreneren Studierenden aus höheren Semestern auszutauschen, da interne Informationen und persönliche Erfahrungswerte sowie „Insider-Tipps" normalerweise in keiner Broschüre und auf keiner Webseite stehen.

Nichtsdestotrotz sollten auch Informationsveranstaltungen, auf denen die einzelnen Schwerpunktbereiche von den jeweiligen Professoren vorgestellt und beworben werden, besucht werden. Wer möchte, kann auch mal eine Seminar probeweise besuchen – dies ist für gewöhnlich problemlos möglich. Im Zweifelfall lässt sich eine probeweise Teilnahme nach vorheriger Absprache mit den zuständigen Personen des jeweiligen Lehrstuhls realisieren.

 

Letztlich ist die Auswahl des Schwerpunktes eine wichtige und selbstverständlich auch höchst individuelle Entscheidung. Wichtig bleibt es jedoch, dass eine derartige Entscheidung rechtzeitig, mit Bedacht und nach vorhergehender Recherche getroffen wird, damit man seinen Entschluss zu einem späteren Zeitpunkt keinesfalls bereut.